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Oas Land -er hun-erijährigen Menschen. Sibirien, das Land, das durch seine große, trockene Kälte bekannt ist, scheint der Boden zu jein, wo die Men schen eine Langlebigkeit erreichen, wie das in Europa nicht der Fall ist. Wie der bekannte sibirische Schriftsteller Wjatkin feststellt, ist die Zahl der Männer und Frauen, die das hundertste Jahr überschritten haben und in Si birien leben, ziemlich groß. Leider führen die russischen Behörden keine Statistiken über die Hundertjährigen, so daß die genaue Anzahl nicht bekannt ist. Der berühmte russische Forscher Ilja Metschnikow war der Meinung, daß das sibirische Klima viel zur Langlebigkeit der dortigen Menschen beitrage und daß in Sibirien die Leute, die ein vernünftiges, normales Leben führen, leicht vas hundertste Lebensfahr erreichen kennen. Der jüngste der sibirischen Methusalems ist 103 Jahre alt. Dos ist der Bürger Osip Jakowlewitsch Uschakow. Dieser hohe Greis lebt gegenwärtig in der sibirischen Kreis stadt Bijsk. Seit seiner Kindheit interessiert er sich für Musik, und ist noch heute ein beliebter Musiker, der gern auf Hochzeiten aufspielt, an Kammermusikabenden teil nimmt; er hat unlängst sein sechzigjähriges Jubiläum als ausübender Musiker gefeiert. Das sibirische Gesundheits amt hat ihn vor kurzem ärztlich untersuchen lassen. Die Kommission Hst ihn als Invaliden zweiten Grades an erkannt und ihm eine staatliche Pension bewilligt. Uscha kow hat diese staatliche Unterstützung abgelehnt und voll Stolz erklärt: „Ich kann auf sämtlichen Instrumenten spie len, ich verdiene genügend Geld und bin auf eine staatliche Unterstützung nicht angewiesen. Aus diesem Grunde kann ich die bewilligte Subvention nicht annehmen." Uschakow ist ein stämmiger, starker Mann und hat erst vor drei Jahren, als er hundert Jahre alt wurde, eine ältere Frau geheiratet. Er.lebt in seiner Ehe sehr glück lich und hofft, daß er noch einen Nachkommen haben wird. Ein weiteres Phänomen dieser Art ist der seinerzeit nach Sibirien verbannte Pole Schebecko. Er ist unlängst in Omsk gestorben, nachdem er 101 Jahre alt geworden ist. Sein ganzes Leben verrichtete er schwere physische Arbeit, fühlte sich dabei aber immer wohl. An seine Gesundheit dachte er nie — er war kein Feind geistiger Getränke und trank gern ein Gläschen Wodka jeden Tag, auch liebte er gern zu rauchen. Als er starb, wurde — auf Veranlassung der Omsker Universität — seine Leiche seziert, wobei fest gestellt wurde, daß er an keiner Arterienverkalkung, son dern infolge Herzschlages gestorben sei. Einen dritten Fall von Langlebigkeit beweist ein Bauer des Kreises Omsk, Andraj Schukow. Schukow ist 112 Jahre alt. Bei der Belagerung Sebastopols wurde er durch tür kische Geschoße einigemal verwundet; ein Granatsplitter traf seinen Kopf; seine Hände und sein Rücken sind durch türkische Kugeln durchschossen worden und seine Füße wur den durch Säbelhiebe und Bajonettstiche verwundet. Als er nach der Krimschen Kampagne aus dem Spital entlassen wurde, kehrte er nach Sibirien zurück, widmete sich zuerst der Landwirtschaft, gab dann diesen Beruf auf und wurde Kleinhändler, später verdang er sich auf einem Schiff als Matrose und ist als Fünfzigjähriger wieder in die alte Heimat zurückgekehrt. Er ist heute vollständig rüstig, kennt keine Atembeschwerden sein Bewußtsein ist nicht getrübt, sein Gehör und Augenlicht sind vollständig normal. Wenn man mit ihm über seine Langlebigkeit spricht, so schmunzelt er und sagt: „Ich will so lange leben wie mein Vater!" — „Wie alt wurde dein Vater?" — „157 Jahre," erwidert lachend der Alte, „er würde vielleicht noch länger gelebt haben, aber in Twer brach unter seinen Füßen das Eis, als er einen vereisten Fluß überschritt ... Er wurde zwar gerettet, erkältete sich aber bei diesem unfreiwilligen Bad so stark, daß er kurze Zeit darauf starb." Schukow inter essiert sich noch heute lebhaft für das politische Leben Ruß lands, er liest täglich — ohne Brille — die Zeitung und be faßt sich viel mit der Jugend. Und endlich noch einen vierten Fall von Langlebigkeit in der sibirischen Stadt Tatarsk. Dort lebt die Bäuerin Jefrosinja Suprotionaja. Diese Matrone ist 119 Jahre alt. Die Langlebigkeit ist in ihrer Familie erblich. Ihre Eltern starben als Hundertjährige, eine Tante von ihr wurde 153 Jahre alt. Die Frau hat jahrelang in Strumpf fabriken gearbeitet, sie ist noch rüstig, aber ihre Gesundheit läßt in letzter Zeit ein wenig nach ... sterben will sie jedoch noch lange nicht. 1 Oer Auserwählte. Eine Ballgeschichte nach einer Anekdote vor hundert Jahren. Die lange und auffallend schöne Gräfin H - war erst wenige Wochen verheiratet. Als sie am Arm ihres Mannes zum ersten Mal im Ballsaal der Kreisstadt erichien, er regte sie ein berechtigtes Aufsehen und alle Tänzer eilten herbei, die schöne Frau um eine Polka oder eine Masurka zu bitten oder gar sich im Walzer mit diesem Stern drehen zu dürfen. Die Gräfin aber fühlte sich nicht recht wohl und hatte deshalb beschloßen, nicht zu tanzen, sondern sie war nur er schienen, um die Gastgeber nicht zu kränken. Sie sah also nur dem Tanz zu und alle Bewerber erhielten höflichen, aber abschlägigen Bescheid. Da hörte die Gräfin, wie ein eitler Zierbengel zu seinen Freunden sagte: „OI Euch hat sie zwar Körbe gegeben; aber was gilt die Wette: mit mir wird sie tanzen!" Keck und zuversichtlich nahte er der schönen Frau und bat sie, mit ihm die Polonäse zu tanzen, die eben begann. Zum größten Erstaunen aller, die vorher abgewiesen wor den waren, reichte die Gräfin dem Stutzer die Hand, machte einige Touren mit ihm durch den Saal und bat dann, sie wieder zu ihrem Sessel zu führen. Triumphierend wandte sich nun der Geck an seine Be kannten: „Nun? Hatte ich nicht recht?" Da beugte sich die Gräfin etwas vor und jagte sehr vernehmlich „Aller dings! Aber wißen Sie auch den Grund, weshalb ich mit Ihnen tanzen konnte? Mein Mann ist ein wenig eifer süchtig und da bat er mich, meine Liebe zu ihm dadurch zu beweisen, daß ich mit keinem tanzte, der seine Eifersucht auch nur im geringsten rege machen könne. Da war aber nun in der ganzen Gesellschaft kein einziger als Sie, mein eitler Freund, der für mich als Tänzer in Betracht ge kommen wäre." D. P. Räisei-Kcke. Wechselrätsel. Es soll mit a den Ausdruck der fremden Trauer künden, Such' u in schöner Gegend, wo wicht'ge Straßen münden, Mit e fließt es in Frankreich und sah auch deutsche Siege, Mit o heischt's viele Kräfte und doch ein fest Gefüge. Kreuzworträtsel. Wagerecht: 2. Fragewort. 4. Insekt, 5. Lebens mittel, 6. Chemische Abkürzung für Aluminium, 8. Drama von Grillparzer, 10 Heimat Abrahams, ll Ausruf, 12. Insel der Ostsee, 15 Abkürzung für dito fdetlo), 16. Che misches Zeichen für Silicium, 17. Neptilienart Senkrecht: 1 Artikel, 2. Klctlerstrauch mit Edel beeren, 3. Geldinstitut, 4 Gleichmort für Leid, 7 Norvisra- elitischer König der Bibel, 8 Gleichwort für böse 8 Binde wort, 13. Dichtungsait, 15 Umstandswort der Zeit. Auslösungen aus letzter 'Nummer. Viersilbige Scharade: Luglochhöhle. Bilderrätsel: „Böse Beispiele verderben gute Sitten".