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Erscheint: , Mittwoch und Sonnabend. AlS Beiblätter: 1. Mustr. Sonntags- k>latt (wöchentlich), S. Kine kandtvirth. sch«rfMche ^Weikage (monatlich). AbonnementS-PreiS: Vierteljährl.1M.25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts ZU Uullsnrh. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchvruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haas<n> stein L Vogler u. „Jnvalidcn- dank" in Dresden, Rudolph Mofse in Leipzig. (och en L/j >^für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg imd Umgegend Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. RirrundviMzigst« Jahrgang. ^s,°« 27. Juli 18S2. Mittwoch. Maul- und Klauenseuche betreffend. Die große Verbreitung, die die Maul- und Klauenseuche unter den Viehbeständen des Bezirks erlangt hat, läßt vermuthen, daß die Viehbesitzer die ihnen gesetzlich obliegende Verpflichtung der Anzeigeerstattung oft vernachlässigen. Die Königliche Amtshauptmannschaft schärft daher allen Besitzern von Rindvieh, Schafen, Ziegen oder Schweinen nachdrücklich ein, von jedem Ausbruche der Seuche und von allen verdächtigen Erscheinungen bei den genannten Thieren sofort Anzeige an den Bürgermeister oder Gemeindevorstand zu erstatten. Die gleiche Verpflichtung liegt den Vertretern der Viehbesitzer für die ihnen anvertrauten, den Gastwirthen für die bei ihnen eingestellten Thtere 0^. Wenn außer der vorgeschriebenen Anzeige an die Ortsbehörde noch eine schleunige Benachrichtigung des Bezirksthierarztes erfolgte, so würde dies eine Beschleunigung des einzuleitenden Verfahrens ermöglichen und deshalb dankbar anzuerkennen sein. Reisen, die der Bezirksthierarzt unternimmt, um festzustellen, ob unter einem Viehbestände die Seuche ausgebrochen ist, werden aus der Staatskasse vergütet. Es braucht also Niemand Bedenken zu tragen, einen bloßen Seuchenverdacht zur Anzeige zu bringen, aus der Befürchtung, daß ihm Kosten erwachsen würden, wenn sich kein Ausbruch der Seuche feststellen ließe. Die Königliche Amtshauptmannschaft wird gegen Diejenigen, welche aus Saumseligkeit oder gar Böswilligkeit die Erstattung der vorgeschriebenen Anzeige unterlassen, mit unnachsichtlicher Strenge vorgehen, soweit nicht im einzelnen Falle die Abgabe der Angelegenheit an die Königliche Staatsanwaltschaft angezeigt erscheint. Kamenz, am 21. Juli 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. von Erdmannsdorff. Bekanntmachung. Montag, den 1. August 1892, Mittags 12 Uhr, wird im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft abgehalten. Die Tagesordnung ist aus dem im amtshauptmannschaftlichen Gebäude aushängenden Anschläge ersichtlich. Kamenz, am 13. Juli 1892. Der Königliche Amtshauptmann. vo» Erdmannsdorff. Belan « t m a ch « « g. Montag, den 1. August 1892, Vormittags '/r9 Uhr, öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses. Die Tagesordnung ist aus dem aushängendsn Anschläge ersichtlich. Kamenz, am 13. Juli 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Erdmannsdorff. Sokz-Nuetion. Gasthof „zum schwarzen M-ler" in «Königsbrück. Ireitag, öen 5. August 1892, Worrn. 9 UHr. 620 weiche Klötzer von 12 bis 46 om Oberst., 110 Rm. weiche Brennscheite, 610 „ „ Brennknüppel, 420 „ „ Neste. Königs. Forstrevierverwaltung Laußnitz und Königl. Forstrentamt Moritzburg, am 9. Juli 1892. Lehmann. Michael. l.. Der belgische Anarchistenproceß. In dem Königreiche Belgien, wo sich die Anarchisten seit Jahr und Tag besonders breit gemacht und mehrfache Schandthaten vollbracht haben, rechnet man nunmehr mit diesen Uebelthätern auch ab, denn vor deni Geschworenen- Gerichte zu Lüttich wird jetzt einer Anzahl der anarchisti schen Verschwörer der Prozeß gemacht. Wie wir weiter unten ausführen werden, sind von den Angeklagten die scheußlichsten Verbrechen begangen worden, und sehr charak teristisch, daß einer der anarchistischen Verschwörer, Namens Beaujean, welcher sich verdächtig gemacht hatte und welcher der Fabrikant der Dynamit-Bomben war, aus Furcht, für alle Attentate allein verantwortlich gemacht zu werden, seine sämmtlichen Mitschuldigen angab, welche ebenfalls sofort verhaftet wurden. Auf der Anklagebank sitzen 16 der bekanntesten Lütticher Anarchisten, darunter der ehema lige Artillerieofficier und nachherige Handlungsreisende Moineau, welcher das Haupt der Verschwörung war, der Anstreichermeister Beaujean, welcher die Dynamitbomben fabricirte, der frühere Sozialisteilführer Lacroix, der Hand lungsgehilfe Wolf und der Mechaniker Nossent, welche die Dynamitbomben an Ort und Stelle legten, und der in Stollberg gebürtige, aus Deutschland ausgewiesene Tischler und Gastwlrth Peter Schlebach, in dessen Wohnung die geheimen Zusammenkünfte stattfanden. Der der Anklage HU Grunde liegende Thatbestand ist in Kürze folgender: Am 16. März wurde vor dem Hause des Schwurgerichts- Präsidenten Renson, der an demselben Tage und einige Tage vorher die Verhandlungen gegen die Urheber des Dynamitdiebstahles von Ombret geleitet hatte, eine Dyna- Mitbombe mit glimmender Zündschnur gefunden. Am 16. April erfolgte die Dynamitexplosion vor dem Hause des Staatsanwaltes Beltjens, der in dem nämlichen Processe me Anklage vertreten hatte. Am 28. April wurde das Erdgeschoß im Hause der Wittwe Nijst durch eine Dyna- Mitexplosion theilweise zerstört; das Attentat scheint gegen oen im Hause wohnenden Bergwerksingenieur Derachez genchtet gewesen zu sein. Am ersten Mat erfolgte die Doppelexplosion im Hausflur des Senators Baron Sölgo- Longchamps und eine Stunde später die theilweise Zerstö rung der St. Martinskirche. Am nächstfolgenden Abend endlich wurde ein neben der Wohnung des Generals Lon- dot befindliches Haus durch eine Dynamitexplosion stark beschädigt. Die Vorbereitungen zu den angeführten Atten taten reichen bis zum 10. Januar 1891 zurück, an wel chem Tage drei der Angeklagten auf der Zeche zu Flomalle einen Einbruch verübten und 50 Kilogramm Favier-Pul- ver stahlen. Auch der am 28. März 1891 in der Dyna mitfabrik zu Ombret verübte Einbruch und Diebstahl von 220 Kilogramm Dynamit, sowie der Dynamit - Diebstahl zu Baneux voni März d. I. galten nur dem Zwecke, einen großen Vorrath von Sprengstoffen anzulegen, für die große Revolution welche nach Ansicht der Angeklagten am 1. Mai d. I. ausbrechen mußte. Für das Ausland, und zumal für Deutschland, inte- ressirt bei diesem Anarchistenproceß vor allen Dingen die Frage, ob die in Lüttich entdeckte anarchistische Ver schwörung für sich allein bestand, oder ob sie ein Zweig einer großen internationalen Anarchisten-Verschwörung ist, und ob man durch diesen Prozeß dann Mittel und Wege finden kann, um anderweitigen anarchistischen Verschwörun gen auf die Spur zu kommen und sie unschädlich zu machen. Einige Anzeichen, daß die Anarchisten in Lüttich auch Ver bindungen nach Frankreich, nach der Schweiz und nach Deutschland unterhielten, sollen vorhanden sein, doch muß erst der Verlauf des Processes weitere Aufklärung darüber geben, welcher Art diese Verbindungen waren, und ob sie solche Fäden des internationalen Anarchistenbundes aufdecken, daß auch in den anderen Ländern gegen die Anarchisten wirksam vorgegangen werden kann. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Das diesjährige Marienschu ßen unseres aniformirten Jägercorps fand am vergangenen Sonntage bet gutem Wetter statt. Vor dem Auszüge überreichte der Vorstand der Schützengefellschaft, Herr Stadtrath Borkhardt, dem Jägercorps einen ihm von Herrn Franz Schieblich, Berlin (ein geborener Pulsnitzer), übersandten und der Fahne gestifteten Nagel. Die gleichzeitig in Lep persdorf stattfindende Fahnenweihe des dortigen Militär vereins, worüber wir weiter unten berichten, hatte viele Besucher von unserem Feste weggezogen, immerhin herrschte noch ein reger Verkehr auf dem Festplatze. Bei dem am Montage stattfindenden Damenschießen erlangte Frau Fär bermeister Schulz die Würde als Königin, Frau Schlei fermeister Frenzel jun. die Marschallswürde. Dienstag Nachmittag wurde die übliche Festtafel abgehalten, der Abends als Schluß des Festes das Feuerwerk folgte. — Am Montag Abend wurde ein schon seit längerer Zeit aus der Correktionsanstalt entlassener Mann bei der Mittelmühle festgenommen und in das hiesige Amtsgericht eingeliefert, der sich ziel- und zwecklos in der Umgebung unserer Stadt Herumgetrieben, sich seiner sämmtlichen Oberkleider entledigt und sogar das Hemd zum Theil vom Leibe gerissen hatte. Auch hatte er versucht, sich in dem Schäfereiteiche zu baden, wäre aber ertrunken, hätte man ihn nicht noch rechtzeitig herausgezogen. Da derselbe anscheinend geisteskrank, brachte man ihn später im hiesi gen Kraukenhause unter. Leppersdorf. Das seit längerer Zeit vorberei tete Fest der Militärvereins-Fahnenweihe ist nunmehr vorüber und zu Aller Zufriedenheit verlaufen. In den Nachmittagsstunden des Sonnabend war man bereits eifrigst bemüht, unserem Ort ein Festtagsgewand anzulegen und wurden eine große Anzahl mitunter sehr schöne und kost bare Ehrenpforten errichtet. Abends 9 Uhr erfolgte die Einleitung des Festes durch Zapfenstreich. Den eigent lichen Festtag eröffnete früh 5 Uhr eine Reveille. In den späteren Vormittagsstunden langten viele Brudervereine hier an. Gegen 3 Uhr Nachmittags setzte sich der impo sante Festzug in Bewegung. Eröffnet wurde derselbe durch 13 Festreiter, denen ein Musikchor folgte. Hieran schlossen sich, die neue verhüllte Fahne tragend, 51 Festjungfrauen und die Ehrengäste. Es folgten nunmehr 45 Vereine. Auf dem Festplatz angekommen, fand auf einer hierselbst