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Treue Stätte, wo ich weinte An dem ersten offnen Grab! Erste Freuden, erste Schmerzen, Die bewegt des Kindes Brust: Tiefer wurzeln sie im Herzen Als des Mannes Weh und Lust! Heimat, Heimat, süßes Träumen, Heimat, Heimat, liebstes Glück, Ja, nach deinen trauten Räumen Zieht es mächtig mich zurück. Paul Möbius Fremd in der Heimat In der Heimat war ich wieder, Alles hab' ich mir besehn, Als ein Fremder auf und nieder Muht' ich in den Straßen gehn. Nur im Friedhof fern alleine Hab' ich manchen Freund erkannt, Und bei einem Leichensteine Fühlt' ich eine leise Hand. Martin Greif Heimat Wenn in flammenden Gluten Himmel uno Welt verschwimmt. Wenn der Abend die Erde Sanft in die Arme nimmt, Wenn das Blümlein sich müde Nieder zum Schlummer beugt Und im Walde der Vöglein Muntres Gezwitscher schweigt, Steh' ich gar manchmal im Golde, Sinne und bete für mich: Heimat, du wunderholde, Heimat, wie lieb' ich dich! Eugenie Kindler Der unruhigste Vagabund sehnt sich zuletzt wieder nach seinem Vaterland, und findet in seiner Hütte, an der Brust'seiner Gattin, in dem Kreise seiner Kinder, in den Geschäften zu ihrer Erhaltung die Wonne, die er in der weiten Welt vergebens suchte. Goethe * Die Freuden, die in der Heimat wohnen. Die suchst du vergebens in fernen Zonen. Mahlmann Sprüche Die Natur ist keine Vorratskammer, keine Studierstube und kein Betschemel, sondern unser aller gemeinsame Heimat, in der ein Fremdling zu sein, jedermann Schande und Schaden dringt. Rohmäßler Wir erweisen unseren Vorfahren eine schickliche, vernünf tige, männliche Ehrfurcht nicht durch ein abergläubisches Fest halten an dem, was sie unter anderen Umständen taten, son dern dadurch, dah wir tun, was sie in unserer Lage getan haben würden. Macaulay. An unsrer Väter Taten Mit Liebe sich erbau'n, Fortpflanzen ihre Saaten, Dem alten Grund vertrau'n,' In solchem Angedenken Des Landes Heil erneu'n; Um unsre Schmach sich kränken, Sich unsrer Ehre freu'n: Sein eig'nes Ich vergessen In Aller Lust und Schmerz: Das nennt man, wohlvermessen: Für unser Volk ein Herz. Uhland Wer fich mit Stolz nennt Bürger dieser Stadt, Dem gilt ihr Name schon zur Zier und Würde. Wer dieser Stadt sein Glück zu danken hat, Der trage gern zum Dank auch ihre Bürde. * Dem Wandersmann gehört die Welt In allen ihren Weiten, Weil er kann über Tal und Feld Co wohlgemut hinschreiten. Rückert Im Rom, Athen und bei den Lappen, Da späh'n wir jeden Winkel aus, Dieweil wir wie die Blinden tappen Umher im eignen Vaterhaus. Simrock * Wen sehnsüchtiger Drang nach Lvundern der Ferne hin. austrieb, Lernt in der Fremde — wie bald — innigstes Heimat- gefühl. Geibel GeMtrin-MchrWen Reif zu der Lessern Welt erhebt sich seine Seel« und erndtet ewig dort des Himmels Freuden ein. Das Kleid der Sterblichkeit verschliesset diese Höhle, doch sein Gedächtnis wird bey uns ein Segen seyn. Hohenstein-Ernstthal, alter Trinitatis- friedhof. Grabstein des Zeug-, Lein- und Wol lenwebers Johann Georg Wolf in Ernstthal, ge- storben 29. Juni 1799. Hier ruht ein alter Kriegsgenoß; der Feind gewaltig nach ihm schoß! Viel Hunger, Noth und Kält' er litt; denn er war einst in Polen mit. Er zog auch mit nach Oestreich aus und tauschte friedlich dann zu Haus nach langem Kriegeszug das Schwert noch mit dem Pslug. Nach viel Arbeit fast Tag und Nacht ward er nun hier zur Ruh' gebracht, und dankbar setzen auf sein Gebein sein' Frau und Kinder den Leichenstein. Lugau. Grabstein des Gutsbesitzers Johann Gottlieb Schraps, gestorben 1858. * Mein Wanderer, stehe still! hier liegt der Ueberrest Von Einem lieben Weib, das selbst am Engellfest Durch Engel! abgeholt und in den Engell Orden Nebst Ihren Kindern ist den Engelln gleich geworden. Kaufungen. Grabstein von Johanne Sophie Lyngaeus geb. Freiberger, gestorben 29. Sep tember 1733. Hier ruhet onder diesen Stein Des Jägermeisters Töchterlein Katharina Chrispina genandt, Jesu Christo alzeit wolbekant. Her Jesu Dir leb ich, Dir sterb ich Dein bin ich tott vnöt lebendich. Rabenstein. Grabstein der Katharina Chrispina von Karlowitz, gestorben 3. April 1621. Vergänglichkeit, wer kann dich ohne Schauer drucken, Du bist das Grab, worein man alles sieht versenken. Mit unumschränkter Macht reißt uns der Strom der Zeit Ins grenzenlose Meer der langen Ewigkeit. Hohen st ein-Ern st thal, alter Trinitatis- friedhoj. Grabstein des Bäckermeisters Salomon Friedrich Lohse in Ernstthal, gestorben am 39 Juli 1790.