Volltext Seite (XML)
Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Wutsnih Abonnements - Preis Vierteljährl. 1M.25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: I. Illuttr. Sonntags- blatt (wöchentlich), 2. Kine landtvirth- schastNche Weitage (monatlich). Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 1t) Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An» noncen-Bureaus von Haast n- stein ck Vogler u. „Jnvalidrn- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. schenk " ^sür Pulsnitz, d- Löuigsbrück, Nadebcrg, tiadrburg, Moritzburg imd Uu'gcgcud Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. WierundviMMev Jahrgang. »mnwEch-r°° H«--'-'" Sonnabend. 30. Januar 1892. Die von dem Unterzeichneten auf den 1. Februar 1892 im Pohle'schen Verkaufslocale hier anberaumte Versteigerung findet nicht statt. Pulsnitz, den 29. Januar 1892. Kunath, Gerichtsvollzieher. Montag, den 1. Februar c.r Viehmarkt in Königsbrück. Weltausstellung in Chicago. Mit dem Beginn des Jahres 1892 hat die Verwal tung der Columbischen Weltausstellung das dritte Fiscal- Jahr angetreten, und wenn man einen Rückblick auf die bisherigen Errungenschaften für das kommende große Er- eigniß wirft, so muß auch der Skeptiker zur Ansicht ge langen, daß die Columbische Weltausstellung ein Blatt in der Weltgeschichte zu werden verspricht, welches ohne Parallele sein dürste, denn die Schatzkammern dieses an Reichthümern gesegneten Landes werden mit einer in der Geschichte beispiellosen Freigiebigkeit geöffnet, um der Mit welt die groß«. Bedeutung der Ä0 jährigen Feier der Ent deckung Amerikas in demonstrativer und großartiger Weise vor Augen zu führen. Wenn jetzt auch der Staat und die Stadt New-Jork gewaltige Anstrengungen machen, um der jungen Riesin des Westens in ihrem gigantischen Un ternehmen hilfreich beizuspringii, und durch ein „Exhibit" Würdig des „Empire"-Staates auf der Cotumbischen Aus stellung vertreten zu sein, so geschieht dies sicherlich in Folge der Anregung, welche die Bürger von Chicago und die Leiter des Unternehmens gegeben, welche bisher durch ihre fieberhafte Thätigkeit und Aufbringung großer finan- cieller Opfer der Welt bewiesen haben, daß sie die Sache ernst nehmen. In Folge dieses guten Beispiels konnte dann natürlich New-Jork, als der älteste und bedeutendste Staat der Union nicht zurückstehen, und die Betheiligung dieses Staates und der Metropole des Ostens wird eine allgemeine, darüber sind sich die Gelehrten jetzt einig. Was nun aber, vom internationalen Standpunkt be trachtet, die „Fair" zu einem großartigen Ereigniß stem pelt, in Folge dessen sich jetzt die Völker der Erde zu dem edlen Wettstreit rüsten, ist die weltgeschichtliche Bedeutung der Ausstellung, in Verbindung mit der 400 jährigen Ent deckung Amerikas. Die Centennial - Ausstellung (1876 in Philadelphia) hatte mehr ein nationales als internationales Gepräge, galt es doch bekanntlich das hundertjährige Bestehen der großen Republik zu feiern. Die Columbische Ausstellung erweckt aber in der ganzen Welt mehr Interesse als irgend eine andere ihrer Vorgängerinnen, denn es gilt die Er rungenschaften unseres Planeten und aller Zeit, soweit die Geschichte reicht, vorzuführen, die Entwickelung der Cultur und Civilisation auf diesem Continente von der Landung des Columbus bis auf unsere Zeit in einem Gesammtrah- men der staunenden Welt zu enthüllen und auf dem Gebiete von Handel, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft mit allen Nationen neue Verkehrswege zu bahnen, Segen bringend für alle Zeiten. So wird jetzt für die am 12. October dieses Jahres stattfindende Uebergabe der Ausstellungspa läste an den Präsidenten der Vereinigten Staaten Alles hergerichtet. Mit Riesenschritten gehen die Prachtbauten im Jackson-Park ihrer Vollendung entgegen, sodaß die Einweihungsseier im October, an welcher sich, außer dem Präsidenten und den obersten Regierungsbeamten, auch das diplomatische Corps betheiligen wird, und für welche ferner die Summe von 4,000,000 M. zur Bestreitung der Kosten ausgesetzt ist, den Reigen der Jubiläums - Periode eröffnet. Laut eines Congreßgesetzes muß die Uebergabe am 12. October, dem 400. Jahrestag der Landung Co lumbus' erfolgen; doch werden die Thore der Ausstellung erst am darauffolgenden 1. Mai 1893 der Welt geöffnet, und unmittelbar vor diesem Ereigniß wird im Hafen von New-Jork — mit Ausnahme des von Rio de Janeiro, der schönste der Welt — eine großartige Flotten-Demon- stration stattfinden. Diese Flotten-Revue, welche im April 1893 stattfindet, ist vom Congreß angeordnet, und zur Theilnahme an derselben hat Präsident Harrison an sämmt- liche Völker der Erde Einladungen ergehen lassen. Die ipanische Regierung hat sich bereits erboten, eine Copie des Schiffes „Santa Maria" hei füllen zu lassen, in welchem bekanntlich Columbus seine erste denkwürdige Reise antrat. Die Ausrüstung und Bemannung des Schiffes wird in streng historischer Weise ersolgen, und nachdem die „Santa Maria" an der Flottenn vue in New-Iorl Theil genom- nnn haben wird, soll sie duich den „Erie"-Canal auf die Binnenseen und nach Chicago gebracht werden, woselbst die formelle Uebergabe des Schiffes an die Ausstellungs- behörbe statifinden wird; unstreitig verspricht die „Santa Maria" ein jehenswenhes, anziehendes Ausstellungssobjeet zu werden. Bis Ende 1891 waren bereits 2000 Anmeldungen von Ausstelleln eingelaufen. Diese Zahl umfaßt jedoch nur die direkt an die Ausstellungsbehörde gerichteten Platz gesuche, und daher dürste, einschließlich der bei den fremd ländischen Ausstellungs-Commissionen eingelaufenen An meldungen, die Gesammizaht das Doppelte obiger Ziffer schon überschritten haben. Für die fieberhafte Thätigkeit, welche im Preß- und Auskunfts-Bureau herrscht, mögen folgende Zahlen in be redter Weise zeugen: 249,622 Poststücke wurden allein in der ersten Woche im Monat December vorigen Jahres von diesem Bureau nach allen Theilen der Welt versandt; durchschnittlich belief sich die tägliche Expedition während Lieser einen Woche aus 61,687 Poststücke. Der Gesammtbankumsatz Chicago's während einer der letzten Wochen betrug 102,000,OM St., gleich dem 13. Theile des Gesammtumsatzes im Lande. Auch den Manen des Turnvaters Jahn wird auf der Columbischen Weltausstellung ebenfalls die gebührende Achtung geschenkt werden, denn die deutsche Turnerei wird vollauf vertreten ein, um den Werth des deutschen Turn- systems als Erziehungsmittel für Körper und Geist in's rechte Licht zu stellen. Zu diesem Zwecke hat die deutsche Turnerschaft beschlossen, keine Sonderansstellung zu ver anstalten, sondern gemeinsam mit dem Nordamerikanischen Turnerbunde vorzugehen. So werden denn auf allen Gebieten gewaltige An strengungen für die Ausstellung gemacht; die Industrie und Technik wird ihr Bestes thun, die Wissenschaft nicht Zurückbleiben und jo eine Weltausstellung ohne Gleichen zu Stande kommen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der hiesige Militär-Verein beging am Mittwoch Abend den Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm durch Concert und Ball im Saale des Schieß hauses. Vom Vorstande wurde nach Vortrag mehrerer Coucertstücke, die die Gierth'sche Capelle ausgezeichnet aus führte, in einer längeren Ansprache des hohen Geburts tages gedacht und dem Kaiser ein dreifaches Hoch ge weiht, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Auch dem hohen Protektor der Militärvereine, unserm Könige Albert brachte die Festversammlung ein brausendes Hoch. Die von dem Militär-Gesangverein unter Leitung des Herrn Lehrer Engel vorgetragenen Lieder erfreuten die Zuhörer ungemein und wurden lebhaft applaudirt. — Die vielbesprochene Frage, ob der Tag, an welchem ein Kind 1 Jahr alt wird, sein erster oder zweiter Geburts tag genannt werden soll, ist in ihrer Bedeutung für das Rechtsgebiet durch das Reichsgericht, dahin entschieden, daß der Tag der Geburt selbst als der erste Geburtstag, der Tag also, an welchem nian ein Jahr alt wird, als der zweite anzusehen sei. — streue Briefmarken werden demnächst vom Reichs postamte ausgegeben werden. Die neuen Postwerthzeichen, an deren Herstellung bereits in der Reichsdruckerei gear beitet wird, werden sich in Form und Zeichnung wesentlich von den jetzt im Gebrauch befindlichen Marken unterscheiden. Sie werden sechseckig sein und das Bildniß der Germania aufweisen, das nach der Statue der Germania auf dem Niederwalddenkmal gezeichnet ist. Die Farben für die ver schiedenen Werthe der Marken werden internationalen Ab machungen zufolge dieselben bleiben. Die neuen Marken dürsten etwa im April in den Verkehr gebracht werden. Veranlassung zu der Ncuausgabe der Postwerthzeichen hat die Thatsache gegeben, daß die jetzt in Gebrauch befind- licken Br-efmarken wiederholt nachgemacht worden sind. Bei der Herstellung der neuen, hat man zu Mitteln gegriffen, welche den Fälschern die Ausübung ihres Handwerks sehr erschweren werden. Dresden, 28. Januar. Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Fried rich August kehrten gestern Abend mittels Sonderzuges von Berlin über Röderau nach hier zurück. Dresden. Die Königin Carola, welche sich von ihrer letzten -Erkrankung völlig erholt hatte, ist neuerdings Wieder von einer leichten Erkältung befallen und wird voraussichtlich m den nächsten Tagen das Bett nicht ver lassen. — Der für den 28. und 29. Januar in Aussicht genommene Besuch des Königs und der Königin von Württemberg am königlich sächsischen Hofe ist unter blieben. Dresden. Freitag Nachmittag 4 Uhr wird die Oe- konomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen ihre 4. ordent- tlicheVortrags-Versammlung im Winterhalbjahr 1891/92 in der deutschen Schänke zu den „Drei Raben", Dresden A., Marienstraße Nr. 20, abhalten. Herr Gutsbesitzer Fritz Arndt auf Klostergut Oberwartha bei Cossebaude wird sprechen über Gründung im Allgemeinen und besonders über diejenige in Oberwartha. Herr Arndt dürfte von den sächsischen Landwirthen zu denen zu rechnen sein, welche der Gründungsfrage ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben. Man da.f vielleicht sogar sagen, daß Herr Arndt in Sachsen als der eifrigste Verfechter und Anhänger der Gründung bez. der Liebig'schen Lehre anzusehen ist. Derselbe hat sich aber nicht allein auf theoretische Abhandlungen über die z. Zt. hochwichtige landwirchschaftliche Frage be schränkt, sondern seine Ansichten hierüber praktisch in seiner eigenen Wirthschaft — und zwar mit Vortheil — verwerthet. Die diesbezüglichen Versuche, die Herr Arndt in seiner Wirthschaft seit einer Reihe von Jahren angestellt hat und die derselbe in seinem Vorträge durch Zahlen näher beleuch ten wird, tragen hoffentlich dazu bei, weitere landwirthschaft- liche Kreise zu ähnlichen Versuchen anzuregen. Soll doch die Gründung ganz wesentlich mit dazu beitragen, die Getrei deproduktion Deutschlands so zu erhöhen, daß dasselbe in die Lage gesetzt wird, seinen gesammten Bedarf an Getreide selbst zu erbauen, welche Ansicht der auf dem Gebiete der Gründung als erste Autorität zu betrachtende Herr Schultz-Lupitz in seinem am 6. November in unserer Ge sellschaft gehaltenen Vortrag ebenfalls ausgesprochen hat. Die Wichtigkeit und Ausgiebigkeit des von Herrn Arndt zu behandelnden Gegenstands "wird voraussichtlich eine et was längere Zeit in Anspruch nehmen, als es in unseren Vortrags-Versammlungen üblich ist; die fesselnde Vortrags weise des Herrn Redners indessen und das Interesse, wel ches das genannte Thema beanspruchen darf, veranlaßt hoffentlich die Herren Landwirthe als auch Nicht-Landwirthe