Volltext Seite (XML)
* Ein antiker Rosenpudding. Im Altertum fand die „Königin aller Blüten" zur Zubereitung kulinarischer Genüsse hervorragende Verwendung. Von Apicius, dem berühmten Gour mand am Hofe des Kaisers Tiberius, ist aus dem Jahre 40 nach Christi Ge burt eine Anweisung zur Zubereitung eines Rosenpuddings der Nachwelt er halten geblieben. Diese Anweisung lautet folgendermaßen: „Man nimmt gereinigte Rosenblätter, schneidet das Weiße am unteren Ende sorgfältig ab, tut die Blätter in einen Mörser und zer stößt sie unter fortwährendem Zugietzcn pikanter Soße. Dann setzt man noch etwa anderthalb Spitzgläser von dieser Soße zu und seiht alles durch ein Sieb. Weiter nimmt man das Gehirn von vier Kalbsköpfen, zieht die Haut ab und streut ein Quentchen feingestoßenen Pfeffer darauf. Man zerstampft dies in einem Mörser, während man wiederum von der pikanten Soße zugießt. Hier auf schlägt man acht Eier aus, rührt sie mit anderthalb Gläsern Wein und einem Glase Sekt um und fügt etwas Ll hinzu. Endlich bestreicht man die Form, in die man die Masse tut, mit Ql und läßt diese backen, daß sie von unten und oben zugleich Hitze erhält. Der Pudding wird dann noch Heitz auf getragen." Diese „Ambrosia" hat nach zeitgenössischen Berichten den Römern und Römerinnen köstlich gemundet. Ob heute nach fast zweitausend Jahren unsere Gaumen sich am Rosenpudding gleichermaßen ergötzen würden, das käme auf eine Probe an. Die Zutaten sind ja alle noch leicht zu beschaffen. * „Menschlichkeit" bei Tieren. Was der Deutsche mit „Menschlichkeit" be zeichnet, ist eine Tugend, die etwa Gutmütigkeit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe zusammenfaßt. Wie es aber Menschen gibt, denen wirkliche Humanität ein Buch mit sieben Sie geln ist, so gibt es andererseits auch Tiere von großer „Humanität". Die Behauptung vieler Tierpsychologen, daß Tierarten bzw. Gattungen existieren, die eine besondere Menschenfreundlich keit nicht nur gegenüber ihrem Herrn, Wärter usw., sondern gegenüber allen Menschen an den Tag legen, hat sich in der Praxis schon viel bewahrheitet, ja, es hat sogar Fälle gegeben, in denen das Tier sich humaner zeigte als der Mensch selbst. Das älteste Beispiel dieser Art lieferte wohl Plinius, der von einem Akt edler Menschenfreund lichkeit von Elefanten zu berichten Weitz. Als König Bacchus dreißig Ge fangene an den Marterpfahl binden ließ, wurde auf seinen Befehl die ! gleiche Anzahl Elefanten auf die armen Festgebundenen losgelassen. Da die Tiere vorher absichtlich ohne Nahrung > gehalten wurden, so rechnete er damit, > daß sich die Dickhäuter auf die Ge- ' fangenen stürzen und sie zerfleischen würden. Aber nichts dergleichen ge- I schah, der Tyrann hatte sich verrechnet. > Obgleich die plumpen Tiere durch alle ! möglichen Reizmittel gegen die unglück- i lichen Märtyrer gehetzt wurden, so i krümmten sie ihnen kein Haar. — Von < den Hunden gelten der Hühnerhund und der Pudel als besonders menschen- I freundlich. Beide sind darum sehr sel ten „auf den Mann" zu dressieren. Sie lieben „Frauchen" und Herrchen", aber vermögen auch in anderen Zweibeinern keine Feinde zu sehen. So sagt Brehm von den Hühnerhunden: „Sie besitzen dieselben leiblichen und geistigen Bega bungen, in der Regel aber ein sanfte res Gemüt, bekunden daher meist noch größere Anhänglichkeit an den Herrn und wissen sich jedermanns Freundschaft zu erwerben". Noch stär ker tritt diese Menschenfreundlichkeit bei den Pudeln in die Erscheinung. Der Tierforscher Scheitlin äußert sich 44*4*4444* 44444*44* * 4 4 Die Mutter. 4 * * 4 Als, aus Eden verbannt, un- 4 * tröstlich Eva sich härmte, 4 4 Schenkte der Herr ihr das Kind, 4 4 daß sie der Tränen vergaß. 4 4 Emanuel Geibel. 4 * 4 4*4 4 4 4 Ein Übelstand ist es, daß die * 4 Mütter ganz gewöhnliche Er- 4 4 scheinungen für etwas Außer- 4 4 ordentliches nehmen; zum Bei- 4 4 spiel die Lebhaftigkeit, unge- 4 4 wöhnliche Streiche, Unbesonnen- 4 * heil, überraschende Äußerungen; 4 4 alles nur charakteristische Kenn- 4 4 reichen jenes Alters, durch die 4 4 es sich am sichersten zeigt, daß 4 4 das Kind noch nichts weiter ist 4 4 als ein Kind. Jean Paul. 4 4 * 4*4 4 * 4 Des Kindes erster Lehrer sei 4 4 die mütterliche Liebe. 4 * 4 4*4 4 4 4 Indem die Mutter für ihr 4 4 Kind arbeitet, arbeitet sie an sich * 4 selbst, an ihrer eigenen Berede- 4 4 lung und Heiligung, und jede * 4 Pflichterfüllung gegen ihr Kind 4 4 ist eine Verschönerung des 4 4 eigenen Jchs. 4 4*4 4 4 4 Die Erziehung der Töchcer 4 4 bleibt den Müttern die erste und 4 4 wichtigste Pflicht, weil sie un- 4 4 vermischt und so lange dauern 4 4 kann, bis die Hand der Tochter 4 4 aus der mütterlichen unmittel- 4 4 bar in die mit Eheringen gleitet. 4 4 Jean Paul. 4 4 * 44***444* ********** über den Pudel folgendermatzen: „Sonderbar ist es, daß der Pudel, je gutmütiger und verständiger und ein ie besserer Hauswächter er ist, desto minder er aus den Menschen abge richtet werden kann. Er liebt und schätzt alle Menschen. Will man ihn etwa gegen einen Menschen reizen, so schaut er nur seinen Herrn und dessen Gegner an, als ob er denke, es könne seinem Herrn nicht möglich sein, ihn aus einen seinesgleichen zu Hetzen." Die gleiche Beobachtung hat auch der vor etwa zwei Jahren verstorbene Tier psychologe Zell in bezug auf die men schenfreundlichen Hundearten gemacht. Seine ausgezeichneten Studien der Hundepsyche schliesst er mit den Wor ten: „So wie bei den Menschen, die geistig am meisten tätig sind, z. B. bei den Gelehrten, sich sehr wenig zu Schlächtern oder Scharfrichtern eignen würden, so scheinen auch die klügsten Hunde keine Freunde von Brutalität zu sein." * „Schorle-Morle." Man weiß, was „Schorlc-Morle" bedeutet: ein je zur Hälfte aus weißem oder rotem Wein und Mineralwasser gemischtes Getränk, das höchst erfrischend wirkt. „Schorle- Morle" — das Wort klingt echt badisch. Aber über seinen Ursprung haben sich die Gelehrten noch nie recht einigen kön nen. Ein Pariser Schriftsteller, Eugene Welvert, behauptet, „Schorle-Morle" fei — aus dem Französischen entstanden. Am Ende des 18. Jahrhunderts stand die französische Rhein- und Moselarmee im Schwarzwald. Sie wurde von General Augereau befehligt, der aus ganz kleinen Verhältnissen stammte. Auch in der hohen Stellung, zu der er durch eigenes Verdienst aufgestiegen war, verleugnete er diesen bescheidenen Ur sprung weder im Umgang noch in der Sprache. Er hatte sein Hauptquartier im besten Gasthof der Stadt Offenburg aufgeschlagen und erschien dort jeden Abend am Stammtisch der angesehensten Bürger der Stadt, um sich mit ihnen bei Speise und Trank in bester Laune zu unterhalten. Augereau pflegte eine Mischung zu trinlen, die er sich mit eigenen Händen bereitete. Bevor er das Glas zum Munde führte, stieß er mit seinen Nachbarn an und versäumte nie hinzuzufügen: „Doujours I'amourl" (Auf die Liebe.) Die Stammgäste des Tisches beeilten sich, dem Beispiel nach zuahmen, indem sie dasselbe tranken wie der Genera! und auch unter sich ihre Gläser mit den Worten: „vousekour I'-,mour!" aneinanderklingen ließen. Doch allmählich fanden sie diesen Trinkspruch etwas zu lang und machten daraus „Sokourlamour" und endlich „Schorle morle". Und dieses Wort, das ihrem Sprachgeist besser angepaßt war, be zeichnet seitdem ein in jener Gegend noch heutzutage sehr beliebtes Getränk. 4 Unter Freskomalerei versteht man das Malen mit Wasserfarben auf noch feuchtem Kalkbewurf. Diese Kunst wurde schon bei den alten Ägyptern ausgeübt. Sie stand zur Zeit Michelangelos und Raffaels in höchster Blüte. Später haben Cornelius, Schadow, Schwindt, Kaulbach usw. aus dem Gebiete der Freskomalerei Großes geleistet. Gchachecke. 8 7 6 L 4 3 2 1 Weiss setzt mit dem dritten Zuge matt. (Auflösung in nächster Nummer.) Auflösung des Rätsels aus voriger Nummer. Vielseitig: Flügel.