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Amts Blatt des Königs Amtsgerichts und des Stadtrathes Mittwoch 6. Tecember 18S3 Oertliche und sächsische Angelegenheiten. PutSnitz. In dem Schaufenster des Herrn Gold- schmied Pötschke, Kamenzerstraße, ist ein als bleibendes Andenken an das 50jährige Militär-Dienstjubiläum Sr. Majestät des Königs Albert geeignetes, ausgezeichnetes Stück Arbeit der Goldschmiederei ausgestellt. Es ist ein in Silber getriebenes Reliefporträt des hohen Jubilars, welches in einer Vertiefung inmitten eines mit grünem Plüsch überzogenen Rahmens angebracht ist. Oberhalb des Porträts befinden sich die ebenfalls in Silber getrie- denen Kroninsignien. Außer dem materiillen Werthe be sitzt dieser Gegenstand auch einen sehr künstlerischen. Die Zusammenstellung ist ebenfalls sinnreich, da der grüne Plüsch und das Silber die Landesfarben ergeben, Während Dutzenden von großen Städten unseres Vaterlandes Zeitungen hergestellt, welche Tausenden und Abertausenden nahezu die einzige litterarische Speise liefern. Wie wenige nehmen doch überhaupt ein Buch zur Hand! Die Tages presse aber dringt, in der Stadt wenigstens, in jedes Haus. Mit ebenso geringem Aufwand an Mitteln wie an Ver standesarbeit wird hier ein Produkt hergestellt, das die Abstufung der Interessen und die Herabdrückung des Ge schmacks beim Lesepublikum zum ausgesprochenen Zweck hat. Auf die Aufgabe, zu belehren und zu erziehen, dem Volke neue Wege zu weisen und Anleitung zu geben, sie einzuschlagen, verzichtet das Generalanzeigerthum völlig. Das ist in der That nicht nur eine unerfreuliche, sondern eine direkt besorgnißerregende Erscheinung. Wie ihr ent gegenzuarbeiten, das ist freilich im Einzelnen schwer zu sagen. Da an eine innere Wandlung des Generalanzeiger, thums, so lange es seine Rechnung bei den jetzigen Zu ständen findet, natürlich nicht zu denken ist, muß sich der Umschwung in der Seele des Publikums vollziehen.) Und hier hoffen wir auf die Gesundheit unseres Volkes, die sich im Augenblick wahrhaft großer Anforderungen noch immer bewährt hat, so krank und schlaff manche Theile unseres VolksorganismuS in flauen Zeiten auch anscheinend waren." Auch die „Germania" wendet sich gegen diese religions- und vaterlandslose Presse und weist, was von ihrem Stand punkt als Organ der Centrumspartei verständlich ist, be sonders auf die Gefahr einer Verflachung des Glaubens und Sittenlebcns hin, welche das Generalanzeigerthum in die katholische Bevölkerung hineintrage. In der That haben auch die Generalversammlungen der Katholiken Deutschlands zu wiederholten Malen, zuletzt noch auf dem Ende August d. I. in Würzburg abgehaltenen Tage, be tont, es sei aus politischen, religiösen und sittlichen Grün den „eine hervorragende und zwingende Pflicht der Katho- liken Deutschlands, sich von jeglicher Unterstützung dieser Art Presse fernzuhalten." Drick und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. ein das Porträt umgebender Goldreif auf das goldene Jubiläum hindeutet. Der Preis ist 20 Mk. Pulsnitz. Am vergangenen Sonntag Abend be ging der hiesige Gewerbeverein im Saale des Schützen hauses seine 25jährige Stiftungsfeier durch Concert, Tafel und Ball. Es hatten sich zu dieser Festlichkeit fast sämmt- liche Mitglieder mit ihren Frauen, ferner auch viele ge ladene Gäste etngefunden. Nach Einleitung des Concertes durch den Krönungsmarsch a. d. Oper „die Folkunger" sprach Frl. Bürger einen Prolog, dem nach zwei Concert- Pionen eine dramatische Dichtung, dargestellt durch Vereins mitglieder bez. Söhne und Töchter derselben, folgte. Diese Darstellung konnte man als vorzüglich gelungen bezeichnen, da sie die heutigen Zeitverhältnisse in Kunst, Wissenschaft, Handel und Gewerbe behandelte, die durch die darstellen den Personen in wechselseitiger Aussprache wahr und packend geschildert wurden. Reicher Beifall lohnte die Vorführung. — Die nun folgende Tafel wurde gewürzt durch viele zündende oft launige Toaste und an dem der Tafel folgenden Balle betheiligte man sich in lebhaftester Weise. Pulsnitz. Sylvester fällt in diesem Jahre auf einen Sonntag. Da nun am letzten Tage im Jahre in der Regel ein lebhafter Verkehr, namentlich in den Abend stunden stattfindet, hervorgerufen durch die Gewohnheit, die letzten Stunden des Jahres, sei es in größerer, öffent licher Gesellschaft, sei es im trauten Familien- oder Be kanntenkreise, zuzubringen, so dürfte es sich im Hinblick auf die vorgeschriebene Sonntagsruhe empfehlen, bei der zuständigen Behörde dahin vorstellig zu werden, einen erweiterten Geschäftsverkehr, wie an den Sonntagen vor Weihnachten üblich, eintreten lassen zu wollen. — Weihnachts-Postverkehr. Das Reichspostamt richtet zugleich mit der Bitte, mit den Weihnachtssendungen bald zu beginnen, damit die Packetmassen sich vor dem Feste nicht zu sehr zusammendrängen, die Mahnung an das Publikum, die Packete dauerhaft zu verpacken. Außerdem sind folgende Vorschriften zu beachten, an die wir im Interesse unserer Leser nochmals erinnern: Dünne Papp kasten, schwache Schachteln, Cigarrenkisten rc. sind nicht zu benutzen. Die Aufschrift der Packete muß deutlich, vollständig und haltbar hergestellt sein. Bei Fleischsen dungen und solchen Gegenständen in Leinwandverpackung, welche Feuchtigkeit, Fett, Blut rc. absetzen, darf die Auf schrift nicht auf die Umhüllung geklebt werden. Am zweckmäßigsten find gedruckte Aufschriften auf weißem Papier. Der Name des Bestimmungsortes muß stets recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein. Die Packetaufschrift muß sämmtliche Angaben der Begleitadresse enthalten. Auf Packeten nach größeren Orten ist die Wohnung des Empfängers, auf Packeten nach Berlin auch der Buchstabe des Postbezirks anzugeben. Zur Be schleunigung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn Auf Fol. 230 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute die Firma Bernhard Schöne in Pulsnitz und als deren Inhaber der Eisenhändler Herr Ernst Bernhard Schöne daselbst eingetragen worden. Pulsnitz, am 30. November 1893. Pretz-Unfug. Dieses Thema beschäftigt jetzt viele große politische Blätter, z. B. auch den „Hamburger Correspondent", welcher schreibt von diesen „General-Anzeigern", „Neuesten Nachrichten" rc.: „Sie nennen sich rühmend Volksblätter und prunken mit ihrer weiten Verbreitung. Aber anstatt daß mit wachsendem Leserkreise ihnen auch die Erkenntniß ihrer Pflicht wüchse, den Tausenden eine gesunde und nahrhafte geistige Kost zu geben, schmeicheln sie allen üblen Instinkten und niedrigen Nei gungen der Menge. Die Hintertreppenlitteralur, die in Schundromanen und Schauergeschichten die Seele vergiftet, ist mit Recht ein Gegenstand der Bekämpfung. Aber schlimmer als diese albernen und überspannten Colportage- Romane, die in den Kellerwohnungen und Dachstuben herumliegen, ist diese Art von Zeitungen, die Tag für Tag die Vordertreppe hinaufgetragen wird und willige Aufnahme findet. Denn hier werden Geist und Gemüth systematisch von den ernsten und großen Aufgaben, die jederzeit einem Volke obliegen, abgelenkt durch eine Leclüre, die angeblich unterhaltend und spannend sein will, in Wirklichkeit aber alle rohen Reizmittel verwendet, um mit derben Fäusten das Publikum zu fassen. Ein Blick in diese Lokal- und Generalanzeiger, wie sie selbst ihre Charakterlosigkeit passend etikettlren, genügt, um unser Urtheil nicht zu hart erscheinen zu lassen. Mit fettesten Lettern gedruckt drängt sich gewöhnlich ein Telegramm vor, das irgend eine Greuelthat, einen Unglücksfall, eine Katastrophe meldet. Das ist das Wichtigste, die Sensation des Tages, und je mehr Blut geflossen, je entsetzlicher das Elend ist, um so besser. Daneben verblassen die wichtigsten politischen und wirthschaftlichen Ereignisse. Ein Staatsakt, der über Millionen Bürger tlefeingreifende Entscheidungen bringt, die Verhandlung über ein Gesetz, das neue Lebens- bcdingungen schafft, ist nicht entfernt so bedeutsam in den Augen dieser Leute wie ein scheußlicher Mord oder Ein bruch. Ereignisse, die man aus allen Ecken und Winkeln zusammenkratzt, die servirt man in einer pikanten Sauce, besonders wenn man den leckeren Bissen irgend eines Fa milienskandals oder sonstigen schlimmen Histörchens er wischen kann. Und kann man gar „recht tapfer schmähten", gegen die Behörden Opposition machen und gegen angeb liche Mißstände die Autorität eines weggejagten Schreibers als Stimme eines Fachmannes ins Feld führen, dann hofft man dem Publikum nach Gefallen zu sein und reibt sich die Hände. Ob die betreffende Redaktion sich die Mühe genommen hat, sich in die Materie hineinzuarbeiten, ob sie überhaupt Persönlichkeiten hat, deren Wissen und Charakter dazu angethan ist, sich an maßgebenden Stellen unterrichten zu lassen und erst dann aus Grund eigener Anschauung ein Urtheil zu fällen, kommt selten in Betracht. Nach diesem'Rezepte „Billig und schlecht* werden in zu UutsniH Erscheint: Mi woch und Sonnabend. «» Beiblätter: I. Ilrustr. Sonntags- blatt (wöchentlich), 2. Kine tandrvirth- sctzaftNcHe Weilage (monatlich). Nbc nnements - Preis: Viwteljährl. 1M.2S Pf. af Wunsch unentgeltliche Zusendung. Königliches Amtsgericht, Weise. Bekanntmachung. Es wird hiermit zur Kenntmß gebracht, daß auch im laufenden Jahre die Sparkasse ZU Pulsnitz wegen der Zinsenberechnung nicht geschloffen wird, dieselbe vielmehr während der bekannten Geschäftsstunden dem Publikum ununterbrochen offen steht. Pulsnitz, am 3. December 1893. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag Borm, S Uhr aufzageben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Hefchäftsstelren bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An noncen-BureauS von Haast n- steinL Vogler ».„Invaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend wird wegen Aufbringung von Massenschutt von jetzt ab bis auf Weiteres der von Nieder- und Obersteina durch die sogenannte Eichert fübrende Communikationsweg von der Niedersteinaer Grenze ab bis dahin, wo links unv rechts der Wald beginnt, für allen Fährverkehr und der letztere von Nieder- und Obersteina auf den Dorfweg durch Niedersteina auf die Kamenz-Dresdner Chaussee sowie über Ohorn gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 29. November 1893. — von Erdmannsdorff. Montag, lien 11. December 1893: Viebmarüt in Ri,cbol8werllu. KnfimdÄievjigstM Jahrgang. »---«Ech--