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»7^ ^7)^ ?- 2 '2 '2 -S «L.ayGL'L82^LiSST dW Wieder zog er mich an sich. — Arm — reich? Das waren ja gerade die bösen Worte. „Die Sorgen — deine Sorgen — ich habe nichts, kein Geld, keinen roten Heller —" „Die Sorgen?" Seine Arme wurden einen Moment schlaff, dann faßten sie mich desto sicherer. „Lag'heute die Sorgen," sagte er warm. „Die Sorgen find mein. Sei versichert, ich werde schon mit ihnen fertig. Nun ich dich habe, dich, die Allerschönste. Ach du — du —" Kaum konnte ich seiner Zärtlichkeit wehren. Ich hatte Angst. Wir waren hier doch nicht allein. Wenn auch «ein Zimmer bei Geselligkeit nie mitbenutzt wurde und immer zu seiner alleinigen Verfügung stand, konnte doch reden Augenblick jemand eintreten, konnte ihn suchen; ein East konnte sich hierher verirren. „Latz mich gehen!" bat ich. „Schön!" Alexander war gleich einverstanden. Aber nur an meinem Arm. „Sie sollen es gleich alle erfahren, was für ein Elück ich heute abend gefunden habe!" Ich schauderte. Wie würden sie es aufnehmen? Frau von Rathen und die anderen alle? Was für Szenen würde es geben mit der matzlosen Frau! — Das durfte nicht sein, dem durfte Alex sich und mich nicht aussetzen. Mir zitterten die Füße, wenn ich nur daran dachte. Es war auch heute zu viel gewesen, was auf mich eingestürmt. Ich fühlte, ich konnte dem, was kommen mutzte, wenn ich an seinem Arm, als seine Braut aus diesem Zimmer träte, nicht mehr standhalten. ,Laß es sein, Alex; heute noch nicht. Morgen, wenn es denn sein mutz. Laß sie unser Elück nicht gleich antasten!" bat ich dringend. Er überlegte eine Weile. Dann stimmte er zu: „Nun, wie du willst. Vielleicht ist es bester so. Ob wohl — ich schiebe es nicht gern auf. Ich möchte dich gern, je eher je lieber, unter meinem Schutz wissen!" „Ach!" sagte ich unbesorgt. „Wer soll mir wohl heute noch etwas zuleide tun? Bin ich nicht nun gefeit? Außer dem hole ich mir bloß Cerda, bringe sie zu Bett und laste mich auch nicht wieder sehen dann. Meine Rolle ist hier unten doch für heute ausgespielt. Jst's so recht?" „Eewitz, Liebling! Aber dann verlange auch nicht, daß ich mich noch sehen laste. Ich habe eine Menge Arbeit im Kontor liegen, wenn ich mich jetzt noch ein paar Stunden daran setze, habe ich morgen mehr Zeit für dich!" Er küßte mich innig. Einmal und dann noch einmal. „So, gute Nacht, Herzchen — der ist für dich, und den bringst du unserem Kind, unserer Gerda!" Noch ein fester Händedruck, ein tiefer, zärtlicher Blick, und ich eilte hinaus. XIII. Unbemerkt mischte ich mich wieder unter die Gäste. Das junge Paar war nicht mehr da. Sie fuhren mit dem Nord- Süd-Expreß, der gegen ein Uhr nachts die Stadt passierte, und mußten deshalb gegen zwölf Uhr aufbrechen. Ich sah nach meiner Uhr. Wirklich, es war schon spät. Gerda mutzte sofort ins Bett. Endlich fand ich die Kleine halb schlafend auf dem Divan im kleinen Salon. Ich nghm sie auf den Arm, die Last spürte ich kaum in meinem Elücksgefühl, und trug sie hinauf in ihr Zimmer. Oben auf dem schmalen, dämme rigen Gang stieß ich gegen etwas: „Ist da jemand?" fragte ich laut. Aber nichts rührte sich. Und doch hatte ich ganz deutlich die Empfindung, als wäre ich an einem warmen Körper vorbeigestreift. Der Hund? Aber nein, der würde mir entgegenspringen. Behutsam ließ ich Gerda zu Boden gleiten und öffnete rasch die nahe gelegene Tür. In breiter, weißer Bahn fiel das Licht heraus. Mitten in seinem Schein stand Dr. Hiller. „Sie hier?" fragte ich erstaunt. „Wenn Sie gestatten, Gnädigste?" entgegnete er mit häßlichem Lachen. Ich warf einen Blick in Eerdas Zimmer. Da stand an Frau Timms Stelle eines der Stubenmädchen, das junge, hübsche Ding, das ich schon neulich am Fenster beobachtet hatte. Nun war mir Hillers Anwesenheit hier oben etwas erklärlich. Ohne ein weiteres Wort nahm ich Gerda wieder «s den Arm, trug sie hinein und schloß die Tür. Dann be gann ich Gerda auszukleiden und zu waschen. Das Mäd chen, das helfen wollte, wehrte ich ab: „Gehen Sie, ich brauche Sie nicht!" 2 „Nein, Fräulein, wahrhaftig, 's ts nicht io, wie vir ge wiß denken," begann sie sogleich weinerlich. „Ich habe den Hiller, den Herrn Dr. Hiller just im selben Moment erst gesehen, wo Sie kamen — ich —" Was ging mich dies alles an? „Holen Eie Frau Timm!" sagte ich ruhig und bestimmt statt jeder Aniworr. Als Frau Timm erhitzt und atemlos kam - sie harte wieder unten aushelsen müssen — lag Eerda bereits im Bett und schlief. Auch ich war müde; wie ich es Alex versprochen, wollte ich gleich mein Zimmer aufjuchen. „Gute Nacht, Fräulein Lottchen," gab sie zurück. „Nun, war's denn schön? Haben Sie sich auch mal amüsiert heute? Sie sehen ja so vergnügt aus!" Ich nickte ihr zu. „Ach ich — und morgen —" Bald hätte ich ihr alles verraten, ihr mein Herz ausgejchüttet. Doch nein, heute noch wollte ich mein Glück still für mich haben. Morgen war ja auch noch ein Tag Morgen! „Nun, was ist denn morgen los?" fragte die alte Frau freundlich. Ich wehrte ab. „Ach nichts, nichts weiter! Eute Nacht — und auf Wiedersehen!" Glückselig eilte ich hinaus. Ich freute mich auf mein stilles Stübchen, allein mit meinem Glück wollte ich sein — wollte an ihn denken, an ihn allein. An dem Geländer, das oben den Eang nach der Halle begrenzte, blieb ich noch einen Augenblick stehen. Ich schaute suchend hinunter. Vielleicht konnte ich Alex noch einmal flüchtig sehen, noch einen Gruß von ihm erhäichsn. Mit einem Male horchte ich verwundert auf Es war so eine merkwürdige Unruhe da unten Ging man denn schon? So früh? Das war sonst hier nicht üblich. Meist dauerten die Feste bis in den Hellen Morgen hinein. Ich horchte gespannt. Mr. Woods Name war das ein zige, was ich verstehen konnte. Und er kehrte wieder und wieder. Was war es mit dem alten Herrn? War ihm etwas zugestotzen? Besorgt eilte ich die Treppe hinunter. „Was ist denn los, was ist geschehen?" Eben kam Frau von Rathen herbeigestürzt. Einige Damen folgten ihr. Lebhaft gestikulierend fuhr sie herum: „Ach suchen Eie doch bitte, suchen Sie. Mr Woov hat ein kostoares Schmuckstück verloren — mit Brillanten be setzt. Tausende im Wert. — Gerade heute, gerade hier bei mir! Jetzt, wo er nach Hause fahren wollte, merkte er es plötzlich. Er ist außer sich — ich bin außer mir — Lulu. Großer Gott!" „Es wird sich schon finden, wenn er es sicher hier ver loren hat." „Aoer natürlich! Er hat es Lulu doch erst gezeigt bei Tische. Ein großes, goldenes Medaillon!" Sie bezeichnete eine schier unmögliche Dimension. Die Dienerschaft war zusammengelaufcn. Frau von Rathen fuhr die Leute an: „Daß mir keiner von euch das Haus verläßt! Man kann ja nicht wissen — es ist vielleicht gestohlen worden." Die Leute machten bestürzte, gekränkte Gesichter Dann verteilten sie sich eifrig juchend in allen Räumen Sie krochen auf den Teppichen herum, waren in allen Ecken und Winkeln. Wer noch nichts wußte von dem unliebsamen Vorkommnis, erfuhr es durch die Unruhe Peinlich berührt stand Mr. Wood zwischen alledem: „Aber bitte, lasten Sie doch!" bat er wieder und wieder. „Lasten Sie! Wäre es nicht ein mir sehr liebes Andenken, hätte ich ja gar kein Wort darüber verloren. Es wird sich morgen schon wieder finden. — Lassen Sie, bitte, lasten Sie!" Aber Frau von Rathen drückte ihn energisch in seinen Sessel zurück: „Nein, keinesfalls. Sie dürfen mein Haus nicht ver lasten. ehe Sie Ihr Kleinod wieder haben" Der alte Herr tat mir leid. Der Verlust schien ihm wirklich nahezugehen Dabei war es mir entschieden peinlich, wie er jo ganz unbeabsichtigterweije die allge meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Wo hatte er doch bei Tisch gesesjen? Richtig, in einen jener neuen, gradwandigen Sestel mit hoher Seiten- und Rückenlehne. Vielleicht war das Schmuckstück dort zwischen die Polsterung geglitten. (Fortsetzung folgt.f süieiden scheinst > erwartet mit dem romanti