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„ k-.?bö--I 2 °--°LLZ? Zvherrllem SrnMaler Tageblatt und Anzeiger Korr^n vor^ 15 Fortsetzung. Krafft machte sich ganz andere Gedanken als Gerda: er nahm es nicht so leicht Seine Liebe zu ihr war ihm ein bitteres Unrecht gegen seinen Brotgeber: aber Gerda wollte es ja nicht anders, und er fügte sich ihr, so schwer es ihm in seinem geraden Sinn wurde, eine derartige Heimlichkeit zu haben Ein leises Bangen erfaßte ihn aber doch, wenn er an die Zukunft dachte: denn Gerda mußte sein Weib werden, würde sich das verwöhnte Mädchen in bescheidene Verhältnisse schicken? Er bezweifelte Vies sehr, und ganz unwillkürlich trat das Bild Katharines vor sein Auge — um wie viel mehr und besser würde die zu ihm passen! Aber er warf den Gedanken weit weg: es schien ihm so unrecht gegen Gerda, die ihn doch liebte Aber war das denn Liebe, diese stürmende Leidenschaft, die ihn fast erschreckte? Es mußte doch wohl jo jein, denn Gerdas im pulsive Natur konnte sich ja gar nicht anders äußern als in jo stürmischer Weise — und war es nicht wonnig, die ses junge, berückende Geschöpf im Arm zu halten und die rosigen Lippen zu küssen? Der Gedanke an sie brachte jein Blut in Aufruhr — nein, er mußte, wie er ihr gejagt, auf die heimlichen Zusammenkünfte verzichten — es ging nicht anders, wenn sie auch schmollte und trotzte — er blieb fest. Es war großer Zufall, wenn sie sich jetzt einige Augenblicke mal allein trafen: mit einem heimlichen Kuß und verstohlenen Händedruck mußten sie sich begnügen. Außerdem hatte Krafft von früh bis abends angestrengt zu arbeiten, da die Ernte in vollem Gange und von selten schönem, anhaltend trockenem Wetter begünstigt war. Katharine ließ sich jetzt äußerst selten sehen: sie machte es aber doch möglich, dann und wann trotz der vielen Arbeit auf Bressenhof vorzusprechen. Am liebsten wäre sie gar nicht mehr gekommen: aber Gerda sollte nicht denken, sie sei eifersüchtig wegen Krafft auf sie Dem gab es einen Stich durchs Herz, als er nach mehreren Wochen zum ersten Male Katharine wiederjah Sie schien ihm so bleich, und fast gebeugt trug sie den schönen Kops, den sie sonst stolz und hoch erhoben hielt, als trüge er eine Krone. Wie in stillem Vorwurf ruhten ihre blauen Augen auf ihm, als er abends bei Tifch ihr gegenüber saß, nur mühsam schleppte sich das Gespräch hin: die frühere Heiterkeit und das fröhliche Lachen fehlten ganz. Katharine war froh, als sie endlich aufbrechen konnte Kraffts angebotene Be gleitung lehnte sie ab, da ein Mädchen sie draußen erwar tete. Als sie fort war, sagte der Baron: „Was hatte das Mädel nur? Ich sand sie heute so still und blaß!" „Kein Wunder, wenn sie Tagelöhnerarbeit machen muß." meinte die Baronin, hinter der ringgeschmückten Hand gähnend, „ich begreije übrigens Buchwaldts nicht: es (Nachdruck verboten.) ist alles so wenig standesgemäß dort. — Was wird Hellmm jagen, wenn er kommt und sieht, das Gerdas Freundin Magddienste verrichtet!" „Ach, ja, Hellmut! Er muß doch nun bald kommen, nicht wahr?" „Ich denke, Ende September. Er wollte ja einen län geren Urlaub nehmen, sobald das Manöver vorüber ist." Gerdas und Kraffts Augen trafen sich in langem Blick, und sie las in den seinen eine ernste Frage. Es wurde Gerda langweilig, still am Tische zu sitzen Sie stand deshalb auf, schlenderte nach der Veranda und trat von da in den Garten, ein Liedchen trällernd „Gerda," rief die Baronin, „wo willst du hin?" „Nirgends, Mama, fei ohne Sorge, ich komme bald wieder," rief das junge Mädchen zurück, „ich möchte den Mondschein noch etwas genießen: es ist jo wundervoll draußen!" „Gerda weiß doch, daß ich nicht liebe, wenn sie so spät noch vor dem Hause ist ach, bitte, Herr Inspektor, rufen Sie doch die Baronesse zurück." Sofort stand der Angeredete auf und ging Gerda nach — „Baronesse" — ries er. „Guck, guck," tönte es da in nächster Nähe hinter einem Boskett hervor, und gleich daraus hing Gerda lachend an seinem Halse. „Liebling," warnte er, „wenn uns jemand sähe — „Es ist doch aber nicht der Fall, alter Pedant! Du sollst mich wohl holen?" „Ja, mein Herz, komm, sonst wird deine Mama un gehalten!" „Hast du es aber eilig — erst küsse mich, du, du Böser! Auch muß ich mich von Katharines Leichen bittermiene erholen — wie sie da saß, als ob ihr jemand die Butter vom Brote genommen habe — und wie sie dich anschmachtete!" Ein bitteres Gefühl überkam ihn: er hätte ihr zürnen mögen — er konnte es nicht hören, wenn sie so gering schätzig und spöttisch von Katharine sprach Und doch war sie jo reizend in ihrer Schelmerei „Gerda, hast du gehört, nicht mehr lange, und dein Letter ist da!" jagte er ernst. „Mag er doch! — Bist du etwa eifersüchtig aus ihn?" „Ich? Nein! Du liebst mich ja! Aber angenehm kann es mir trotzdem nicht jein, wenn ich mit ansehen muß, daß sich jemand um mein Lieb bemüht!" „Aber, Schatz, das wird doch gerade amüsant jein! — Geh, mach nicht solch verblüfftes Gesicht, wenn ich Mal scherze —" sie küßte ihn und eilte leichtfüßig davon, ihm voran.