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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Wursnrh Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Borm, S Uhr aufzageben. Preis für die einspaltige Cor« puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An« noncen-BureauS von Haass n- stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblättern 1. Illustr. Sonntags- blatt (wöchentlich), i. Kine landrvirth- schastNche Weirage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl.1M.2S Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. >gchen^ d ^für Pnlsmtz, Lömgsbnick, Radcbcrg, Radeburg, Moritzburg uub llmgegcud Drnck und Verlag von E. L. Förste r's Erben in Pulsnitz. Knfimdvierzigftor Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 27. S. April 18S3. Bekanntmachung. In den 2—Massigen einfachen Schulen des Bezirkes, in denen die Rechenhefte von Thieme und Schlosser eingeführt sind, ist von Beginn des neuen Schuljahres an aus schließlich die Ausgabe L in 3 Heften zu benutzen. Die übrigen Schulbücher werden bis auf Weiteres fortgeführt. Kamenz, am 28. März 1893. Der Königliche Bezirksschulinspektor. Fink. Zur Militärvorlage. In der „Nordd.Allg.Ztg." wurde kürzlich, ohne Zweifel von einer Stelle aus, die der Leitung der Geschäfte nicht fern steht, abermals die Haltung der Reichsregierung in der Militärvorlage erläutert. Die Darlegung wendet sich gegen die von der Opposition ins Feld geführten Argu mente der zu hohen Belastung der Steuerzahler und der nicht weiter zu steigernden Entwicklung des Militarismus. Die Regierung habe schlechterdings nicht die Möglichkeit, die Zukunft Deutschlands mit geringerem, finanziellen Auf wande sicher zu stellen. Eine Möglichkeit, erhebliche Er sparnisse, Abstriche an den Vorlagen zu machen, ohne daß ihr Zweck gefährdet wäre, sei bisher nirgends nachgewiesen Worden. Es wäre unlogisch, Abstriche zu fordern, ohne gleichzeitig den Beweis anzutreten, daß dadurch der Zweck der Vorlage nicht in Frage gestellt werde. Die Vertreter der Verbündeten Regierungen hätten darüber keinen Zweifel gelassen, daß Anträge, welche darauf abzielten, zwar die zweijährige Dienstzeit einzuführen, es trotzdem aber bei der gegenwärtigen Präsenzstärke zu belassen, unannehmbar sind, weil ihre Annahme eine direkte Schwächung unserer Wehr kraft zur Folge haben müßte; und ferner, daß an dem, Was als Ausgleichsmaßregeln für die zweijährige Dienst zeit gefordert ist, Abstriche unthunlich seien. Sie hätten die darüber hinausliegenden Reuformationen und Verstär kungen eingehend motwirt, und auch hierunter würde sich wenig finden, was vorläufig bei Seite geschoben werden konnte. Die Regierung muß Werth darauf legen, die Reform bald durchzuführen, nicht allein, weil die Versäum- niß jedes Rekruteneinstellungstermins auf lange Zeit hinaus uns um einen Jahrgang schwächen würde, sondern auch Weil die geplanten Maßregeln fast durchweg schon unmit telbar nach ihrem Jns-Leben-Treten als wesentliche Erleich terungen einer Mobilmachung oder als Verbesserungen unse- res Kriegsstandes wirken würden. Es möge sein, daß Wan versuchen könnte, innerhalb des Rahmens und der Dauer des vorliegenden Gesetzentwurfs Perioden der Durchführung für die nächsten Jahre, wie sie ohnehin bei der Etatsaufstellung zur Anschauung kommen würden, zu unterscheiden. Der Gedanke, wesentliche Theile der in sich Assammenhängenden Vorlage herauszunehmen und ihre Erledigung einer späteren Gesetzgebung vorzubehalten, würde Megen aus politischen, wie militärischen Gründen von der Hand gewiesen werden müssen. Der Abg. von Bennigsen habe an den Reichskanzler in der Budgetkommission die Aufforderung gerichtet, er möge sich die Folgen einer Reichs tagsauflösung klar machen. „Wir glauben kaum, daß es einer solchen Aufforderung bedurfte, und wüßten nicht, baß Herr von Bennigsen in dieser Beziehung etwas Neues gesagt hätte. Wir könnten dagegen zu bedenken geben, wie denn gegenwärtig die inneren Verhältnisse der staals- erhaltenden Parteien liegen, und ob sie ihrerseits auch nur ein parteipolitisches Interesse an einer Auflösung des Reichs tags haben können? Aber wir wollen nicht rechten, die Zeiten sind nicht dazu angethan, neue Streitfragen zwischen der Regierung und den Parteien, auf deien Mitwirkung ße >n allen die Erhaltung des Reiches berührenden Frager' hoffen muß, ohne Noth aufzuwerfen. Indessen dürfen wir doch wenigstens zur Erwägung geben, wie gefährlich fs wäre, wenn die bedenklichen Symptome, welche unser öffentliches Leben in der letzten Zeit hat hervortreten lassen, twch durch das Bewußtsein einer infolge ungenügender Entwicklung unserer Wehrkraft hervorgerufenen, dauernden Unsicherheit nach Außen vermehrt würden. Nicht allein unser kaum aufathmendes Erwerbsleben würde materiell vurch solche Unsicherheit gefährdet sein. Unser ganzes inner- Politisches Leben bedarf, damit jene Uebel und Wirren Ulcht chronisch werden, des Zusammenwirkens der Regierun gen mit den staatserhaltenden Elementen der Nation, und fordert auch die Parteien dazu auf, alles zu vermeiden, was vermehrte Unsicherheit hervorzurufen geeignet wäre. Wir stehen im Innern vor schweren Ausgaben, deren Lösung unsere ganze Kraft auf längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Dazu bedürfen wir des Friedens, der uns aber — darüber kann kein Zweifel sein — nur so lange gesichert sein wird, als in unseren westlichen Nachbarn der Glaube, sie seien uns militärisch gewachsen, nicht aufkom men kann." Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Die Osterfeiertage, die neben den Weih- nachts und Pfingstfeiertagen eine größere Ruhepause im Alltagsleben und dem Hasten der heutigen Zeit bieten, sind vorübergegangen. Sie haben der Menschheit Gelegenheit gt geben, sich wiederum im Gotteshause an der Botschaft der Auferstehung zu erbauen, sich aber auch anderntheils zu ergehen in der auf's Neue erwachenden Natur. Goldi ger Sonnenschein und wonnige Frühlingsluft lockten die Bewohner ins Freie und alle Wege waren von Spazier gängern belebt. Groß war der Andrang von Vergnügungs reisenden auf den Bahnhöfen und den anderen Verkehrsan- stalten, zahlreich auch der Besuch der auswärtigen Verguü- gungs-, Aussichts- und Erholungsorte. — Mit der vom 1. April ab ins Leben getretenen mittel europäischen Zeitrechnung haben sich auch die Abfahrts- undAnkunftszeiten — auf unseren Bahnlinien um 3 Minuten — geändert, so daß die Abfahrten um soviel später erfol gen. Der demgemäß geänderte Fahrplan ist in heutiger Nummer enthalten und wird der Beachtung,'empfohlen. — Vom I. April sind die Schalter des hiesigen Kaiser!. Postamtes früh von 7 Uhr an geöffnet. Von diesem Tage an werden auch die deutschen Reichspostanstalten, allerhöch ster Verordnung gemäß, mit neuen Flaggen ausgerüstet. Die neue Postflagge besteht aus drei Streifen in den Far ben schwarz, weiß und roth, in dem weißen Streifen ist die Kaiserkrone mit dem Posthorn angebracht. — Am Sonntag, den 1. Osterfeiertag Abend haben in Goldbach und Harthau größere Schadenfeuer stattgefunden. Nähere Angaben fehlen uns noch zur Zeit. Großröhrsdorf. Der hiesige Gewerbeverein veranstaltet in Verbindung mit den: Landw. Vereine in diesem Jahre und zwar in der Zeit vom 10.—17. Septem ber hierorts eine Gewerbe-, Industrie- und Landw. Aus stellung. Als Ausstellungsplatz ist die geräumige, äußerst günstig inmitten unseres Ortes gelegene Turnhalle, der umfangreiche Turnplatz und der Gasthof zum grünen Baum bestimmt worden. Die Ausgabe der speziellen Programms und der Anmeldebogen, mit deren Ausarbeitung eine Kom mission betraut worden ist, wird in kürzester Zeit erfolgen. — Ahlwardt .hatte bekanntlich die Absicht, in Sachsen mehrere Vorträge zu halten. Indessen sind diese in letzter Stunde zur Verwunderung Vieler abgesagt worden. Man erfährt jetzt, daß, beispielsweise in Dresden, die dortige Polizeidirektion die Versammlungen verboten hat, in der Ahlwardt zu sprechen gedachte, und dürfte dementsprechend auch der sonstige Ausfall von Versammlungen auf ein solches Verbot zurückzuführen sein. Man zerbrach sich nun darüber den Kopf, ob die Karwoche die Veranlassung dazu gegeben hätte, daß keine politischen Versammlungen abgehalten werden dürften. Jetzt erklärt das „Dr. I.", daß die Gründe dafür nicht, wie ein Dresdner Blatt meldet, in einer gesetzlichen Bestimmung, die mit der Karwoche zusammenhängt, vielmehr lediglich in der Person Ahl- wardts zu suchen seien. Blasewitz. Die Länge der neuen Brücke beträgt von Ankerkammer zu Ankerkammer 266,8 Meter und die Spannweite, das ist von Pfeilermittel zu Pfeilermittel, 146,8 Meter. Die Brücke hat eine Breite von 11,4 Metern und weist ein Gewicht von 60,000 Centnern auf. Dieses Gewicht betrifft lediglich die Eisenkonstruction; Holzkonstruction, Asphalt rc. sind nicht mit eingerechnet. Coswig i. S. Die erste diesjährige Obstblüthe im Freien ist am hiesigen Bahnhofsgebäude zu beobachten. Hier in geschützter Lage haben sich die Knospen eines Spalier-Aprikosen-Baumes zur Blüthe erschlossen. Großschönau. Bei dem Versuche geschlachtete Schweine über die Grenze zu schmuggeln, wurde hier ein Fleischermeister abgefaßt. Derselbe hatte die Thiere auf einem Wagen unter Braunkohlen versteckt und hoffte so unbeanstandet durchgelassen zu werden. Er wurde indessen von den Zollbeamten genöthigt, die Kohlen herunterzu packen und da kam denn die Bescheerung zum Vorschein. Die Schweine wurden selbstverständlich konfiscirt. Leipzig. Vom Hausbesitzer-Verein in Leipzig (Kanzlei Rilterstr. 4) ist neuerdings eine Auskunftstelle errichtet, von wo Nachweis über Wohnungen, Läden, Musterzimmer usw. unentgeldlich erlangt wird. Auch liegt dort ein Beschwerdebuch für etwaige Klagen gegen Uebervortheilung aus. Gerechtfertigte Klagen sollen den betr. Fachvereinen der Hoteliers und Gastwirthe usw. unterbreitet und eingehend geprüft werden. Die früher üblichen, sogen. Meßpreise für Speisen und Getränke sind in Leipzig längst in Wegfall gekommen. — Zur Hebung der Leipziger Messen wird der dor tige Rath die Möglichkeit Herstellen, daß an den in die Messe fallenden Sonntagen von früh 8 bis 6 Uhr Nach mittags unbeschränkter öffentlicher Handelsverkehr stattfin den kann. Alsdann wird der Rath sich der Petition Wegen Aufhebung der gesetzlichen Bestimmungen, betreffend die Sonntagsruhe, für die Dauer der Messen anschließen. Leipzig. Diesmal gestaltet sich während der Oster messe die dauernde Gewerbeausstellung durch das Vorhanden sein einer großen Zahl verschiedenartiger betriebsfähig aufge stellter Motoren besonders interessant, und wird der Besuch der Ausstellung dadurch wesentlich erleichtert, daß nicht mehr wie bisher zur Meßzeit das doppelte, sondern nur das einfache niedrige Eintrittsgeld erhoben wird. Die prak tischen Vorführungen, welche an den ersten drei Tagen jeder Meßwoche stattfinden, umfassen der Reihe nach je in einer Woche die Schuhmachermaschinen, Metallbearbei tungsmaschinen, Holzbearbeitungsmaschinen und Papierbe, arbeitungs- und Buchbindereimaschinen. Außerdem findet Sonnabends Vorführung von landwirthschaftlichen Maschi nen und Mittwochs von hauswirthschaftlichen Geräthen statt. Annaberg. Ueber die Landung und die Fahrt des Ballons „Humboldt" schreibt das „Annaberger Wochenbl." Folgendes: Ein Schauspiel, wie es unsere Stadt und ihre nähere Umgebung wohl noch nie erlebt hat, bot sich Dienstag Abend den Blicken zahlreicher Beobachter: die Ankunft und der Niedergang eines gewaltigen Luftballons. Gegen halb 6 Uhr war das Luftschiff am nördlichen Horizont wahrgenommen worden und alsbald bedeckten sich Straßen und Plätze mit einer schaulustigen Menge, welche bewaffneten und unbewaffneten Auges das Er- cheinen und Näherkommen verfolgte. Kurz vor halb 7 Ihr konnte man deutlich bemerken, daß die Luftschiffer Anstalten zur Landung trafen, und wenige Minuten später verschwand der Ballon sammt Gondel, in welcher mittelst Fernrohrs drei bis vier Personen bemerkt wurden, hinter den Höhen Les Schreckenberges. Die Landung wurde ohne alle Fährlichkeit ,'6 Uhr 33 Minuten auf einer An löhe in der Nähe von Herrmannsdorf bewerkstelligt. Unter Mithilfe der rasch herbeigeeilten Ortseinwohner wurde der Ballon, welcher den Namen „Humboldt" trägt, zur Erde herabgezogen, des Gases entleert, verpackt und einstweilen dem Ortsrichter in Herrmannsdorf zur Auf bewahrung übergeben, von wo aus er am Mittwoch nach der hiesigen Güterstation gebracht und weiter nach Berlin verladen wurde. Die Luftschiffer sind die Herren Premier leutnant Groß und die Meteorologen Dr. Sühring und Dr. Berson vom Königlichen meteorologischen Institut in