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UOiMWer NM unüAnjeiger Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein. Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Nüsdors, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappei, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Rr. S3 j Frettäg^den 4. März !S27 77. g^rg. Erichelnl jeden Wochenlag nachmittags — Fernjpi. Nr. 1t. PosticheckkoMo Leipzig 23464 — Gemetndegirokonto 14. — Banktonlcn: Een,merz- und Prival-Bank Zweigstelle Hoden- stein - Ernstthal - Darmstadter und Nationalbani Zweig- Niederlassung Huhenstem-Ernstthal. — Unverlangt «lngrsandte Manuskripte werden nicht jurückgeschickr — Einsendungen ohne Namensnennung sinken keine Ausnahme Bet Klagen, Konkursen, Dergleichen uiw wird der Brutto betrag in Rechnung gestellt Km Kalle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebe« der Zeitung, der Lieferanten oder der BesördcrungSemrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rüchadlung deS Bezugspreise«. Druck »nd Verlag von Dr. Alban Frisch. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht?, Finanzamt? und des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Vie Politische Atempause Wie Frankreich rüstet zur Verstärkung der Befestigungen im Nordosten den französischen Persönlichkeiten bestehe und bat Ereignis willkommen schon in allerkürzester Zeit durch lebhafte De batten über den Finanzausgleich, die Sozial gesetzgebung, und hier besonders über das Ar- beitszcitgesetz abgelöst werden. Die st ä n d i g e A r m e e soll 346 000 Mann zäh len und nur aus Franzosen bestehen. Aus dieser Armee werden die Offiziere und Unteroffiziere für die K o l o n i a l a r m e e entnommen, deren Bestand 175 000 Mann beträgt. Zn Fricdcnszcitcn wird also Frankreich über eine Armee von im ganzen 521 000 Mann verfügen. Die neue Armee wird fortan nicht mehr zum Ordnungsdienst oder zur Unterdrückung von Streiks oder politischen Unruhen verwendet wer den. Für diese Aufgabe wird die r e p u b l i k a - nische Garde von 15000 Mann geschaffen. Der Eintritt ins Heer erfolgt nicht mehr mit dem 20., sondern mit dem 21. Lebensjahre. D'e Gesamtsumme für das Heeresbudget beträgt für 1027 5 074 870 000 Papicrfranken, wobei das Budget für Marokko und andere Gebiete nicht eingerechnet ist. Außerdem muß mit einer Neuausgabe in Höhe von 7 Milliarden gerechnet werden Berlin, 4. März Mit Spannung erwartet man die Zusam menkunft der Außenminister der Lo- carnostaaten in Genf. Es steht nach sicheren Mel dungen, die der Neichsregierung vorliegen, jetzt fest, daß Briand und Chamberlain ebenfalls den Beratungen des Völkerbundes bei wohnen werden. Nach einer letzten Fühlung nahme der deutschen Botschafter mit den Aus wärtigen Aemtern in London und Paris ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die offiziellen Er örterungen über die Rheinlandräumung auf der Mürztagung noch nicht geführt werden sollen, und daß lediglich private Unterhaltungen dazu dienen werden, eine Einigung über den Termin der Beratungen hcrbeizuführen. Bei dem Be such der Botschafter wurde gleichfalls die 2 a a r- frage erörtert, die durch den Vorschlag Frank reichs, die Pesatzungstruppen durch einen „Vahn- schutz" zu ersetzen, in ein kritisches Stadium ein getreten ist. Das Reichskabinctt hatte sich in den letzten Sitzungen wiederholt mit der Angele genheit beschäftigt und hat einen ablehnenden Standpunkt eingenommen. Wie die letzte Kompromißlösung aussehen wird, läßt sich auch an amtlicher Stelle noch nicht übersehen, da durch die persönliche Fühlungnahme der Außen minister in Genf jederzeit eine Wendung mög lich ist. Jedenfalls wird bei Erörterung des Bahnschutzes die Gelegenheit günstig sein, die Besatzungsfrage im allgemeinen anzuschneiden -vnd auch das übrige besetzte deutsche Gebiet zu übertragen. Die französische Negierung fordert die Einsetzung einer technischen Truppe unter der Begründung, daß später b-ei Zurückziehung der Truppen aus dem Rheinland ohne jeden Schutz im Saargebiet die Sicherheit des franzö sischen Militärs nicht genügend gewährleistet sei. Die Truppenfrage an der Saar steht also im engsten Zusammengang mit der Besatzung am Rhein, und es wird darum unvermeidlich sein, schon in Genf das Probelm der baldigen Befreiung des gesamten Rheingebietes und der französischen Sicherheitsfordcrungen anzuschnei- den. Auch in der deutsch-polnischen Angelegen heit ist eine Beruhigung eingetreten, die aus den beiderseitigen Wunsch Polens und Deutsch lands zurückzusühren ist, bald zu einer Verstän digung zu gelangen. Allerdings wird es unver meidlich sein, im polnisch-oberjchlesischen Schul- ftreit Kompromisse zu schließen. Nach deutscher Auffassung läßt sich das Recht nicht beugen, das unzweideutig in der Auffassung der deutschen Behörden und des Neutralen Calonder zum Aus druck kommt. Ueber die polnischen Beeinflus- suugsversuche in Paris ist dem Kabinett bekannt geworden, daß bestimmte Versprechungen den polnischen Parlamentariern über die Haltung Frankreichs nicht gemacht worden sind. Daß trotz dem die Sympathien eines Paul Boncour und eines Poincaree, bis zu einem gewissen Krade auch selbst Briands, ausreichen werden, um dem polnischen Standpunkt Rechnung zu tragen, unterliegt keinem Zweifel. Immerhin wird es an maßgebender Stelle als günstiges Zeichen be trachtet. daß für die deutsch-polnischen Handels vertragsverhandlungen neue Vorschläge der Warschauer Regierung vorliegen, die eine Grundlage für die Besprechungen Dr. Strese manns mit Zaleski abgegeben. Die Negierung erwartet von den Genfer Besprechungen keine neueBeunruhigung verdeutschen außenpolitische« Lage, wenn man sich auch darüber im klaren ist, daß die Genfer Besprechungen sich teilweise leb haft und schwierig gestalten werden. Der Reichstag wird dieses Mal während der Genfer Besprechungen seine Tagung wieder nuf- nehmen, da bis zu diesem Zeitpunkt einige neue Gesetzentwürfe vorliegen werden, die bald vom Parlament verabschiedet werden sollen. Die in der Innenpolitik herrschende Stille wird sicher den französischen Außenminister, der deutschen Presse durch Gleich st ellung mit den übrigen in Paris lebenden ausländischen Pressevertretern , ihre Aufgabe zu erleichtern. Briand antwortete mit herzlichen Worten > der Begrüßung, indem er seiner Freude Ausdruck gab, die deutsche Presse, soweit sie in Paris ver treten sei, persönlich kennen zu lernen. Die an ihn gerichteten Worte der Anerkennung für sei nen Kamps um die Herbeiführung einer deutsch- französischen Verständigung beantwortete er mit dem Hinweis darauf, daß er in Dr. Strese mann einen treuen Mitarbeiter gefun den hätte, auf dessen Worte und Zusagen er sich stets verlassen könne. Er sei sich dessen bewußt, daß eine deutsch-französische Verständigung den Schlüssel sür die gesamte europäische Friedens politik darstelle. Er reise in den nächsten Tagen nach Genf und obgleich die Tagung des Völker bundes kaum von allzugroßer Bedeutung sei« werde, würde er sicherlich Gelegenheit haben, sich mit dem deutschen Außenminister zu einer aus führlichen Aussprache zusammenzusinden, aller dings nicht in Thoiry, wie er lachend seine Aus führungen schloß, da die dort eingenommen« Mahlzeit seinerzeit allzuviel Lärm verursacht hätte. Haftentlassung der Pfälzer Gendarmen Mannheim, 3. März Wie amtlich gemeldet wird, hat Rechp anmalt Führ die pfälzische Regierung telegr. - phisch davon in Kenntnis gesetzt, daß die beiden verhafteten Gendarmen Ullrich und Großer heute mittag aus der Untersuchungshaft ent lassen worden sind. Die Verhandlung vor dem französischen Kriegsgericht in Landau dürste in etwa 8 Tagen stattsinden. Die Anklage lautet aus Körper verletzung und beleidigende Haltung gegen über einem Angehörigen der Besatzungsarmee. Das Kriegsgericht, vor dem die Verhandlung stattfinden soll, ist das gleiche, das den Unterleut nant Rouzier freigesprochen hat. Von einer Körperverletzung des Agenten Lucien Tond, der von den Gendarmen aus dem Zuge gesetzt wor den war, weil er sich geweigert hatte, sich aus- zumeisen, war bisher in der Öffentlichkeit nichls bekannt. Um den Achtstundentag Grundsätzliche Ucbcrcinstimmung zwischen de« Arbeiter- und Bcamtcngcwcrlschaften Berlin, 3. Mürz An der Besprechung der Arbeltergewerkscha - ten unter Führung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes haben auch Vertreter des Deutschen B e a m t e n b u n d e s und -es Allgemeinen Deutschen Beamten- bundes teilgenommen, um die Frage zu prü fen, ob die Einheitsfront gegen das Arbeitszeii- notgesetz auch auf die Beamten ausgedehnt wer den könne. In diesen Besprechungen haben sich die Beamten- und Arbeitergewerkschaften ohne Ausnahme aus den Standpunkt gestellt, daß die Arbeitszeit im allgemeinen nur acht Stunden betragen dürfe. Meinung.« Verschiedenheiten ergaben sich zwischen den beiden Veamtenorganisationen jedoch über die Form der Durchführung dieser Forderung. Der All gemeine Deutsche Veamtcnbund ver tritt die Ansicht, daß auch für die Beamten die gleichen Voraussetzungen wie für die Arbeiter und Angestellten zutreffen und daß aus diesem Grunde der Achtstundentag ohne weitere» bei den Reichs-, Staats- und Kommunalbehör« den ebenso wie bei der Reichsbahn durchgeführt werden müsse. Die Vertreter des Deutschen Beamtenbundes erklären dagegen, daß di« Arbeitszeit des Beamten ein Teil des Beamten« rechtes sei, und so die Regelung der Arbeit»- bezw. Dienstzeit sür die Beamten auch nur auf Berlin, 3. März In der französischen Kammer be gann gestern nachmittag die Behandlung des Ge setzentwurfs über die Organisation des Landes im Kriegsfälle. Nach dem ersten Artikel des Entwurfes können alle Franzosen ohne Unterschied des Alters und des Geschlechts im Kriegsfälle zur Verteidigung des Landes her angezogen werden. Ueber den Inyalt der neuen französischen Militärvorlage wird u. a. mitge teilt: Für Frankreich würde die Höchststärke der mobilisierten Armee im Kriegsfälle 4 780 000 Mann betragen Sie wird sich aus 3,7 Millionen Soldaten und 1 Million militärischen Beamten und Deckungs truppen zusammenjetzen. Die neuen Pläne sol len die beiden Systeme der Berufssoldaten und der allgemeinen Dienstpflicht verbinden. Ein Teil der Armee wird durch Berufssoldaten gebil- W -ras Westarp über die Außen- und Innen politik Frankfurt a. M., 3. März In einer öffentlichen Versammlung der Deutschnationalen Volkspartci führte Gra Westarp zur außenpolitischen Lage u. a. aus der französische Außenminister Briand habe in einem Interview dem Vertragswerk von Locarno Auslegungen gegeben, die vom deutschen Stand punkt nicht anerkannt werden können. Der Marx über Lie VelSsMMg Ler SHMMge Berlin. 3. März In der heutigen Sitzung, die der Frauen ausschuß zur Bekämpfung der Schuld- lüge im Reichstag abhielt, ergriff Reichskanz ler Marx das Wort zu einer Ansprache, in der er u. a. ausführte: Wir dürfen es ohne Anmaßung mit einem berechtigten Stolz aussprechen: Wir Deutschen waren die ersten, die den Weg zur Ver kündigung der Wahrheit betreten ha ben. Wir haben ohne Rücksicht aus uns selbst oie Schleier von unseren Geheimnissen gelüftet und drei Gelehrten die bisher sorgfältig ver schlossenen Archive geöffnet, um alle Urkunden, die irgendwie ein Licht auf unsere Politik in der Epoche von 1871 bis 1014 werfen konnten, der Oeffcntlichkeit unterbreiten zu lassen. Wir wollen jo der Welt die Möglichkeit geben, die Wirklichkeit klar zu sehen. Wir dürfen wohl heute schon feststelleu, daß auf Grund der von uns ver öffentlichen Akten niemand mehr an den B e- schuldigungen f e st h a l t c n kann, die eine haßerfüllte Kriegspropaganda gegen uns über Sie ganze Welt verbreitete. Gerade hierin aber erblicken wir einen großen Fortschritt zugleich im Zinne derVersöhnun g. Denn wie kann eine wahre Eintracht erzielt werden, solange im Kreise der Völker eines oder einige moralisch ge- örandmarkt bleiben? Das glücklich vollbrachte Werk ist von größter Bedeutung für uns alle, und es hat schon im Entstehen gerade In der Richtung gewirkt, die ich soeben gekennzeichnet habe. Auch andere Regierungen haben nämlich beschlossen, unserem Beispiel zu folgen und ihre Archive zu öffnen. Soeben ist der erste Band der englischem Ak 1 enPublika tionen erschienen, der die Krisenlage des Jahres 1014 behandelt, — und — wie verlautet — werden noch mehrere ähnliche Unternehmun gen geplant. Dadurch hat unser Kamps um Wahrheit und Verständigung immer wachsende Aussichten aus den endgültigen Sieg. In diesem > det, ein anderer Teil durch Bürgertruppen. die z». ö" eine einjährige Ausbildung erhalten. > und Osten und an der Alpengrenze. Auffassung, daß Deutschland in Locarno das Versailler Diktat freiwillig feierlich anerkannt habe, müsse allein schon um der Kriegsschuld lüge willen widersprochen werden. Unrichtig sei, daß Deutschland durch grundlegende Anerken nung seiner Westgrenze auf jede weitere Ent wicklung im Sinne des Selbstbestimmungsrechtes der Völker verzichtet habe. Unrichtig sei ferner, daß Frankreich sich das Recht vorbehalten habe, in die entmilitarisierte Zone zur Unterstützung seiner polnischen und tschechischen Verbündeten einzumarschiereu. Die Vorleistungen Deutsch lands sollten endlich ausreichcn, um den klaren Anspruch Deutschlands auf Räumung des Saar- und Rheingebietcs ohne weitere deutsche Vor leistungen zu erfüllen. Nur so könne Deutschland seine volle Leistungsfähigkeit für die Reparatio nen erreichen. Non einer Verwirklichung des Verständigungsgeoankens könne nicht die Rede sein, solange deutsches Land von fremden Trup pen besetzt sei. Der Gedanke, Deutschland möge das längst fällige Ende der Besatzung dadurch er kaufen, daß es auch für seine Ostgrcnze einen Sicherheits- und Earantiepakt absthließe, sei zurückzuweisen. In allen Parteien des Reichs tages herrsche volle llebereinstimmung, daß ein sogenanntes Ost-Locarno für Deutschland un denkbar sei. Der Redner besprach dann ausführ lich das Wirtschaftsprogramm der Regierungs erklärung. Briand empfängt die deutsche» Pressevertreter Poris, 3. März Die Vereinigung der deutschen Korrespondenten in Paris, der die Ver treter der namhaftesten deutschen Nachrichten büros und größten Blätter Deutschlands ange- hören, wurde heute nachmittag 6 Uhr von dem französischen Außenminister Briand in seinem Arbeitszimmer empfangen. In einer kurzen Ansprache wies der Vor sitzende der Vereinigung, Paul Block, auf die Sinne heiße ich den Abschluß unserer Publika- Bedeutung hin, die für die deutsche Presse in der tionen als ein bedeutungsvolles und freudiges persönlichen Fühlungnahme mit den maßgeben-