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Adorter Wochenblatt. Mittheil nn gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung det Blattet durch Botengele'zenheitr LS Ngr. ü Pf. 37. Mittwoch, 11. September 18S0. Wofür kämpfen die Schleswig- Holsteiner? Für ihre alten, verbrieften Landesrechte, welche die Danen antasten wollen. WaS besagen diese Rechte? 1) Daß die Herzogtümer selbstständige, mit dem Reicbc Dänemark nur durch die Person des gemein- schanlichen Regenten verbundene, im Uebrigen aber, ihur Verfassung und Verwaltung nach, gänzlich un- abkangige Slaalen sein und bleiben sollen; 2) daß sie ewig ungelheilt beisammen bleiben sollen? 3) daß nur der Mannsstamm der Negentenfami- lie, welche jetzt über die Herzogtümer und Dänemark zugleich herrscht, in den Herzogtümern zur Thron folge gelangen kann. Da nun der Mannsstamm der herrschenden Fami lie dem Aussterben nahe ist, so wurden die Herzog tümer in nicht feiner Zeit an die älteste männliche Seitenlinie, die Herzoge von Augustenburg, fallen, und von Dänemark, wo die weibliche Linie zur Erb folge gelangt, völlig getrennt werden. Wodurch haben die Dänen diese Rechte verletzt? 1) Durch den „Offenen Brief" des Königs von Dänemark, vom 8. Juli 1846, worin für Schleswig und Holstein dieselbe Erbfolge wie für Dänemark in Anspruch genommen und die Absicht kundgegeben ward, „daß di« unter seinem Sccpter gesammelten Landes, teil« nicht auf irgend eine Weise getrennt würden." 2) Durch da- sogenannte Jncorpofations- sEin- vcrleibungs-) Patent, vom März 1848, worin der Kö nig erklärte: „daß Holstein «ine sür sich bestehende Verfassung haben, Schleswig dagegen mitDänemark vereinigt werden und mit Dänemark gemeinschaftlich eine Verfassung haben sollte." Hierdurch wurden sämmtliche drei Grundrechte Schleswig-Holsteins angetastet: ihre Unzertrennbarkeit, ihre staatliche Unabhängigkeit von Dänemark und ihr besonderes Erbfolgerecht. Was haben die Schleswig-Holsteiner auf diese Verletzungen ihrer Rechte gethan? Nach dem Erscheinen deS „Offenen Briefes" wand ten sie sich mit Vorstellungen an den König von Dä nemark, ihren Herzog, und, da ihnen das PctilionS- rrcht verkümmert ward, riefen die Stände Holsteins, als eines deutschen Bundeslandes, den Bundestag um Hülfe au, der aber nur rücksichtlich Holsteins die Rechte des Bundes und der zur Erbfolge berechtigten Für sten (der Augustenburger) wahrte. Als nun aber im Januar 1848 die dänische Re gierung die Einverleibung Schleswigs in Dänemark mit Gewalt durchsetzen wollte und dänische Truppen nach den Herzogthumern abgehen ließ, da «rhoben sich diese züm Schutze ihrer Rechte. Denn der Vertrag, den i'm Jahre 1460 die Schleswig-Holsteiner mit dem Stammvater der jetzt regierenden Familie abschlossen, als sic diesen aus freiem Willen zu ihrem Herzog er wählten, besagt ausdrücklich: wenn Jemand außer oder binnen Landes dessen Artikel kränken wolle, „so sollen sie dagegen sein, und ein Jeglicher soll verpflich tet sein, treulich dazu zu helfen, diesen Brief und Ver trag in allen ihren Stücken zu beschirmen." So lautet der Anfang oer in der Biedermann'schen Verlagsbuchhandlung erschienenen Schrift: „Schles wig-Holsteins Recht und des deutschen Volkes Pflicht." Werth von jedem Deutschen gekauft und gelesen zu werden. Zeitungsnachrichten. Berlin,.5. Sept. Die „Neue Preuß. Zeitung" will wissen, daß Oesterreich trotz der letzten preußischen Not« auf dem Bundestag bestehe und der Frankfurter Versammlung de» Charakter einer frei beratdenden nicht einräumen wolle. Obwohl von Seiten Oesterreichs ein hartnäckiger Widerstand sehr wohl möglich wäre, so fehlt es doch bis jetzt an jedem positiven Anhalt, dsr die Mitlheilunz der Neuen Preuß. Zeitung thatsächlich stützte. Personen, welche den Minister der auswärti gen Angelegenheiten vor Antritt seiner Urlaubsreise ge sprochen haben, versichern, daß auch nach seiner Auf» fassung Oesterreich auf die Dauer seine Bundestag«.