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Literatur-AnekSolen. Mitgeteilt von Hans Eäfgen. (Nachdruck verboten.) Klopstock pflegte in den letzten Jahren seines Lebens, wenn er sich über wichtige Gegenstände aussprach zuweilen die Worte ziemlich langsam aufeinander folgen zu lassen. Ein Freund, noch jünger und lebhafter, setzte dann mehr mals die Worte, mit denen Klopstock zögerte, hinzu und traf gewöhnlich die rechten. „Ich muß es allerdings be wundern," sagte der Greis, „daß Sie das, was ich sagen wollte, so richtig treffen. Aber wie! Wenn Eie es nun einmal nicht träfen?!" — „Dann würde ich mich schämen," erwiderte der Befragte. „Nun", fuhr Klopstock sanft und freundlich fort, „so dächte ich, es wäre Loch besser, Sie er sparten sich lieber in Zukunft dergleichen doch immerhin mögliche Beschämung." Der Maler Tischbein in Kassel schuf ein Oelgemälde von Kästner, auf welchem der Dichter mit einer Schreibtafel in der Hand dargestellt war. Kästner schrieb auf diese Tafel: Sorgt ja, daß auch von euren Zügen Ein gutes Bild der Nachwelt übrig ist: So sieht sie euch, Autoren, mit Vergnügen, Wenn sie euch lange nicht mehr liest. In Hallers Gedichte schrieb Gellert, nachdem er mit großer Befriedigung das Lehrgedicht „Ueber den Ursprung des Uebels" gelesen hatte: Ich las des Bösen Quell in eines Hallers Werken, Und nahm mir vor, mit einem Strich Die besten Stellen zu bemerken; Ich las, strich an, las fort, strich an und freute mich, Und da ich fertig war, sieh — da war alles Strich. Der seinerzeit hochangesehene Dichter Uz schrieb in das Stammbuch eines Verwandten, eines exzentrischen Kopfes, der beständig von Freiheit schwatzte: Frei willst du sein? So sei's! Doch nicht als Geck und Schreier; Werd' immer redlicher, so wirst du immer freier. Klopstock brachte in seiner Frühzeit einige Jahre in Kopenhagen zu, wo ihn der Staatsminister v. Bernstorfs hoch auszeichnete. Ihn wollte Klopstock eines Tages be suchen. Der Minister war sehr in Anspruch genommen, und der Dichter mußte eine Weile im Vorzimmer warten. Ein Offizier, der gleichfalls warten mußte, unterhielt sich mit ihm. „Sie sind also Klopstock, der den Alessias gedichtet hat?" — „Ja," sagte der Dichter. — „Aber, mein Gott," erwiderte der Offizier, „Sie sprechen ja ganz vernünftig!" Es gibt nur ein einziges Gut für den Menschen: die Wisienschast, und nur ein einziges Uebel: die Unwissen heit. Sokrates. Sich selbst gekeu. Wer sich bemüht, ein sich gleichbleibsndes Wesen zur Schau zu tragen, macht sich dadurch bei anderen angenehm. Car oft trifft man Menschen, die heute so und morgen ganz anders sind. Heute freundlich, liebenswürdig, entge genkommend, morgen abweisend, unliebsam und gar grob. Kein Wunder, wenn sich jeder von ihnen abwendet, nie werden sie Freundschaft halten können, da sie es zur Un möglichkeit machen, sie zu achten, zu schätzen oder zu lieben. Waren sie heute noch herzlich, können sie morgen kalt zu uns sein. Wer ließe sich das gefallen? Niemand, der etwas auf sich selbst hält. Darum, wer zu solchen wechselhaften Launen neigt, sollte sich bemühen, sie zu bekämpfen, sie ganz abzulegen. Wo der gute Wille vorhanden ist, da geht es auch ohne Launen. Ist man aber nicht bereit, sich Mühe zu geben, um das eigene Gleichgewicht herzustellen, so kann man nicht er warten, einen treuen Freund zu finden, da man ja selbst der Freundschaft keinerlei Opfer bringen kann oder mag. Ein launenhafter Mensch bleibt zuletzt allein der Leid tragende. keiner wird sich mehr um ihn kümmern, Einsam keit und Verlassenheit halten ihm den Spiegel seiner Un beliebtheit vor. Wer Freundschaft sucht, wird sie auch finden, wenn er zunächst sich selbst getreu ist. Bunkes Allerlei. Zelters große Enttäuschung, oder hundert Jahre Kon versationslexikon. Das Konversationslexikon ist noch gar» nicht so alt, wie man im allgemeinen anzunehmen geneigt ist. Erst vor etwa hundert Jahren kam das erste Kon» versationslexikon in die Hände des Publikums Der nicht ganz unbekannte Komponist Zelter, Goethes musikalisches Orakel, war sehr stolz auf sich und seinen Namen als Komponist. Er griff also sofort nach dem Lexikon, um sich zu vergewissern, ob auch er darin stände und gebührend gewürdigt sei. Gierig glitten die Blicke des zopfigen Musi» kers durch den letzten Band. Richtig, da mußte er stehen: Z—, Ze—, Zel—, Zelter : Mittelalterliches Roß Die Znspizientenglocke — eine schaurige Historie. Am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin war ein Zimmermann angestellt, der gleichzeitig den Posten eines Wächters versah. Als er auf dem Srerbebett lag, jagte er zu einem seiner Kollegen: "Willem! Mit mir is aus. Ich muß fort, abr du wirst sehen, ick hol' mir mehrere von euch und werde es auch immer vorher anzeigen." Und wirklich geschah es viermal in den nächsten Jahren, daß vier bis fünf Nächte, bevor einer der Bühnenarbeiter an diesem Theater starb, die Inspizientenglocke auf der Bühne mehr mals laut ertönte, jo daß es nicht nur die Wächter, sondern auch Leute hörten, die sich im anstoßenden Garten auf- hiclten. Vor allem war es auffallend, daß auch die Hunde der Wächter jedesmal unruhig wurden und zwar schon bevor das Glockenzeichen ertönte. Als der Direktor des Theaters Mitte der achtziger Jahre gefährlich erkrankt war, und man seinen Tod ernstlich befürchten mußte, erwarteten die Wächter ängstlich das ominöse Läuten, das sie ihrem verstorbenen Kollegen zuschrieben. Aber es blieb — aus — und der Direktor genas wider alle Erwartung. Im nächsten Jahre aber ertönte eines Nachts wiederum die gespenstische Glocke, und schon 24 Stunden später war der Dekorations maler Les Theaters, ein junger, kräftiger Man, eine Leiche. Der Witzbold. „Das war Hilse in der Not!" Eines Tages kommt eine bekannte Filmschauspielerin mit ihrem Sechszylinder über die große Etrandstraße eines der bekanntesten Nord seebäder. Plötzlich stürzt aufgeregt ein Herr heran: „Ver zeihen Sie, haben Sie vielleicht etwas Rotwein zur Hand? Dort vorn hat man eben eine Dame ohnmächtig aus dem Wasser gezogen!" Hastig reicht die Schauspielerin ihm den Picknick-Korb. Der Fremde gießt ein Elas alten Chateau Lafitte ein und trinkt es auch sofort aus. „Danke," jagt er, befriedigt seufzend, „das war Hilfe in der Not. Wissen Sie, ich rege mich bei io etwas immer gleich so furchtbar auf —." „Papa, das kleine, schwache Würmchen!" Auf einer Strandpromenade entwickelte sich folgendes Gespräch zwi schen einer hocheleganten Dame und ihrem kleinen Buben: „Siehst du," erzählt ihm die schöne Frau, „alle diese schö nen seidenen Kleider bekommen wir von einem kleinen, schwachen Würmchen." — „Das ist Ler Papa, nicht wahr?" antwortet der Knabe altklug. M'iftr-Ecke. Nätsrldtstichon. Mancher der Knaben und Männer in Deutschland trägt meinen Namen; Doch mit verändertem Kopf häng' ich am Baume als Frucht. Skat-Ausgabe. Hinterhand sagt Grand an, den sie aus folgende Karten verliert: Wie waren die übrigen Karten verteilt? Auslösung aus letzter Nummer. Homonym: Regen.