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WOMOHM NM Erschein! jeden Wochentag nachmittag». — Fernspr. Nr. U. Postscheckkonto Leipzig 23 464. — Gemeindegtrokonto 14. — Bankkonten: Commerz, und Privat »Bank Zweigstelle Hohen» stein»Ernstthal — Darmstiidler und Nattonalbank Zweig niederlassung HohensteiN'Ernstthal. — Unverlangt etngesandt« Manuskripte werden nicht zuriickgeschickt. — Einsendungen ohne NainenSnennung finden keine Ausnahme UNÜAMM Bet Klagen, Konkursen, Vergleichen usw wird der Brutto- betrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder lonstiger irgend welcher Störung deS Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der BesörderungSeinrtch- lungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung d. Bezugspreise». Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten 77. gahrg Nr. 177 Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund. Oberlungwitz, GeEns, Hermkdorf, Bernsdorf, Rüsdors, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, GrRna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach. Pleißa und Rußdorf. -«LWLAL'Kttl Montag, bei, 1. August lS27 s Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und de« Ttadtrats zu Hohenstein ^Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Ein Aufruf zur Hindenburgspende Theorie und Praxis Bou u vierem Berliner Vertrete, Berlin, 1. August Menn man die leitenden Staatsmänner von Europa und Amerika reden hört, so hat man stets den Eindruck, daß sie sich gegenseitig lebens- gern den Rang ablaufen möchten, wer zuerst vollständig abgerüstet habe. Leider bleibt dieser Eindruck nicht lange bestehen, wenn man sieht, daß diesen Morten keine Taten folgen oder viel mehr, daß die konkerten Tatsachen im schroffsten Gegensatz zu den abgegebenen Erklärungen stehen. Frankreich ließ auf der Abrüstungs-Konfe renz durch seine Delegation die herrlichsten Reden halten und bewilligte sich inzwischen eine Militärvorlnge, durch die die ganze Nation ohne Unterschied des Geschlechtes zum „Wehrdienst" verpflichtet wird. In England versichert Chamberlain, daß „der Kriegsgcdanke im englischen Herzen keinen Platz mehr habe" und erklärt zwei Sätze später, daß „kleine Kreuzer im Kriegsfall für England unentbehrlich seien". Am sinnfälligsten aber demonstriert doch Amerika, welche Unterschiede .in der Ab- riistungsfrage zwischen Theorie und Praxis be stehen. Seit Wochen sitzt die amerikanische Dele gation bekanntlich in Genf, um dort über die Nüstungsvcrminderungen zur See mit den Kon- kurrenzmächtcn England und Japan zu einer Verständigung zu kommen. Inzwischen aber haben die Vereinigten Staaten sechs neue große Kreuzer bei einer Schiffswerft in Auftrag ge geben, und zwar ist dieser Auftrag — wohl gemerkt — am 13. Juni erteilt worden, also als der Genfer Himmel noch voll Abrüstungsgeigen hing. Man hat lediglich die Vorsicht gebraucht, ihn bis jetzt geheim zu hallen, und wirft erst jetzt die Maske ab, weil es ganz offenkundig ist, daß die Seeabrüstungs-Konfercnz ein ein ziges Fiasko geworden ist. An diesem Mißerfolg werden weder die Be mühungen des japanischen Admirals Saito, der sich privatim lebhaft um eine Einigung be müht, noch Lie Instruktionen aus Washington etwas ändern können, da es schon heute so gut wie sicher ist, daß die amerikanische Re gierung die englischen Vorschläge ebenso unbedingt ablehnen wird, wie dies die amerikanische Delegation bereits getan hat. Ein Umschwung könnte nur dann eintreten, wenn England noch einen Vermittlungsvorschlag macht, und es scheint, als ob eventuell damit zu rechnen wäre. Ist dies der Fall und scheint der neue Vorschlag eine annehmbare Verhand lungsbasis zu bilden, so wird, wie mir hören, die für heute nachmittag anberaumte Vollsitzung verschoben werden — ist inzwischen ge schehen! D. Red. —, damit die Delegationen Zeit haben, Stellung zu nehmen und eventuell neue Instruktionen ihrer Negierungen einzu- holcn. Man kann sich allerdings nicht verhehlen, daß die Verständigungsmöglichkeiten nach wie vor sehr skeptisch beurteilt werden, da man nicht glaubt, daß es dem englischen Ministerrat, der telegraphisch zusammenberufen wurde, gelungen ist, eine annehmbare Lösung zu finden. Üeber die Art, wie die Minister aus ihrem „Wochenende" geholt worden sind, kursieren in Genf Geschichten, die einen Satyrendichter reizen könnten. Den Schatzkanzler Churchill beispielsweise hat man im Augenblick der Abfahrt förmlich aus dem Zug herausgerissen, während der Innenminister Hicks geradezu verhaftet worden ist. Der war nämlich im Auto nach seinem Landsitz unterwegs, und da man das wußte, haben sämtliche Gendarmen auf den Straßen, die er eventuell passieren konnte, telegraphisch Anweisung erhalten, ihn einfach an zuhalten und ihm zu sagen, er müsse sofort um kehren. Auf diese Art also hat man die Minister um Zwei Uhr nachts glücklich beisammen gehabt und man kann sich ungefähr vorstellen, welch Berkin, 31. Juli. Die Deutsch nationale Volkspar tei erläßt folgenden Aufruf: „Am 2. Oktober d. I. vollend«» der Herr Reichspräsident v. Hindenburg sein 80. Lebensjahr. Seinem Wunsch« entspre chend soll von kostspieligen Feiern Abstand ge nommen werden. Die dankbare Verehrung des deutschen Volkes für die Person des Reichs präsidenten soll in einer Form Ausdruck finden, die dem Ernst dieser Zeit und d«r Not unseres Volkes Rechnung trägt. Die Sammlung einer Hindenburg-Spende, d», dem Herrn Reichspräsidenten an' seinem Geburtslage über reicht werden wird, ist in Aussicht genommen. Seiner Anregung gemäß soll dar Ergebnis der Spende dazu dienen, die Kriegsv, teranen und -Waisen vor Not zu schützen, das harte Los der Kriegsbeschädigten zu lindern. Paris, 31. Juli „Mat in" veröffentlicht eine Erklärung des Prinzen Carol von Rumänien, in der es heißt: Mir liegt der Gedanke fern, in meinem Lande irgend eine Aktion zu entfachen. Ich habe auf meine Rechte verzichtet, weil ich durch Personen und Mittel dazu gczw u n- gen wurde. Heute hat sich die Lage geändert, denn heute erregt die Zukunft Rumäniens ernste Besorgnisse. Mein Vater hat eine ernste Erb schaft hinterlassen. Die fruchtbare Arbeit zweier Generationen darf nicht in Gefahr gebracht wer den. Ich habe als Rumäne und Vater die Pflicht, über die Größe der Nation zu wachen, damit der Staat in keiner Weise beeinträchtigt wird und mein Sohn ein unantastbares Erbe er hält, wenn seine Zeit gekommen ist. Diese Lage gibt mir das Recht, persönlich zu inter venieren. Ich habe den lebhaften Wunsch, meinem Lande nützlich zu sein. Ich werde es niemals ablehnen können, dem Wunsche meines Volkes zu gehorchen und seinem Rufe zu entsprechen, wenn er an mich gerichtet wird. Diese Erklärung hat in Pariser politischen Kreisen lebhaftes Aufsehen erregt, um so mehr, als man sie mit dem in den letzten Tagen erfolgten Besuch von Sendboten des rumänischen Parteiführers Iorga in Zusammenhang bringt. Sauerwein ergänzt die obige Auslassung nach einer Unterredung mit Carol noch dahin, der Prinz sei davon unterrichtet worden,, daß das strikte Verbot hinsichtlich seiner Teilnahme an „friedlicher" Stimmung sie an die Beratung der Abrüstungsprobleme herangegangen sind. Das Projekt, das sie ausgearbeitet haben, wird bis jetzt noch streng geheim gehalten. Viel Positives aber verspricht man sich nicht mehr von ihm, sondern glaubt eher, daß ein Zusammentreffen zwischen Baldwin und Coolidge, das anläßlich der Canada-Reffe des englischen Ministerpräsi denten stattfinden soll, rascher und leichter zu einer Verständigung führen kann. Eine Ehrenpflicht ist zu erfüllen. Es gilt, der Welt durch die Tat zu zeigen, daß ein Hindenburg nicht nur nach außen hin der Rc- präsident des deutschen Volkes ist, sondern daß die Liebe und Verehrung für ihn tief in den Herzeir aller Deutschen wurzelt. Das deutsche Volk soll zeigen, daß es trotz aller inneren Spal tung und Trennung auch, einmal „einig in seinen Stämmen" sein kann. Hindenburg war unser Führer, als Deutsch land gegen eine Welt von Feinden rang. Führer ist er uns in der Not der Gegenwart. Treue um Treue! Deutsche daheim und draußen, zeigt, daß ihr eures großen Führers wert seid. Helft mit, ein Denkmal zu errichten, dauernder als Erz, weil es die Liebe unL die Verehrung für den Mann aufbaut, in dem das deutsche Volk den Stolz auf die Vergangenheit und die Hoffnung auf die Zukunft verkörpert sieht. den Bcisetzungsfeierlichkeiten dem letzten Wunsche seines Vaters durchaus widersprochen habe. Seit seinem erzwungenen Thronverzicht habe sich die Lage in Rumänien geändert und die Zukunft des Landes erwecke ernstliche Befürchtungen, während zu jener Zeit sich die Zukunft unter den besten Auspizien gezeigt habe. Pertinax verurteilt das Kommuniquee Carols scharf, besonders deswegen, weil er von einer etwaigen persönlichen Interven tion spricht, von der man aber noch nicht wisse, wie sie durchgeführt werden könnte. Pertinax sucht darzutun, daß Prinz Carol auf Veranlas sung des verstorbenen Königs hin nicht nur aller seiner Titel und seines Namens, sondern auch seiner väterlichen Macht entkleidet worden sei. lieber die in Neuilly genährten Intrigen könne man hinwegsehen, wenn Rumänien nicht augen blicklich eine schwere Krise durchmachen würde. Zum Schluß gibt Pertinax dem Wunsche Aus druck. daß Bratianu über die Schwierigkeiten und die Opposition Herr werden möchte und die Stabilität des Staates sichern könnte. Die Außenpolitik Vratianus bedeute die Aufrechter haltung der kleinen Entente und der Verbin dung mit den Mestmächten. Kein Anschlag auf Bratianu Bukarest, 31. Juli Die Agentur Orient-Radio dementiert mit Entschiedenheit das Gerücht über einen An schlag auf Ministerpräsident Bratianu und bezeichnet es in allen Stücken als erfunden. Die Vollsitzung vertagt Genf, 1. August Auf Verlangen der amerikanischen Dele gation wurde die Vollsitzung der See- abriistungskonfereuz auf zwei bis drei Tage verschoben. Die Vertagung wird damit be gründet, daß die Vollsitzung noch in allen Einzel heiten vorbereitet werden muß; aber, wie es heißt, wurde der amerikanische Schritt durch wichtigere Momente veranlaßt. Am Sonntag morgen stattete Viscount Ishii Gibson einen Besuch ab. Hierauf begab sich der Chef der amerikanischen Delegation zu Bridge man und nach dieser Besprechung wurde die Sitzung des Montags abgesetzt. Es ist vielleicht nicht ausgeschlossen, daß Japan noch einmal ver sucht, den Vermittler zwischen den beiden an deren Parteien zu spielen. Andererseits hat die amerikanische Delegation soeben den Text einer politischen Sicherungsklausel für den Fall, daß das Abkommen zum Abschluß gelangen sollte, veröffentlicht, die vorher von den Delegationen angenommen wurde. Der Text der Sicherungs klausel ist folgender: Im Falle, daß vor dem 31. Dezember 1036 eine der vertragsschließen den Parteien zu der Auffassung kommt, daß die in der Klasse der Kreuzer zugebilligte Ton nage von einer anderen Partei dergestalt ver wendet wurde, daß die Notwendigkeit der Rich tigstellung der Gesamttonnage dieser Klasse ge geben wäre, kann diese Partei jederzeit nach dem 31. Januar 1031 und mit Innehaltung einer sechsmonatigen Frist eine Konferenz der Mächte einberufen zur Untersuchung der Frage, ob die Richtigstellung durch gegen seitige Abmachung herbeigführt werden kann. Im Falle, daß eine Verständigung nicht mög lich wäre, kann jede vertragsschließende Partei die Auflösung der Konvention ver langen. Diese Modifizierung soll in dem auf den Empfang durch die anderen Signatarmüchte folgenden Jahre ausgeführt werden. Unter die sen Bedingungen wurde der Vertrag von den anderen Parteien ebenfalls angenommen. Ein neuer englischer Vorschlag London, 31. Juli Der diplomatische Korrespondent des „Ob- servcr" schreibt: Wenn es morgen in Genf zu einem Abbruch kommen sollte, beabsichtigt die englische Regierung, für ein- negatives Abkommen einzutrcten, das die Beteiligten verpflichten würde, während einer bestimmten Periode keinerlei neues Marinepro gram in aufzustellen. Bridgeman und Lord Cecil haben den amerikanischen Ver treter bereits von ihrer Absicht verständigt. Der Hauptpunkt dieses Planes würde der sein, für eine bestimmte Periode eine Grenze festzu setzen, über die hinaus der Neubau großer Kreuzer nicht gehen darf. Die englische Regierung würde sich verpflichten, während der betreffenden Zeit keine weiteren 10 000 Tonnen- Kreuzer auf Stapel zu legen, im Austausch gegen eine amerikanische Zusage, nicht über die eng lische Flottenstärkc hinaus zu bauen, und ein« entsprechende Zusage der Japaner, die Zahl ihrer Kreuzer nicht über das Verhältnis von 3:5 zu England bezw. Amerika hinaus auszudehn n. Wenn sich die Amerikaner hierauf einlaf n sollten, dann werde ein neuer Versuch gema ff werden, einen Marineabrüstungsvertrag zu stande zu bringen. Dr. Reinhold über den Dawesplan Williamstown, 31. Juli In einem Interview mit einem Ver treter der Associated Preß gab der frühere Neichsfinanzminister Dr. Reinhold dem Zweifel Ausdruck, ob Deutschland im stande sei werde, die durch den Dawes plan auferlegten Zahlungen zu leisten. Es sei nicht vorherzuschen, ob die deutsche Wirtschaft die notwendigen hohen Steuern tragen könne; nach der Ansicht Sachverstän diger sei dies zweifelhaft. Gegenwärtig, so führte Dr. Reinhold weiter aus, bestehen keine Schwierigkeiten; auch wird jede deutsche Negierung nach besten Kräften die Erfüllung anstreben, jedoch ist zu berücksichtigens' daß Deutschland nach dem Dawcsplan um die Hälft« mehr zahlen muß, als die gesamten anderen Schuldner-Nationen an Amerika zahlen sollen. MLMümsN vor einer Krisis? Eine Erklärung des Prinzen Carol