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WOiMWM TügM Erscheint jeden Wochentag nachmittag, - Fernspr Nr. II Postscheckkonto Leipzig 23 484. - Gemetndegirokont» 14. - Bankkonten. Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein - Ernstthal - Darmstädter und Nationalbank Zwei-- Niederlassung Hohenstein-Ernstthal. - Unverlangl eingesandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickt - Einsendungen ohne Namensnennung finden kein, Aufnahme UN- AllMer Bet Klagen, Konkursen, Bergleichen usw. wir» »er Bruin» betrag in Rechnung gestellt Im Fall, HSHner Lcwait — Krieg »dn sonstiger irgend welcher Störung des Beiriedes der Zeitung, der Lieferanten oder der BosördcrungSetnrich. rungin — hat der Bezieher leinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, BernSdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen- bach, Callenberg. Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappei, St. Egidien. Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Piecha und Rüßdorf. Dieses Blatt ist da, zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deL Amtsgerichts, des Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. 1 Do^ den 29. Sepiember !927 Nr. 228 77. gchrg. BeiuoSoreis bolbmoualNch 80 iSoldpseuino« «iMchlitblick TrÄaerlod». U MMO W EkS VM! Keine Entscheidung im Salamis-Streit Genf, 28. September Der Völkerbundsrat beschäftigte sich in seiner heutigen Vormittagssitzung fast ausschließlich mit dem Rechtsstreit zwischen der Vul kanwerft und der griechischen Re gierung wegen Abnahme des von Griechen land noch vor dem Kriege bestellten Kreuzers ..Salamis". Die griechische Negierung hat diese Angelegenheit vor den Nat gebracht mit der Bitte um Interpretierung der Artikel 190 und 192 des Versailler Vertrages und das Ver bot der Herstellung und Ausfuhr von Kriegs material. Nach 2'/-stündiger Aussprache, in der sich Neichsaußeninister Dr. Stresemann ge gen die Einholung eines Gutach tens über die Zuständigkeit des Rates aus sprach und dos holländische Rntsmitglied Lou don im Namen seiner Negierung erklärt hat, daß der Rat überhaupt nicht zu ständig sei zur Interpretierung von Artikeln des Vertrages, mußte die Sitzung aus 1'/- Uhr vertragt werden. Neichsaußenminister Dr. Stresemann wies bei Darlegung des deutschen Standpunk tes darauf hin, daß das Deutsche Reich auf kei nen Fall Partei in dieser Frage ist. Letzten En des handle es sich um eine kaufmännische Geld frage von verhältnismäßig geringer Bedeu tung. Er warnte davor, die Frage der Zustän digkeit des Nates zur Begutachtung an den Internationalen Gerichtshof zu verweisen, da damit der Eindruck erweckt werde, daß innerhalb der Natsmitglicder die größte Unsicherheit über die Kompetenz des Rates herrsche. Er wolle da mit absolut nichts gegen den ständigen Inter nationalen Gerichtshof sagen, zu dessen Autori tät er das höchste Vertrauen habe, aber es be rühre ihn sehr seltsam, daß der Völkerbundsrat den Internationalen Gerichtshof in seiner Zu ständigkeit beschränken wolle, ohne selbst zuvor darüber diskutiert zu haben. Er wäre deshalb sehr dankbar, wenn der Nat selb st zur Frage seiner Zuständigkeit Stellung nehmen würde. Der Rat würde sich aber aber auf eine schiefe Ebene begeben, wenn er in ein schweben des Verfahren eingreife. Damit würde ein ge fährlicher Präzedenzfall geschaffen, durch den eine Unmenge gleichartiger Streitfälle aus dem Bereiche der gemischten Schiedsgerichte über ihn Hereinbrechen könne. Nach kurzer Erwiderung des griechischen Ver treters Politis, der nochmals eine authenti sche Interpretation der Artikel 190 und 192 durch Len Nat verlangte, dessen Zuständigkeit außer Zweifel stehe, gab das holländische Rats mitglied Loudon nach eingehender Begrün dung die Erklärung ab, daß nach der Auffassung seiner Negierung der Rat für die Auslegung der Artikel nicht zuständig ist. Der finnische Natsdelegierte, Professor Erich, entwickelte die Auffassung, daß die Einholung eines Gutachtens des Internationalen Gerichtshofes bedenklich wäre. Schließlich machte das italienische Mit glied Scialoja den Vorschlag, die Entschei dung auf jeden Fall auf Dezember zu vertagen und eventuell in der Zwischenzeit beim stündigen Gerichtshof im Haag ein Gut achten über die Zuständigkeit des Rates unter ausdrücklicher Beschränkung auf den vorliegen den Fall einzuholen. In der Nachmittagssitzung wurde dann b e - schlossen, die Salam isangelegen- heit auf Dezember zu vertagen und einen Juristenausschuß, in dem jeder Rechtsstaat vertreten ist, zu beauftragen, sich über dieFrage der Zuständigkeit des Nates zur Interpretierung der Artikel 190 und 192 des Versailler Vertrages zu äußern. Der Bericht oder die Berichte dieses Juristenaus schusses sollen dem Dreierausschuß, der aus Ur- ruta als Berichterstatter und Scioloja und Adacci als Beigeordneten besteht, zur weite ren Berichterstattung an den Rat vorgelegt werden. In der Diskussion verneinte der franzö sische Ratsvertreter, Graf El au z el, die Zu ständigkeit des Rates und sprach sich für die Verwerfung des grichischen Gesuches um Auslegung der fraglichen Artikel des Versailler Vertrages aus. Er sei jedoch bereit, einer Ver tagung zuzustimmen. Der englische Delegierte, Lord Onslow, hat sich dieser ablehnenden Erklärung des französischen Delegierten angc- schlossen. Zum Schluß wies der deutsche Gesandte Göppert an Stelle Dr. Stresemanns, der zur Nachmittngssitzung nicht mehr erschienen war, die vom rumänischen Außenminister Titulcscu vertretene Auffassung zurück, daß der Nat als Nachfolger der Botschafterkonferenz nicht nur das Investigationsrecht, sondern auch das Recht auf dieAuslegung der dazu gehö renden Bestimmungen habe. Er betonte, daß der Artikel 218 dem Nate kein anderes Recht gibt als das der Investigation, das Recht zu der Feststellung, ob ein umstrittener Sachverhalt tat sächlich gegeben ist oder nicht. Enttäuschung in Danzig über die Vertagung der Wcsterplattensrage Danzig, 29. September Die Danziger Presse gibt ihrer Enttäu schung über die abermalige Vertagung Ler Wcsterplattensrage in Genf unver hohlenen Ausdruck und betont, daß man in Dan zig nicht verstehen könne, daß sich der Völker bundsrat immer wieder um eine Entscheidung herumdrücke, die für Danzig von lebenswichtiger Bedeutung ist. Die Tatsache, daß ein ungünsti aer Beschluß des Rats durch den Widerspruch Deutschlands nicht zur Annahme gelangt ist, fin det allgemeine Beachtung. Dr. Stresemann aus Genf abgereist Genf, 28. September Außenminister Dr. Strcseman n hat heute nachmittag 6 Uhr mit dem Staatssekretär von Schubert und den übrigen Mitgliedern der Delegation Genf verlassen und die Rück- reise nach Berlin angctrcten, wo er am Don nerstag nachmittag cintreffen wird. Die übrigen Delegationen verlassen Genf, soweit sie noch nicht abgereist sind, ebenfalls heute abend. Briand im Kreuzfeuer Sine», Draht melduna Berlin, 29. September Wie zuverlässig verlautet, wird sich die erste K a b i n e t t s s i tz u n g, an der Briand teil nimmt, kaum um die Ergebnisse der Genfer Kon ferenz, sondern lediglich um den Fall Rakowski und die russische Anleihe drehen. Es ist so gut wie sicher, daß die Sowjet- Union ihre Vorkriegsschuldcm nur dann bezah len will, wenn sie Kredite zugesichert bekommt, die dann wieder dem französischen Handel zu gute kommen sollen. Wie wir weiter erfahren, wird in der ersten Kammersitzung am 19. Oktober von den Rechts parteien eine Interpellation emgebracht werden, in der Briand aufgefordert werden soll, über die Ergebnisse seiner Außenpoli ¬ tik Rechenschaft abzulegen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß zugleich mit dieser In terpellation ein neues Trommelfeuer auf Briand herniederprasseln soll, das als Auftakt des Wahl kampfes zu werten ist. Die deutsch-belgischen Beziehungen abermals verschärft Herr Vandervelde spricht bewußt die Unwahrheit Berlin, 28. September Der belgische Außenminister Vander- oelde hat sich bemüßigt gefühlt, in einem In terview neue Erklärungen zur Frage der Franktireur-Enquete abzugeben. Da der belgische Ministerrat ihn in dieser Frage des- avuiert hat, versucht er durch V e r d r e h u n g der Wahrheit sein Gesicht zu wahren. Es trifft nicht zu, daß Deutschland den ersten Anstoß zur lltnersuchung der Frank tireurvorgänge gegeben hat, sondern im Gegen teil, die Anregung dazu ist, was Vandervelde abzuleugnen versucht, von belgischer Seite ausgegangen. Wenn Vandervelde behauptet, oaß die deutsche Unterschrift aus einen vorläufi gen Verzicht auf die Franktircuruntersuchung „v e r w e i g c r t" worden sei, so setzt er sich be wußt mit der ihm bekannten Wahrheit in Gegensatz. Der deutsche Außenminister hat die Unterschrift unter das von belgischer Seite flehentlich erbetene Kommunique verweigert, La der belgische Vertreter de Brouckere nicht die nötigen Vollmachten hatte, Deutschland die ver langte Zusicherung über eine sachliche Fortfüh rung der Aussprache auf diplomatischem Wege zu geben. Die Ausführungen Vanderveldcs haben nach Auffassung der politischen Kreise Berlins zu einer neuen Verschärfung der deutsch- belgischen Beziehungen geführt und zwingen Deutschland dazu, ohne Rücksichtnahme auf die belgischen Wünsche die Durchführung der Franktireur-Enquete erneut vor aller Oeffentlichkeit zu forder n. Deutschland und die russisch-französischen Verhandlungen Kowno, 28. Sept. Wie aus Moskau gemeldet wird, beabsichtigt die Sowjetregierung ein amtliches Weiß buch zu veröffentlichen, in dem die Vorgänge bei den russisch-französischen Ver handlungen eingehend dargestellt werden sollen. Wie verlautet, erfolgt diese Veröffent lichung u. a. auch deswegen, um keinen falschen Eindruck über die Art und den Umfang der französisch-russischen Verhandlungen aufkommcn zu lassen; insbesondere möchte die Sowjetregie rung alles vermeiden, was in Deutschland ver stimmend wirken könnte. Die Sowjetregierung läßt daher Lurch die Presse darauf Hinweisen, daß die russisch-französischen Verhandlungen alles vermeiden sollen, was die deutsch-russischen Beziehungen irgendwie berühre oder in Wider spruch zu dem Leutsch-russischen Vertrag stehen könnte. Auch das französische Bestreben, einen Zusammenhang zwischen Len russisch-französi schen und russisch-polnischen Verhandlungen her- beizuführen, wird russischerscits aufs energischste abgelehnt. Es wird betont, daß eine Fort führung der Verhandlungen mit Polen und mit Frankreich für die Sowjetregierung nur in Frage komme, wenn beide Fragenkomplexe streng ge trennt von einander gehandhabt würden. Der Handelsvertrag mit Polen Steen« Drad«m«lduna Berlin, 29. September Die Warschauer Presse ist offensichtlich von der polnischen Regierung dahin inspiriert wor den, daß sie Len Stillstand in Len deutsch polnischen H a n d c l s v e r t r a g s ve r - Handlungen Deutschland in die Schuhe schieben soll. Wie wir hierzu erfahren, ist es richtig, daß die Verhandlungen zurzeit nicht rechr vom Fleck kommen. Nach deutscher Auffassung ist dies jedoch vor allem darauf zurückzuführen, Laß die ursprünglich beabsichtigte Begegnung zwischen Dr. Stresemann und dem polnischen Außenminister Zaleski in Genf nicht stattgefun den hat, da Zaleski dieses Mal nicht an der Vül- kerbundstagung teilnahm. Der Plan, ein Han delsprovisorium abzuschließen, der von einigen polnischen Blättern in die Debatte ge worfen ist, dürfte lediglich als ein Versuchs ballon aufzufassen sein. SWssMSN ML dss Mich Berlin, 29. September In einer demokratischen Korrespondenz wird behauptet, Freiherr von Gayl sei als N e i ch s-> kommissar für den Osten in Aussicht ge nommen. Seine Ernennung werde von dem Reichsminister von Keudell betrieben und auch von dem Reichskanzler Dr. Marx gebilligt. Es wird dann hinzugefügt, die preußische Regierung werde diesem Plane lebhaften Widerstand entgegensetzen, La Freiherr von Eayl sich zum „Führer Ler Fronde gegen die preußische Regie rung" entwickelt habe. Die „Tägliche Rundscha u" bemerkt dazu, die Meldung der Korrespondenz stelle einen Versuchsballon dar. Ueber die Schaffung einer solchen Stelle müßte natürlich mit allen in Betracht kommenden Ressorts, das heißt also auch mit der preußischen Regierung, verhandelt werden. Von der Schaff u n g eines Staats- ekrctariates oder eines selbständigen Verwaltungssystems sei dabei gar nicht die Rede, sondern nur von einer verwaltungstech nischen Einrichtung. Zurzeit ruhe diese Frage überhaupt, da sich der Reichsminister des Innern von Keudell nicht in Berlin befindet. Ab 1. Oktober Ermäßigung Ler Strafportogcbühr Berlin, 28. Sept. Aus einer Mitteilung des Reichspostministers Dr. S ch ä tz I an das „Acht-Uhr-Abendblatt" auf dessen Auslassungen Uber das „unzeitgemäße Strafporto" geht hervor, Laß mit Wirkung vom 1. Oktober 1927 ab zwar noch das Einein halb s a ch e Les Fehlbetrages zu gering frankierter Briefe erhoben wird, daß aber die Aufrundung nicht mehr auf volle zehn Pfennige nach oben, sondern nur noch auf 5 Pfennig nach oben vorgcnommcn werden soll. Berufung der Staatsanwaltschaft im Lotterieschwindclprozeß Berlin, 28. September In dem großen Lotterissch windel« prozeß hat nach den Verteidigern nunmehr auch die Staatsanwaltschaft Be rufung eingelegt, die an dem Urteil des Schöffengerichts bemängelt, daß das Vorliegen eines Betruges verneint worden ist. Bor einem neuen Kampf in der englischen Kohlenindustrie London, 28. September Den Blättern zufolge erklärte der Sekretär des Bergarbeiterverbandcs, Cook, die Bezirks organisationen der Bergleute hätten sich über einstimmend dahin ausgesprochen, daß die gegen wärtigen Vereinbarungen mit den Grubenbe sitzern gekündigt werden sollten. Im nächsten. Monat werde Lie Angelegenheit vor Len Voll zugsausschuß kommen. ! Das Problem der britischen Kohlenindustri« ist bekanntlich eines der schwerwiegendsten und'