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Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes 'Nursnrh «bl nnementS - PretS: Viirteljäbrl. 1M. 25 Pf. , Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Anferate sind bis Dienstag u. Freitag Borm, 9 Uhr aufz iqcben. Preis für die einspaltige Co puszeile (oder deren Raum, 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn- noncen-Bureaus von Haast n- stein L Vogler u.„Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolpb Moffe in Leipzig. AlS Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags- Statt «wöchentlich), : Kine landwirth- schaftNche Weilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. MchsuudvißVjigkM HLhvgaug. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 11. 7. Februar 1894. Montag, den 12. Februar 1891: Viehmarkt in Pulsnitz. Montag, lien 12. Februar 189^: Diebmarbt in Ni^iolmveräu. Staatliche Controlle der Bank- und Creditinstitute. Fortwährend in Deutschland noch vorkommende Zu sammenbrüche von Bankhäusern, welche kurz vor dem Bankerott noch für „fein" und „über alle Zweifel er haben" galten, und ferner Zahlungsschwierigkeiten und schlimme Zustände, die sich selbst manchmal bei Credit- und Sparvereinen, die nach ihrer ganzen Organisation vor einer Katastrophe geschützt sein sollen, drängen dem Politiker wie dem Geschäftsmann den Gedanken auf, daß in unserer Gesetzgebung für die Bank- und Creditinstitute eine recht bedenkliche Lücke vorhanden ist. Diese Institute, mögen sie auch sonst einen Charakter haben, welchen sie wollen, sind nicht Geschäfte beliebigen Vertrauens, sondern sie sind Einrichtungen des öffentlichen Credits. Jedes Bankinstitut, jedes Banlhaus, und auch jeder Spar- und Vorschußverein beansprucht für sich das größte Vertrauen und dasselbe wird diesen Instituten auch entgegengebracht, denn nicht nur die Geschäftswelt, sondern auch das Privatpublikum bedarf dieser Einrichtungen, und in der Gründung derselben liegen auch stets mehrere ge wichtige Momente, welche dieses Vertrauen unterstützen. Aber wie dies Vertrauen schändlich mißbraucht werden kann, dies haben eine ganze Anzahl schmählichtr Ban kerotte wohl so deutlich bewiesen, daß es nicht nölhig ist, in dieser Hinsicht noch neue Beweise zu bringen. Bei der Bekämpfung der Bankbrüche kommen nun vor allen Dingen noch einige Umstände in Betracht, welche that- sächlich schlecht sundirten Banken und Bankgeschäften oft noch lange Zeit sehr zum Schaden ihrer Gläubiger die weitere Existenz ermöglichen. Da ist zunächst die That- sache zu erwähnen, daß vielen Bank- und Creditinstltuten ein geradezu übermäßiges Vertrauen entgegengebracht wird, so daß Fälle vorgekommen sind, daß Bankinstituten, welche eigentlich bereits bankerott waren, aber ihre Zahlungs unfähigkeit noch zu verbergen wußten, noch wenige Mo nate und Wochen vor dem Zusammenbruch colossale Be träge an baarem Gelde und Werthpapieren anvertraut Wurden. Geschäftsleute, Privatmänner, Sparkassen und Wohlthätigkeitsvereine wissen eben augenblicklich oft gar nicht, wo sie ihr Geld anlegen sollen, und geben es an irgend ein Bankinstitut, von denen im Allgemeinen jedes für sehr vertrauenswürdig gilt. Aber während man sonst im Geschäftsleben die Creditwürdigkeit von Ge schäften und Personen ziemlich genau controliren kann, ist es bei vielen Banken und Crediteinrichtungen ganz un möglich. Und da es nun selbstverständlich der großen Mehrheit nach auch sehr vertrauenswürdige Institute sind, die in Deutschland bestehen, so hat sich im Publikum und selbst in der sonst so vorsichtigen Geschäftswelt doch eine Art blindes Vertrauen in den betreffenden Kreisen aus gebildet, welches auf alle Bankinstitute und Creditkassen ausgedehnt Wird. Diese Eigenthümlichkeit des Verkehrs im Bank- und Creditgeschäfte und die bösen Erfahrungen, Welche dennoch viele Geschäfts- und Privatleute mit man chen Bank- und Creditanstalten n achen, wie dies jetzt namentlich in Mannheim und Weimar zu Tage trut, läßt die Forderung, daß sämmtliche Bank- und Credit institute, welche Einrichtungen des öffentlichen Vertrauens sind, unter eine gewisse staatliche Controle zu stellen sind, als durchaus berechtigt erscheinen. Der Vorschuß- und Sparverein zu Weimar, cingetr. Gen. mit unbeschränkter Haftpflicht, hat sich genöthigt gesehen, seine Zahlungen einzustellen. Betheiligt sind daran 1200 Mitglieder aus Weimar und Umgegend. Der Verein hatte Depositen von ca. 7000000 Mk. gegen nur eigenes Vermögen von ca. 7000000 Mk. und diese Gelder so fest angelegt und verwirthschaftet, daß sich die Vertrauensmänner des Vereins selbst nicht mehr heraus finden konnten und einen Fachmann aus Berlin zur Ordnung der unklar liegenden Verhältnisse beriefen, wo- auf hin der Direktor des Vereins vom Amte entsetzt und in Gewahrsam genommen wurde. In Mannheim wurde am Sonnabend Wilhelm Maas, ältester Chef der Firma Salomon Maas, nach längerem Verhör vor dem Staatsanwalt verhaftet. Der mit dem Inhaber der Firma befreundete Ludwig Mayer hat sich Sonntag früh erschossen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. An Stelle des freiwillig ausgeschie denen Rathsmitgliedes Herrn Schögel ist w der letzten Sitzung der Stadtverordneten Herr August Rammer als Stadlrath gewählt worden. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Januar 1894 825 Einzahlungen im Betrage von 61439 Mk. 67 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 496 Rück zahlungen im Betrage von 41787 Mk. 77 Pf. — Die Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz er läßt in 3tr. 10 der „Kamenzer Wochenschrift" eine Be kanntmachung, in welcher bis mit 1. Mai d. I. die HunLe- sperre auf die Ortschaften Kriepitz, Jauer, Prietch, Elstra, Panfchwitz, Kloster Martenstern, Kuckau, Dürrwicknitz, Miltitz, Thonberg, Wiesa, Welka, Wohla, Boderitz, Ossel, Talpenberg, Dobrig, Rehnsdorf, Rauschwitz, Kindlich, Gödlau, Säuritz, Kafchwitz, Glaudnitz, Boüa, Ostro, Neu- stävtel, Connewitz, Nebelschütz, WendischbaseUtz, Piskowitz, Deutschbaselitz, Jesau, Sputet, Schmeckwitz und Sommer luga verhängt wird, da m der Nacht vom 31. vorigen bis 1. dieses Monats ein dem Rittergutspachter Peter Warnatzsch in Kriepitz gehöriger Hund verendet, und bei der amtlichen Untersuchung der Tollwuth dringend ver dächtig befunden worden ist. Dieser Hund ist auch in Nebelschütz aufgetreten und hat außer zwei Hunden dort noch einen Knaben gebissen. — Am Sonntag Abend 11 Uhr brach tm östlich ge legenen Quergedäude des GutSgeböftes Heinrich Kaisers, Nr. 25 in Wiesa Feuer aus, welches schnell weiter griff und sämmtliche vier zum Gute gehörigen Gebäude in kurzer Zeil bis auf das Mauerwerk einäscherte. Es gelang, das Vieh und den größten Theil des Mobiliars zu retten. Wenn auch der Brandbeschädigte versichert hat, so trifft ihn doch der Schaden sehr schwer, denn die Versicherung ist durch die zu übernehmende Selbstver sicherung, alle 4 Gebäude hatten Strohdach, und durch Verlust ganz bedeutender Getreidevorräthe nicht wesentlich. Durch lange, lange Jahre hat in Kaisers Gut, dessen Wirthe das „Bete und arbeite!" wohl verstanden, Golles Hilfe nicht gestylt. Am Sonntag hat es die Vorsehung zugelaffen, daß ein mordbrennerisches Bubenstück gelang - denn offenbar liegt Brandstiftung vor. Erwägt man, daß der Besitzer ein fo braver guter Mensch ist und daß der selbe durch dieses Brandunglück fo hohen Schaben er leidet, so findet man nicht Worte, die ruchlose That ent sprechend zu bezeichnen. Spritzen waren zahlreich zur Hilfe erschienen. Elstra errang die erste, Prietitz die zweite Prämie. (K. Z.) Radeberg. Neun Jahre sind schon verflossen, seit die hiesige Harmonie-Gesellschaft damals im Deutschen Hause ihren letzten Maskenball rbhielt. Es machte sich darum Heuer die Ansicht geltend, ein derarliges^Vergnügen wieder ins Leben treten zu lassen. Am Abend' des letzten Tages im Monat Januar fanden sich zu du sein Zweck die Mitglieder mit ihren Angehörigen so zahlreich im höchst passend mit Lauben, Gemälden, Fahnen und In schriften rc. geschmückten Ralhhaussaale ein, daß sich ein recht gemüthlicher und feiner Carneval entwickelte. Glän zende Fantasie- und Charakler-Costüme, Dominos rc. verliehen diesem gesellschaftlichen Balle eine reizende Folie. Besonderes Amüsement bot der Auftritt von zwölf Herren in gleichmäßigen Gigerl-Anzügen, die hierzu einen eigen- thümlichen wohleinstudirten Tanz aufführten. Nach der Demaskirung stellten die activen Angehörigen und Mit glieder der Gesellschaft auf dem Podium ein Zigeunerlager auf, das den Polterabend eines Zigeuner-Brautpaares darstellte und mit Gesang, Gespräch und Tanz die Fest theilnehmer eine halbe Stunde höchst angenehm unterhielt. Lange währte die durch keinen Unfall gestörte Faschings freude und wollen wir auch nicht verrathen, wann die letzten der Festtheilnehmer die heimathlichen Räume auf suchten. — Recht verhängnißvoll wurde für den in der Pillmtzerstraße wohnenden Einwohner S. die Theilnahme an dem im Deutschen Haufe stattgefundenen Maskenball. S. hatte den carnevalistischen Freuden soviel gehuldigt, daß er beim Nachhausekon.men die Treppe herabgestürzt, ist, wobei er sich solche Verletzungen zugezogen, daß er vecblutete. Am Morgen wurde er todt in der Hausflur liegend ausgesunden. (R. Z.) Frankenthal. Der 27jührige Dienstknecht Brede erschoß aus Eifersucht den 18jährig>n Arbeiter Schoich. — Die letzten Jahre haben in den verschiedensten Theilen Deutschlands Privatlehranstalten (Post-, Beamten schulen) entstehen sehen, welche es sich zur Aufgabe ge macht hatten, jungen Leuten nach der Konfirmation Ge legenheit zu weiterer geistiger Fortbildung zu geben. Bald begann ein Kampf gegen diese Anstalren, theils mit Recht, theils mit Unrecht. Begründet war er da, wo die Leitung derselben in schwachen Händen und die Einrichtungen der selben nur oberflächliches Wissen erzielen konnten; über das Ziel hinaus aber gingen Diejenigen, welche ohne Unterschied alle diese Anstalten in den Bann thun wollten. Für solche junge Leute, die nicht von ihrem zehnten Jahre an eine höhere Schule haben besuchen können und welchen die gewöhnliche Volksschulbildung nicht genügt, sind und bleiben gut eingerichtete Anstalten dieser Ärt ein Bedürfniß. Wir verweisen z. B. auf die Beamtenschule zu Lommatzsch i. S., welche sich dauernd eines guten Rufes erfreut und neuerdings auch die Vorbereitung für die Einjährig-Freiwilligen-Prüfung in ihren Lehrplan auf genommen hat. Seit ihrer Gründung Ostern 1890 haben bereits 248 ihrer Zöglinge nach bestandener Prüfung Anstellung im Staatsdienste erhalten. — Zwei biedere Meißner fuhren dieser Tage nach Dresden, um Geschäfte zu besorgen, hauptsächlich aber, um sich einmal vergnügt zu machen. Auf der Bahn machten die Beiden die Bekanntschaft eines jungen, feinge- kleideten Mannes, welcher sich als Weinreisender ausgab und sich als ein überaus angenehmer Gesellschafter erwies. In Dresden besuchten die drei Herren ein feines Restau rant, und der neue Bekannte erlaubte sich hier, die beiden Meißner zu einem Frühstücke, welches er natürlich bezahlen werde, einzuladen. In der Meinung, daß der Weinreisende nur deshalb so freigebig war, um Geschäfte zu machen, nahmen die Meißner die Einladung auch dankend an. Die vorzüglichen Speisen und edlen Weine mundeten vor trefflich und es herrschte die fröhlichste Stimmung. Der Gastgeber unterhielt sich dann einmal abseits vom Tische mit dem Oberkellner und äußerte dann zu seinen Freun den, er müsse sich auf einige Augenblicke entschuldigen, da er gehört habe, daß der Wirth nach Berlin reisen wolle und daß er denselben unbedingt sprechen müsse. Die beiden Meißner warteten natürlich und tranken, da die Unterre dung mit dem Wirth länger dauerte noch ein Fläschchen. Als aber fast eine volle Stunde verstrichen war, fragten sie den Oberkellner, wo denn der Wunreisende so lange bleibe? D w Gefragte machte ein höchst verdutztes Gesicht und fragte dann zurück: „Sie meinen wohl den jungen Herrn, mit dem Sie kamen?" Als ihm dies bejaht wurde, meinte der Oberkellner, verschmitzt lächelnd: „Ja, der kommt nicht wieder, denn der Herr hat mir ausdrückl ch gesagt, daß die Zeche sein Bruder, der Herr mit dem Vollbart, berichtigen werde." Glashütte. Ueber die bedeutende Uhren-Jndu- strie unserer Stadt ist folgendes mitzutheilen: Es giebt