Nachdem daS Verhör vorüber war, und der * gestrenge Herr Bürgermeister sich von der Unschuld dieses Mädchens überzeugt hatte, wollte er sich in eigner Person in das Gefängniß des Kerker meisters begeben, um ihn vorläufig bis nach Aus gang der Sache auf Handgelöbniß zu entlassen, doch wich er entsetzt zurück, als er die Zelle be treten wollte. — Der alte Kerkermeister war vor Schmerz, Schrecken und Verzweiflung wahnsinnig geworden. Dunkle Nacht umschattete seine Sinne, nur gcspensterartigc Phantome gaukelten gleich Irrlichtern an seiner Seele vorüber. Das klare Bewußtsein aber fehlte. Er wurde der sorgsamen Pflege eines geschickten Arztes übergeben, und seine Tochter, die sich bald erholte, wachte Tag und Nacht am Lager. Nach mehreren Monaten erwachte der alte Kerkermeister zu seinem völligen Bewußtsein, umarmte und küßte sein gutes Kind, welches er erkannt hatte. Doch sollte diese Freude nicht lange dauern, denn nach Verlauf einer Stunde sank er leblos in die Arme seiner Tochter. Der Schlag hatte ihn getroffen, ohne Schmerz war er verschieden. Bertha war eine Waise. Laut schluchzend warf sie sich über den Leichnam, endlich wurde sic ruhiger und betete leise an dem Todtcnlagcr ihres verblichenen VaterS.