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4. Miirz 18S3. Sonnavcnd. arv: such' vo> rik mci Lust ne»' di> 8 ürr INU ;ro Uvl> Arbeitermangel auf dem Lande und Arbeitslosigkeit in dielen Städten. Nach einer, den 56. Band der „Schriften des Vereins für Sozialpolitik" bildenden Abhandlung des Prof. Ur. Gering über die innere Colonisation im östlichen Deutsch land sind in den Jahren 1885—1890 (von Volkszählung zu Volkszählung) aus den landwirthschaftlichen Distrikten Deutschlands 873,000 Personen theils nach überseeischen Ländern, theils nach dem westlichen Deutschland und ins besondere in die Städte fortgezogen, während die B-.völke- rung von Berlin nebst Vororten, den Hansestädten, König reich Sachsen, Rheinprovinz und Westfalen in dem gleichen Zeiträume durch Zuwanderung (also ohne Berücksichtigung deS Geburtenüberschusses) sich um 543,000 Personen ver mehrt hat. Allein aus den ländlichen Distrikten des öst lichen Deutschlands sind 640,600 Personen weggezogen, sodaß u. A. nach einer Ermittelung der preußischen Land- räthe im Jahre 1890 allein in Ostpreußen 6000 Arbeiter wohnungen auf dem Lande unbewohnt standen. Der Man gel an tüchtigen Arbeitern auf dem Lande hat einen Um fang angenommen, der den nutzbringenden Betrieb der Landwirthschaft vielfach unmöglich macht. An manchen Stellen in Ostpreußen wird schon der Körnerbau durch angesäte Weide verdrängt. Es ist eine dort alljährlich wiederkehrende Erscheinung, daß die Ernte in Folge Arbei termangel nicht rechtzeitig eingebracht werden kann, das Heu auf den Wiesen verdirbt und die Kartoffeln über Ge bühr lange im Acker liegen bleiben. In einigen Gegenden fehlt es selbst im Winter an genügenden Arbeitskräften. Dies ist um so bedenklicher, als gerade jetzt der Landwirth nur bestehen kann, wenn er seinen Boden so intensiv als möglich bewirthschaftet. In den Regierungsbezirken Gum binnen, Köslin, Stralsund, sowie Mecklenburg - Strelitz ist die Bevölkerung an Zahl zurückgegangen. Dagegen hat sich die Bevölkerung aller Stadtkreise über das natürliche Wachsthum hinaus vermehrt. Wie stimmt dies mit der fast eine stehende Rubrik in den Zeitungen bildenden Klagen über Arbeitslosigkeit in den Städten? Zwar ist das platte Land stets die Quelle gewesen, aus der die Städte frische Kraft gewonnen haben, aber eine Völkerwanderung nach Art derjenigen, welche gegenwärtig den ganzen Osten ergriffen hat, geht weit über alles natürliche Maaß hinaus. Möchten doch gerade jetzt, wo der Frühling vor der Thür ist und wo Tausende von jungen Leuten nach der Konfir mation einen Beruf zu wählen haben, recht viele Väter, Vormünder und Erzieher ihren Einfluß dahin ausüben, daß ihre Pfleglinge sich dem landwirthschaftlichen Berufe zuwenden, oder daß wenigstens diejenigen, die auf dem Lande wohnen, und erzogen sind, auch dort bleiben und nicht in die Fabriken der großen Städte ziehen, wo sie nicht nur das Arbeiterangebot vermehren und die Löhne herabdrvcken, sondern auch sehr leicht in Bezug auf Gesund- heil nnd Sittlichkeit so manchen Gefahren entgegengehen, die ihnen bei ländlicher Beschäftigung fernbleiben. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am Donnerstag, den 23. Februar a. o., hielt die hiesige freiwillige Feuerwehr im Schützenhaussaale jm Beisein vieler Ehrengäste ihr 26. Stiftungsfest, beste- . zeitgemäßen Vortrag machen wir unsere Leser ganz be sonders aufmerksam. — Dem Vernehmen nach kommt es öfter vor, daß die von den Güterexpeditionen den Frachtbriefadressaten durch die Post übersandten Benachrichtigungskarten über für sie eingegangene Güter bei beabsichtigter Abholung der letzteren ohne die vollzogene am Fuße der Karte vor gedruckte Quittung zurückgegeben werden. Wir machen im Interesse des Publikums wiederholt darauf aufmerksam, daß nach den bestehenden Bestimmungen die Auslieferung der Güter nur gegen Rückgabe der quittirten Karten er folgen darf, wovon namentlich die vom Stationsorte ent fernt Wohnenden Notiz nehmen möchten, da die zur Ab holung beauftragten dritten Personen andernfalls einen unter Umständen weiten Weg vergeblich zurückgelegt haben würden. — Alle, die mit der Eisenbahn einzelne Stücken Vieh befördern wollen, machen wir darauf aufmerksam, daß genau wie bei den Frachtgütern, jedes Stück einzeln bezeichnet sein muß und bei Aufgabe ohne Begleitung, olso auf dem Frachtbrief, diese Zeichen in den Frachtbrief einzutragen sind, da andernfalls die Signirung gegen Be rechnung der tarifmäßigen Gebühren eisenbahnseitig erfolgt. Bautzen, 26. Februar. Das hiesige Schwurgericht verhandelte am Mittwoch und Donnerstag gegen die beiden Brandstifter, durch deren böswilliges Verschulden im Laufe des Vorjahres in Niederkunnersdorf eine Zahl von Brän den verursacht wurde. Auf Grund des Wahrjpruches der Geschworenen wurde der Dienstknecht Johann Heinrich Kujan aus Colm zu 9 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehreuverlust, der Dienstknecht Josef Anton Spantig aus Ostritz zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehren verlust verurtheilt. Auß rdem wurde gegen beide Ange klagte auf Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt. — Am 28. Februar stattete unser König der General direktion der Staatseisenbahnen einen Besuch zu dem Zwecke ab, im Sitzungssaale derselben eine Ausstellung von Zeichnungen und Modellen der neuen Dresdner Bahnhofs bauten zu besichtigen. Das besondere Interesse des Königs erregten die Gypsmodelle des vom Architekten Lippold entworfenen Generaldirektionsgebäuües und das Projekt des neuen großen Empfangsgebüudes. Letzteres ist von den Bauräthen Gieße und Weidner, denen in der Preis konkurrenz ein erster Preis zugefallen war, nunmehr auf Grund ihres preisgekrönten Entwurfes und unter Verwer- thung einzelner Schönheiten und Vorzüge der anderen prä- miirten Entwürfe einer erfolgreichen Durcharbeitung unter zogen worden, deren Ergebniß dem König Albert mit vorgeführt werden konnte. Auch die Pläne des Rangir- und Abstellbahnhoses, sowie ein Modell der Futtermauern für die Hochbahngeleise fanden eingehende Besichtigung. — Die Einfuhr lebender Schweine aus Oesterreich- Ungarn wurde infolge Ausbruchs der Maul- und Klauen seuche vom Ministerium des Innern bis auf Werteres ver boten. — Die internationale Sanitätskonsirenz, welche in Dresden stalifiadet, wird im Ballsaale des Ministeriums des Aeußeren abgehalten. Die Verhandlungen werden aus Rücksicht auf die zahlreichen Ausländer in französischer Sprache geführt. — Die königliche Generaldirektiou der sächsischen Staats- eisenbahnen hat" genehmigt, daß die früher auf den verschie- Das Auftreten des Ronncnfalters betreffend. Wenngleich in Sachsen die Nonne — läxaris wonaolla, — im vorigen Jahre noch nicht in Bedenken erregender Weise sich gezeigt hat, so steht doch für das laufende Jahr mit einer gewissen Sicherheit ein stärkeres Auftreten dieses schädlichen Insekts zu erwarten. Die Bürgern leister von Elstra und Königsbrück, sowie die Gemeindevorstände des amtshauptmannschaftlichen Bezirks werden auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern daher hiermit angewiesen: 1 ., die waldbesitzenden Gemeindemitglieder, behufs Entdeckung der Nonnenranpe und des Nonnenfalters, anzuhalten, vor Allem und zunächst mit Rücksicht auf die aus den überwinterten Eiern auslaufenden Raupen, ihre Waldbestände je nach der Frühjahrswitterung von Ende März dieses Jahres an, einer genauen und öfteren Durchsicht zu unterziehen; 2 ., Anzeigen oder Vakatscheine einzureichen, ob sich Nonnenrauchen und später ob sich Nonnenfalter in größerer Anzahl in ihren Waldungen gezeigt haben. Diese Anzeigen oder Vakatscheine sind u., bezüglich des Auftretens der Nomlenrattpen sofort nach Entdeckung derselben, 5., bezüglich des Auftretens der Nonnmfalter sobald dieselben fliegen, also Ende Juli, Anfaug August zu erstatten. Insoweit die Gemeinden selbst als Waldeigenthümer in Frage kommen, hat nicht minder ihrerseits dem Vorstehenden entsprechend das Erforderliche zu geschehen. Kamenz, am 25. Februar 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Erdmannsdorff. ! hend in Concert, gesanglichen und humoristischen Vorträgen, Ball nnd Tafel, ab, welches in allen seinen Theilen den schönsten Verlauf nahm. Es ist gewiß lobenswerth, wenn eine Vereinigung, deren ganzes rastloses Streben jahraus jahrein darin besteht, in der Stunde der Gefahr dem Näch sten helfend und rettend beizustehen, selbst sein Leben für seinen Nächsten zu opfern, sich auch einmal im Jahr zu fröhlichem Thun versammelt. Das segensreiche Wirken der freiwilligen Feuerwehr fand ja schon längst die aller höchste Anerkennung, übernahm ja schon vor Jahren Se. Majestät der König Albert das Protektorat über dieselben. Den Glanzpunkt des Stiftungsfestes bildete aber gewiß die Vollziehung eines Aktes königlicher Huld und Gnade. Nach Beendigung des Concertes und nachdem die Compag nie im Saale Aufstellung genommen, wurde dem Spritzen- manne Herrn Lehnecker für 25jährige treue Dienstzeit das von se. Majestät dem König gestiftete Ehrenzeichen nebst Decret durch Herrn Bürgermeister Schubert feierlich überreicht; ferner erhielten Herr Friedrich Müller und Herr Robert Hönicke für 20jährige treue Dienste das Eh rendiplom des Landesausschusses sächsischer Feuerwehren. Herr Bürgermeister Schubert beglückwünschte hierauf die Jubilare aufs herzlichste in warmen Worten der Verdienste derselben, sowie der der Compagnie gedenkend und ermah nend, sich durch nichts beirren zu lassen auch in Zukunft treu ihrem Wahlspruch zu bleiben. Mit einem begeistert aufgenommenen dreifachen Hoch auf den hohen Protektor, Se. Majestät König Albert, woraus die Musik „den Kö nig segne Gott" mtonirte, schloß dieser feierliche Akt. Hierauf folgte nun Ball und Tafel, welche die Mitglieder und welchen Gäste in fröhlichster Stimmung bis zum fiüh-n Morgen vereinigt hielten. Auch an dieser Stelle wünschen wir, dem einen solchen gemeinnützigen Zweck verfolgenden und patriotischen Sinn pflegenden Institut, dem ja schon längst aller Herzen entgegen schlagen stetes Blühen und Gedeihen. — r. Pulsnitz. Auf der in Leipzig in den großen Räumen des Krystallpalastes vom 24. bis mit 27. Februar d. I. abgehaltenen ersten deutsch-nationalen Geflügelausstel lung erhielt Herr Bruno Bocsdorf, hier, einen Ehrenpreis (große silberne Medaille) für Hühner; einen 1. und 2. Preis kür gelbe Zwerg-Kochinchina, einen 1. Preis für bulgari sche Trommeltauben, sowie eine Anerkennung für Hollän der Kröpfer; Herr Ernst Bauerdorf eine lobende Anerkennung für Flügeltauben; Herr I. G. Garten, Pulsnitz M. S. eine lobende Anerkennung für Jokohama und einen 3. Preis für Schmalkaldener Mohrenköpse; Herr Max Garten, Puls nitz M. S. eine lobende Anerkennung für Hamburger Goldlack. Die bedeutendsten Züchter Deutschlands hatten ihre Geflügel auf dieser Ausstellung zur Schau gestellt, um die verdiente Anerkennung ihrer Zucht trotz der großen Concurrenz bei der mit derselben verbundenen Prämiirung zu finden und gestaltete sich dieselbe zu einer der größten ihrer Art. Jnsgesammt umfaßte die Ausstellung 1287 Nummern in Hühnern, Gänsen, Enten und Ziergeflügel, sowie 1621 Nummern in Tauben. — Nächsten Sonntag, den 5. März Nachmittags 5 Uhr, veranstaltet der hiesige deutsche Reformverein im Saale des Schützenhauses einen öffentlichen Vortrag und zwar wird Herr R. Feyerherm aus Dresden über: „Die Erhaltung des Mittelstandes" sprechen. Auf diesen gewiß , <>e- kat, Amts Blatt des Aönigl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben Musundviersigster Nahrgang in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserats sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm, S Uhr ausz 'geben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Heschäflsstelren bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haasin steinL Vogler «.„Invaliden dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Zu s ch en ö/k Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend Als Beiblätter: 1. Mustr. Sonntags- Statt lwöchentlich), 2. Kins randrvirth- e jschastNeHe Wsitage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljahr!. 1M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung.