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NMOMM' WM unüAnffigkr Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Bei Lla^cn »onkunen Bcristcichen u>>» wird vri Bruttp- licirag tt> Archnung gcstclll Zm Falle HSdcrei Ekwall — ikne» od» wnA»rr irgend welche, Lcörunz dr« Beiriede» on Heilung, bei Licleranlen ^dei vei BeiördenmgSeinrich- mngen - Hal !x> Beziehe, keinen Anspruch aus Lleserun» oder Nachlieserunh der geitunp odei au> Nitckzahlunq de« BezupSpreile» Irschen» „den Wochenlag nachmittag» - Hermpi N, li Vuspcheckkonlo Leipzig 23 484 - ÄemeindrgirokonI» 14. — Bailkkvnlen Commerz, und Privm - Bank Zweigstelle vohen. stein - Ern kN dal - Darmsüldiei und Naiionalbank Zweig- niederlasiung Hohenliem Ernstthai - Unverlangl «ingeiandi» Manuskript werden aichi zurllckgeschtlkl - Einsendungen ohne Namensnennung nnden keine Ausnahme Neneralanzeiger fiir Hohenstein-Ernstthal Mik Hüttengrund Oderlungivitz, EerSdort. Hermsdorf, Bernsdorf, NüSdorf Langenberg. Meinsdorf, Falken, LangenchurSdori Neichen- -ach, Callenberg, Grumbach, Lirschheim, Kuhschnappel, Sl Egidien. Wüstenbraiid, Gruua. Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach. Pleißa und Nußdorf. Diele? Bian ist bas zur Beröffenllichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, des Finanzamts und de» Sladtrats zu Hohenstem. Ernstthal, sowie bei Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmt» Blatt. Druck und Verlag von Dr Alban Frisch. Rr. 297 Der Preis »er eimdulttaea «a«riaei>ze>tr deiiaai l«,, der ReklameieNr 4l Udoldolenniae »U, gkn Nachweis werden 25 ipoldpscumac vercchiict. Donnerstag, den 22. Dezember !927 VeruaSorels valvmvoutlich «i iSuldvteoniae etuichlielilt» Dräaerlob». 77. g^ihrg. GeMWkMg von unterem Beetiner Bcrireie» Berlin, 22. Dezember Der italienisch-französische Kon- Iflikt wird ohne jeden Zweifel zunächst auch I im neuen Jahr die gesamte außenpolitische Kon- I stellation der europäischen Staaten beherrschen I und nicht eher aus dem Kreis der Betrachtun gen verschwinden, als die Mittelmeerfrage end- s gültig geregelt ist. Alle Beteiligten hassen auf eine friedliche Lösung. Diese so ost verkündete optimistische Erwartung kann leider nicht dar über hinwegtäujchen, daß beide Parteien auch eine andere Regelung nicht ganz aus dem Be reich der Möglichkeiten verwiesen haben, und daß man in Paris wie in Rom ganz sachte be gonnen hat, sich auf die äußersten Eventualitä ten vorzubereiten. In Frankreich finden seit geraumer Zeit Truppenverschiebun gen statt, die eine stärkere Konzentrierung der französische» Streitkrüjte in den südöstlichen Garnisonen bezwecken. Lyon und Besancon scheinen die Mittelpunkte dieser Kräftezujam- menballung zu sein. Nun soll auch die Florte i.m Mittelmeer verstärkt werden. Die fran- Msche Kammer hat eben mit großer Mehrheit »ine Vorlage angenommen, die der Regierung die Mittel bewilligt, einen Kreuzer, zwei Avi so?, sechs Torpcdojäger und fünf Unterseeboote ju bauen. 168 Millionen kostet diese neue Flot- ülle, die im Laufe eines Jahres vom Stapel lausen soll. Alle diese Schiffe werden demMit- lcimeergeschwader eingereiht werde», und damit auch der geringste Zweifel behoben wird, gegen wen das alles geht, hat der Sprecher der radi kalen Partei, der Abgeordnete Deauicllon ausdrücklich bei den Beratungen erklärt, daß die italienischen Rüstungen Frankreich dazu zwän gen, der Sicherheit seiner Grenzen und seiner Küsten erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es ist ganz unverkennbar, und hat sich auch wäh rend der Kammerdebatte gezeigt, daß in Frank- mch zurzeit eine antifaschistische Ein heitsfront besteht, die von den Sozialisten bis zu den Herren der „Aktion fran^aife" reicht, und in die auch Herr Gustave Herve, der Chef redakteur des „Victoire" einbegriffen ist, der bis vor kurzem noch sür Mussolini jede Lanze brach. Man hat das Gefühl, daß die Ausein andersetzung mit der „lateinischen Schwester" im Laufe des nächsten Jahres- erfolgen müsse. In I t a l i e n hat man ähnliche Gedanken und trifft, was schlimmer ist, auch ähnliche Vor bereitungen. Die faschistische Miliz in den nörd lichen Provinzen ist verstärkt worden, Grenz- plunkeleien sollen, nach allerdings unverbürgten Gerüchten, bereits vorgekommen sein. Das ist kein Wunder, denn die Geschichte lehrt, daß sich zwei Länder und vor allem zwei Heere nicht un- bejristete Zeit in schwerbewaffnetem Zustand gegenüber stehen können, ohne daß es zu einem osjcnen Ausbruch der Feindseligkeiten kommt. Deshalb muß ganz Europa den Tr^ ionzen- trationen an der französijch-italicnistipn Grenze seine Aufmerksamkeit zuwenden. Wenn beide Staaten ihre Armeen um Lyon und Mailand zusammenziehen, um „vor Ueberraschungen ge sichert zu sein", so ist dies keine Gewähr sür den Frieden, sondern im Gegenteil eine sumdige Kriegsgefahr. Da aber selbst- rerständlich weder Briand noch Mussolini einen Schritt zurückweichen werden, ist es eben not wendig, so rasch wie möglich in einer gemein samen Mittelmeerkonserenz den ganzen Fragenkomplex zu erörtern, da cmdern- fflls die Vorgänge an der Riviera den Austakt siir einen neuen Weltbrand bedeuten könnten. W SMlWlSM Ski ßkl WW in amtlicher Darstellung Die seit längerer Zeit bestehenden Klagen über die llnpuniumneit im ZUuvcrtchr veiamajscn die Roichsbahn-Betricbsdirektion Chemnitz zu folgender Aufklärung, die auch heute noch, nach- omr Tauwctter eiugetrelen ist, das Interesse Aller beanspruchen kann: Bei den Zugsverspütungcn muh unterschieden werden zwischen den von uuhcn in den Bezirk hi »eingetragenen Verspätungen, die zurzeit auderordcnttich zahlreich sind, und den Verspätungen, die im Bezirk entstehen. Um diese allein kann es sich hier handeln. Ferner hl zu unterscheiden zwi schen deck Verspätungen, die vorhanden gewesen sind in der Zeit bis zum Beginn des letzten Schneefal les, und den Verspätungen der augenblicklichen Zeit. Im ersteren Zeitabschnitt wurde die PümtucyLcit vor allem durch zwei Ursachen beein,lubt> und zwar durch sehr umfangreiche Bail arbeiten und durch sihr starten Güterverkehr. Die Vauarbeiten an vorhandenen Etelsen bestehen vor allem in voll kommener Erneuerung des Oberbaues und in Aus- wechhungen zu schwach gewordener Brückcnkonstruk- tionen. Sie müssen, um das Unternehmen au> der Höhe zu halten, aus längere Zeit in augerordent- tichem Umfange vorgenommen werden und sind letz ten Endes insosern noch Nachtriegserschemungen. a>s namentrich der Oberbau wahrend des Krieges nicht die erforderliche Erneuerung und Pftcge finden tonnte, während bei den Brücken die Erhöhung des Achsdruckes der Betriebsmittel die Ursache bildet. Die Durchführung dieser Arbeiten erfordert die ze,i- wcije Umwandlung stark betasteter zweigleiji- ger Strecken in eingleisige und sonst min destens zahlreiche La n g s a m f a h r st e l l e n, von denen jede eine Verfpätung, also mne Unrr . mäßig,eit verursacht, die bei der Ari des Ehemnctzer Pietzes, in dem der Hauptbahnhof Ehemnitz wie eine Spinne sitzt, letzten Endes immer aus den wegen seiner beschränkten Anlage sehr empfindlichen, zahl reiche Anschtüsjc vermittelnden und weil mehr als l!U4 betasteten Hauplbahnhof zurückwirkt. Dieser Bahnhof weist nur etwa 30 Personenzugspaare weniger aus als der grobe Hauptbahnhof Leipzig und ist bei den vielen beginnenden und endenden Zügen im groben Mahfiab Zugbudnngsbahnhos. Er ist aber auch augerdem mit einer sehr groocn Anzahl von Gütcrzügen belastet, die in Leipzig fehlen. Tat sächlich also ist der in seinen Verhältnissen sehr be schränkte Hauptbahnhof Ehemnitz, dem außerdem ein Abstelloahnhvf fehlt, mit einer weil höheren Zu gszayl als Leipzig belastet. Dazu kommt, da» Sachsen seit Alai den stärk sten Güterverkehr seit Bestehen der Eisenbahn aufweist, der die Einlegung zahlrei cher Bedarssgüterzüge erforderte, die ebenfalls be lastend wirkten Trotzdem ist der Güterverkehr bei geradezu her vorragende» Leistungen des Verschiebebahnhofs Hil bersdorf, auf d.m trotz der Mäng t, die er vom fach lichen Standpunkt aus hat, monatelang ast über 350') Lagen am Tage veratbeitct worden sind, bis auf wenige Fälle glatt bewältigt worden. Auch im Personenverkehr konnten die Unregeunäsiigleilen in immer noch erträglichen Grenzen gehalten werden, wenn auch namentlich die sehr gedrängt folgenden Züge des Berufsverkehrs, der vor dem Kriege für Chemnitz eine gegenüber der Jetztzeit recht untelgcordnetc Rolie spielte und der eine von der früheren Zeit völlig abweichende Zugslage und Be anspruchung des Hauptbahnhofes bedingt, oft von diesen Verhältnissen in nicht erwünschter Weise be- cinjiußt wurden. Aber immer wieder gelang es, das Gleichgewicht einigermaücn wieder herzustellen. Auf diesen ohnehin unsicheren Gleichgewichtszu stand des Betriebes traf der grobe und anhaltende Schneefall, die Kälte und mehrfache Nebel, der das Rangiergeschäft wegen der fehlenden Sicht auhcrordentlich erschwerte und so stark war, dab die besonderen Sichcrheilsposten in Tätigkeit treten mubtcn. Nun sind Schnee und Kälte, vor allem, wenn sie wie jetzt vereint auftreten und dann zu Eisbildun gen führen, die größten Feinde des Verkehrs, und zwar nicht nur des Eisenbahnve'kchrs. Die Autolinie stellt ihren Betrieb je nach der Lage schließlich zunächst einfach einmal ein, ohne da» die Ocssentlichkeit sich darüber erregt. Sie hält das bei verschneiten und vereisten Wegen iür selbstverständlich. Von der Eisenbahn, die von die sen Gewalten alles andere als unberührt bleibt, verlangt sie nach wie vor unbedingt pünktlichen Ver kehr, und es kann im gegenteiligen Falle in ihren Augen selbstverständlich nur Trägheit und Unfähig keit der Beamten- und Arbeiterschaft, zu starker Ab bau u. dcrgl. an dieser Einwirkung schuld sein. Nu» steht cs zunächst in Chemnitz-Hilbersdorf so, dab infolge dieser Natureinwirlungen die Leistung auf dem Ablaufberg seit Tagen durchschnittlich auf etwa L0 Prozent der Leistungen vor dem Be ¬ ginn des jetzigen Wetters infolge des erschwerten Abrollens der Wagen gesunken ist. Wenn auch oer Zulauf nach Hilbersdorf inso.ge des stets vor Weih nachten zu beobachtenden Rückganges des Güterver kehrs etwas fchwacher ms bisher geworden ist, jo ist er doch noch jo stark, dab ein erheblicher Stau der Lasten, die nach Hilbersdorf rollen, cingelreten ist. Lie Folgen davon sind zurückgehaltene Züge, die andere Bahnhöfe belasten, und vor allem gänzlich unregelmäbigcr Gülcrzugsveriehr mit allen seinen Nachteilen und Störungen für den Personal- und den Lo,omotivum,auf. Glaubt die Öffentlichkeit wirk lich, dab, nachdem bis zum Schneefall diese ganz aus gezeichneten Leistungen zunächst im Güterocrrehr Vor tagen, plötzlich Trägheit und Unfähigkeit der Beamten- und Aroeiterschaft und Personatman- gel an dieser Abminderung der Leistungen schuld stnd, oder sollte sie wirtlich io wenig triiisth sein, dab sie sich nicht sagen sollte, dab hier die höhere Gewalt cingegrisfen hat? Wenn auch auf dem Hauptbahnhof die Arbeits vorgänge in der Hauptsache andere sind, als in Chemnitz-Hilbersdorf, so sind die Auswirkungen die- ,^e Wltterungsunbirden dieselben. Auch hier sind infolge der Schwierigkeiten im Bedienen der Wei chen und Sicherheitseinrichtungen, in den V e r- eifungen, in der Verlangsamung der ein zelne» Verrichtungen durch den Schnee und den Nebel und durch die aus dem Plan gekommenen Züge, die ganz andere Verschubbewegungen erfor dern als bei regelmäßigem Verkehr, Unregelmädig- iten in der eigenen Zugbildung die Folge, zu denen o.e weiteren durch die von anderwärts schon ver spätet ankommenden Züge treten. Hinzu kommt .nberdem die sehr unangenehme Einwirkung der groben Kälte au, die Lokomotiven, die dadurch oft schadhaft werden. Jede Herbeizichung eines Er satzes bedeutet aber eine wesentliche Verzögerung in der Abfertigung des Zuges. Auf diese klnregel- müüigkeiten treffen endlich die vollkommen aus dem Plan gebrachten Eüterzüge, so dab die planmäbige Abwicklung eben überhaupt aufhört und das soge nannte wilde Fahren und Arbeiten beginnt, das alle in ihm Tätigen wegen des dauernden An- ordneus und der klmallgefayr zu höchster Ausmcrk- snmieit zwingt. Nicht zu vergessen ist der jetzt vor Weihnachten besonders starke Expreb- und Eilgut- »erlehr, der die besondere Stellung zahlrew-er -caes- wagen und vieler Züge erfordert, sür die besondere " nn ien nötig sind. Das Publikum ver gibt vollständig, dah die Bewegung der Eijenvahn- -nie völlig parre Vapn gebunden ist, uno dab, wenn, wie aus dem Hauptbahnhof, die Rangierbewegungen zahlreiche Hauptglcijc, auf l enen Zugsfahrtcn statt finden, treffen müssen, dann, wenn eine solche eingestellt und elektrisch festgelcgt ist, Lie Rangicrbewegung nicht eher slattfinden kann, als bis die Zufahrt vollendet ist, die Fahrstraße aufgelöst ist und damit die Weichen wieder frei ge worden sind. Lie Bewegung eines Eisenbahnfahr zeuges lostet nun einmal Zeit und ist an bestimmte Gesetze gebunden. Die Öffentlichkeit vergibt ebenso, dab in der artigen Wilterungsperioden wie jetzt auch in frü heren Jahren die gleichen Wirkungen auf den Eisenbahnverkehr vorhanden gewesen find, nur haben wir seit langen Jahren keinen richtigen Winter mehr gehabt. Die Auswirlungen werden um so stärker, je emp findlicher der Bahnhof ist, auf den sie treffen. Die Mängel des Hauptbahnhoscs Chemnitz und des Vcrschicbcbahnhoses Hilbersdorf kennt die Verwaltung fehr genau. Die Planungen ihrer Ver besserungen, die viele Millionen losten werden, lie gen vollständig fertig vor. Lediglich die Geldfrage verhindert, zurzeit rascb dm'cb»' - ' lichieit ist genügend bekannt, dab der Eisenbahnver waltung eine petzet dm,,) o>- —, „ über tausend Millionen Reparations geldern im Jahre angelegt ist, die, wenn sie nicht abgefüyrt werden können, vom Steuerzahler zu tra gen sind. Um so mehr sollte man Verständnis für die oft unzulänglichen und schwierigen Verhältnisse erwarten können, unter denen die Reichsbahn zurzeit arbeiten mutz. Sicher gehören diejenigen Sie yeute infolge dieser durch höhere Gewalt eingctretcnen Stockungen g nuben, namentlich die Aufsichtsbeamtcn auf den Bahnsteigen in unerhörter Weise a n- pöbeln und auch sonst die Verwaltung und ihr pflichttreues, unter den schwersten Verhältnissen ar beitendes Personal berabsetzen zu können, und die es sür richtig halten, sich auf Höhere Beziehungen sür den Beschwerdegang berufen zu müssen, zu denen, die die Nacht unter einem geschützten Dache Vorbrin gen und die nicht wissen, was es sür das Personal heißt, in dieser groben Kälte Tag und Nacht im Freien arbeiten und vielfach auf eine regelmäßige und ausreichende Ruhe überhaupt verachten zu müssen. Die Unregelmässigkeiten beschränken sich nicht auf Chemnitz, sie sind mehr oder weniger in allen an grenzenden Bezirken vorhanden. Auch hier tritt also die Wirkung der Kälte ein. Es ist bei der jetzigen Wetterlage nicht zu erwarten, dab die Unregelmäßig keiten so bald aufhören werden. Erfahrungsgemäb Lauert cs selbst unter günstigen Verhältnissen einige Zeit, bis die Unregelmässigkeit sich löst. Es kann den Reisenden sür die nächste Zeit nur geraten werden, sich ordentlich mit warmer Kleidung zu versehen, denn Lie Heizvorrichtungcn leiden unter so grober Kälte. Sie frieren ab. Auch die Weihnachtsreisen werden so zeitig als möglich angetreten werden müssen. Sei tens dcr Verwaltung und des Personals geschieht alles, um die Lage im Personen- und im Güterver kehr soweit als möglich erträglich zu gestalten. Es darf aber vielleicht auch die Erwartung ausgesprochen werden, dab die Reisenden ihre fehr ost kleinlichen Beschwerden in dieser Zeit zurückstellen. Jedenfalls ist die Bctrisbsdlrektion zurzeit nicht in der Lags, auf diese Art Beschwerden etwa schriftlich einzu- gchcn. Unruhe und Ungeduld wirten nur verschlimmernd. Es spricht durchaus sür die Höhe des Personales, dab dcr ganze schwierige, in Unordnung geratene Be trieb bis jetzt ohne jeden Unfall abgermckclt worden ist. Für die Beamten und Arbeiter der Reichsbahn sind sehr harte Tage angebrochen. Schwer ist dcr Dienst, den sie zu verrichten haben. Sie hoffen auf das Verständnis der Ocfscntlichkcit! M Sie srcigaoe des deutsch« Eigentum« tu AuMika Der Senat entscheidet erst im Februar Berlin, 21. Dezember Dio gestern »ach kurzer Aussprache mit gro ßer Mehrheit im Repräsentantenhaus nngc- nommene Gesetzesvorlage über die Rückgabe des beschlagnahmten deutschen Privateigentums sieht eine sofortige Zahlung der A »- spräche amerikanischerBürger gegen Deutschland bis zu 1 0 0 0 0 0 Dollar vor. Der Rest soll in Raten gezahlt werden, außer bei Entschädigungen für Tod und Körperverletzung, die sofort voll zahlbar sind. Die Vorlage ent hält ferner die sofortige Zahlung von 8 0 Pro zent des de titschen Privateigen tums, dessen Nest später zahlbar sein soll, so wie die sofortige Zahlung von 6 0 Prozent der Entschädigung für deutsche Schiffe, Patente und Radio st ationen. Die Rest zahlung dieser Entschädigung, die 100 Millionen Dollar nicht übersteigen darf, soll ratenwe-k- er folgen. Es muß allerdings vor übertriebenem Opti mismus gewarnt werden, da die Haupffchwierig- rigkeiten für diese Vorlage, wie die Verhandlun gen des vorigen Jahres erwiesen haben, im Senat liegen. Von unterrichteter Seite er fahren wir jedoch, daß sie voraussichtlich im näch sten Jahr auch den Senat passieren wird, Ler sie im Februar in Angriff nimmt. Möglich ist aller dings, daß er den Prozentsatz von 80 auf 60 Prozent h e r u n t e r s e tz t, was für Deutsch land nicht annehmbar sein würde. Eine ganze Reihe von Momenten sprechen dafür, daß sich in dcr Auffassung des Senats, der der Vorlage bekanntlich bisher ablehnend gegcnüberstnnd, eine Revision vollzogen hat. Diese ist cinchal auf die Botschaft des Präsi- Lentem Coolidge an den Kongreß zurückzu führen, der ausdrücklichen Wert auf das Zu standekommen dieses Gesetzes gelegt hat — ein deutlicher Beweis, daß die Regierung geschlossen hinter dieser Vorlage steht. Dann hat dieser aber jetzt auch mehr den Charakter eines über parteilichen Gesetzes angenommen, so daß ihre Verabschiedung leichter sein wird. Außerdem — und das ist die Hauptsache — will sich die republikanische Partei die deutschen Stimmen für die bevorstehende Präsidenten wahl sichern, da diese Stimmen bekanntlich ein ausschlaggebendes Kontingent innerhalb der amerikanischen Wählerschaft darstellen und es eine alte Erfahrung ist, daß die Deutschen in den Vereinigten Staate» vor den Wahlen stet« um worben werden.