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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts WuLonrh Abonnements - Preis Nierteljährl. 1 M. 2b Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate find bis Dienstag u. Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) tO Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. P abst in Königsbrück, in den SIn- noncen-Bureaus von Haasin- stein L Vogler u. „Invaliden- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: I. Illustr. Sonntags- k>latt lwvchentlich), 2. Eine sandrvirth- fchastlstche Weitage ^monatlich). Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. RirrundviMjigstsr Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. 20. Januar 1892. Mittwoch. Baarzahlung und Borgwesen. Die leidige Gewohnheit vieler Geschäftsleute und Handwerker, ihren Kunden lange Borgfristen zu gewähren, pflegt sich in ihren Folgen für das Kundenpublilum gerade zum Jahreswechsel oft recht unangenehm bemerklich zu machen. Von allen Seilen kommen da die Rechnungen aus dem alten Jahre her angeflogen, darunter häufig solche, an welche der Empfänger der betreffenden Waaren gar nicht mehr gedacht hat, eben, weil deren Bezug viel leicht schon seit einem halben Jahre oder noch länger her dattrt. Für den weniger gut situirten Haus- und Fami lienvater ist es da meist unmöglich, all' die verschiedenen ihm präsentirten Rechnungen auch gleich zu bezahlen, die selben können vielmehr erst nach und nach berichtigt Werden, womit nun freilich dem anderen Theile, dem Ge schäftsmann, dem Handwerker, wiederum nicht sonderlich gedient ist. Er ist ja bei den ungünstigen Zeiten ge wöhnlich nicht auf Rosen gebettet, er braucht ebenfalls sein Geld, und da er seinen Kunden schon längere Zeit credidirt hat, so glaubt er sich natürlicher Weise vollberech tigt, zu Neujahr seine Rechnungen aussenden und dafür endliche baldige Zahlung fordern zu dürfen. Dies Verlangen ist gewiß auch ganz in der Ord nung, dennoch würde der Creditgeber sich selbst wie seinem Kunden einen weit besseren Dienst leisten, wenn er mit dem Präsentiren der Rechnungen nicht jo lange warten Wollte; zu Neujahr drängten sich dann sür den Credit nehmer die Rechnungen nicht so unangenehm zusammen, während anderseits die Außenstände des Lieferanten prompter eingingen. Um aber eine nachhaltige Besserung in den gegenwärtigen Zuständen zu erzielen, dazu gehört die Mit wirkung beider Theile. An dem Kunden in es, sich daran zu gewöhnen, möglichst nur gegen baar zu kaufen; Wer diesen Grundsatz wenigstens für seinen Haushalt be folgt, der braucht unbedingt weniger, als derjenige, der auf Credit kauft. Im Handels- und großen Geschäfts verkehr ist das Credilwesen nicht zu entbehren, im Haus halte jedoch ist es ein Uebelstand, dem abzuhelfen, jeder sorgsame Hausvater bestrebt sein muß. Aber auch der kleine Geschäftsmann kann das seinige beitragen zur Beseitigung der Übeln Folgen, welche sich aus dem Borgwesen, wie es jetzt besteht, ergeben. Er braucht nur kürzere Creditfristen, vielleicht durch Präsen- tirung der Rechnung der Waaren einen Monat nach Lie ferung der Waaren, einzusühren, was alle soliden Ele- mente der Kundschaft gewiß nur gern fehen würden. Viele Geschäftsleute liebe» es, auch bei solchen Kunoen, die gern sofort oder doch bald zu bezahlen wünschen, mit der Rechnungszustellung von einem Monat zum andern zu Warten, wodurch sie aber solchen Kunden sicher keinen Gefallen thun, während sie sich selbst nur schädigen. Wenn die Creditgeber eher ihre Rechnungen präsentirten, die Waarenbezieher aber sich daran gewöhnten, »ach Mög lichkeit nur baar zu bezahlen, dann werden auch die heu tigen Uebelstände bei dem Borgsystem im kleinen Geschäfts leben zu Gunsten beider interessirten Parteien bald ver schwinden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Nächsten Donnerstag den 21. Januar wild im Saale des Menzel'schen Gasthofes das Artillerie- Trompeterchor aus Pirna unter Leitung des Musikdirek tors Herrn E. Philipp wieder concertiren. Das reich haltige Programm verspricht den Besuchern einen ange nehmen Abend, da unter Anderen auch humoristische Musikstücke zum Vortrag gelangen werden. Pulsnitz. Der in der letzten Nummer unseres Blattes angezeigte Vortrag des deutsch-socialen Redners A. Wald mußte infolge Erkrankung desselben unterbleiben. Wie wir aber erfahren haben, beabsichtigt und hofft man in nächster Zeit einen anderen ebenso tüchtigen Vertreter und Redner der genannten Partei zu gewinnen und den Vortrag doch noch stattfinden zu lassen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Königsbrück, 15. Januar. Das Königliche Kriegsministerium hat dem hiesigen Stadtrathe eröffnet, daß Se. Majestät der König die Verlegung der 3. Com pagnie deS Kgl. Sachs. Train-Bataillons Nr. 12 unterm 1. Juli d. I. von Königsbrück nach Dresden anzubefehlen geruht habe. (W. Z.) — Ein insolventer Schuldner ist nach einem Uriheil des Reichsgerichts vom 2. Lctober in Folge übermäßigen Aufwandes wegen Bankerotts auch dann zu bestrafen, wenn er nicht bewußt, sondern in fahrlässiger Weise Auf wand getrieben hat, indem er in den Tag hineinlebte, ohne sich um seine Verpflichtungen zu kümmern. — Es ist wiederholt vorgekommen, daß Postunter beamte ini Postpackereidienste sich an den Händen dadurch schwer verletzt haben, daß die zum Verschluß von Kisten verwendeten Nägel an letzteren seitlich hervorragten und bei eiliger Handhabung des Gepäcks von den betreffenden Unterbeamten nicht Wahrgenomnien worden waren. Den Absendern von Kisten ist daher dringend zu empfehlen, dieselben vor ihrer Einlieferung zur Post noch einer ge nauen Prüfung zu unterziehen, ob etwa an irgend einer Seite Nagelspitzen hervorstehen, und wenn dies der Fall sein sollte, entsprechende Abhilfe zu schaffen. Dresden. Se. Majestät der König kam gestern Vormittag von Strehlen in's "König!. Residenzschloß, um die Vorträge der Herren Staatsminister und Departe- mentschess der Königl. Hofstaaten entgegen zu nehmen. Dresden. Se. Majestät der König wohnte vor gestern dem Gottesdienste in der katholischen Hoskirche bei und ertheilte später im Schlosse mehrere Audienzen. Nach mittags fand bei Sr. Königl. Hoheit Prinz Georg Fami- lientafel statt, an der beide Königl. Majestäten theilnahmen, Dresden. Prinz Georg, Ehrenpräsident der In ternationalen Ausstellung für das Rothe Kreuz, Armeebe darf, Hygieine, Volksernährung und Kochkunst, stiftete einen werthvollen Ehrenpreis für hervorragende Leistungen in Gruppe 11, Armeebedarf. — Bei dem Ordenssegen, der zur Feier des Krö nungsfestes in Preußen niederjchlagt, find folgende Orden nach Sachsen gelangt: Reichsgenchtsrath Krüger und Reicksanwalt Treplin in Leipzig erhielten den Rothen Adlerorden zweiter Klasse mit Eichenlaub, Oberpostdirektor Halte in Dresden, die Reichsgerichlsräthe Or. von Buri, Nötel und Petsch denselben Orden dritter Kl. mit der Schleife, Kanzleirath Bruchwitz, Obersekretär beim Reichs gericht, Reicksgerichtsrüthe von Buchwald, Or. von Lenz, Neiße und Postdirektor Hänel in Leipzig erhielten den Rothen Adler vierter Kl. Den Kronenorden dritter Kl. erhielt der Kgl. preußische Geh. Regierungsrach und Reichs- bevollmächtigter sür Zölle und Steuern Dirksen in Dresden, den Kronenorden vierter Klasse Friedrich Haase und Bodenmeister Köhler in Leipzig, das allgemeine Ehren zeichen Bote Dorfeldt beim Reichsgericht, Briefträger Eck hardt in Leipzig und sein Kollege Schellbach in Dresden. — Im Jahre 1891 wurde im Königreich Sachsen an 5270 und zwar 3696 männliche und 1574 weibliche Personen Altersrente gewährt. Die Rente betrug bei den Männern durchschnittlich 134, bei den Frauen durchschnitt lich 111'/» Mk. — Die Einwohnerzahl des vereinigten Stadtgebietes von Leipzig beläuft sich jetzt nach Abschluß des Ein verleibungswerks auf 357132 Seelen. Die Straßen reinigung ist im Haushaltsplan auf 242000 Mk. und die Straßenbesprengung auf 84000 Mk. veranschlagt. Die Straßenbeleuchtung erfordert 550000 Mk. Der Aufwand für die Pflege der öffentlichen Anlagen ist mit dem Be trag von 105000 Mk. in den Haushaltsplan eingestellt. — Im Heimathslande des Cognacs, in Frankreich, hat der deutsche Cognac den französischen besiegt. Auf der internationalen Ausstellung in Nizza erhielt die Actienge- sellschaft Deutsche Cognacbrennerei vormals Gruner u. Co. in Siegmar (Sachsen) in Konkurrenz mit französischen Erzeugnissen die goldene Medaille. — Der berüchtigte Bankdirektor Winkelmann ist in der Nacht zum Donnerstag im Gefängniß zu Leipzig an Wassersucht gestorben. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in Chem nitz auf einer Eisbahn. Ein Schlittschuhläufer, ein 13- jähriger in der Ostvorstadt wohnhafter Schulknabe, kam so unglücklich zu Falle, daß ihm vermuthlick die Spitze des einen Schlittschuhs in's Auge drang, so daß das Auge sofort auslief und trotz der sofort herbeigeholleu ärztlichen Hilfe verloren ist. — Bei der Beerdigung des Cigarrenmachers Schneider in Zwickau hatte ein Arbeiter dem Geistlichen seinen Cigarrenrauch in das Gesicht geblasen und ein anderer ohne Erlaubniß am Grabe eine Rede gehalten. Der Er folg war 6 bez. 4 Wochen Gefängniß. Plauen. Am 16. Januar früh hat die hier wohn hafte Försterswittwe Drosta beim Feueranmachen Petro leum verwendet und dadurch, daß die Flamme aus dem L fen zurückfchlug und ihre Kleidung in Brand setzte, an der Brust und an den Armen so erhebliche Brandwunden erlitten, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Die Unglückliche, Mutter von 4 Kindern, mußte sofort ins Krankenhaus übergeführt werden. Tagesgescyichte. Deutsches Reich. Der Kaiser begab sich Sonntag Nachmittag 5 Uhr nach der englischen Botschaft und sprach dem englischen Botschafter seinen tiefsten Schmerz über den Hingang des Herzogs von Clarence, den er sehr schwer empfinde, aus. — Zu einem Zwischenfall in einer Reichstagssitzung von: Mittwoch wird der „Nat. Ztg." geschrieben: „In der Reichstagssitzung vom 13. d. M. sprach der Abg. Be bel auch davon, daß die Militärbehörden ebenfalls „Boy kotts" veranstalteten, indem sie den ihnen untergebenen Soldaten verböten, diese oder jene Gastwirthschaft zu be suchen. Es muß auffallen, daß sich am Regierungstische Niemand fand, der diese Vermengung des Boykotts mit den zur Aufrechthaltung der Disciplin ergriffenen Maßre geln der Militärcommandos in das richtige Licht gesetzt hätte. Der Zweck solcher Befehle ist nicht die Schädigung der betroffenen Wirthschaften und ihrem Gewerbe — wie es bei den Boykotts der Fall — sondern er ist, die Sol daten vom Umgänge mit revolutionären Elementen fern zu halten. — Die socialdemokratische Partei hat sich oft genug, trotz der hin und wieder vorgenommenen gesetzlichen Maske, sür eine revolutionäre Partei erklärt. Noch auf dem letzten Parteitage sagte der Abg. Singer, das Ziel bleibe die Revolutionirung der Massen. Dieses Ziel kann aber nur durch Verführung des Heeres erreicht werden, und dies zu verhindern, dazu müssen die Militärbehörden alle Maßregeln ergreifen, die ihnen vermöge ihrer Disci- plinar- und Commandogewalt zustehen. Sie sind für die Aufrechterhaltung der Manneszucht verantwortlich. — Zu wünschen bleibt dabei, daß vor Erlaß solcher Verbote mit Sorgfalt geprüft werde, ob ein solches nothwendig, ob die betreffend? Wirthschast wirklich ein Sammelpunkt socialde- mokra. sicher Elemente ist, denn ungegründete Verbote dieser Art erzeugen natürlich Erbitterung und stiften Schaden statt Nutzen. — Bemerkt muß übrigens noch werden, daß sehr häufig auch Verbote des Besuches von Wirthschaften durch die Commandanturen erlassen werden, denen jeder politische Beweggrund fern liegt. So werden z. B. Locale verboten, woselbst Schlägereien unter Betheiligung von Soldaten stattgefunden haben, weil erfahrungsmäßig sich solche Ausschreitungen an denselben Orten zu wiederholen pflegen. Die Socialdemokraten mögen allerdings alle solche Verbote von ihrem Gesichtspunkt aus ansehen." — Am Freitag wurde das bisherige Präsidium, die Abg. v. Köller, v. Heeremann, v. Benda, einstimmig wiedergewählt. Alsdann brachte Finanzminister Or. Mi quel den neuen Etat ein. Der Minister führte aus, daß nur mit Mühe ein glatter Abschluß zwischen Einnahmen und Ausgaben zu erzielen gewesen sei, da die Finanzlage wegen des Rückganges bei den Eisenbahneinnahmen sich erheblich ungünstiger gestaltete. Allerstrengste Sparsamkeit sei deshalb nöthig, und nur die dringendsten Neuforderungen und Gehaltsaufbesserungen konnten berücksichtigt werden. Der Zollausfall im Reiche, infolge der neuen Handelsver träge, wird wahrscheinlich 35 Millionen betragen. Von neuen Steuern will der Minister nichts wissen. Alsdann brachte der Kultusminster v. Zedlitz das neue Volksschul gesetz ein und empfahl es wohlwollender Prüfung. Der Minister betonte, daß die Vorlage auf dem Boden der Verfassung stehe und alle bestehenden Verhältnisse thunlichst zu schonen suche. — Die Rangliste der Offiziere und Aerzte der deutsch«