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46 Nachdem er seine Toilette vollendet und einige Steinchen in den Mund genommen hatte, um seine Sprache zu verändern, begab er sich mit einigen Medikamenten in die Bergmannshütte. Mit einer stummen Verbeugung trat er daselbst ein. Der alte Bergmann war bereits zur Schicht gefahren und Johanna bei dem Patienten allein. Mit sichtlichem Wohlgefallen betrachtete der Doctor die Jungfrau. Dem Ebenmaaße ihres ganzen Körperbaues, dem reinen Ovale ihres Gesichtes, welches blonde Locken umringclten, der erhabenen Stirn gaben die leuchtenden dunkelblauen Augen, in denen Thränen christlichen Mitleids und reiner Liebe schwammen, einen schwärmerischen Reiz, welchen kaum die Künstlerhand eines Raphael Sancio durch den Pinsel wiederzugebcn im Stande sein würde. Nach einigen flüchtigen Fragen, welche jeder Arzt bei einem Krankenbesuche an die Umgebung des Patienten oder gar an ihn selbst richtet, suchte der vermeintliche Doctor ein längeres Ge- ^räch mit Johanna anzuknüpfcn, wobei er die Jungfrau mit seinen Augen so scharf firirte, daß sie in sichtliche Verlegenheit gericth und nicht wußte, ob sie ihm vertrauen oder ihn fürchten sollte. — Der Pater, welcher seinen groben