40 In einer Stunde war er mit Courierpferden schon auf der Straße nach der Residenz. — Noch an demselben Tage fuhr eine 4spännigc Karosse in den Schloßhof. Eine junge Dame von achtzehn Jahren, Rosa v. Falkenau, stieg mit einer Kammerzofe aus derselben und begab sich unverzüglich in das Krankenzimmer zu der hohen Frau. Nicht wenig erstaunte sie, die Gräfin so krank zu finden. Bald überblickte sie mit weib lichem Scharfsinne, daß die Behandlung der Pa tientin nicht die rechte sei, ohne Zaudern traf sie mehrere Verordnungen, warf die Arzeneiflaschcn zum Fenster hinaus, bereitete selbst kühlende Ge tränke aus Kräutern und übernahm selbst die Nachtwache mit ihrer Kammerzofe am Kranken bette. — Den alten Diener schickte sic zu Bett, welcher, vor sich hinbrummend: „das ist ein sonder bares Geschöpf, nun wird gewiß der gnädigen Frau bald in die ewige Heimath geholfen sein," sich unmuthig entfernte; aber wie erstaunte er, als er am andern Morgen von Rosa v. Falkenau erfuhr, daß die Gräfin einige Stunden sanft ge schlummert habe und in einen gelinden Schweiß gcrathen sei. Dabei erklärte sie dem Diener, daß sic die nächste Anverwandte der Gräfin sei und sich vorläufig als Herrin des Schlosses betrachtet