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wurde Karl der Große. Wie er dem Handwerk durch seine Hof künstler, aus welchen sich allmählich die Zünfte entwickelten, eine besondere, erfolgreiche Richtung gab, so bildeten sich um seine Schlosser landwirtschaftliche Musteranstalten, welche unter seiner speciellen Leitung der Ausgangspunkt für die Entwickelung der Landwirtschaft in Deutschland wurden. Allerdings hebt auch hier diejenige Abhängigkeit an, welche in der Folge durch Jahrhunderte schwer auf den ländlichen Besitzern lastete; aber die Erkenntnis Karl des Großen liegt nahe, daß er nur dann Ersprießliches von den Bebauern des heimischen Bodens erwartete, wenn sie festen Wohnsitz hätten. Wesentliches trugen zur Hebung des Feldbaues die Kloster und Städte bei; beide dadurch, daß in ihren Gärten Obst, Gemüse, Ölpflanzen, Hülsenfrüchte, Hopfen und Wein blühten nnd gediehen. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, an dieser Stelle die weitere Entwickelung der Landwirtschaft des großen, deutschen Vaterlandes zu erörtern, wo uns nahe liegt zu betrachten, in welcher Weise der landwirtschaftliche Zweigvercin zu Bautzen in den 25 Jahren seines Bestehens aus der Vergangenheit nnd Gegenwart Anregung und Förderung empfing und in angemessener Weise benutzte. Es möge genügen, hier den in der 101. Sitzung des landwirtschaftlichen Zweig vereins am 2. Dezember 1868 gehaltenen Vortrag des Herrn Grafen zur Lippe auf Thum über „die wissenschaftlichen Epochen in der Landwirtschaft von 1768 bis 1868" mit zu teilen. Er lautet nach dem Protokoll: „Als erster Vorkämpfer für die Landwirtschaft gegen den Feudalismus wird Schubart v. Kleefeld*) bezeichnet. Er strebte gegen die Frohnen, die Servi tuten, den Weidezwang, mit unsicherem Erfolge. Der große Landwirt war ihm Feind, weil er seine Privilegien antastete, der kleine Landwirt war ihm entgegen, weil er Neuerungen einsührcn wollte. Er war der Einführer des Klee- und Gartenfruchtbaues in Mittel-Deutschland. Dabei war Schubart der rationellen Landwirtschaft fremd. Den Gartcnfruchtbau hatte Schubart eingeführt, um der Bergueckung, welche der Kleebau mit sich führte, vorzubeugen. Verfolgungen hatte er im Jnlande bis ins Alter zu ertragen, nur Österreich erkannte seine Bestrebungen an. Die Teilnahme an der Landwirtschaft erwachte Ende des siebenjährigen Krieges. Kaiser Josef, durch welchen am 19. August 1769 der Pflug und die Landwirtschaft geadelt wurde, wollte zeigen, daß der Nährstand den Staat erhalte. Auch Preußen wendete 24 Millionen unter Friedrich d. G. zur Aufbesserung der Landwirtschaft an. ") Joh. Christ. Schubart, am 24. Februar 1784 zu Zeitz geboren, starb am 23. April 1737, nachdem er 1784 vom Kaiser von Rußland als „Edler von Kleefeld" in den Adelstand erhoben worden war.