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MOjMWkr NM Erlchclnl jeden Wochenwg nachmittag« — Fernlpr Nr N. Postscheckkonto Leipzig 23 «84 - Gemeindegirokvnto 14. — Ponkkonlen: Commerz- und Privat. Ban? Zweigstelle Hohen» stein . Ernstthal — Darmstädter und Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt etngesandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickt - Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme UN-AlIMM Bei Klagen, Konkursen, Dergleichen usw wird der ivmllo- detrag in Rechnung gestellt Zm ^alle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgend welcher Eiörung dcS Beiriedes der Zeitung, der Lteseramen oder der BcsördcrniigScinrich- lungen — Hai der Beziehet keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung »der aus Rückzahlung »eS Bezugspreises Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappei, St. Egtdien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg. Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Tiefes Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamt« und des Stadtrats zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Nr. 37 f Montag, den 14, Febriiar -827^ BezuuSorri» Imwnwnuttich iM Goldvieuni«« eiutchlieklich Trüaertohn 77. Fähig. VoMEer GsWenwahn lDoii unserem ständigen Korrelvondentc»! A. Sch. Warschau, 11. Fcbr. In Warschau läßt sich gut leben. Die echten Polen sind liebe Leute, wenn nian sic einzeln vor sich hat. Sie bestätigen heute nach den alten Ruf der Weltgewandheit und diplomatischen Kleinkunst. Wenn aber mehrere Polen zusam- menstehen, treiben sie eine Politik, die die Spitze gegen Deutschland hat. Sie lächeln den Deut schen an, es ist aber nicht schwer, aus ihrem Blick zu lesen: sie haben von dir gesprochen! In Polen tragen die oberen Zehntausend die Politik. Alles was geschieht, ist lange schon in den Familien, Clubs, in vertraulichen Zusammenkünften, in den Kneipen besprochen porden. Weil nun aber Polen ein unruhiges Ländel ist und immer etwas zum Aufpcitschen der alltäglichen Litanei haben mutz, weil es sich nicht so recht an anderen Nach barn reiben kann, bleibt eben nur Deutschland übrig. Gegen Deutschland aber hat Polen den Krieg gewonnen. War es auch nicht dabei, sondern nur bei den Verhandlungen von Ver sailles der eigentliche Nutznießer, so kann man täglich doch von den Heldentaten polnischer Män ner hören, die das Land befreit und Deutsch land niedergerungen haben. Dieses Deutschland mutz bestraft werden. Der Versailler Vertrag gab Polen viele Nech 1 e. Die Pflichten sind gering und über diese sieht der Pole auch gern hinweg. Wenn nun alle anderen Länder die Ueberzeugung gewonnen haben, datz es einen wirtschaftlichen Sieg in diesem Kriege nicht ge geben hat, ausgenommen wohl Amerika, so glaubt man in Polen, nicht nur den politischen Lieg und deshalb Vorteil in unendlicher Zahl errungen zu haben, sondern auch wirtschaftlich einen Gewinn einheimsen zu können, der noch nicht in vollem Matze realisiert worden ist. Datz Polen den Korridor erhielt, halten die Polen für etwas Selbstverständliches. Sie denken nicht daran, jemals eine Verhandlung über die Preis frage des Korridors anzufangen. Wenn Deutsch land wirtschaftliche Vorteile bietet, so könnten sie — meinten sie — ja mehr von dem verlan gen, was ihnen noch z u st e h t. Oberschlesien ist noch grotz, Ostpreußen hat einen polnischen Teil, sagen sie, die Grenze hat wirtschaftliche Punkte, die zu Polen gehören müßten. Danzig wüßte ganz polnisch werden. Also die Aussich ten für fernere Gewinne sind in den Köpfen der Polen nach sehr grotz. Warum also über Kon zessionen verhandeln? Von den führenden Po litikern überbietet einer den anderen in Wün schen nach Rechten, die Deutschland preiszugeben bat, denn man hört von jedem, der der Regie rung, dem Parlament oder der Verwaltung an gehört, die Zugeständnisse von Versailles wären noch nicht alle in polnischen Besitz gelangt. Polen ist immer unersättlich gewesen. Die Vergangen heit des Landes beweist das ja zur Genüge, und die Zeit seit dem Kriege bestätigt es. Schauen mir nun genauer hin, so finden wir, daß in Po len selbst eigentlich nichts unternommen wurde, uw das Land wirtschaftlich zu festigen. Ging es den Polen schlecht, so kam ein Gewinn aus deut scher Opferung, der die Staatsbilanz in Ordnung bringen mutzte. Alle Verhandlungen nun, die Deutschland mit Polen führen mutzte, waren schwierigster Art. Selbst mit Frankreich gelang es, wertvolle Ab- kon.men zu treffen. Polen gab bei den Verhand lungen, die sich notwendigerweise aus dem Ver sailler Vertrage ergaben, und die geführt wer den mußten, nur soweit nach, als der Buch stabe es bedingte. Schließlich aber vor Abschluß der Verhandlungen wurde auch dieser Buchstabe gebogen. Wir wissen ja, was Deutschland für Mühe hatte, den Korridorverkchr zu regeln, die Grenzen Oberfchlesiens nach der Abtretung ab- zusteckcn. Wir haben nicht vergessen, was es kostete, den MinderheUsfchntz in Polen zu I sichern, gegen de» heute noch verstoßen wird, und mit dein sich demnächst der Völkerbundsrat be schäftigen wird. Polen hat die Deutschen in Scha ren aus dem Lande gewiesen und deutschen Besitz annektiert, obwohl es bestimmte Verpflichtungen eingegangen war. Deutsche Proteste Netz man un beantwortet, oder gebrauchte Redensarten. Po len rasselte gelegentlich mit dem Säbel gegen Deutschland, wenn es wieder »»»mal eine Ver trags- oder Versailler Bestimmung llber den datz diese Verhandlungen unverzüglich Grotzmachtdünkel hcrauskehren mutz. Wie immer deutsche Negierung sehr b-grützcn würde, die ten, was ja erst unlängst bewiesen wurde, als > sie zum Ansporn werden, weiter« Verhandlung nehmer können. gezogen goroscr eigener Handelsproduktc entbehren zn Die Zollmauern können nicht höher werden, die Grenzschikane kann nicht ri- gehandhabt werden. Es ist schon eine zu bringen. Die deutsche Gesandtschaft in War schau hat einen entsprechenden Antrag bei der polnischen Negierung bereits gestellt. Ich Hosse, baldige Wiederaufnahme der Ecsamtoerhand lungcn ermöglichen wird. jr bisher viele Zugeständnisse wieder illusorisch gemacht. Und der Zollkrieg, den wir noch immer mit Polen führen, ist doch auch die Folge überspannter Forderungen, ein Beweis, wie weit die Anmaßung dieses Landes geht. Wäh rend andere Länder durchaus bereit sind, in geordnete Handelsbeziehungen mit Deutschland zu kommen und den Wirtschaftsverkehr mit dem deutschen Kulturvolk zu pflegen, da sich nun Deutschland nicht ausschlietzen läßt und der Ausschluß nur dem eigenen Lande Schaden brin gen kann, glaubt Polen auf deutsche Waren ver zichten zu können, und auch Deutschland als Ab- im Völkerbund von der Entwaffnung Deutsch lands die Rede war, und Polen treibt gewiß und unbestritten eine Politik, die nichts andere» kennt und will, als m i t Deutschland in Reibungen zu bleiben. Angesichts solcher Erfahrungen überraschte es nicht, datz die Aus weisung deutscher Direktoren aus Polnisch- Oberschlesicn erfolgte. Das liegt so in der Li nie der Politik, die Reibungen braucht und den Haufen warf. Es wollte immer Recht und es hat auch mehr Recht vom Völkerbund, der Bot- schafterkonfercnz, namentlich non Frankreich er halten, weil es >o gut sekundierte, als cs an die Teilung deutschen Gebietes ging, und weil es so hübsche Verträge mit Frankreich machte, Deutschland von der anderen Seite in Schach zu halten. Polen operierte mit falschen Dokumcn- Ueberraschung gewesen, daß Polen sich zur Aus stellung von Pässen für Deutschland verstand und sogar Paßverlüngerungen gab. Vor nicht langer Zeit erlebten wir auch in dieser Richtung seltsame lleberraschungen. Noch immer ist di« Niederlassungsfrage ungeklärt, die Schulfrag« ein täglicher Skandal. Polen hat die Handels, vertragsvcrhandlungen willkürlich beschwert und, nachdem sie solange schon geführt find, es dahin gebracht, datz, wenn sie wieder beginnen, von vorn begonnen werden müssen. Man mutz sich unwillkürlich fragen: Was für Interesse hat dieses Land daran, sich selbst das Leben schwer zu machen? Schließlich erlangt Polen doch selbst die größten Vorteile und bester« Lebensbedingungcn, wenn es mit dem Nachbarn Deutschland gut auszukommcn versucht. Was ge winnt es schon, wenn es die noch dort gebliebe nen Deutschen schikaniert, wenn es die deutsche Sprache gänzlich ausrottet, wenn es nicht gcstat» ! et, daß Deutsche sich neu ansiedcln, datz deutsche Unternehmungen größere Zweigstellen in Polen errichten? Die Polen glauben, das gehöre zur Erstarkung des polnischen Staates, zur Pflege des Nationalstolzes, der uns doch etwas zu üppig ins Kraut schießt. Schließlich ist wohl an» unchinen, daß Deutschland recht lange ohne Po len leben kann, niemals Polen ohne den großen Nachbarn Deutschland. Deutschland hat zu viel Nachsicht gezeigt. Es wäre an der Zeit, datz es auch einmal auf den Tisch schlüge. Es liegt im polnischen Charakter, daß er einmal fest angefatzi werden mutz, wenn er gebeugt werden soll, freilich jetzt hofft Polen wieder auf England, aas angeblich Polen zur Einspannung gegen Rußland braucht. Das scheint aber, meiner Auffassung nach, nur eine Illusion in polnischen Köpfen und polnischen Blättern zu sein. Eng land wird seine Politik gegen Rußland auch ohne Polen machen können. Eine Erklärung des polnischen Außenministers Warschau, 12. Februar Minister des Acutzer», Zaleski, drückte einem Vertreter der „Glos Pramdp" sein „E r« taun e n" darüber aus, daß die deutsche Re» zierung die Unterbrechung der deutsch-polnischen Handelsvertragsverhandlungen verfügte. Wenn die Ncichsregierung, so erklärte der Minister weiter, mit der Rechtsstellung der Deutschen in Polen unzusricden sei, so sollte dies gerade für Bekanntlich sind die Handclsvertragsvcrhand- lungcn seit fast zwei Jahren im Gange. Wenn in der deutschen Oeffentlichkeit in letzter Zeit mehr fach die Ansicht aufgetaucht ist, die Verhandlun gen näherten sich bereits dem Abschluß oder hät ten, wie es von polnischer Seite dargestellt wurde, nennenswerte Fortschritte gemacht, so ist dies unzutreffend. In der Kommission für die Rechte der physi- schen und juristischen Personen stand dis polnische Delegation nach wie vor auf dem Standpunkt, daß das vertragsmäßige Niedelassungs- recht aufs äußer st e beschränkt wer den müsse. Auch nachdem die deutsche Delegation erklärt hatte, die sie grundsätzlich bereit, ein vertragsmäßiges Niederlassungsrechi nur für wirtschaftlich tätige Personen in Anspruch zu nehmen, hat Polen das Niederlassungsrecht für die gesamte L a n d w i r t s ch a f t, für alle Angestellten und für fast alle freien Berufe ausdrücklich abgelehnt, so daß dieses Recht praktisch nur die für die Eintragung in das Handelsregister in Betracht kommenden Kaufleute und Gewerbetreibende übrig geblie ben wäre. Auch waren von der polnischen Dele gation Zusagen irgendwelcher Art, die eine sichere Gewähr für eine einwand freie Handhabung der polnischen Ein reise b e st i m m u n g e n, wenigstens bei Ein reisen zu vorübergehendem Aufenthalt, boten, nicht zu erlangen, obwohl die deutsche De legation auch in dieser Beziehung ihre anfäva- lichen Forderungen weitgehend ermäßigt hat. Die polnische Delegation war vielmehr in jeder Weise besteht, für Polen völlige Freiheit in der Handhabung der inneren Verwaltungsbestim mungen vorzubehalten. Ebensowenig wie in der Niederlassungskom mission ist es auch in der Kommission für die z o l l t a r i s l i ch e n Fragen bisher gelun gen, eine wesentliche Annäherung zu erzielen. Die deutsche Delegation hat sich, um einen der wichtigsten Streitpunkte zu nennen, trotz schwe rer Bedenken der Landwirtschaft, bereit erklärt, für Deutsch-Oberschlesien ein bestimmtes Kon tingent geschlachteter Schweine und für eine zahl deutsche Fleischfabriken Schweinefleisch in unbegrenzter Menge hereinzulassen. Die pou. sche Delegation hat sich darauf beschränkt, dieses Zugeständnis einfach als u n g e n U g e n d zu bezeichnen. Eegenkonzessionen sind von polni scher Seite nicht erfolgt. Auch in der Frage der Zolltarifpositionen bestehen noch jetzt sehr starke Gegensätze. Für einen Abschluß des Vertrages in absehbarer Zeit besteht daher keinerlei Aus sicht, so dringend er im Interesse beider Länder Eine ichZrrfe Note an Polen Ist endlich unsere Geduld am Ende? — Aussetzung der Handels verttagsverhandlungen ausgenommen werde» und zu einem Er- ist auch in diesem Fall der deuische Protest gebnis fuhren, durch das der Wiederholung Achselzuckend abgclehnt und ein Scheinrecht kon- ahnlichcr Zwischenfalle vorgcbcugt und, was die, struiert worden. Mit Scheinrechten hat Polen Berlin, 13. Februar Der deutsche Bevollmächtigte für die Han delsvertragsoerhandlungen mit Polen, Staats sekretär a. D. Dr. Lewal d, hat dem polnischen Bevollmächtigten, von P r a d z y s k i, Sonn abend mittag folgendes Schreiben zugehen lassen: Wie Ihnen bekannt ist, hat die deutsche Re gierung in den letzten Wochen bei der polni schen Negierung wegen der Ausweisung von vier leitenden Beamten der Oberschlcsischen Kleinbahn-Elektrizitätswerke - A.-G. V o r st e l- lungen erhoben. Für die deutsche Regierung handelte cs sich bei diesen Vorstellungen nicht nur um die Wahrung der persönlichen Interessen der betroffenen Neichsangehörigen, maßgebend war vor allem der Umstand, daß die polnischen Behörden, insbesondere in Polnisch-Oberschle sien, in den letzten Monaten s y st e m a t i s ch die Politik verfolgen, Neichsangehörige, die in wirtschaftlichen Unternehmungen tätig sind, aus diesen Stellungen durch behördlichen Druck auf die Unternehmungen oder durch Nichtgenehmigung der Aufcnthaltsverlange. nng zu verdrängen. Der jetzt vorliegende Fall ist nur ein Glied in einer langen Reihe von Fällen ähnlicher Art. Die deutsche Regierung hat deshalb ihre Ge sandtschaft in Warschau bereits am 22. Januar d. Is. beauftragt, der polnischen Negierung mit- zutcilen, daß dieses Vorgehen der polnischen Be hörden auf die Handelsvertrags- Verhandlungen nicht ohne Nück Wir kung sein könne, da die Regelung der Frage des Aufenthaltes und der Niederlassung von Neichsangehörigen in Polen und von polni schen Staatsangehörigen in Deutschland einen wichtigen Teil dieser Verhandlungen bildet. Die polnische Negierung hat trotz der deut schen Vorstellungen die erwähnten Neichsange hörigen zum Verlassen des polnischen Staatsgebietes gezwungen. Sie hat damit aufs neue zu erkennen gegen, daß sie nicht ge willt ist, auf die deutschen Vorschläge in der Frage des Aufenthaltes und der Niederlassung cinzugehen, daß sie vielmehr im Widerspruch mit diesen Vorschlägen und trotz ihrer seit lan gen Monaten im Gange befindlichen Erörterung in weitgehendem Maße vollendete Taisachen zu schaffen sucht. Die deutsche Negierung ist der Ansicht, daß bei dieser Sachlage die Ver handlungen in der bisherigen Weise nicht mit Aussicht auf Er folg f o r 1 g e f ii h r t werden können. Ich beehre mich daher, Herr Bevollmächtigter, Ihnen mitzuteilcn, daß nach Auffassung der deutschen Negierung eine vorläufige Aus setzung der in Berlin geführte« Verhandlun gen geboten ist. In der Zwischenzeit würde zunächst der Versuch zu machen sein, diejenigen Fragen zu regeln, die sich aus den Ausweisun gen und Verdrängungen der in Red« stehenden Art ergeben. Ich möchte dabei darauf Hinwei sen, daß die deutsche Regierung es schon bei der Wiederaufnahme der Verhandlungen nach Weih nachten für zweckmäßig gehalten hat, über die Frage der Ausweisungen d i r c k 1 e B e r h a n d. , , lungen auf diplomatischem Wege in Anregung jauch zu wünschen wäre.