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.cri rückt "Zog. ob' WchmOWer NM mMnmM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nack-richten und Neueste Nachrichten Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, der Finanzamt? und des StadtralS zu Hohenstein-Ernstthal, sonne der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Aldan Frisch. Bel Klagen, Konkursen. Vergleichen usw wird Oer Brutto- betrag tn Rechnung gestellt Zm Kalle höherer Wrwalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe» der Heilung, der Lieferanten oder der BesörderungSctnrich. mngcn — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreise» Crfchetni jeden Wochentag nachmittag» — Fernspr Nr. lt. 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Als die Schlich- tungsverhandlungen im Reichsarbeitsministe rium zu keinem Erfolg geführt hatten und der Reichsarbeitsminister sich bei der großen Ge gensätzlichkeit in den Zugeständnissen der Ar beitgeber und den Forderungen der Arbeitneh mer außerstande sah, die Verbindlichkeit eines Schiedsspruches zu erklären, war der Streik un vermeidlich geworden. Mit dem Tage, an dem die schon seit längerer Zeit eingereichten Kündi gungen der Belegschaften in Kraft traten, wurde von den Arbeitern auf die Aufforderung fast sämtlicher Gewerkschaften hin die Arbeit nieder gelegt. In welchem Umfange die Gruben be streikt werden, ergibt sich aus den Meldungen aus den einzelnen Gebieten. Bisher ist das Bild sehr uneinheitlich, da nicht überall in glei chem Maße der Streikparole Folge geleistet wor den ist. Man wird aber nicht fehlgehen, wenn man durchschnittlich mit 60—80 Prozent Strei kenden rechnet. Wie lange der Streik, der für unsere Wirtschaft von verhängnisvollen Folgen sen kann, dauern wird, läßt sich bis jetzt noch nicht absehen. Ueüer die Streiklage in den einzelnen Re vieren verzeichnen wir folgende Meldungen: Leipzig, 17. Oktober Die Direktion der Sächsischen Werke in Böh len teilt mit, daß am heutigen Montag etwa 6 0 Prozent der Arbeiter dieArbeit n i e- dergelegt haben. Mit den Angestellten und mit dem Nest der Arbeiter werde die Land stromversorgung im bisherigen Umfange durchgeführt. Drei Turbinen laufen wie bisher ungestört. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung hat die Amtshauptmannschaft ihre Gendarmerieposten verstärkt. Die Direktion hofft, den Betrieb für die sächsische Landstromversorgung auch weiter in vollem Um fange aufrechterhallen zu können. Im Braunkohlcnbezirk Borna bei Leipzig sind 92 Prozent in den Streik getreten. Halle, 17. Oktober Nach den Meldungen aus den einzelnen Re vieren bestätigt es sich, daß der Streik im mitteldeutschen Braunkohlengebiet ziemlich geschlossen durchgeführt wird. Die Durch schnittsbeteiligung wird auf 80 bis 90 Prozent geschätzt. Auf manchen Gruben, namentlich im Zeitz-Altenburger Revier, haben die Belegschaf ten die Schachtanlagen nahezu vollzählig verlas sen. Auf der Grube Eolpa, die das Zschorne witzer Kraftwerk besorgt, streiken von 1000 etwa 900 Mann. Halle, 17. Oktober Die Lage im Braun kohlen streik teilt sich zurzeit so dar, daß die Werke teilweise länzlich, teilweise nur zum Teil stillgelegt sind. Vie bisher vorliegenden Meldungen lauten da her noch durchaus uneinheitlich. Gleichzeitig mrd über einen überaus starken Streikter- cor berichtet. Auf einer Grube im anhaltischen Revier wurden sogar 60 Arbeitswillige aus riner Grube herausgeholt, wobei es zu Schlä gereien kam. Man rechnet daher damit, )aß die Negierung einschreiten und den zahl- i reichen Arbeitswilligen Schutz gewähren läßt. Am Zeitz er Revier stellt sich die ! Streiklage als sehr gespannt dar; zu ' Zwischenfällen ist es aber noch nicht gekommen- Ltwa die Hälfte aller Belegschaften hat der Streikparole Folge geleistet. Man rechnet für ! Dienstag mit einer weiteren Verschärfung der i Streiklage. Die Elektrizitätsversorgung des Zeitzer Reviers ist gesichert. Nach Mitteilung der Streikleitung sollen 16—17 000 Mann in den Streik getreten sein. Im Revier Oberröblingen ist der Streikparole nahezu restlos Folge geleistet wor den. Die Zentralstreiksleitung berechnet die Zahl aller Streikenden auf insgesamt 90 Pro zent. Auch im Bitterfelder Brau »koh le nre vier sind von der Gesamtbelegschaft in Höhe von 4450 Mann 4300 in den Streik ge treten. Die Gruben liegen bis auf die Grub« Ludwig völlig still. Nur die Notstandsarbciten werden aufrecht erhalten. Halle, 17. Oktober. Die Landratsämter und die Negierung in Merseburg teilen mit, daß es bisher im Regie rungsbezirk Merseburg zu ernsteren Zwi schen f ü l l e n nirgends g e k o m m e n ist. Die Gesamtlage wird als durchaus ruhig be zeichnet. Die zum Leunawerk gehörige Gesellschaft „Elise II" (Grube Otto) bei Körbisdorf ist im vollen Betrieb, sodaß Lie Versorgung von Leuna nicht gefährdet ist. Die Leunawerke haben der Belegschaft eine Lohn zulage in der gewünschten Höhe gewährt. Auf den Gruben des Eeiseltales und des Oberröblinger Reviers sind 90 Prozent der Belegschaften in den Streik getreten. Das ist insofern bemerkenswert, als in diesen bei den Revieren, in denen die sogenannten wirt schaftsfriedlichen Verbünde ziemlich stark vertre ten sind, sich auch die Mitglieder dieser Ver bände stark am Streik beteiligt haben müssen. Am Helmstedter Revier ist die Ar beitsniederlegung vollständig, ebenso im Magdeburger Revier und in der Eg ei ne r Mulde. Von den Streikleitungen wird Lie Meinung vertreten, daß morgen mit einer Ar beitsruhe im gesamten mitteldeutschen Braun kohlenbergbau gerechnet werden muß. Man rech net im allgemeinen mit e uer Gesamt streikendenzahl von 5 0 bis 60 000. Magdeburg, 17 Okt, Am Magdeburger Bezirk liegen sämtliche Vraunkohlenwerke still. Die Salz- und Kali werke werden von dem Streik nicht betroffen. Es ist eine größere Zahl Arbeitswilliger vor handen, doch werden sie von fremden Elemen ten und Radfahrerpatrouillen daran gehindert, in die Zechen zu kommen. Die Notstandsarbei ten werden verrichtet. Man hofft, daß mit Hilfe der Arbeitswilligen die Notstandsarbeiten nicht nur dauernd verrichtet werden können, sondern daß auch ein kleiner Betrieb aufrecht erhalten werden kann. Eingreifen des Reichsarbettsministeriums Berlin, 18. Oktober Wie wir vernehmen, beabsichtigt der Ne i ch s a r be i t s m i n i st e r von amtswegen in den Lohnstreik im mitteldeutschen Braunkoh lenbergbau einzugreifen. Die Lösung des Konfliktes ist dadurch beson ders schwierig, weil die Verhältnisse im mittel deutschen Braunkohlenbergbau sehr verschieden sind. Es gibt Werke mit Tiefbau und solche mit Tagesbau. Infolgedessen sind auch Lie Ge stehungskosten ganz verschieden. Während einzelne Werke mit guten wirtschaft lichen Ergebnissen arbeiten, gibt es eine ganze Anzahl anderer, die schon jetzt Unterbilanz ha ben. Einer Erhöhnug der Kohlen preise hat sich das Neichswirtschnftsministe- rium bekanntlich strikte widersetzt. Die Braun kohle Ist in Ler Form des Briketts in sehr star kem Maße Haushaltungsverbrauchsgegenstand. Ihre Verteurung würde also die Allgemeinheit sehr stark treffen. Auf der anderen Seite spielt die Nohbraunkohle eine erhebliche Rolle für die Stromerzeugung. Ähre Verteuerung würde also ebenfalls die breiteste Oeffentlichkeit belasten. Die Tendenz des Reichswirtschaftsministers geht gerade Lahin, die Verteuerung solcher Güter zu vermeiden, die sich auf die Preise anderer Güter steigernd auswirken müßten. In der Presse ist die Ansicht ausgesprochen worden, daß im Berliner Vraunkohlenhandel in sofern eine Erleichterung möglich sei, als die bis her gewährten Rabattsätze für den Handel eine Gewinnspanne hatten, die zugunsten der Produktion vermindert werden könne. Das Reichswirtschaftsministerium hat diese Frage eingehend geprüft, ist aber zu dem Er gebnis gekommen, daß von dieser Seite eine Lö sung nicht möglich ist. Zur Frage eines Eingreifens des Ncichs- arbeitsministers wissen mehrere Blätter mitzu teilen, daß das Rcichsarbeitsministerium sich im Lause des gestrigen Tages mit beiden Par teien in Verbindung gesetzt hat. Vorläufig han dele es sich lediglich um Sondierungen und es bleibt abzuwarten, ob tatsächlich bereits in den nächsten Tagen ein Eingreifen des Mini steriums erfolgt. Eine Interpellation des Zentrums Berlin, 17. Oktober Die Abgeordneten A m b u s ch und Steger wald haben mit Ler gesamten Fraktion des Zentrums im Reichstage folgende Inter pellation eingebracht: Am mitteldeutschen Braunkohlenbergbau brach ein großer Streik aus, weil in der Lohnfrage keine Einigung zu erzielen war. Der Streik muß bei längerer Dauer außerordent lich ungünstig auf die deutsche Wirtschaft und die Lage vieler Volkskreise wirken. Ast die Reichs regierung bereit, auf eine Beendigung des Kampfes hinzuwirken und eine be friedigende Regelung der Lohn frage herbeizuführen? Die Richtlinien der Streikleitung Berlin, 17. Oktober Wie der „Vorwärts" berichtet, sehen die beteiligten Organisationen u. a. folgendes vor: 1. Oeffentlichs politische Veran staltungen jeder Art sind während der Streikdauer zu meiden. 2. Notwendige Notstandsarbeiten sind nur nach den Richtlinien der zentralen Streikleitung zu ver richten. Mannschaften zur Verrichtung von Not standsarbeiten werden von der Streikleitung bestimmt. 3. Die Streikenden haben die ihnen von der Streikleitung zugewiesenen Aufgaben zur Durchführung des Streiks gewissenschaft und korrekt zu erledigen. 4. Die Notstandsarbeiten sind durch die zentrale Streikleitung und auch durch die örtlichen Streikleitungen überall sicher- gestellt. Sie werden im einzelnen am Montag zwischen den Belegschaften und der Werksver waltung geregelt. Der Zentralstrciklcitung werden Sondcr- verhandlungen ««geboten? Berlin, 17. Oktober Der „Vorwärts" meldet aus Halle: Eine Reihe von großen Werken ist an die Zvitral- streikleitung herangetreten mit dem Ersuchen, in S o n d e r ve r h a n d l u n ge n den Streik beizulegen. Sie haben sich gleichzeitig bereit erklärt, die Lohnforderungen der Stellenden zu bewilligen. Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches für den rheinischen Braunkohlenbergbau Berlin, 17. Oktober Laut „Vorwärts" ist der für den rheinischen Braunkohlenbergbau gefällte Schiedsspruch zur Neuregelung der Arbeitszeit auf Antrag der Arbeiter vom Ncichsarbeitsminister für ver bindlich erklärt worden. Die Lohnbewegung im Ruhrbergbau Berlin, 17. Oktober In zahlreichen, vom Deutschen Bergarbeiter verband einberufencn Rcvierkonferenzen nahmen die Bergarbeiter zu der Lage im Ruhrge biet Stellung. Nach einem Bericht aus Bochum wurde dabei eine Resolution angenom men, in der es heißt, daß die geltende Lohnord nung bis Ende April nächsten Aahres lause. Sollten die Arbeitgeber die Notwendigkeit einer zwischentariflichen Lohnerhöhung nicht anerken- neen, so müßte die nächste Möglichkeit zur Ver tragslösung ins Auge gfaßt und mit verstärktem Nachdruck erneut die Forderung nach Lohnerhöhung erhoben werden. Weiter verlautet, daß auch die Metallarbeiterverbände der nordwestlichen Gruppe, die die Betriebe von Hamm bis Düsseldorf umfaßt, am 15. November die Lohntarife kündigen wollen. Das Reich und der bayrische Borsloy zu«« Finanzausgleich Berlin, 17. Oktober Wie wir aus Kreisen der Reichsregie rung hören, ist man über den bayerischen Vorstoß in der Finanzausgleichsfrage sehr er staunt gewesen, wenn man auch die Angelegen heit nicht als besonders tragisch betrachtet. Bei den kommenden Verhandlungen im Reichstag mit den einzelnen Fraktionen wird man, so hofft man in den Kreisen der Reichs regierung, die meisten Unstimmigkeiten beseitigen können. Eine Aenderung des Finanzausgleichs nach den bayeri schen Vorschlägen komme aus dem Grunde nichc in Frage, weil eine Abänderung in der Einkom mensteuerverteilung auch eine Abänderung in fast allen übrigen Punkten des Finanzausgleichs zur Folge haben würde. Eine Abänderung des Finanzausgleichs in diesem Punkte würde eine vollständige Umarbeitung des Problems verursachen. In den Kreisen der Reichsregicrung ist man ver Ansicht, daß es durchaus andere Mög lichkeiten gebe, um den Ländern Mittel für Lie Durchführung der Besoldungsordnung, des Reichsschulgesetzes usw. zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise würden bei der alsbaldi gen Durchführung der Verwaltungs reform erhebliche Ersparnisse erzielt werden können. Der Reichslandüund warnt vor Aufnahme weiterer Auslandsschulden Berlin, 17. Oktober Im Zusammenhang mit der leider etwas spät einsetzenden Hilfe für die deutsche Landwirtschaft hat jetzt der N e i ch s l a n d b u n d in einer Ent schließung die Reichsregicrung zu einer großzügi gen Stundungsaktion aufgefordert. Er ersucht, daß die am 1. Dezember fällige Rate der illiquiden Rentenbank-Wechsel in allen Fällen offensichtlichen Notstandes durch Eintreten des Reiches prolongiert werde. Andernfalls müsse mit dem Reparationsagenten eine Aenderung der entsprechenden gesetz lichen Bestimmungen vereinbart werden. Auf der anderen Seite tritt der Land bund gegen eine weitere Kapitalsaufnahme der Landwirtschaft ein und richtet an die Reichs regierung den Appell, auf allen Gebieten der Wirtschaftspolitik die Voraussetzung dafür zu Rr. 244 s Dienstag, den 18. Oktober !S27 Skt SM M WMUU-veOW - V»iua«vr»is Valonivnattich 8V (Yoldvteanlae clnichliebltlb rraatrwbn. 77. gahrg.