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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Blatt Amts des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Zu WutsniH Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: Sonntags- blatt lwöchentlich), Eine tandrvirth- schaftkiche Weitage (monatlich). Abonnements - Preis: «ierteljiihrl.1M.2S Pf. Ans Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag- Borm, 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- PuSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Kefchäftsstelren bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den Nn- noncen-Bureaus von Haast n- steinL Vogler u. „Jnvalidkn- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. WnfundviMMM Uahrgaug. Mittwoch. Nr. 77. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. 27. September 18S3. Ium Abonnement "uf das mit dem 1. October 1893 beginnende IV. Quartal des Pulsnitzer Amts- uud Wochenblattes laden die Unterzeichneten hierdurch ergebenst ein. Diejenigen Abonnenten, welche unser Blatt durch die dost beziehen, ersuchen wir, Bestellungen baldigst bewirken Wollen, damit in der Zustellung keine Unterbrechung ^ttfindet. Alle Post-Anstalten und Briefträger, sowie unsere ^tadt- und Land-Boten nehmen Bestellungen auf das Ochste Quartal an. Hochachtungsvoll G. L. Iovstev's Grben. Politisches. Wie nur je in den Tagen, da die Welt seinem Athem- Age lauschte, hat Fürst Bismarck in der abgelaufenen ^oche seine Zeitgenossen beschäftigt. Man konnte wieder Amal erkennen, wie tief die Spur sei, die der große Pfadfinder deutschen Lebens gegraben, durch den Lärm der Pariser Festtagrüstungen, über das klirrende Wassen- Ml, dem ein Kongreß von Höchsten dieser Erde prunk- Me Weihe gab, drang die Kunde aus dem Krankenzimmer A Kissingen mächtig in die Herzen und schob, wie müßige Dichtigkeit alles, was vorher den Sinn bannte, aus dem gereich der Augen. Eine rein menschliche That, die Er- ^Nerung, daß die Geschichte des Hauses Hohenzollern un nennbar mit dem Namen Ottos von Bismarck verknüpft fei, hat dieses Wunderbare vollbracht: an der Grenze Menschlicher Kraft, gebrochen von einem Leiden, das diese Meseneiche im Menschenwalde zu fällen drohte, verbittert Arch schmerzenreiche Jahre einer ihm aufgezwungenen Mt, so lag der Werkmeister des nationalen Staates der putschen auf dem Krankenbett. Und der Träger der Kaiserkrone, die der Kranke geschmiedet hat, hörte von dem Eurigen Stande und der lebendige Odem rein menschlicher Avipfindung wachte auf und bließ frisch und hurtig alle ^denken erkältender Form spurlos hinweg. Kaiser Wil- Mm bot dem Manne, von dem er grollend sich schied, Hand und traf mit dieser menschlichen That zugleich «en Nerv seines Volkes an der Stelle, wo er der Heilung ^durfte. Gar viele treue deutsche Gemüther litten schwer, Ail ihre Pflicht der Anhänglichkeit an den Erben des Vermächtnisses Wilhelms I. bitter zu kämpfen hatte mit Oer Verehrung, die sie dem schöpferischen Träger des Mchsgedankens dankbar zu schulden meinen. Aus diesem Widerstreit hat eine edelsinnige Entschließung des jungen Msers endlich den Weg gefunden uud aus allen Theilen Volks und Vaterlandes strömt der Dank als freudiger Erweis, w'e glücklich die Lösung war. . Die Schreiber der Tagesgeschichte beeifern sich, aus Oem Ereigniß soviel zu ernten, wie ihre Wißbcgierde nur ^schnüffeln kann. Zunächst wird über die Genesis eine Anze Fluth von Nachrichten in die Welt geschwemmt, ^em rein menschlichen und natürlichen Entschlusse eines »ach modernen Empfindungen und Anschauungen glückhaft Agenden Monarchen werden allerlei künstliche Bewegungs- Wtel zugeschoben, als ob die Stimmung, aus der solche Aat sich löst, nur einer äußeren motorischen Kraft ihr Dasein verdanken könne. Die so rechnen, begreifen A'cht, wie niedrig sie selbst sich abschätzen, wenn sie den Herren dieser Erde so wenig natürliche Hinneigung zum einfach Menschlichen anmuthen. Das Wort von der Emanzi pation der Könige, das einst ein Spötter, der es recht Mt meinte, mahnend abschnellte, scheint doch kein müßiger scherz; die Monarchen haben allen Grund, sich zu weh ren gegen die, so die steile Höh, wo Fürsten stehn, selbst °or den Berührungen mit eitel menschlicher Empfindung ÜU schützen trachten. Auf den Kleinhandel mit den Noten zu dem inhalt lichen Telegramm folgt der Parademarsch derer, die die folgen deS großen Wandels zu schätzen oder zu zerfitzen Ais edelsten Beruf betrachten. Als ob dem unbefangenen ^iny etwas aufgeredet werden könne! Eine Versöhnung von Kaiser und Kanzler kann nur für jeden Freund der Größe und des Gedeihens unseres Vaterlandes Freude und Nutzen bedeuten und wird darum auch den Fergen des neuen Kurses nicht unmuthig stimmen. Denn daß der greise Staatsmann wieder an das Steuer trete, ist schlechthin nicht zu glauben. Weder mag er selbst die Neigung haben, die Ruhe unter den Föhren und Buchen des Sachsenwaldes aufzugeben, noch auch gestattet die zwingende Gewalt der thatsächlichen Voraussetzungen sol chen Träumen Körper anzupassen. Was zu der Wende vom 20. März 1890 führte, ist heute noch unvermindert und ungeschwächt in Geltung, die Personen und die Sachen haben sich nicht geändert und für den werdenden Kanzler wäre der Raum, der dem gewesenen schon eingeengt erschien, nicht wieder zu finden. Solches Hoffen oder Sorgen mag man leicht fahren lassen. Was aber der deutschen Zukunft freundlichsten Schimmer auf den Weg wirft, ist die Aussicht, daß der gründlichste Kenner des deutschen Staatslebens nun im Denken und Empfinden wieder ein objektives, durch kein Moment persönlicher Verstimmung getrübtes Verhältniß gewinne zu den großen Fragen und Sorgen des Geschlechtes, das als Erbe zu hüten hat, was er ersonnen und gebaut. Und wann diese Hoffnung sich erfüllt, darf auch der politischen Bedeutung des Ereigmsses dieser Woche alle Welt sich freuen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Heute Mittwoch und morgen Donners tag wird sich der berühmte Schnell- und' Dauerläufer Karl Kandler aus Dresden auf dem hiesigen Schützenplatze produziren. Genannter stand früher beim Oschatzer Ula nenregiment und besiegte die Schnellläufer Dibbels und Morello. Donnerstag, Nachmittag 4 Uhr wird derselbe einen Wettlauf veranstalten, zu welchem sich Mitläufer vorher melden können. — Anläßlich der in diesen Tagen erfolgten Entlassung der Reservisten und Dispositionsurlauber sei darauf auf merksam gemacht, daß Mannschaften, welche aus dem aktiven Dienst entlassen werden, sich spätestens 14 Tage nach ihrer Entlassung bei dem Bezirksfeldwebel, zu dessen Compagnie bezirk der von ihnen gewählte Aufenthaltsort gehört, zu melden haben. Die Meldung ist auch dann erforderlich, wenn der Entlassene an dem Orte bleibt, in welchem sein bisheriger Truppentheil in Garnison steht. Die nächsten Vorgesetzten der Mannschaften des Beurlaublenstandes sind der Feldwebel des Compagniebezirks, der Bezirks-Offizier und der Bezirks-Commandeur des Landwehr-Bataillons- bezirkes, in welchem ihr Aufenthaltsort liegt und deren Stellvertreter. Bei Anbringung dienstlicher Gesuche und Beschwerden sind die Mannschaften des Beurlaubtenstandes verpflichtet, den vorgeschriebenen Dienstweg einzuhalten. Jngleichen sind dieselben im dienstlichen Verkehr mit ihren Vorgesetzten oder wenn sie in Militär-Uniform erschtinen (wozu auch der Entlassungsanzug gehört), der militärischen Disciplin unterworfen. Verändern später die Mannschaften des Beurlaubtenstandes ihren Aufenthaltsort oder die Wohnung innerhalb des Compagniebezirks, so ist dies innerhalb 14 Tagen dem Bezirksfeldwebel zu melden. Wer aus einem Compagniebezirk in einen anderen verzieht, hat sich vor dem Verziehen bei seinem bisherigen Feldwebel ab- und bei dem Bezirksfeldwebel seines neuen Aufenthalts ortes innerhalb 14 Tagen nach erfolgter Abmeldung an zumelden. Kamenz. Unser bisheriger Obergendarm Herr Carl Wicke wird zum 1. Oktober dieses Jahres unter Ernennung zum Grenz-Polizei-Jnspektor nach Ebersbach versetzt; an dessen Stelle tritt der bisherige Gendarmerie brigadier in Crimmitschau Herr Lahl. — Die heurige Honigernte wird beim Herbstschnitte eine so ergiebige sein, wie sie seit 10, ja seit 20 Jahren kaum je gewesen. Zwei Imker in Bischofswerda haben aus mehreren Stöcken je 50 Pfund und darüber heraus- genommcn; sie können sogar vor der Einwinterung noch mehr herausnehmen. In Thumitz gewann ein Blenenzüchter aus einem einzigen Stocke 80 Pfd. Schleuderhonig. Dresden. Der „König!. Sächs. Militärvereins bund" beabsichtigt, zur Feier des 50jährigen Militärdienst jubiläums des Königs Albert am 22. Oktober s. e. in Dresden einen Fackelzug zu veranstalten. Das Festkomitee des genannten Bundes ladet hierzu die auswärtigen Militär vereine ein, wünscht jedoch vorherige Anmeldung der theil nehmenden Mitglieder. Der Beitrag der Theilnehmer für Beschaffung der Fackeln ist auf 30 Pfennige festgesetzt und bei der Anmeldung zu entrichten. — Der früher in einem Zigarren-Geschäft in Dresden thätig gewesene Volontär Adolf Minke fand am 17. August vorigen Jahres im Kassenzimmer der Dresdner Reichs bankstelle auf der Bankstraße einen Hundertmarkschein und lieferte denselben auf dem Polizeibureau ab. Kurz darauf verließ er Dresden, um in das Geschäft seines Vaters in Schwerin einzutreten, und war nicht wenig überrascht, als ihm jetzt von der Polizeidirektion die Summe von 94 Mk. 80 Pf. (nach Abzug von 5 Mk. 20 Pf. für Jnsertions- kosten) nachgesandt wurde, da sich trotz öffentlicher Bekannt machung zu dem Funde kein Verlierer gemeldet hat. Zittau, 25. Septbr. Ein unangenehmes Reise- erlebmß passirte gestern Mittag einem Passagier des von hier nach Warnsdorf verkehrenden Zuges. Auf hiesigem Bahnhofe stieg eine hier unbekannte Frau in den Zug ein. Kurz nach der Abfahrt lehnte sich dieselbe plötzlich an einen Mitreisenden und dieser benurkte zu seinem nicht geringen Erschrecken, daß der Körper der Frau vollkommen leblos war. Er befand sich mit einer Leiche im Coups, ein Schlagfluß hatte dem Leben der Frau ein schnelles Ende bereitet. In Scheibe wurde die Verstorbene aus dem Wagen gehoben und konstatirte der sofort herbeige rufene Arzt als Todesursache Schlaganfall. — Der Gemeinderath zuLoschwitz hat das Projekt einer am westlichen Höhenzuge des Loschwitzgrundes hin führenden Drahtseilbahn zwischen Loschwitz und Weißer Hirsch genehmigt. Die Verhandlungen umfaßten längere, sehr rege Debatten. Dem betr. Unternehmer-Konsortium ist vom königl. Ministerium des Innern die Konzession zu einer solchen Bahn auf 30 Jahre unter mehrfachen, den öffentlichen Verkehr, die allgemeine Sicherheit u. s. W. betreffenden Bedingungen und oberbehördlichen Vorbehalten bereits ertheilt worden. Das Kollegium stimmte nun gleichfalls, wenn auch erst durch die ausschlaggebende Stimme des Herrn Gemeindevorstandes Weigert, mit 9 gegen 8 Stimmen diesem Bahnprojekte zu. — Gelegentlich des Schulfestes flog am letzten Sonn tag in Lohmen dem Arbeiter Herberg beim Abfeuern des Böllers die ganze Ladung ins Gesicht, so daß ihm ein Stück von der Nase weggerissen wurde und er außer dem am Kopfe und im Gesicht schwere Verletzungen erhielt. — Von der Leipziger Ledermesse wird berichtet, daß rohe deutsche Rindshäute im Preise nicht unwesentlich zurückgingen, was hauptsächlich der durch den Futtermangel in verschiedenen Landstrichen hervorgerufenen Massenschlach- tung zuzuschreiben sei; dieser Preisabschlag beträgt je nach der Güte der Waare 5—10 Procent. Rohe deutsche Roßhäute gingen um etwa 1 Mark pr. Stück zurück. Rohe deutsche Kalbleder sind gleichfalls um 10—15 Pro cent im Preise zurückgegangen und wurde besonders schwere kräftige Waare vernachlässigt. Der Grund dafür sei nament lich darin zu suchen, daß Amerika im Gegensatz seines Imports deutscher Waare im Frühjahre heute große Massen Kalbfelle auf den deutschen Markt bringt. Gün stigere Witterungsverhältnisse für den Lederconsum würden zur Hebung des Rohwaarengeschäfts schon etwas beitragen; doch seien wieder große Massen amerikanischer Rindshäute nach Europa unterwegs. Auch im Geschäft von Garleder gingen die Preise in verschiedenen Sorten zurück, außer Roßleder, welches eine Preissteigerung von etwa 5 Procent erzielte. Kalbfelle behielten ihre Preise, ebenso die besseren Sorten von Fahlledern, Kipsen und Schaffellen. Leipzig. Der Meß-Ausschuß der dortigen Handels kammer erließ folgende Bekanntmachung an die Meßbesucher: Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Geschäfts gang auf der bisherigen Herbstmesse für eine Anzahl von Branchen ein nicht befriedigender ist. Wenn die Berliner Juteressenten aber sich bemühen, die von ihnen abgehaltene Vormesse als Ursache dieser Erscheinung hinzustellen, so liegt die damit verbundene Absicht so klar vor Jedermanns Augen, daß eine eingehende Wiederlegung wohl nicht nöthig erscheint. Es mag genügen, wenn wir demgegen über einfach feststellen, daß in den Geschäftszweigen, für