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I. Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Wuronrh Abonnements - PreiS: Bierteljährl. 1M. 2S Pf. Ans Wunsch unentgeltliche Zusendung. MS Beiblätter: Illustr. Sonntcrgs- blatt (wöchentlich), Kino karrdtvirth- scHafMctze Weitage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. - Inf-rate sind biS Dienstag u. Freitag Borm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- PuSzeile (oder deren Raum, 10 Pfennige. KeschLstsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn- noncen-BureauS von Haas<w stein L Vogler u. „Invaliden, dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. ^sür Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend »m- Md PünfurldvigHigjtr» Hshrgang. H»-"-'" "» —» s— — —— >>> Sonnavenv. Mx. S. September 1883. Bekanntmachung. Vom 1. October d. I. an ist die Stelle eines Nachtwächters, mit weicher der Lampenwärtcrpostm m demselben Bezirk verbunden ist, neu zu besetzen. Mit diesen beiden Stellen ist ein jährlicher Gehalt von überhaupt 750 Mark verbunden. Bewerber haben ihre Gesuche unter Beifügung ihnen zu Gebote stehender Zeugnisse bis 18. dieses Monats auf der Rathsschreiberei einzureichen. Nur junge, kräftige Männer, insbesondere gewesene Militärs, haben Aussicht auf Berücksichtigung. Pulsnitz, am 7. September 1893. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Der Zollkrieg. Wie Wird es mit dem Zollkrieg zwischen dem Deut- schen Reiche und Rußland? DaS ist eine Frage, die Aiele, welche bei dem Handelsverkehr mit Rußland direkt oder indirekt betheiligt sind, sich vorlegen, auf welche aber eine Antwort nicht so leicht zu geben ist. Wird man es Wünschen können, daß der heutige unbehagliche Zustand in alle Ewigkeit fortdauert? Wohl kaum, denn der Ver- tust, welcher daraus erwächst, ist schließlich doch etwas zu groß, als daß er gleichgütig sein könnte. Aber auf der »nderen Seite ist auch nicht daran zu denken, daß wir die Flinte ins Korn werfen in einem Augenblick, in Wel chem wir ganz entschieden Rußland gegenüber im Vor- theil sind. Die Zollerhöhungen haben nach beiden Seiten ihre nachtheiligen Wirkungen gehabt, aber während bei Uns der Wohlstand andaueen kann, wenigstens vor der Hand noch, drängt in Rußland ein allgemeines Klagen Nach einem raschen Abschluß der Kampfperivde. Der russische Landwirth sollte nach dem Willen seiner Regie rung einen höheren Gewinn dadurch Halen, daß man Deutschland zwingen wollte, seine landwirlhschastlichen Zölle dem Zarenreiche gegenüber herabzusetzen. Wie stehen denn aber die Dinge nun unter dem Zollkriege? Der russische Landwirth nimmt r och nicht einmal das ein, was er vor dem Zollkriege hatte, er steht sich also viel schlechter, als vorher und verwünscht seinen superklugen Finanzminister Witte ins Pfefserland. Will der Peters burger Finanzminister die Landwirthschaft im ganzen Zarenreiche vernichten, dann soll er nur den Zollkrieg auf Fahre hinaus fortsetzen, und mit der Landwirthschaft geht auch der Inhalt der russischen Staatskasse zum Henker. Die russische Regierung muß uns kommen und zwar bald, wenn sie für die Interessen des Nährstandes nur einiger maßen ein Herz hat; aber da sitzt der Haken, an der Newa gehen hohe Politik und Landes-Interesse mitunter sehr kraus durcheinander. In wenigen Wochen werden die mündlichen Verhand lungen wegen des Abschlusses des Handelsvertrages in Berlin beginnen, und jo mürbe wird der russische Finanz- Minister wohl schon sein, daß sich seine Vertreter etwas Weniger unnahbar zeigen werden, wie im Sommer. Wenn Rußland nun in seiner gesammten Politik eine feste Cen tralleitung hätte, sann würde man beim Wiederbeginn der Vertragsverhandlungen wohl bald wissen, woran man wäre. Aber diese Centralleitung ist nicht vorhanden, die russischen Ministerien kennen kein größeres Amüsement, als ihre Befugnisse gegenseitig streitig zu machen, und über allen wacht dann noch die geheimnißvolle pansla wistische Klique, welche auf den Zaren einen so unheil vollen Einfluß ausübt. Wenn nun die Vertragsverhand lungen wieder beginnen, wird der Finanzminister Wüte den die Klagen der Russen über den Zollkrieg zunächst treffen, gewiß einige Schritte nach vorwärts th'un; aber es ist leider zu befürchten, daß man ihm von deutschfeind licher Seite in Petersburg im entscheidenden Augenblick allerlei Schwierigkeiten bereiten wird, um das ganze Ver« tragswerk zu stören. Es nutzt ja nichts, die Dinge zu verschleiern, man kann sie ruhig beim rechten Namen nennen: In Petersburg giebt es sehr mächtige Personen, welche überhaupt keinen Handelsvertrag mit Deutschland zum Abschluß bringen möchten, vielmehr durch allerlei Mitteichen eine derartige Verschlechterung der beiderseitigen Beziehungen herbeizuführen wünschen, baß wir am Ende doch einem wirklichen Kriege in die Arme treiben. Und ein- von diesen Mittelchen ist zweifellos ein permanenter Zollkrieg; Kaiser Alexander will entschieden nicht so weit gehen, der Finanzminister Witte, dem beim Anblick seiner Staatskasse ein Grauen überkommt, auch nicht, die russi schen Landwirthe erst recht nicht; aber was ist denn im heiligen Rußland, dem Lande ohne Verfassung, ohne streng kontrollirte Verwaltung nicht Alles möglich? Wenn die russischen Bauern in Folge des Zollkrieges zu Boden sinken, dann hilft man ihnen mit der Knute wieder auf. Das ist moskowitisches Rezept für alle wirthschaftlichen Unfälle. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden stets gegen Honorar dankend angenommen. Pulsnitz. Damit die Ausgabe unseres Blattes rechtzeitig erfolgen kann, sei hierdurch die dringende Bitte ausgesprochen alle Annoncen bis spätestens Vormittags 9 Uhr am Tage der Blattausgabe, größere Inserate aber, wenn irgend möglich, schon Lags zuvor bis Abends 8 Uhr in unsere Expedition gelangen zu lassen. Pulsnitz. Zufolge Verordnung des Königlichen Justizministeriums ist Herr Amtsgerichtswachtmeister Eich ler, hier, vom 1. Oktober d. I. an in gleicher Dienst stellung zum Königl. Amtsgerichte Döhlen versetzt worden, Während an seine Stelle Herr Wachtmeister Damme bei der Gefangenanstalt Leipzig tritt. — Fast noch spärlicher als die Heidelbeere ist Heuer in unseren heimischen Wäldern die Preiselbeere gediehen, und selbst im oberen Voigtlande, sowie in den Waldungen um Königsbrück, von woher alljährlich erhebliche Lieferun gen dieser gesunden Waldfructzt nach dem Leipziger und Dresdner Markt.gtbracht wurden, ist verschwindend wenig gewachsen. Etwas besser ist's im Fichtelgebirge und im Böhmerwalde, doch ist auch dort durchschnittlich nur eine schwache Mittelernte zu verzeichnen, aus welchem Grunde denn auch die Stapelplätze, Waldsassen, Weiden, Markt Redwitz rc. Heuer kaum den dritten Theil der sonstigen Quanten zu versenden vermögen. In der Hauptsache ist der Beerenbedarf diesmal von Schweden und Finnland zu decken, wo die Ernte leidlich ausgefallen ist und von wo man seit Wochenfrist täglich mehrere hundert Zentner allein auf den Dresdner Markt bringt. Der Zentner wird gegenwärtig mit 15 bis 17 Mark und das Kilo mit 30 bis 36 Pfg. bezahlt, doch erwartet man in Kürze eine erhebliche Preissteigerung, namentlich wenn im östlichen Schweden und in Finnland plötzlich Regen eintreten sollte. — In Bautzen wurde am 6. September von dem Herrn Kreishauptmann Freiherrn von Salza und Lichtenau der Geheime Regierungsrath Dr. jur. Haberkorn als erster Rath der Kreishauptmannschaft in feierlicher Weise verpflich tet und in sein neues Amt eingewiesen. — König Albert wird am 11. und 12. September den Manövern in der Umgegend von Annaberg beiwohnen. Der königliche Sonderzug trifft am Montag >/r11 Uhr Vormittags in Schlettau ein. — DieLeipziger Handelskammer hat bekanntlich 3 ihrer Mitglieder zum Besuche der Berliner Vormesse abgesandt. Dieselben haben nach ihrer Rückkehr einen Bericht über ihre Beobachtungen veröffentlicht. Es heißt darin: Für diesmal waren die Bemühungen Berlins ziemlich erfolglos, denn cs fehlten die Käufer und aus wärtigen Fabrikanten. Diejenigen, die in Berlin Meß lager halten, sind meist selbst Berliner Agenten auswär tiger Fabrikanten. Wenn die Industriellen die Berliner Vormessen begünstigen, so würden sie sich selbst schaden, weil sich der Agent zwischen sie und die Kundschaft drän gen würde. Von den 2M0 Firmen, die Musterlager in Berlin halten, sind 1400 Berliner, und von den 600 übrigen sind wieder »/co durch Berliner Agenten ver orten. Auch der Umstand, daß in Berlin die Meßlager zu weit von einander entfernt sind, während sie sich hier in der Mitte der Stadt nahe aneinander befinden, bürgt dafür, daß vorläufig die Leipziger Messe noch ihre alte Anzieh ungskraft bethätigen wird. Ob es immer der Fall sein kann, das bezweifelt selbst die Kommission der Handels kammer; denn der Aufenthalt in Berlin ist für den Meß besucher viel billiger als der in Leipzig. So haben z. B. 80 Berliner Hotels den Besuchern der Vormesse 10 Prozent Rabatt auf ihre gewöhnlichen Preije gewährt fo daß der Inhaber eines Muslerlagers in 14 Tagen in Berlin für ein genügendes Zimmer nur 45 Mark zu be zahlen hat, während er hier in Leipzig 3M, ja sogar 450 Mark entrichten muß. Hier muß also der Hebel zur Besserung eingesetzt werden. Wenn die hiesigen Gasthofs- und Hausbesitzer sich nicht dazu entschließen können, mit den Miethpreisen für die Meßlokale billiger zu werden, dann kann sich die Messe für die Dauer nicht hier halten. — Im Monat August d. I. haben im Leipziger Stadtgebiete 11 Personen durch Selbstmord ihr Leben freiwillig geendet. Die Selbstmordkandidaten setzten sich aus 8 Männern und 3 Frauen zusammen. Von diesen 11 suchten den Tod im Wasser 5, durch Erhängen 4 und 2 ließen sich durch Eisenbahnzüge überfahren. Ueberdies versuchten noch 3 Personen sich den Tod zu geben, näm lich ein Mann durch Erschießen und ein Mann und eine Frau durch Ertränken. — Am 1. September hatten in der Nähe von Oschatz bei dem Dorfe Collm über 3M Zigeuner mit 47 Wagen ihr Lager aufgeschlagen und eine zahlreiche Menge Schaulustiger aus Stadt und Land herbeigelockt. Der Wirth des Ortes, bei welchem sie den ganzen Tag auflagen und sich bei Wein und Bayerisch Bter recht gütig thaten, meinte, so ein Tag sei besser, als eine Ball- musik. Eigentlich beabsichtigten sie hier mehrere Tage hindurch eine Hochzeit zu feiern. Aus der Sache wurde aber nichts, da der Gemeindevorstand ihnen dazu, obwohl sie 200 Mk. versprachen, keine Erlaubniß gab. Im Gegentheil, die Landleute wünschten sich jo rasch wie möglich von dieser Bande befreit. Da aber die Aufforde rungen des Gemeindevorstandes und des anwesenden Amtshauptmanns, doch das Gelage zu beeudeu und das Lager abzubrechen, ohne Erfolg blieben, wurde schließlich militärische Hilfe, die in der Garnison verbliebenen Ulanen, m Anspruch genommen. Als der Offizier erschien und die Mittheilung machte, daß die Manen kämen, waren sie im Nu nach allen Seiten verduftet. — Nachtfröste sind im oberen Voigtlande bereits auf getreten. Am 1. und 2. September haben verschiedene die Fluren durchstreifende Jäger mehrfach erfrorenes Kartoffel kraut beobachtet. — Zur Lage der sächsischen Wirkwaarenindustrie be richtet die „Leipz. Monats-Schrift für Textilindustrie" aus Chemnitz: Seit unserem letzten Berichte hat sich die schon darin angedeutete Lage nur noch klarer entwickelt. Die mit der Währungsfrage in den Vereinigten Staaten zusam menhängende finanzielle Krisis hat seitdem schon große Opfer gefordert und die Kredit-Verhältnisse so unsicher gemacht, daß man sich allgemein möglichst zurückhält, um Ue schwierige Zeit schadlos zu überstehen. So sind denn auch in unserem Markte bereits ertheilte Aufträge bis zur Hälfte reduziert oder gar ganz abbeftellt worden und die Käufer, die hier weilten, haben so gut wie gar nichts ge kauft. Demgegenüber ist es sehr zu bedauern, daß die Entscheidung über die Silberfrage in den Vereinigten Staa ten sich so lange hinzieht und damit die Unsicherheit zu einer dauernden macht. Auch glauben wir nicht, daß sich