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92 DEK HANDELSGÄRTNER, Handelszettung für den deutschen Gartenbau Nr. 23 u. 24 Stabheuschrecke in Warmhäusern geklagt. Da sollte man doch einmal einen Versuch machen, ob diesem gefräßigen Schädling nicht ebenfalls mit Uraniagrün beizukommen ist. Allerdings wird ja das Aussehen der Pflanzen durch die Uraniagrünlösung nicht verbessert. Aber besser ist es immerhin, diesen Uebelstand vorübergehend mit in den Kauf zu nehmen, anstatt daß die Pflanzen selbst durch den Heuschreckenfraß schweren Schaden nehmen. Mlan könnte ja auch nur die erfahrungsgemäß am mei sten durch die Heuschrecken gefährdeten Pflanzen mit dem Schutzmittel behandeln, um nicht den ganzen Ge- wächshausbestard durch die Spritzflecken zu verun zieren. Zum Einfluß der Witterung auf den Blütenansatz der i Ziergehölze und Obstbäume. Man kann sehr häufig die Meinung hören, daß trockene Witterung im Hoch- und Spätsommer den reichen Ansatz von Blütenaugen fördere. In der gärtnerischen Praxis ist deshalb aus dieser An nahme heraus die Gewohnheit entstanden, Treibsträu- j eher, wie z. B. Syringen, durch möglichst knappe Bewäs serung einige Zeit nach erfolgter Anlage der nächstjähri gen Augen zu reicherem Blütenansatz zu zwingen. Der Erfolg scheint auch die Richtigkeit dieser Maßnahme zu I bescheinigen; jedoch müssen Zweifel darüber aufsteigen, | ob dies wirklich so unbedingt zutrifft, wenn man sieht, I wie reich auch in diesem Jahre die Obstbäume und ! viele Ziergehölze, z. B. die Roßkastanien und die । Syringen, wieder blühen, trotzdem im vergangenen ; Sommer von Mitte Juni an die Schleußen des Him mels sich fast alltäglich in ausgiebigstem Maße öffne ten. In Anbetracht dieser Witterungsverhältnisse des Vorjahres hätte man auf Grund der oben erwähnten Theo rie eher das Gegenteil erwarten müssen. M. L. in W. Bewässerung der Obstbäume, ein wichtiges Mittel zur Sicherung der Ernte, In einer Kieler Tageszeitung findet sich nachstehende Mitteilung eines Obstbaum besitzers: „Da es in dieser teuren Zeit sehr erwünscht ist, recht viel Obst für die Volksernährung zu ziehen, will ich im Nachstehenden meine Erfahrungen in der Birnbaumbe- j handlung zur Nachahmung empfehlen. Ich grabe um den I Baum eine etwa 15 cm tiefe Rinne in einem Abstande vom Stamme bis zu 2 m, also ungefähr in der halben Länge der längsten Zweige. In diese Rinne gieße ich zwei Eimer kräftige Jauche und nach und nach, während der beiden ersten Tage etwa 30 Eimer Wasser, bis nichts mehr wegziehen will. Hiernach wird die Rinne wieder zugeworfen. Die Rinne darf nicht zu tief gegraben wer den, damit nicht die flachliegenden Wurzeln abgestochen ' oder verletzt, und die Behandlung muß vorgenommen werden, wenn der Baum die ersten Blüten zeigt. Da im vorigen Jahre fast kein Birnbaumbesitzer einen zufrie denstellenden Ertrag zu verzeichnen hatte, mein Baum jedoch wieder seinen gewohnten Ertrag brachte, muß diese Erscheinung meines Erachtens auf die geschilderte Dün- I gung zurückzuführen sein. D. Staack, Kiel.“ Darüber ist folgendes zu sagen: Es dürfte wohl kaum anzunehmen sein, daß aus schließlich die schwache Jauchedüngung von zwei Eimern die beschriebene erfreuliche Wirkung hatte. Viemehr ist zu vermuten, daß hauptsächlich die starke Bewässerung des Baumes die Ernte gesichert hat. In sehr vielen Fäl len ist besonders nach trockenen, schneearmen Wintern und in sandigen Böden, die auf kiesigem und steinigem Un tergrund stehen, die Erde so stark ausgetrocknet, daß die kaum angesetzten jungen Früchtchen wegen Wassermangels i zum größten Teil abfallen. Das trifft ganz besonders häufig zu bei Bäumen, die im Graslande stehen; denn ein • dichter Rasenwurzelsitz läßt nur in nassen Jahren aus- । reichende Feuchtigkeit durch, um die genügende Bewäs serung darunterliegender Obstbaumwurzeln zu ermög lichen. Es soll aber nicht bestritten werden, daß auch die Jauchedüngung eine gewisse, für die Ernährung der jun gen Früchte vorteilhafte Wirkung ausgeübt hat, wodurch die Erhaltung des Ansatzes begünstigt wurde. Jedenfalls sollten alle Obstbau treibenden Gärtner auf die Bewäs serung der Bäume während und kurz nach der Blütezeit das größte Gewicht legen. Auch Landschaftsgärtner, denen die Pflege von Privatgärten anvertraut ist, können sich bei ihren Kunden einen Stein im Brett verschaffen, wenn sie diese auf die große Bedeutung der rechtzeitigen Wasserzufuhr für den Fruchtansatz hinweisen. Eine interessante Beobachtung an überständigen Rot kohlpflanzen, Im Frühjahr 1918 machte ich Mitte April eine Aussaat von Rotkohl ins freie Land. Die Pflan zen wurden damals nicht alle ausgepflanzt, weil es an Platz fehlte. Schließlich blieben auf einer Fläche von etwa 2 Quadratmetern 200 Stück übrig. Aus irgendwel chem Grunde wurde es später unterlassen, diese Fläche umzugraben, und die überständigen Pflanzen, welche na türlich infolge ihres engen Standes recht kümmerlich ge blieben waren, überwinterten auf dem Aussaatbeete. Aus Wißbegier, was aus den Pflanzen wohl werden möge, ließ ich sie bis zum Frühjahr 1919 stehen. Es war nicht eine einzige im Winter erfroren. Mitte April bildete ein klei ner Teil der Pflanzen sofort Blütenstengel, und zwar im ganzen etwa 20 Stück, also der zehnte Teil der Gesamt zahl. Die übrigen, welche bis Ende April keine Miene machten, in Blüte zu schließen, pflanzte ich nunmehr aus, freilich machte ich mir keine Hoffnung, von ihnen einen Kopf zu ernten, vielmehr erwartete ich, sie würden sämt lich vor der Kopfbildung Blütenstengel treiben. Das ge schah aber sonderbarerweise bis heute (zum 28, Mai, an welchem Tage ich diese Zeilen schrieb) nicht. Viel mehr begannen die Blätter sich seit dem letzten Maidrit tel allmählich zu Köpfen zu schließen, so daß es augen blicklich den Anschein hat, als würde ich aus diesen überständigen Pflanzen eine ganz nette Rotkohlernte er zielen, welche natürlich infolge ihrer voraussichtlichen Frühzeitigkeit um so wertvoller sein wird. Die hier mit geteilte Beobachtung bietet insofern ein gewisses Inter esse, weil man bisher wohl allgemein der Meinung gewe sen ist, daß solche überständigen Kopfpflanzen mit Sicher heit zur Samenbildung übergehen, ohne vorher sich zu Köpfen geformt zu haben. M. L. in W. - ~ Reines Deutsch im Gartenbau! Der Verfasser dieser Zeilen gehört nicht zu den Heißspornen, auf die jedes Fremdwort wirkt wie ein rotes Tuch auf den Kampf stier. Aber immerhin gibt es auch im Obst- und Garten bau eine Anzahl von fremdsprachlichen Fachausdrücken, die sich ganz gut durch deutsche Ausdrücke ersetzen lassen. So z. B. das Wort „Rigolen“! Ich habe dieses Fremd wort aus meinem Sprachschatz verbannt und gebrauche statt seiner stets die Verdeutschung „Umschichten", das den Sinn des Wortes jedenfalls viel deutlicher wieder gibt als „Rigolen“. Anstatt Kordons pflege ich stets das deutsche Schnurbaum zu benutzen, und den Spalierbaum habe ich in Gitterbaum, die Wandspalierbäume also in Wandgitterbäume umgetauft. Statt des „Okulierens“ be diene ich mich stets des Wortes Aeugeln und bin der Mei nung, daß dieses deutsche Wort durchaus nicht häßlicher und unklarer sei, als das Fremdwort. Anstatt des Wortes Pikieren bediene Ich mich als Verdeutschung des Wortes Vereinzeln, welches mir besser scheint als Verstopfen. Diese wenigen Beispiele mögen als Beweis dienen, daß es auch im Gartenbau ohne Fremdwörter recht gut geht, wenn nur der gute Wille dazu vorhanden ist. K. M. Die Erhaltung des Hofgartens in Veitshöchheim bei Würzburg gesichert! Der Hofgarten zu Veitshöchheim