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3. ZM 1892. Sonnabend. Bekanntmachung, Unterstützungen für Volksbibliotheken betr. Die Vorsteher der Volksbibliotheken im hiesigen Bezirke werden hiermit darauf aufmerksam gemacht, daß Gesuche um Gewährung einer Staatsbeihilfe für das Jahr 1892 spätestens bis zum 1. August d. Js. hier einzureichen sind. Später eingehende Gesuche können dem Königlichen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts in diesem Jahre zur Entschließung nicht vorgelegt werden. Zu den Gesuchen sind Formulare zu verwenden, welche an hiesiger Canzleistelle bezogen werden können; darin ist namentlich zu bemerken, was von der politischen, der Schul- oder Kirchengemeinde für die Unterhaltung der Volksbibliothek im Jahre 1891 gethan worden ist und im Jahre 1892 geschehen soll. Bethätigen Gemeinden ihr Interesse an dem Bestehen der Volksbibliothek nicht durch Bewilligung von Beiträgen zur Erhaltung und Vermehrung des Bücherbestandes, so haben sie auch keine Aussicht auf Bewilligung eines Beitrags aus Staatsmitteln Seiten des Königlichen Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Kamenz, am 25. Juni 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. von Erdmannsdorff. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Wir machen nochmals auf die erlas senen gesetzlichen Bestimmungen über die erstmalig nächsten Sonntag im Handelsgewerbe eintretende Sonntagsruhe aufmerksam. Pulsnitz. In dem zum Landbestellbezirk des hiesigen Postamls gehörigen Ort Obersteina wird am 10. Juli d. I. eine Posthülfsstelle eingerichtet. Pulsnitz. Heute Sonnabend und morgen Sonn tag wird der Zauberkünstler A. Miller in Hensel's Salon, hier, Vorstellungen geben. Wir unterlassen nicht unsere Leser auch an dieser Stelle auf die unterhaltenden Abende aufmerksam zu machen. — (Von der Handels- und Gewerbekammer.) Der Stadtrath von Barcelona beabsichtigt, im Herbste d. I. eine internationale Ausstellnng für Reproduktionen kunst gewerblicher Gegenstände der Vergangenheit auf das Jahr 1815 herab zu veranstalten. Die Bestimmungen über die Betheiligung können auf der Kanzlei der Handels und Gewerbekammer zu Zittau, Bautznerstr. 7 I, einge sehen werden. — Schützt die Vögel im Bauer vor den Sonnen strahlen! Vielfach kann man sehen, wie die armen kleinen Singvögel — besonders Kanarienvögel — vor dem Fenster den glühenden Sonnenstrahlen preisgegeben sind, indem nicht einmal eine Schutzdecke über dem Bauer angebracht ist, geschweige denn eine Vorrichtung zum Baden. Nie mand denkt daran, daß auch die Vögel besser in der kühleren Stube hängen, als an dem Fenster. Sie sitzen dann mit offenem Schnabel müde und traurig in ihrem kleinen Gefängniß und mögen im Stillen die Menschen verwünschen, die sie aus Gedankenlosigkeit der schrecklichen Qual aussetzen. Man gebe den gefangenen Vögeln ein Badewaffer in den Käfig, groß genug, daß sie darin tau chen können, zweimal täglich mit frischem Wasser ge füllt und hänge sie nur bei kühlem Wetter vor das Fenster. Es bedarf nur dieses Hinweises, um viele Vogelliebhaber zu veranlassen, ihre Vögel vor der Sonne zu schützen. nicht einmal ein genügender Ersatz für den Abgang. Schon hat der Gouverneur die Stationschefs im Innern angewiesen, Versuche zu machen, ob sich nicht Stämme auf unserem Gebiete für den tropischen Militärdienst eignen und heranziehen lassen. Derartige Versuche bedürfen aber längerer Zeit und für jetzt ist auch von einer Hilfe nach dieser Seite ganz abzusehen. Die Erhaltung der Schutz truppe mindestens auf ihrem früheren Bestände ist eine Lebensfrage für unsere Colonie, ihr muß man die größte Aufmerksamkeit widmen. Bei weiterer Umschau fällt das Auge auf Südwest-Afrika; die Hottentotten dort haben sich als kriegerisch und tüchtig erwiesen, es braucht nur an den Hottentottenhäuptling Handrik Witboi erinnert zu werden und dessen Kämpfe und Räubereien gegen die Herero. Von diesen Leuten, welche in ihrer jetzigen Hei- math nichts zu verlieren haben, sollte man eine Anzahl anwerben und nach Ostafrika bringen. Die Wahrschein lichkeit spricht dafür, daß sie den gehegten Erwartungen mindestens eben so gut entsprechen werden, -vie die Su danesen und Zulus. Zugleich hätte man den Gewinn dabei, die unruhigen Elemente in Südwest - Afrika zu schwächen. Die Expedition von Bülow und die Schutz- truppe. Das Mißgeschick der Expedition von Bülow hat eine alte Streitfrage in den Zeitungen wieder angeregt: Das System Soden wird dem System Wißmann gegenüberge stellt, die Civilverwaltung der militärischen. Dieser Ver gleich unmittelbar nach den Vorgängen am Kilimandscharo fft ein gewaltsamer, er hat eine innere Berechtigung nicht. Was kann wohl das System Soden mit dem Kriegszuge einer Abtheilung der Schutztruppe in dem K-limandscharo- gebirge zu thun haben? Als die Civilverwaltung einge setzt wurde, war die erste Maßregel die Verkürzung der bisher für die Kolonie verwendeten Mittel um eine volle Million Mark. Dem Gouverneur wurde die äußerste Sparsamkeit eingeschärft, damit er ja in keinem Falle seinen Etat überschreite. Aus den Berichten des Gouverneurs seit einem Jahre weiß man, wie das auf alle Maßnahmen eingewirkt hat. Den Ersatzexpeditionen für die Stationen im Innern wurde wegen Mangels an Mitteln die höchste Einschränkung empfohlen, dringliche Ausgaben, namentlich das Vorgehen nach Westen, mußten aufgeschoben werden, obwohl das Inkrafttreten der Brüsseler Colonialacte be sondere Anstrengungen nothwendig gemacht hätte. Unbe- stritten ist, daß Wißmann mit großem Glück gegen die Eingeborenen gekämpft hat, wobei nicht außer Acht zu lassen ist, daß er fast alle Kämpfe im eigentlichen Küsten gebiet zu führen hatte, und daß er in der Flotte und deren Mannschaften eine gewaltige Stütze fand, es ist aber die Frage, ob unter der sogenannten Militärdiktatur die Niederlagen des letzten Jahres ausgeblieben wären. Hätte Wißmann die Organisation des Schutzgebietes unternom men, so wäre es ihm auch nicht möglich gewesen, überall dabei zu sein. Wenn Angesichts der Niederlage der Ex pedition v. Bülow auch das Verlangen gestellt wird, in die Expedition mehr Europäer einzustellen, so verstößt dies gegen die erste und allgemeinste Erfahrung aller kundigen «srikareisenden. Die hervorragendsten Forscher, wie Wiß mann selbst, Junker, Stanley u. A. erklären, daß Euro päer das größte Hinderniß auf den Reisen der Karawanen dllden, man solle so wenig Weiße wie möglich mitnehmen. sind klimatischen Einflüssen am ersten und stärksten unterworfen, sie haben große Bedürfnisse und brauchen lur ihre Personen eine beträchtliche Anzahl von eingebo renen Leuten u. s. w. Alle diese Gesichtspunkte kommen >n erhöhtem Maaße bei Kriegszügen in Betracht. Daher mnn die Zahl von 6 Europäern, wie bei der Bülow'schen Expedition, als die höchste angemessene angesehen werden. Die Ereignisse im nördlichen Theile von Deutsch-Ostafrika lenken den Blick unwillkürlich auf die Schntztruppe dort, Men Bestand und ihre Zukunft. Während die kaiserliche Schutztruppe vor einem Jahre noch einen Bestand von 1500—1600 Mann hatte, ist sie jetzt nach Angabe von Kennern auf 1000 oder weniger herabgegangen. Die alten Anwerbungsgebiete sind geschlossen, der frühere Ober führer Or. Schmidt und der Oberarzt vr. Becker, welche Ende 1891 an der portugiesischen Küste Zulu anwerben Wollten, kamen unverrichteter Sache zurück. Sie konnten nur ein Paar Leute erhalten und ließen diese dann zurück, da eine Hand voll nichts nützen konnte. Chef von Per- vandt hat allerdings vor zwei Monaten in Massauah noch kinmal 130 Sudanesen anwerben können, aber diese waren Aufgehoben wird hiermit die durch Bekanntmachung vom 17. d. M. angeordnete Sperrung des Kommunikations-Weges Pulsnitz-Großröhrsdorf. Kamenz, am 27. Juni 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. von Erdmannsdorff. Auch das Verhängen des Käfigs mit einem weißen Tuche unterlasse man, da die armen Thierchen davon geblendet werden. — Die Rebhühnerjagd wird in diesem Jahre, wie Waidmänner versichern, eine ziemlich ergiebige sein. Das Brutgeschäft ist gut vorüber gegangen, so daß für die Jagd ein reicher Ertrag erwartet werden kann. — Das Trinken bei großer Hitze. Wenn auch nicht selten das viele Trinken zur Zeit der sommerlichen Hitze auf eine üble Angewohnheit, auf eine gewisse Unmäßigkeit zurückzuführen ist, so erscheint es andererseits doch auch als eine Nothwendigkeit, dem Körper das große Quantum Flüssigkeit, welches ihm durch die starke Transpiration entzogen wird, wieder zuzuführen. Hitzschlag und andere Uebel können die Folge allzu bedeutenden Flüssigkeitsent zuges sein. Da es nun aber durchaus nicht Jedermanns Sache ist — von dem weiblichen Geschlechte ganz zu schweigen — fortwährend Bier, Wein oder ähnliches zu trinken, das Wasser aber auch vielerorts gar manches zu wünschen übrig läßt, möchten wir unsere Leser darauf aufmerksam machen, daß sie auf die denkbar einfachste und dabei billigste Weise im Stande sind, sich überall eine durststillende, erquickende und höchst bekömmliche Limonade selbst herzustellen. Es gehört dazu nichts weiter, als ein bequem in der Tasche zu tragendes kleines Glasflacon mit Saccharin-Tabletten und ein ähnliches Flacon mit krystallisierter Citronensäure. 2 bis 3 Tabletten und eine kleine Erbse Citronensäure wandeln ein Glas Wasser sofort in eine ungemein wohlschmeckende Limonade um, die höch stens 3 Pfennige kostet und nicht nur keine Magensäure und keinen schlechten Geschmack verursacht, sondern vielmehr sogar die Verdauung in günstiger Weise beeinflußt. — Die bisher in Königsbrück untergebrachte, unter dem 1. Juli d. I. nach Dresden verlegte 3. Compagnie des König!. Trainbataillons Nr. 12 rückte Freitag Mittag in die Garnison Dresden ein. Kamenz, 27. Juni. Als Auszeichnung für lang, jährige treue Dienste wurde gestern in Bischheim durch Herrn Bezirksassessor Or. Körner hierselbst in Ge genwart des Herrn Kammerherrn von Bünau auf Bisch heim dem Waldarbeiter Carl Traugott Mütze zu Reichenau, seit 1842 im Dienst der Majoratsherrschaft Elstra, und dem Waldarbeiter Johann Gottlieb Schäfer zu Bischheim, seit 1842 im Dienst der Rittergutsherrschaft Bischheim, die vom königlichen Ministerium des Inneren verliehene silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" mit der betr. Verleihungsurkunde in feierlicher, ergreifender Weise überreicht und von den wackeren Männern mit dem Gefühl der innigsten Freude und Dankbarkeit entgegengenommen. Beide verrichten in seltener Rüstigkeit noch ihren Dienst und werden hoffentlich noch lange Zeit dies thun können, wozu sie durch die erhaltene ehrenvolle Anerkennung erneute Freudigkeit und Stärkung finden werden. (K. W.) Dresden. Ueber die bevorstehende Reise des Königs und der Königin nach Bayern verlautet, daß die selben Sonnabend, am 2. Juli, mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 4 Uhr 55 Min. Nachmittags nach München abreisen und sich von da am folgenden Tage nach Tegern see begeben, um der am 4. Juli dort stattfindenden Ver mählung der Prinzessin Amalie, Herzogin in Bayern, bei zuwohnen. Nach den Vermählungsfeierlichkeiten reisen beide Majestäten wieder nach München und von dort vor- Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts WeMndviMzigstM HuhugÄNg Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An» noncen-Bureaus von Haast n- stein L Vogler u. „Jnvalidcn- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Zu WuLsnitz AlS Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags- Hlcrtt (wöchentlich), 2. Kine landrvirth- scHafttiche jWeitage (monatlich). Abonnements - PreiS: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. ^siir Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. MM