201 er wollte cS nicht. Soll ich meinem Vater nicht das Opfer bringen, und mir die Haare abschnei den lassen, welche doch noch schöner und üppiger wieder wachsen, wenn cs gilt, meinen heißgeliebten Vater vom Hungertode zu erretten? Ich bin allerdings ungehorsam gegen meinen Vater, und doch halte ich es sür meine heiligste Pflicht, diesen Schritt zu thun. Hat mir doch auch mein Lehrer erzählt, daß dic Maria unserm Herrn Jesum Christum mit köstlicher Narbe die Füße gesalbt und mit ihrem Haare getrocknet habe, warum soll ich da nicht mein geringes Haar nehmen, und es Euch zu Füßen legen, um die Thränen meines Vaters, der im äußersten Unglück sich be findet, damit zu trocknen? — „Ich war bis in das Innerste gerührt und ergriffen, wollte aber nicht den Raub begehen, da trat plötzlich mein Gemahl herein, welcher diese ganze Scene mit angehört hatte. Uebcrrascht von der Schönheit des Kindes und des Haares sagte er zu mir: Dieses Kindchen gleicht dem Engel Gabriel, ich will cs adoptiren, eS soll von diesem Augenblicke an meine Tochter sein, und sein Vater soll in meinem Cabinct Beschäftigung finden. Sorge dafür, daß er sobald als möglich in meinen Palast gebracht und aus seinem Elende hcrausgeführt