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8. Juni 1892. Mittwoch. Bekanntmachung, Impfung betr. Die öffentliche Impfung und Jmpfrevision, welche unentgeldlich durch den hiesigen verpflichteten Jmpfarzt Herrn vr. raoä. Richter vorgenommen wird, erfolgt in hiesiger Stadt und zwar im Rathhaus, 1 Treppe, an folgenden Tagen: Impftermin Freitag, den 10. Juni 1802, 3 „ 4 „ Nachm. von 2 Uhr bis 3 Uhr Mädchen l . „4 „ Knaben I der Jmpfl.ste L, „ 6 „ der im Jahre 1891 geborenen Kinder der Jmpfliste und Jmpfrevisionstermin Donnerstag, den 16. Juni 1802, Nachm. von 2 Uhr bis 3 Uhr Mädchen t , „ „ 3 „ „ 4 „ Knaben j der Jmpfl.ste L, „ „ 4 „ „6 „ der im Jahre 1891 geborenen Kinder der Jmpfliste Es werden hiernach die Eltern, Pfle geeite, n und Vormünder der nach § 11 des Reichsgesetzes vom 8. April 1874 impfpflichtigen Kinder bez. Mündel unter ausdrück ¬ lichem Hinweis auf die in § 14, Abs. 2 des gedachten Gesetzes angedrohten Strafen aufgcfordeit, mit ihren impfpfüchtigen Kindern bez. Mündeln in dem oben anberaumten Jmpf- und Nevisionstermin, zu welchem mit Patent noch besonders vorgeladen wird, behufs der Impfung und ihrer Controlle zu erscheinen oder die Befreiung vor dem Impftermine durch ärztliches Zeugniß bei dem verpflichteten Jmpfarzt bez. dem unterzeichneten Stadtrath nachzuweisen. Pulsnitz, den 28. Mai 1892. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Raths-, Polizei« und Caffen-Expeditionslocalitäten Montag, den 20. und Dienstag, den 21. Juni 1802 Werden an diesen Tagen nur ganz dringliche Sachen erledigt und Standesamtssacheu nur Vormittags von 8 bis 10 Uhr expedirt. Die Sparkaffe bleibt jedoch am Montag und Dienstag zu den bestimmten Geschäftsstunden geöffnet. Pulsnitz, am 13. Mai 1892. Der Stadtrath. .Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. Der Amtstag in Königsbrück fällt in diesem Monate aus. K a m e n z, am 1. Juni 1892. Königliche Amtshauptmannschaft, von Erdmannsdorff. Das ungarische Krönungs-Jubiläum. Aich zwischen den beiden Hälften der habsburgischen "tonarHie endgiltig besiegelte. Wenn man sich in Ungarn Mchickte, die fünfundzwanzigste Wiederkehr dieses für das Mittwoch, den 8. Juni, vollendet sich ein Viertel- Ahrhundert, daß Kaiser Franz Josef von Oesterreich in Budapest unter großer Prachtentfaltung zum König von Ungarn gekrönt wurde, welcher feierliche Act den Aus ¬ ganze Feier natürlich ihren höchsten Glanz erhält. Hoffent lich wird dieselbe das ihrige dazu beitragen, die Bande, welche das Ungarvolk mit Oesterreichs erhabenem Schirm herrn verbinden, noch inniger zu gestalten und hiermit auch das politische Verhältniß zwischen Oesterreich und Ungarn noch weiter zu festigen. Monarchie abermals traf, erschütterte die letztere in ihren Grundvesten und unter dem Drucke der Verhältnisse be quemte man sich in Wien zu einem festen Ausgleiche mit Ungarn. Das Land errang seine frühere Selbstständigkeit nach innen wieder, nach außen aber völlige Gleichstellung mit der westlichen Reichshälfte im Rahmen des Dualis mus, die feierliche Krönung des Kaisers Franz Josef zum König von Ungarn in der Ofener Burg schloß das Aus- gle'chswerk ab und bildete zugleich das aller Welt erkenn bare Zeichen von der erfolgten und den Ungarn so günstigen Neuordnung der Dinge. Seit jenem entscheiden den Wendetage in den Geschicken Ungarns hat sich dieses so reich gesegnete Land nach den verschiedensten Richtungen hin kräftig und gedeihlich entwickelt, zugleich aber mehr und mehr einen maßgebenden Einfluß auf den Gang der Dinge im Gesammtstaate Oesterreich, nicht zum wenigsten auch hinsichtlich dessen auswärtiger Politik, erlangt, derart, daß das politische Schwergewicht des habsburgischen Doppel reiches zur Zeit mehr in Budapest als in Wien ruht. Es ist darum völlig begreiflich, wenn das Magyaren volk sich jetzt anschickt, den fünfundzwanzigsten Gedenktag der Krönung seines Königs Franz Josef glanz- und ge- räuschvoll zu begehen, da die Magyaren hiermit zugleich ein nationales Triumph- und Siegesfest feiern. Sicher lich soll aber diese pomphafte Begehung des Königsjubi läums keine verletzende Spitze gegen die andere Reichs hälfte tragen, die Ungarn haben sich trotz des sir erfüllen den Selbstbewußtseins, das hie und da sogar chauvinistische Züge trägt, noch immer als treu und loyal gesinnt gegen über dem Hause Habsburg erwiesen. Hat doch dieser un garische Patriotismus sich in der österreichischen Geschichte schon oft wahrhaft glänzend zum Heile des gejammten Kaiserstaates gezeigt und er wurzelt so fest in den Herzen der Magyaren, daß er se bst die Zeiten von 1848 über dauert und sich seit dem Ausgleich von 1867 wiederum bei so manchen Gelegenheiten erfreulich bekundet hat. Gerade Kaiser Franz Josef weiß auch sehr wohl diese Anhänglichkeit der Ungarn an ihn und sein Haus zu schätzen und er wird deshalb auch bei den Pester Krö- nungs - Jubiläumsfestlichkeiten anwesend sein, womit die ^agyarenland so bedeutsamen Gedenktages in möglichst ^anzvoller Weise zu begehen, so erscheint ein derartiges Bestreben vollkommen gerechtfertigt, denn mit der Königs- flönung von Budapest feierte der ungarische Staatsgedanke '"nen höchsten Triumph nach einer langen Epoche schwe lg Bedrückung und harter Kämpfe für die ungarische Kation. Als die ungarische Revolution 1848/49 von »en Oesterreichern mit Hilfe der Russen furchtbar nieder- ' Waagen worden war, da kam über das aus tausend Kunden blutende unglückliche Ungarland eine Zeit der Dümmsten Reaktion, der weitgehendsten Bedrückung durch A Sieger. Das Schlimmste war noch nicht, daß die HMnehmer am Ausstand rücksichtslos verfolgt und zu Düsenden eingekerkert, zu Hunderten gehängt oder geköpft Mrdcn, weit bedenklicher für Ungarn waren noch die Be gebungen des Wiener Cabinets auf völlige Vernichtung ungarischen Macht und Selbstständigkeit, welchem oweck eine ganze Reihe brutaler Maßregeln dienen sollten. . Aber gerade in jener Unglücksperiode entwickelte die "schöpfte und niedergetretene Nation der Magyaren eine Zwundernswerthe Passive Widerstandsfähigkeit, ein zähes ^schalten an den alten Rechten des Landes, Eigenschaften, welchen dessen staatliche Wiedergeburt entstehen sollte. Nothlage der österreichischen Monarchie nach dem ^Norenen italienischen Feldzuge 1859 wurde für die gWrn zum Anlaß, ihre seit 1849 verloren gegangenen gleiten und Rechte Schritt für Schritt von der öster- jVn' Regierung zurückzuertrotzen, und die Niederlage i^rreichs auf den böhmischen Schlachtfeldern im Jahre brachte die Magyaren ans Ziel ihrer Wünsche, die Katastrophe, welche hiermit die habsburgische Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Die verflossenen Pfingstfeiertage waren recht wetterwendische Gesellen und dürften manche Pfingst- parthie vereitelt haben. Zum Auszuge unseres Jäger corps herrschte noch das günstigste Wetter und dieses hatte viele Bewohner unserer Umgebung zur Stadt gelockt, dem immer gern gesehenen Schauspiele beizuwohnen und sich in das fröhliche Treiben, das auf der Festwiese herrschte, zu mischen. Der in den späteren Nachmittagsstunden sich einstellende Regen störte nur zum geringen Theil den leb haften Verkehr, der sich auf dem Schießplane und in den Straßen der Stadt entfaltet hatte. Pulsnitz. Auf dem 1. Internationalen Wein markt, verbunden mit einer Produkten- und Nahrungs mittel-Ausstellung zu Berlin hat unser Mitbürger, Herr Pfefferküchler Bernhard Rietschel, in Firma: Gottfried Tobias Thomas, für die ausgestellte Gesammt-Collection vorzüglichster Honigkuchenfabrikate die goldene Medaille erhalten. Diese ehrenvolle Auszeichnung hat nicht nur dem Prämiirten, sondern auch weiteren Kreisen unfererBürgerschaft viel Freude gemacht. Ist dieselbe doch wiederum ein Zeichen unermüdlichen Gewerbefleißes und desjenigen Pflichteifers, der darnach strebt, immer weiter auf dem Wege der Vervollkommnung im Beruf vorzuschreiten. Hierbei wollen wir noch gleichzeitig erwähnen, daß Herr Rietschel auf der Internationalen Kochkunstausstellung zu Leipzig im Februar d. I. mit einem Anerkennungsdiplom, auf der Bäckerei- und Conditorei - Ausstellung zu Karls ruhe mit der broncenen Staatsmedaille und auf der Bäckerei-Ausstellung zu Dresden im Jahre 1887 mit der silbernen Preismünze ausgezeichnet wurde. Blatt Amts und des Kadtrathes des Königk Amtsgerichts Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben RttMlldviwMflM Jahrgang in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. zu Pulsnitz schenk ^sür Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Ilruftr. Sonntags- Matt (wöchentlich), S. Kins landrvirth- fchafMcHe jWeitags (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1M. 2S Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Anferate sind bis Dienstag u. Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HeschLstsstelren bet Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Rn. noncen-BureauS von Haast n« stein L Vogler u. „Jnbalidtn- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig.