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7. Dezember L8S2. Mittwoch. Auf dem die Firma Friedrich Menzner in Großröhrsdorf betreffenden Folinm 222 des Handelsregisters für den hiesigen Amtsgerichtsbezirk wurde heute verlautbart daß der bisherige Inhaber Herr Friedrich August Menzner ausgeschieden und Herr Friedrich August Brückner in Großröhrsdorf Firmeninhaber geworden ist Pulsnitz, am 2. Dezember 1892. Königliches Amtsgericht. Weise. Kl. Bekanntmachung, -en diesjährigen Christmarkt betreffend. Der hiesige CHkiffmavEt wird auch in diesem Jahre Sonntag, den 18. Dezember 1892 Nachmittags und nicht wie früher, am 24. Dezember abgehalten. Auf denselben werden nach 8 28 der hiesigen Marktordnung nur der sächsischen Oberlausitz angehörige Händler zugelassen. Pulsnitz, am 1. Dezember 1892. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Sonnabend, den LV. Dezember dieses Jahres, Vormittags Uhr öffentliche Bezirksausschußsitzung. Die Tagesordnung ist aus dem aushängenden Anschläge zu ersehen. Kamenz, am 2. Dezember 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Erdmannsdorff. Panamaskandale vernommen worden sind, sagten auch so gut wie nichts aus, und die Ankläger konnten auch noch keine sonderlich klaren Beweise für die Einzelheiten ihrer Anklage erbringen, aber die mit der Klarstellung dieser Angelegenheit betraute Untersuchungs-Commission hat fest- gestellt, daß Charles Lesseps, ein hervorragender Gründer der Panama-Kanal-Aktiengesellschaft, erklärt hat, daß bei der Ausgabe und dem Verkaufe solcher Aktien immer große Summen an die Presse gezahlt werden müßten. Außerdem hätten bei der beabsichtigten Gründung der Gesellschaft Lesseps sofort viele hochstehende Personen be sucht und ihm erklärt, daß sie die Gründung begünstigen oder zu Falle bringen würden, je nachdem man ihnen viel oder wenig Geld zahlen werde. Am meisten compro- mittirt ist in der Angelegenheit der kürzlich plötzlich ver storbene Banquier Reinach, welcher sich vergiftet haben soll. Jedenfalls geht aus der ganzen Skandal-Affaire so viel hervor, daß für Geld die Gunst vieler einflußreicher Republikaner in Frankreich käuflich ist, und daß die öffent liche Moral in der französischen Republik nicht viel mehr werth ist als die Moral des Napoleonischen Kaiserreichs. Die Vergnügungssucht u >d der Schwindel zum Zwecke mühelosen Geldgewinnes sind immer noch wichtige Eigen schaften auch im republikanischen Frankreich. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Am vorgestrigen Morgen hatte uns der Himmel ein Glatteis bescheert, das manche Unannehm lichkeiten für Fußgänger und Fuhrwerk im Gefolge hatte. Mancher Passant dürfte auf nicht gerade angenehme Weise mit dem Erdboden Bekanntschaft gemacht haben. Wir nehmen deshalb wiederholt Veranlassung, die Hausbesitzer auf sorgfältiges Streuen aufmerksam zu machen. Pulsnitz, 6. Dezember. Wir theilen unsern Lesern unter Vorbehalt mit, daß nach heute Vormittag in Dresden erschienenen Extrablättern der Rektor Ahlwardt im Kreise Friedeberg - Arnswalde zum Reichstagsabgeord neten gewählt worden sein soll. — Das Reichspostamt richtet auch in diesem Jahre an das Publikum das Ersuchen, mit den Weihnachlssen- düngen bald zu beginnen, damit die Packetmassen sich nicht In letzter Zeit sind wiederholt bei der Königlichen Amtshauptmannschast schriftliche Beschwerden ohne Nennung des Namens des Anklägers eingegangen. Die Königliche Amtshauptmannschaft bringt daher hiermit wiederholt zur öffentlichen Kenntniß, daß derartige Beschwerden und Verdächtigungen (anonyme Eingaben) einfach unberücksichtigt gelassen werden. Eingehende Beschwerden, sofern sie nur mit dem Namen des Anbringers versehen und begründet sind, werden sicherlich und soweit irgend möglich, ohne Nennung des Namens des Beschwerdeführers, von hier aus Erledigung finden. Kamenz, am 2. Dezember 1892. Königliche Amtsha'upt m a n n s ch a f t. von Erdmannddorff. Mittwoch, den 7. Teeemder 1892, Nachmittags 2 Uhr gelangen im Gasthofe zur goldne» Aehre in Thiemendorf I Faß Rolhwein — enthaltend 225 Liter —, 72 Flaschen Wein in verschiedenen Marken, darunter 5 Flaschen Champagner, 12 Flaschen Maitrank, 189 Flaschen Limonade, 20 Flaschen alter Korn und 600 Stück Cigarren gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Pulsnitz, den I. December 1892. Kunath, Gerichtsvollzieher. Die öffentliche Moral in der französischen Republik. Die Thatsache, daß in Folge des bei dem Bau des Pauamakanals vorgekommenen Gründungsschwindels, bei Welchem 150 französische Deputirte bestochen und viele Vertrauensselige kleinere Capitalisten betrogen worden sein sollen, die öffentlichen Gewalten der französischen Republik, kie Kammern und das Ministerium in's Wanken gerathen sind, ist von europäischem Interesse. Denn gilt schon Frankreich als das Land der Ueberraschungen und der unberechenbaren politischen Entwickelung, so darf man Wohl heute die Frage aufwerfen, wie wird die französische Republik, deren Volksvertreter in großer Anzahl durch den ^ründungsschwindel compromittirt und deren jetziges Mi- Uisterium Loubet aus ähnlichen Gründen seine Entlassung eingereicht hat, eine solche Krisis bestehen? Zwar steht A Vertreter der vollziehenden Gewalt in Frankreich, der Präsident der Republik, Mr. Carnot, ohne Tadel und Vorwurf in diesem schändlichen Gründerskandale da, und bleibt ihm das Recht und vielleicht auch die Macht, Augiasstall der Corruption in der Republik zu rein- An. Aber wird er auch den Muth dazu haben und mit Urner Strenge die nothwendigen Maßregeln ergreifen? )vird der Präsident Carnot vor allen Dingen die schwer ?wpromittirte Deputirtenkammer auflösen und ohne An- Mn der Person alle Schuldigen bestrafen lassen? Wie A Dinge sich bisher in der französischen Republik in Nchm heiklen Fragen entwickelt haben, muß man an der Ausführung eines vollständigen Säuberungsprozesses leider Eiseln, denn gewisse Persönlichkeiten in Frankreich, zu- reiche Bankiers, welche mit der Deputirtenkammer der Presse Fühlung haben, verstehen sich nur zu gut die Kunst, den Leuten Sand in die Augen zu streuen fatale Dinge zu vertuschen, und selbst der ehrenwerthe Indent Carnot kann dadurch irre geleitet und zu falscher ^theilung der Affaire veranlaßt werden. Jedermann i^d auch zugeben, daß es einem Manne in hoher Stell- i unter Umständen sehr schwer gemacht wird, in seiner Hebling die Böcke von den Schafen zu unterscheiden. I Autoren und Deputirte, sowie auch Banquiers, Kauf- . Beamte und Journalisten, welche bisher in dem in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammen drängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. — Das Oeffnen der Fenster wird von verschiedenen Hausfrauen auch in ganz verschiedener Weise gehandhabt. Landleute thun dieses oft nach herkömmlicher Weise Sommer und Winter nicht, im Sommer in der irrigen Meinung, den Fliegen das Hereinkommen in die Stube abzusperren, im Winter deshalb, um das Feuerungsmaterial zu sparen. Manche Frauen hingegen übertreiben das Oeffnen der Fenster und Balkonthüren im Winter in der Meinung, daß kalte, reine Luft lange frisch an Gesicht und Körper erhalte, ohne dabei das Nachtheilige des kalten Luftzuges zu berücksichtigen. Geöffnet muß natürlich auch im Winter werden, um die für die Gesundheit nöthige sauerstoffhal tige, erfrischende, leichte Luft in die Wohn- und Schlaf zimmer einzuführen zum Ausgleich der durch die mensch liche Ausathmung entstandenen, gesundheitswidrigen, zu viel Kohlensäure enthaltenden schweren Luft. Die Noth wendigkeit des Fensteröffnens wird Jedermann schon des halb leicht einsehen, wenn er bedenkt, daß ein Erwachsener stündlich ungefähr 20 Liter Kohlensäure ausathmet und ausdünstet, und wäre ein Raum vollständig abgeschlossen von der Außenluft, was jedoch nie ganz der Fall ist, so könnte ein Mensch in dieser Zeit 20 bis 30 Kubikmeter reiner guter Luft verderben. Die Fenster wegen Erspar- niß von Heizmaterial nicht zu öffnen ist vollständig un praktisch, denn die schlechte kohlensäurehaltige Luft ist viel schwerer, wie ein aufmerksamer Beobachter schon am Druck auf seinen Körper wahrnehmen kann; daher drückt sie auch auf die durch Hitze im Ofen verdünnte Luft zu sehr und drängt sie vorschnell zum Schornstein hinaus, so daß viel Wärme unnütz verfliegt; auch nimmt sie selbst die Wärme schwer in sich auf, weshalb jeder die Wahrnehmung machen kann, daß ein vorher gelüstetes Zimmer schneller wieder warm wird, als ein nicht gelüftetes. Die beste Zeit des Lüftens ist wohl die, vor oder während des Reinigens des Zimmers, da die reinigende Person sich in Thätigkeit befindet und sich durch angemessene Kleidung vor der Zug- lust schützen kann. Zu beachten ist jedoch dabei, daß die Sitzenden, sich in Ruhe Befindenden einen warmen, behag- lichen, zugfreien Raum haben, da in dieser Situation die Leibeswärme an und für sich eine geringere ist. Selbstver- Blatt Amts und des Stadtrathes des Aönigl. Amtsgerichts RrMUNdVieUjigstM Jahrgang. Verantwortlicher Redakwm Gustav Häberlein Druck und Verlag von E. L. Förste r's Erben in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu Uulsnitz Als Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags- btatt (wöchentlich), r. Kine tcrrrdrvirth- schaftttche Weikage (monatlich). NbonnementS-PreiS: Vierteljährl.1M.25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm, S Uhr aufz,gcben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Rau») 10 Pfennige. Kefchästsstelren bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn» noncen-Bureaus von Haascn- stein L Vogler u. „Invaliden« dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Lschenö/, Pulsnitz, MM' Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend