128G Thränen noch nicht versiegt, welche einem Mutter herzen nur ein Gefühl hervorzurufen vermag, welches wir Liebe nennen, ein Gefühl, welches der liebe Gott mit seinem Odem dem Erden- mcnschen einhauchte. Arme Mutter, die Du einen verlorenen Sohn beweinst, von dem Du nicht weißt, ob er dem Reiche der Lebenden oder Todten angchöhrt, wirst Du nicht als Katholikin in Deinen Rosenkranz, ober als Protestantin Dein Kind, welches sich Deinem Schooße unter unendlichem Schmerze ent wunden, und welchem Du an der treuen Mutter brust den ersten Lebenstrank gereicht hast, in Dein Abendgebet einschließen, und Gott bitten, daß er Dir zurückgebe, was Dir seine ewige Liebe ge schenkt hat? Wird nicht Deine Freude eben so rein, so ungeheuchelt sein, wie die des ewigen Hirten, wenn ein verlornes Schaaf sich von fel sigen Klippen wieder zur friedlichen Hürde zurück- sindet ünd an dem Brunnen des nie versiegenden Lebenswassers neu geboren und gestärkt wird? Versetze Dich, thcurer Leser, in das Gefühl, welches ein Vater empfinden muß, wenn er unter 7 gottesfürchtigen Kindern das Letzte, das liebste Sprößlcin von dem Baume, welcher viel Seegen verhieß, abfallen scheit und in ihm den furcht-