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82 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 21 u. wenn wir ihn so annähmen, wie er im Hirn rachsüchtiger, vernichtungslustiger, heuchlerischer Imperialisten und Mi litaristen ausgebrütet wurde. Es ist kein Friedens-, son dern ein neuer Kriegsvorschlag, der uns gemacht wurde und den wir zurückweisen müssen, wenn wir nicht am Frieden zu Grunde gehen wollen wie am Kriege. Mit vol lem Verständnis für Deutschlands schwerste Zeit prägte Scheidemann das Wort: ,W irstehenamGrabedes deutschen Volkes“. Selbst wenn es gelingt, im Wege der Verhandlungen Milderungen der ruinösen Be dingungen zu erzielen, stehen wir vor der Grablegung unserer wirtschaftlichen Kraft, vor der Grablegung unse res Handels, vor der Grablegung unserer Industrie, unse res Gewerbes, von Landwirtschaft und Gartenbau, vor der Bestattung unserer politischen Bedeutung, es sei denn, daß ein neues Friedensangebot dem ersten folgt. Man raubt uns Gebiete unseres Reiches, deren Losreißung unsere Existenz aufs schwerste gefährdet. Elsaß-Lothringen, das uns einst der „roi soleil" von Frankreich stahl, das wir mit Blut und Leben uns wiedererkämpften, wird uns aufs neue genommen, die Kohlengebiete des Saarbeckens und Oberschlesiens sind verloren, weite Länderstrecken Ost- und Westpreußens fallen dem Länderraubgelüste zum Ovfer, wenn diese Friedensarie Geltung behalten sollte. Man weiß recht wohl, daß man durch die Annektierung der Kohlengebiete unsere Industrie, unser Gewerbe und in ihnen auch unseren Handel vernichtend trifft, ia man nimmt uns die Möglichkeit, durch unsere Bodenschätze im Ausfuhrhandel die 100 Milliarden aufzubringen, die man uns anderseits als Kriegskostenlast aufbürdet. Auch die von uns erforderten Milliarden zeigen, daß der Diktierfrie den ohne jede Ueberlegung in blinder Wut und Leiden schaft verbrochen worden ist. Vom Geiste Wilsons ist darin nichts mehr zu spüren, und er muß in diesem Frie densdokument zugleich eine Beurkundung seiner Niederlage und Bedeutungslosigkeit erblicken. Der Wohlstand unse res Volkes ist durch solchen Frieden vernichtet und diese Vernichtung wird ihren Rückschlag auch auf unseren Gartenbau ausüben. Wirtschaftlich haben sich die feind lichen Mächte alle Vorteile gewahrt und das Recht der Meistbegünstigung für ihre Einfuhr nach Deutschland ge sichert. Auch die Beschränkung der Einfuhr und das Ver bot derselben muß für alle Nationen gleichmäßig geregelt sein. Ebenso müssen wir das Meistbegünstigungsrecht für die Ausfuhr wahren, und alle Vorrechte im Außen- und Transithandel, die von uns irgend einem Staate eingeräumt werden, fallen automatisch den alliierten Ländern zu: den uns entrissenen Gebieten, die an Frankreich und Polen fallen, wird auf 5 bzw. 3 Jahre Zollfreiheit gewährt. Wir dürfen auch 3 Jahre lang keine Zollerhöhungen auf Waren der alliierten Nationen vornehmen und für die Ein- und Ausfuhr der besetzten Gebiete kann die Entente ein be sonderes Zollsystem einrichten. Es sind dem deutschen Handel, der sich im Inlande schon durch die verkehrte Zwangswirtschaft selbst Fesseln angelegt hatte, damit die Hände völlig gebunden und alles ist auf eine Ueber- schwemmung unserer Innenmärkte mit ausländischen Wa ren abgesehen, die der deutschen Industrie und dem deut schen Gewerbe den Absatz nehmen und sie zum Feiern zwingen, soweit eine Masseneinfuhr eintritt. Und was wir in Zukunft noch produzieren würden, das müßten wir für unsere Feinde, die nach solchem Pseudo-Friedensschluß unsere Feinde bleiben würden heute und Jahrzehnte lang, erzeugen, um die Atlaslast von Kriegsschulden zu decken, die man auf unsere Schultern legen will. Wo soll da noch Produktionslust und Handelsfreudigkeit herkommen? Ebenso schwer trifft uns die durch nichts als englischen Neid begründete räuberische Entreißung unseres gesamten überseeischen Besitzes, der für uns wegen der Rohstoff erzeugung so überaus wertvoll war. Unserm Gartenbau wird die Ueberschwemmung mit ausländischen Produkten ebenfalls in erhöhtem Maße gefährlich werden. Wenn wir die Forderungen, die uns gestellt werden, erfüllen sollen, so müßten den vermögenden Bürgern des Reiches so große Teile ihres Vermögens genommen wer den, daß sie selbst, wie das deutsche Volk im ganzen ver armen müßten. Ein Volk, dessen Kaufleute und Gewerbe treibende, dessen Landwirte und Gärtner, dessen Groß, industrielle nicht mehr kapitalkräftig sind, genießt keiner Kredit und hat kein Ansehen im Rate der Völker. Die Ententegenossen wünschen mit Deutschland wieder Han del zu treiben, wenn sie auch in ihren Staaten und der ihnen befreundeten Ländern vorerst die Tätigkeit deut scher Handelsvertreter noch lahmlegen wollen. Wie kön nen sie aber mit uns Geschäfte abschließen wollen, wem sie uns zahlungsunfähig machen? Wir wollen doch nit aus den Augen lassen, daß wir nur stark als Konsumenter sein können, wenn wir auch produktionskräftig sind. Alles das übersieht die „sadistische Lust" Frankreichs, das seine Verbündeten mit sich fortreißt. Der Arbeiterschaft will man bessere Lebens bedingungen schaffen. Die „Gesellschaft der Nationen" soll dazu eine Generalkonferenz und ein internationales Arbeitsbureau einrichten. Deutschland steht natürlich außerhalb derselben. Aber das braucht uns nicht zu küm mern, denn was als Grundlage der neuen Organisation dienen soll (anständiger, auskömmlicher Arbeitslohn Achtstundentag, Sonntagsruhe usw.), das haben wir längs! eingeführt, und auch die Arbeit der Kinder und Jugend lichen ist bei uns seit langem geregelt. Aber auch unser deutsches Verkehrswesen wird empfindlich getroffen. Der Verzicht auf unsere Ka bel würde uns wertvolle Verkehrsmittel entreißen, nach dem schon der Waffenstillstand mit seinen Bedingungen einen Zusammenbruch unseres Verkehrswesens herbe: führte, der auch für uns im Gartenbau erhebliche Schwie rigkeiten brachte. In den uns abzupressenden Landestei len sollen wir wieder das rollende Material ausliefern, an dem wir bereits jetzt selber Mangel leiden. So würden Handel, Industrie, Gewerbefleiß, Landwirtschaft und Gat tenbau durch diesen Frieden, der ein Hohn auf die Völker bundsbestrebungen ist, auf ein halbes Jahrhundert viel leicht lahmgelegt und damit die Grablegung Deutschland: vollzogen werden. Aber der Grablegung würde, wie in der biblische; Legende, doch eine Auferstehung folgen. Wir habe; die Ueberzeugung, daß auch die Arbeitnehmerschaft in deutschen Volke endlich zur Einsicht kommen wird, dal nur v o 1 k s g e m e i n s c h a f 11 i c h e , dauernde, fruchtbringende, streiklose Arbeit unsere einzige Segensquelle ist. Erreichen wir das durch das bittere Geschick, das uns ereilt hat, so ist wohl die Hoffnung berechtigt, daß wir uns langsam in Handel und Wandel wieder aufrichten werden. Nur in diesem Zeichen kann aus der Asche ein Phönix erstehen. P. Die Gärtnerei nach dem Kriege. Von F. Werner, Beuel, und M. Löbner, Bonn. Die gärtnerische Versuchsanstalt der Landwirtschafts kammer für die Rheinprovinz hat ihren bisher veröffent lichten wertvollen Flugblättern, welche die verschiedenste; Gebiete des Gartenbaues behandeln, ein neues, das sechstel folgen lassen. Dasselbe ist zum Preise von 25 Pf. für das Stück, bei Bezug von 10 bis 50 Stück für je 10 Pf. von der Landwirtschaftskammer zu Bohn zu beziehen. Nachstehend drucken wir das Flugblatt auszugsweise ab und empfehlen unsern Lesern bestens die Beachtung seines wertvollen Inhalts. Zwar ist derselbe stellenweise mehr für die Sonder Verhältnisse der Rheinlande berechnet. Jedoch ist es jede® nachdenksamen praktischen Gärtner ohne Schwierigkeiten möglich, auch aus diesem Teile des Inhalts durch Vergleich mit dem Zustande des Gartenbaues in seiner Heimatprovinz geschäftlichen Nutzen zu ziehen. r. 21 „I euten ahrei .ehrt, leher u fine u per erne D er ( hner ird a lann an V rzeu am k cht cht izun ehle sehe st v D den tz s< it Fr )den äsen aner erer egen hwe t ve inge d w n gl in. :chti ult ; id. I 2 offe tefflit über rt zi de { cer r D tkei f-cht i Zu! Hine vrscl cHi I nds cs D I cer . cn n cd u s len 1 zte gwis Fum rag nise t en Fup L ud I dr A