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AOiMOWMMl LilchcMI jeden Wochentag nachmittags — Fernjpr. Nr. N. Postscheckkonto Leipzig 23 464 — Gemetndegtrokonto 14. — Bankkonten: Lomincrz-und Privat »Bank Zwetgstelle Hohen stein-Ernstthal - Darmstitdter und Nattonalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskript« werden nicht zurückgeschtckt. — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme uMMM Bet Klagen, KvnMrikn, Bergleichen a>w wird der Brutto betrag tn Rechnung gestellt Am Aalle diilierei Gewalt — Krieg odn tonstige, irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung, der Licseranten oder der BesördcrunqSeinrich- mngen — hat der Bezieher leinen Anspruch aus Lteserung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de- Bezugspreise« Hohenstein Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hüheustein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdors Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdors, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappei, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach. Pleitza und Ruhdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und des Etadtrats zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 99 Der Prei« de, «inwalttaea Anietarnzettk beirägl M, I der Neklamezeile 4K Gvldvitimia«. ftür den Nachweis I s werden Id Goldpsenulae berechnet s Freitag, den 29. April 1927 Be,uaSvre,s viwmonaltt» üu Goldviennige eioichltelili» rrüakrtod» 77. gahrg. Der chinesische Hexenkessel nicht zu. Hindenburg hat wenigstens seiner näheren Umgebung gegenüber in der letzten Zeit nicht zum Ausdruck gebracht, daß er sein Amt niederlegcn wolle. An all den Rückt rittsgeriich- ten ist jedenfalls nur das eine wahr, daß Hinden burg anlählich der letzten Verhandlungen über die Regierungsneubildung dem Grafen Westarp gegenüber erklärt hat, von seinem Amte zurück wurde an der Landung im Settlement-Hafen g e- hindert. Den russischen Gewerkschaftsführern ist das Betreten des Settlement verboten wor den. London, 29. April Die „Morningpost" berichtet aus Nanking: Beamte der Schanghai—Nankinger Eisenbahn erklärten, daß 2000 Russen und 7000 Mann Schantungtruppcn im Bezirk von Pukcru die London, 29. April Das Kabinett trat gestern abend zusam men, um einen Bericht Chamberlains über die Lage in China entgegen zu nehmen. Wäh rend die Kabinettssitzung am Mittwoch, an der auch Mitglieder des Generalstabes teilnahmen, der Erörterung der militärischen Lage galt, wurde — wie verlautet — in der gestrigen Sitzung besonders die diplomatische Lage behandelt. Die Verhandlungen über die Ant wort der Mächte auf die Note Tschens gehen weiter. daß Reichspräsident v. Hindenburg unmit telbar nach seinem 80. Geburtstage zurückzu - treten gedenke und daß als sein Nachfolger entweder Reichskanzler Marx oder der ehemalige Reichskanzler Luther in Aussicht genommen sei. Wie wir dazu von maßgebender Seite erfah ren, trifft die Behauptung über den bevorstehen den Rücktritt des Reichspräsidenten durchaus " Auf dem chinesischen Schauplatze sind einige Bewegungen zu verzeichnen. Tschangkaischek hat den Kampf gegen die roten Frontkämpfer, die ihm von Hankau aus entgegengcsandt wurden, ausgenommen und hatte Erfolg. Gleichzeitig hat ein Unterführer Tschangtsolins, der Gegner von Tschangtsolin, mit Hankauer Kräften Wasfen- fühlung bekommen. Der Nordgeneral und der Südgeneral kämpfen also in der gleichen politi schen Front. Auf dem diplomatischen Schauplatz macht sich neuerdings das Drängen englischer Ee- waltpolitikcr nach isoliertem Vorgehen Englands geltend. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Schanghai, 28. April In Kiukiang eingetroffene Nachrichten besagen, daß General Tschangkaischek ein einleitendes Gefecht gegen die roten Streitkräfte aus Hankau gewonnen habe. Des weiteren haben die Roten im Osten der Provinz Kiukiang eine vollständige Niederlage erlitten, sie be finden sich vor den nachdrängenden Truppen Tschangkaischek« in haltloser Flucht. Tschang kaischek steht vor Kiukiang, 200 Kilometer südöstlich Hankau. Die regellos zurückflutenden Truppenmassen gefährden die britische Konzes sion. Die Lage ist äußerst gespannt, man be fürchtet Plünderungen im großen Maßstabe durch die Massen der geschlagenen roten Trup pen. Der Sieg Tschangkaischeks scheint zu bewei sen, daß der General in Schanghais Hauptquar tier die Oberhand hat. Aus Kreisen des Haupt quartiers verlautet, daß die Kantonesen die Ab sicht haben, einen Vormarsch auf Huna» anzu treten, um es zu erobern. Meldungen aus Nanking zufolge wurden andere Teile der roten Truppen auch von der Nordarmee unter General Feng-Tin bei Honan geschlagen. Feng-Tin befindet sich zurzeit auf dem Vormarsch zum Hanflutz. Feng-Tin will zwei rote Brigaden nördlich von Hankau zur Uebergabe gezwungen und entwaffnet haben. Fremde Beobachter der Entwicklung <n China halten trotz der Tatsache, daß sich beide Armeen aus dem Vormarsch nach Honan befinden, die Be hauptung aufrecht, daß ein Kompromiß zwischen Tschangkaischek und Tschang- tsolinzu erwarten sei. Schanghai, 28. April An den ersten Zusammenstößen zwi schen den vorriickendcn Nankingtruppen Tschang kaischeks und den kommunistischen Hankautrup pen in der Nähe von Kiukiang waren zu nächst nur Truppen von geringerer Stärke be teiligt. Die Engländer erhielten angeblich die Nachricht, daß amerikanische Missio nare von den Hankautruppen geplündert morden seien, was von chinesischer Seite als ! Zwecklüge bezeichnet wird. Da Tschangtsolin gleichzeitig eine Offensive an der Honansront versucht, ist die militärische Lage Hankaus schwie rig. Die N a n k i ng r e g i e r u n g erläßt eine P r o k l a m a t i o n, in der folgende vier Regie- l rungsgrundsätze ausgestellt werden: Zusammen- ! wirken zwischen Armee und Volk, Bildung einer i ehrenhaften Regierung, Jndustrialisierungsför- ' derung, Organisation der Bauern und Arbeiter- i chast. > Der russische Dampfer „Sewastopol" i zutreten, wenn die Deutschnationale Votlspartei sich nicht zum Eintritt in die Regierung ent schlöße. Einberufung des Auswärtigen Ausschußes Eigene Draht Meldung Berlin, 29. April Der Reichskanzler ist am Donnerstag abend wieder nach Berlin zurückgekehrt. Die nächste Kabinettssitzung wird vermutlich heut« oder morgen stattsinden. Bei dieser Sitzung wird es sich jedoch lediglich um eine informato rische Besprechung über die laufenden innen- und außenpolitischen Fragen handeln. Wie wir er fahren, wird die deutsche Delegation, die an den Genfer Abrüstungsvorbesprechungen teilgenom men hat, morgen in Berlin zurückerwartet. Graf Bernstorff wird zunächst dem Reichsaußen- minister über die bisherigen Abrüftungsoorver- handlungen Bericht erstatten und danach dem Kabinett und dem Reichspräsidenten. Der Vor sitzende des Auswärtigen Ausschusses erwägt, den Ausschuß Ende der nächsten Woche einzuberufen, um einen Bericht des Grafen Bernstorff entgegenzunehmen. Vie deutsch-sranzöMaren WietschaftSveehan-wnom Bor einer Erleichterung der Lage? Berlin, 28. April Die Besprechung des deutsck)en Botschaf, ters Nied mit dem französischen Handclsmini« ster Bokanowski hat gestern stattgcsunden. Zn unterrichteten Berliner Kreisen gibt man sich der Hoffnung hin, daß eine Erleichte rung der durch den neuen französischen Zoll, tarif geschaffenen Lage eintretcn wird. Entgegen anderslautenden Meldungen wird an zuständiger Stelle erklärt, daß die deutsch französischen Handelsvertragsverhandlungen selbst während der Weltwirtschajtskonferenz na türlich nicht fortgesetzt werden können, wenn auch anzunehmen ist, daß Staatssekretär Trendelenburg und der französische Vertreter Serruys in Genf im Rahmen der Weltwirt- chaftskonfevenz in den auch für die deutsch-fran zösischen Handelsbeziehungen wichtigen Proble men zusammenarbeiten werden Jie WWUW Die Haltung der Machte Von u»i«r«m Berliner Vertreter Berlin, 29. April Das Ergebnis der Wahlen in Oesterreich hat wieder mehr die Frage des Anschlusses Hester reichs an Deutschland in den Vordergrund des Interesses gerückt. In den politischen Kreisen sieht man in den in der letzten Zeit stattgefundenen Anschlußkundgebungen ,im Reiche den Beweis dafür, daß die Anschluß- sreunde sowohl in Deutschland als auch in Oester reich zugenommen Hütten. Tatsache ist nun allerdings, daß die österreichischen Sozialisten sich viel eindeutiger für den Anschluß Oesterreichs au das Reich ausjprechen als die Christlichsozia- leu unter Führung des Bundeskanzlers Seipel. Die geringe Mandatsoerschiebung in Oesterreich wird aber die bisherige Politik der österreichi schen Regierung nicht wesentlich beeinflußen, d. h. daß unter der Führung von Seipel die An- schlußbewegung keine Fortschritte machen wird. Es liegen hier Informationen vor, daß sich die Kleine Entente auf ihrer nächsten Konfe renz gleichfalls mit der Anschlußfrage beschäfti gen wird. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß die Regierungen der Kleinen Entente ihre Haltung nicht geändert haben, und die Vertreter aus der nächsten Konferenz der Kleinen Entente wieder zu dem Beschluß gelangen werden, die Anschluß- srage als nicht spruchreifzu bezeichnen. Was die Haltung der Neichsregierung betrifft, so liegt auch für sie keine Veran lassung vor, im gegenwärtigen Zeitpunkt die Initiative für den Anschluß Oesterreichs an Deutschland zu ergreifen. Zn Berlin ist man der Auffassung, daß offizielle Schritte in dieser Hinsicht zuerst von der österreichischen Regierung ousgehen müßten. Es war schon seinerzeit auf fallend, daß der österreichische Bundeskanzler Dr. Seipel anläßlich seines Berliner Besuches mit den zuständigen Ministern fast gar nicht die An- schlutzfrage zur Erörterung gestellt hat, was dar auf zurückzuführen ist, daß Seipel kein begeister- lerAnschlußsreund ist. Zn Oesterreich weiß man im übrigen sehr wohl, daß man auch in weiten Krei st» des deutschen Volkes und auch der Reichstags parteien, das gilt namentlich für die Rechte, sich von einem Anschluß Oesterreichs an Deutschland keine Vorteile wirtschaft licher Art verspricht. Die deutschen Reichs- sinanzen würden nach einem Aufgehcn Oester reichs in das deutsche Reich lediglich eine weitere erhebliche Belastung erfahren, um so mehr, als Oesterreich in handelspolitischer Beziehung nur Zuschußland ist. Es ist jetzt auffallend, daß sich im Hinblick auf die bevorstehende Völkcrbundstagung die fran zösische und auch die italienische Presse wieder mehr mit der Anschlußsrage beschäftigt, und einen offiziellen Schritt der Neichsregierung er wartet. Diese Vermutungen sind nach unseren Informationen durchaus unzutreffend. Die deutsche Außenpolitik ist gegenwärtig mit weit wichtigeren Problemen beschäftigt, als mit der , Frage eines Anschlußes Oesterreichs an Deutsch land. Ein offizieller Schritt der Reichsregie- ruug kann ja, wie oben bereits dargelegt ist, , nicht aus eigener Initiative Deutschlands her- . aus erfolgen, sondern entweder von der öster reichischen Regierung allein oder aber von den Regierungen von Berlin und Wien geschloßen. VeMchlan-s WirMMsmt Ergänzungen zur Strcsemannrcde Berlin, 28. April In seiner Rede vor dem Verein Deutscher Maschinenbauanstalten — die wir z. T. bereits gestern durch Funkspruch verbeiten konnten — beschäftigte sich Reichsminister Dr. Stress, m ann auch noch mit der wirtschaftlichen Lage und führte u. a. aus: Das Kernproblem ist die Beschaffung der Arbeitsmöglich- keit selbst. Sie ist außerordentlich schwer, weil r-'r, verglichen mit der Vorkriegszeit, unzweifel haft auch heute noch in einer Periode wirt schaftlichen Niederganges und starker wirtschaftlicher Depression uns befinden. Es ist mir unbegreiflich, wie man bei irgend- einen Vergleich unserer heutigen Lage mit der gegenwärtigen mit dem Schlagwort von einer deutschen Prosperität zu einem wirtschaft lichen Wiederaufstieg kommen kann. Sinnbild unserer wirtschaftlichen Lage ist die mangelnde Fundierung an Rohstoffen, ist die mangelnde finanzielle Fundierung unserer gan zen Wirtschaft, find die schweren sozialen und 'teuerlichen Lasten, die auf ihr ruhen. Es wird der allergrößten Anstrengung be dürfen, um diejenige Ausbalanzierung unserer Volkswirtschaft wieder zu erreichen. Die uns einst auch im Verhältnis von Einfuhr und Aus- uhr die Stellung gab, die Deutschland vor dem Kriege auf dem Weltmärkte eingenommen hat. KMenbura Lentt nicht an Rücktritt Eigen« D r a » t in e l d n u a Berlin, 29. April Ein unbedeutendes Berliner Blatt hatte vor «Inigen Tagen das Gerücht in die Welt gesetzt, Verteidigungslinie von Nanking durchbrochen und die Stadt gestern früh besetzt hätten. Die Truppen Tschangkaischeks zögen sich zurück. Der Berichterstatter fügt hin zu, daß die obige Meldung mit Vorbehalt aus genommen werden müße. London, 29. April „Daily Mail" meldet aus Schanghai: Die K o m m u n I st e n r e g i e r u n g befindet sich in ernster Gefahr innerer und äußerer Angriffe. In der Provinz Honan südlich des Pangtse habe eine Bewegung zur Vertreibung oer Rußen eingesetzt. Russis, e Waffenlieferungen an Feng? Paris, 28. April Zn BaUser amtlichen Stellen eingetroffene Nachrichten aus Peking besagen, aus den in »er dortigen Sowjetgesandtschaft gefundenen Doku menten gehe hervor, daß Rußland bedeutenoe Was fenmengen an Feng-Puhltanz geliefert habe. Empfangsbestätigungen vom August 1926 erbrächten den Beweis, daß Feng für rund zwölf Millionen Goldrubel Lieferungen erhalten habe. Will England allein vorgehen? Paris, 28. April Wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet, hat die englische Regierung nunmehr endgültig beschlossen, auch ohne eine Ver ständigung mit den Vereinigten Staaten in China zusammen mit Frankreich, Italien und Japan vorzugehen. Sollte auch mit diesen Mächten kein Einvernehmen zustande kommen, so würde Großbritannien alleingeeignete Schritte unternehmen. Eine neue Note, die für die Zwischenfälle in Nanking Genug tuung fordert, soll ungesäumt an Tschen abge schickt werden. Diese Note werden wahrschein lich außer Großbritannien auch Frankreich, Ita lien und Japan unterzeichnen. Wenn innerhalb der in der Note festgesetzten Frist die Negierung von Hankau eine ungenügende Antwort gebe, so würde die englische Regierung sofort zur Wis - derbesetzung der Hankauer Konzes sion schreiten und auch andere Sanktionen, wie z. B. die Blockade der Jangtsemündung, er greifen.