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BeUa-e Mm Hshe«sts«r- Ernftchar-v Taset^rit ««L M«)«isev Das Hohenstein-Ernstthaler Handwerks- und Jnnungswesen Unsere Stadt hat seit ihrem Bestehen immer einen rührr- gen Handwerkerstand aufzuweisen gehabt, der mit regem In teresse an Len Geschicken der Stadt und ihrer Einwohnerschaft teilgenommen hat. Die Schaffung neuer Handwerkergesetze, die eine Neuorganisation des Innungswesens, den kleinen Befähigungsnachweis, sowie geregelte Verhältnisse für das Meister-, Gesellen- und Lehrlingswesen brachten, gaben dem Handwerk neue Wege für seine Entwicklung. Mit Inkraft treten dieser Reichsgesetze (1881) trat neues Leben ein und die vorsichtig geleiteten Innungen unserer Stadt übernahmen die neueingefllhrte Innungsform, die Zwangs-Innung (seit 1886) und konnten sich dadurch ihre bestehenden Einrichtungen, Fachschulen, Fachklassen usw. erhalten. Von den alten Innun gen löste sich die der Strumpfwirker (gegründet 1739) auf. Die Schuhmacher-Innung besteht seit 1537, ihr folgten bald darauf die übrigen großen Handwerke: Weber (1538), Bäcker (1604), Fleischer (1639), Tischler, Schlaffer und Glaser (1649), Buch binder, Bezirk Glauchau (1753, seit 1900 Zwangsinnung), Schneider (1774), Dachdecker, Bezirk Glauchau (1855, seit 1922 Zwangsinnung), Maler und Lackierer (1924), Friseure und Perückenmacher (1926). Das Gründungsjahr der „Wagner"- Zunft ist nicht genau festzustellen. Aus einer Urkunde, die Herr Stellmachermeister August Dietrich, hier, besitzt, geht hervor, daß seine Stellmacherei (neuer Name für Wagnerei), im Oktober 1807 gegründet worden ist. Andere wichtige Innungen unserer Stadt haben sich im Laufe der Zeit auf gelöst, sind wieder neu gegründet worden oder haben sbch mit verwandten Berufen vereinigt. So ist die Echneiderinnung viel älter als angenommen wird. Innungsartikel der Bött cher, Töpfer, Sattler und Tapezierer, der Hutmacher, der Schönfärber wurden bei der hiesigen Stadtbehörde wiederholt eingereicht. Es ist jedoch nicht festzustellen, wieviele Jahre diese oder jene Innung bestand, da die früheren Akten nicht mehr vorhanden sind. Die Aufzeichnungen der Huf- und Nagelschmiede, Wagner und Gestellmacher vom Jahre 1620 sollen beim Brande des Rathauses 1674 mit vernichtet worden sein. Daß die Sattler und Riemer in u-se^er Stadt schon Jahrhunderte ansässig sind und ihr Handwerk ausüben, be weist u. a. das 100jährige Bestehen der Sattlerei Klin-^ kicht, Centralstraße. Mit eiserner Strenge hielt das Handwerk darauf, daß, wer Meister werden wollte, die weite Welt gesehen haben und gewandert sein mutzte. Ein Gewerbe, das un 18. Jahrhundert aufzublühen be gann, ist das der Färbe r. Don diesem hören wir, daß der Schön- und Schwarzfärber August Heinrich Dietrich in Hohen stein im Jahre 1764 vom Grafen zu Glauchau die Konzession „zur Erbauung einer neuen Kunst-, Schön- und Schwarzfarbe im Städtchen Hohenstein" erlangte. Bis zum Jahre 1895 war die Wechslersche Färberei an der Dresdner und Breiten Straße einer der ältesten Zeugen der chemischen Gewerbe, heute sind es noch die Beckertsche und Echeibnersche Färberei, die sich mit dem Färben von rohen Garnen, Woll- und Baum wollwaren beschäftigen. Der durch die Weberei erforderliche Bedarf an Garnen hatte zur Folge, daß auch zwei Spinne reien hier errichtet wurden: die Stocksche (1817) im ehe maligen Hechtschen Hause an der Dresdner Straße und die Sewaldsche (1827) in der früheren Lieberknechtschen Fabrik am Bahnhof. Die Stocksche ist 1879, die Sewaldsche Spinnerei im Jahre 1881 eingegangen. Im Jahre 1905 wurde derJnnungsausschuß ins Leben gerufen, dem sofort alle damals bestehenden Innungen beitraten. Seit dieser Zeit hat das Hohenstein-Ernstthaler Handwerk an allen Veranstaltungen, die das Handwerk an geben oder seine Interessen berührten, lebhaften Anteil ge nommen. Es hat seine Vertreter in alle gewerbliche Ange legenheiten regelnden Körperschaften sowie in die städtischen Kollegien entsandt, hat bei allen Wahlen für wirtschaftliche Vertretungen immer geschlossen seine Interessen wahrge- nommcn. Das Handwerk hat aber auch immer Sorge getragen, einen guten Nachwuchs auszubilden. Aus der im Jahre 184 r vom Gewerbeverein Hohenstein ins Leben gerufenen Handwerker-(Conntags-)Schule ging eine städtische Gewerbe schule hervor, die sich in eine Handels-, Web- und Wirkabtei lung und in eine Abteilung für zeichnende Gewerbe gliederte. Die bestehenden Webschulen von Hohenstein und Ernstthal wurden 1898 zu einer vereinigt, das bedingte die Einverlei bung Ernstthals zu Hohenstein. Mehrere Ausstellungen von Gesellenstücken, Lehrlingsarbeiten und gewerblichem Schul wesen gaben Zeugnis von der geleisteten Arbeit. Ein großer Mangel zeigte sich mit der Zeit in den räumlichen Verhält nissen. Weder das ehemalige Waisenhaus, noch das Schulhaus und Stadthaus genügten, um die vielen Maschinen aufstellen zu können, die zum praktischen Unterricht benötigt werden. Diesem Uebelstand ist nun abgeholfen worden durch den An kauf der Wächtlerschen Fabrik, in welcher nach erfolgtem Um bau die Textilfachschule und Gewerbeschule geeignete Räum«