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LohruLem Srnstchaler Tageblatt unZ Anzeiger 3 Fortsetzung. Da blitzte im Mondlicht von der Hand der Gräfin ein Lichtbündel des Diamantringes herüber Dieser Reflex wirkte aus Roses Starre gleich der aus- lösenden Kraft eines elektrischen Funkens Wie abwehrend streckte sie die Hand gegen das Bild. Fort von hier hautlos, lies bewegt von dem. was sie der Zufall hatte erlauschen lassen, trat sie zwischen die Stämme zurück Ein heftiger, beengender Schmerz lagerte sich um ihr Herz Er ist verloren, so murmelte sie mechanisch vor sich hin. verloren, verloren. Nun kroch das Verstehen des Vorganges langsam in die Empfindungen hinein Aufschreien hätte sie mögen. Za. einen Augenblick war es ihr. als müßte sie zurücklaufen und die Frau von dem Herzen ihres Bruders reihen, an dem sie kein Recht hatte Und doch ging Rose merkwürdig still ihres Weges, einem Menschen gleich, der wichtige Entschlüsse der Rücksicht auf andere nachstellt. „Gefunden," rief da kurz vor ihr Werners Stimme. „Aber nicht für Sie. sondern für mich." So trat er ihr hinter dem Kegel der Taschenlaterne ent gegen. „Darf ich's behalten, Fräulein Rose?" „Was soll Ihnen das Tuch?" „Ein Andenken soll's mir sein an diese schönen Stunden. Kommen Cie, wir wollen uns noch den herrlichen Ausblick auf unser mondlichtgebadetes Städtchen leisten." „Lassen Sie uns zurückgehen." „Es ist nur ein kurzer Weg." „Alich friert. Ich fürchte mich zu erkälten." Werner folgte. Roses Benehmen erschien ihm sonder bar Vorhin von einer liebenswürdigen Gesprächigkeit, war sie nun schweigsam, die Fragen kaum beantwortend. „Aber, Fräulein Rose, was ist Ihnen nur')" fragte Werner endlich „Sollte die kühle Herbstlusi der einzige Grund Ihrer Mißstimmung sein')" Da konnte sie nicht mehr an sich halten Laut schluchzend verbarg sie das Gesicht in den Händen Ratlos stand Werner neben ihr Nun legte er den Arm um ihre Schulter. Sie lieh es geichehen „Seien Sie doch offen. Fräulein Rose. Ist's immer noch Kurt, der Ihnen den Kops verwirrt'?" „Ja, es ist mein Bruder." „Ich werde mit ihm sprechen Ganz gewiß werde ich es tun Und Sie können sich daraus verlassen sicher wird es mir gelingen, ihn umzukrempeln " „Tun Sie es nicht," sagte Rose nun gefaßter. „Es hat keinen Zweck" „Das wollen wir doch erst einmal sehen. Ich schaff'», da gehe ich >ede Wette ein." „Ich hab's mir überlegt. Laßen wir ihn «einen Weg gehen. Die Schicksalskräste sind dock stärker als wir." (Nachdruck verboten.) Der alte Baron von Eberstein merkte ivsort, daß Role» Wangen Spuren von Tränen auswieien Mit zujammen- geknisfenen Augen betrachtete er seinen Sohn, der undr- fangen an der Unterhaltung der inzwischen vollzählig zu- rückgekehrten Gesellschaft teilnahm. In einem unbewachten Augenblick rief er ihn zu sich. „Was hast du mit Rose Börner vörgehabt?" fragte der Baron den Sohn. Der sah den Vater nun verständnislos an. „Das Mädel Hai geweint." „Das hat sie allerdings " „Und wenn ich nach dem Grunde fragen darf?" Werners Augen umspielte der Schalk Er hatte be griffen, was der Vater vermutete und war bereit, die Geschichte humorvoll aufzuziehen „Wir haben beide gesungen: Es waren zwei Königs- kinder. Und bas hat sie zu Tränen gerührt." „Werner, alter Junge," drohte der Baron mit dem Finger, „sei recht brav. Ich habe das Mädel gern und möchte nicht, daß du ihr irgendwie Veranlassung gibst, sich etwas in den Kops zu setzen. Das Wasser war und ist viel zu tief." „Für einen tüchtigen Schwimmer kann's nicht tief ge- nug sein." „Es liegen aber Minen darin, die zur rechten Zeit platzen werden " „Sei nicht grausam, Papa. Meine Laufbahn hast du schon unter der Sohle Laß mir wenigstens die Freiheik meines Innenlebens." „Gewisse Dinge in deinem Innenleben habe ich unter dem Absatz." „Sie laßen sich breittreten, aber nicht vernichten." Werner hatte diese letzten Worte ziemlich bestimmt ge sprochen, Io daß es der Baron für ratsam hielt, das Ge- spräch vor den Augen und Ohren der Gäste abzubrechen. In Zukunft hatte er aber ein scharfes Auge auf die Wege seines Sohnes. Und er war froh, nichts Auffällige» zu bemerken. IV. Ketten der Liebe. Etwa drei Jahre nach vieler Begebenheit fuhr gegen Abend eine Autodrolchke vor das gußeiierne Portal eines eleganten Landhauses das als das schönste im Villenviertel der Stadt Braunichweig galt Dem Wagen entstieg haltig der alte Baron von Eder, stein nichi mehr ganz die nramme militari,che Figur ,on- dern lässig nach vorn gebeugt in «einem eleganten Sport» pelz einem Manne gleichend, der ein ansehnliches Pack Soraen mit sich herumjchleppt.