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/ dem dem läut ein: daß der lauflahme Nierzehnender Und zu Exzellenz von Dielfurth ge- „Jch habe nämlich im September pflegteres Freiwildbahnrevier finden Sie in Deutschland schwer lich, achtzigtausend preußische Morgen, davon dreiviertel Wald — —" er brach ab, denn Hubertus mar herangetreten und und Raubwild, es sei denn, kommt." Herr von Reppin lächle. „Mein Vierzchnender?" wendet, sagte er erklärend: denke, wir schaffens in einer Stunde, die Schlitten warten an der Herzogswalder Landstraße." Dann trat er zu den anderen Her ren, die neben der Strecke standen. General der Kavallerie a. D. Exzellenz von Dietfurth er zählte zum viertenmal die Geschichte der Doublette auf die beiden Ueberläufer, Landrat von der Osten-Sacken aus Herzogswalde trat frierend von einem Bein aufs andere. Amtsrat Regendank, der seit einem Vierteljahrhundert die Domäne Markersdorf be wirtschaftete, war mit Herrn von Kleist auf Sörnewitz in ein Gespräch vertieft über die Kalistickstoffdiingung, und Herr Hans von Reppin auf Reppin ließ sich von dem Diener, der die Schüs seln und Flaschen und Teller in strohgepolsterte Körbe packte, noch ein Elas Rotspon geben. Graf zur Egede zog sein Taschenbuch. „Darf ich um Angabe der Strecken bitten, Exzellenz?" „Zwei Ueberläufer." lüfteten den etwas ausgebleichten graugrünen Filzhut mit Kranz von Schnepfenfedern und dem bereiften Gamsbart. „Wenn ich bitten darf, Onkel? Weidmannsheil!" „Weidmannsdank, lieber Junge!" Graf Plaun winkte Landrat zu: „Auf nachher!" „Hier drin werden die Leute schwer vorwärts zu bringen sein, namentlich bei dem Schnee, die ganze Dickung ist mit Ginster, Brombeeren und Wacholder verfilzt!" „Tja, — na, wir haben je noch die Hunde — —" Auf dem Erenzweg stand di« Treiberlinie schon ausgerichtet, enn ich dann bitten darf, meine Herren, an die Ge wehre!" Hubertus Wildgraf zur Egede, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf der Standesherrschast Drehna mit Langenau, Karlsdorf und Döberitz, reckte seine mächtige, breit schultrige Gestalt höher in den Hüften und ein kurzer, scharfer Blick blitzte aus den grauen, unter buschigen Brauen liegenden Augen hinüber nach den Treibern, zwei Dutzend verwetterten derben Gestalten, neben denen die vier Revierförster Voigt, Mer tens, Jendriczek und Blaha standen. Der Drehnaer Jagdleiter, Oberförster Stephan, hielt die Karte in den Händen und gab die Instruktionen aus: „Wir treiben also die Steingabeldickung von der Grenze her nach Jagen l-l, die Koppel wird erst dann gelöst, wenn der Trieb angeblasen ist, und keinen unnötigen Lärm machen. Es genügt, wenn ab und zu ein Zweig geknickt wird, die Sauen sind bei dem Frost ohnehin rege." „Der letzte Trieb?" fragte Graf Heinrich Plaun auf Plaun und zündete sich umständlich eine schwere, schwarze Importe an. — Jau—au—au!" Donnerwetter, da schien ein alter Einzelgänger bei der Nolte zu sein, na, — ob der wohl herauszubringen war? Wieder zwei schneedumpfe Schüsse — noch einer und jetzt der tiefe Hals des Packers, drohend, zornwütig — also hatte Mer tens den „Wotan" doch geschnallt, na, dann würde wohl bald Leben in die Bude kommen, denn der Rüde brachte auch das stärkste Hauplschwein auf den Trab! — Ein schmaler, roter Srrich huschte über die Schneise, im Nu hatte Hubertus d'e Büchse am Kopfe, — nein, mochte der Erz schelm seinen Balg diesmal in Sicherheit bringen, wo der Fuchs wechselt, kommt auch der Keiler. Drinnen im Bestand, ein Knacken, Brechen und Anstreichen: Sekunden, die sich zur Ewigkeit dehnten! Und nun schob es sich heraus: grau, massig, mit hochaufgerichteien Federn in, Kamm, die vier Nevierförster hatten immer sechs Mann zwlschen sich verteilt. „So!" Graf zur Egede ging bis zu einer kleinen Anhöhe, „hier können wir bleiben, ich schieße nach rechts, Sie nach links Dann, hob er die Hupe und blies das Treiben an. Die knirschenden Tritte, das Knacken und Brechen der Zweig« waren verstummt. — Tiefe, traumhafte Stille ringsum, kein Laut, — Schweigen im Winterwalde. Nur das kleine Rinnsalim Grunde, plätscherte leise, hurtig schoß das kristallklare Wasser über moosbewachsene Blöcke, mit feinem Klingen klirrten die dün nen Schollen des Nandsises aneinander. Hubertus schob die Messingpatronen mit den Hohlspitzgeschos sen in die Läufe feiner neun Millimeter Doppelbüchse, dann stand er regungslos, drückte sich enger an den knorrigen Stamm der alten Steineiche. Das Licht erlosch. Leiss, lose breitete die beginnende Dämme rung ihre traumesschweren Schwingen über Forst und Flur, spann unsichtbare Schleier über Busch und Baum. „Pang! Peng! Pang!" Das muß drüben gewesen sein, wo der Amtsmann und Herr von der Osten standen, denn nun klang auch der Helle Hals eines Hundes herüber: eine zweite Bracke fiel mit glockenklarem Ge- Jhrer alten Perkujsionsbüchse meinen ersten Bock geschossen!" „Ob ich das noch weiß, Herr Graf!" Stephan schmunzelte: „War ein sehr braver Sechser mit sechsundzwanzig Zentimeter Stangenhöhe, die Krone bekam dann eine bronzene Medaille." „Ja, aber eigentlich, wenn ich so mein Jagdtagebuch durch blättere, die Strecken sind lächerlich gering, ganze elftausendzwei hundertachtundachtzig Stück Wild in fünfundzwanzig Jahren!" „Aber was für kapitale Trophäen darunter!" meinte Herr von Reppin. „Und alles in freier Wildbahn!" „Stimmt, die Menge macht's nicht, — Hänschen, bleib gleich I mal hier, die Schneise ist zwar verdammt schmal —" „Werd's schon schaffen, mein Alter, na Hals- und Beinbruch!: Die Herren bogen uv, die vorspringende Dickungsecke. „Herr Landrat vvn der Osten und Herr Amtsrat, Sie stellen sich am besten an Rücken, über den Kahlschlag hin haben Sie ja I genügend freies Schußfeld, die Sauen nehmen gern den Wind wurf drüben an, wenn das Treiben abgeblajen ist, bitte ich direkt nach dem Wegweiser an der Herzogswalder Landstraße zu gehen." Amtsrat Negendank rammte die eisenbeschlagene Spitze seines ! Jagdstuhles in den festgefrorenen Boden. „Und wo steht Herr von Kleist?" „An der Schmalseite " Violette Lichter zitterten über den Schnee hin, purpurrote, okergelbs, maitgrüne und orangefarbene Streifen säumten den westlichen Horizont, und wie ein huschender Schatten geisterte ein graubraunes Sperberweibchen durch das Unterholz. „So, Jochen, mach's gut?" Hubertus drückte seinem ehemali gen Regimentskameraden, Joachim von Kleist, die Hand, dann beugte er sich vor: „Heute abend legen wir noch 'ne kleine Bank, ganz solide natürlich " Der Sörnswitzer Majoratsherr behielt sein Einglas im Auge und lächelte. „Kenn' ich schon, mein Kerlchen!" Dabei schlug er auf die linke Brusttasche seiner Joppe, unter der sich ein längliches Vier eck abzeichnete. „Ich habe mich vorgesehen für alle Fälle!" Stephan strich über seinen graumelierten, bis zur halben Brust reichenden Vollbart: einen ganz Kapitalen angebleit, — leider, der Hirsch würde im nächsten Jahre doch zurücksetzen." Die Treiber hatten die offenen Holzfeuer gelöscht und gingen nun die lange B-Schneise hinunter, leise jaulten die stämmigen, rauhhaarigen Dachsbrncken und nur der Packer, ein riesiger Rüde, Kreuzung zwischen Dogge und englischem Bloodhund, schritt bedächtig neben Mertens her. Graf Plaun bot dem Landrat eine seiner Zigarren an. „Ver suchen Sie die mal, langt für 'nen gan.zen Trieb." „Danke sehr, Erlaucht, übrigens, ich bin nämlich zum ersten mal als Jagdgast in Drehna, woher kommt eigentlich der Titel Wildgraf? Ich dachte erst, es sei ein Spitzname —" „Nee, sehen Sie, das is noch so ein alles Ueberbleibsel von anno Tobak. Wildgrafen, Pfalzgrafen, Naubgrafen waren ur-I sprünglich Vasallen der reichsfreien Fürsten im Gegensatz zu den Landgrafen, Markgrafen und Burggrafen, die reichsunmittel bar blieben. — Aber hier paßt der Name wirklich, denn ein ge-s »ot des Gesichtes abstach. „Herr Landrat von der Osten?" „Ein Alttier!" „Ich dito!" schmunzelte der Amtsrat. Herr von Kleist klemmte das Einglas fest. „Lin zweijähriger Keiler?" „Und du, Hans?" . Einen Ueberläufer!" Nun kam auch der Oberförster heran: „Voigt und Mertens haben je ein Schmaltier, ich ein Alt tier zur Strecke gebracht." „Sehr schön, und ich zwei Füchse. — Hat einer der Herren ein Stück angeschweißt? Nein? Also, — wenn ich dann bitten darf, mir zu folgen? Und geschossen wird nur auf Kahlwild, Sauen J'Ü — J'Ü — J-lf — Jaff — Jiff — Ziff — kleinen boshaft funkelnden Lichtern, elfenbeiniveißschimmernden Gewehren und gekrümmten Haderern „Pang!" Der harte, peilschenhiebartige Knall zerriß jäh die Stille, lang nachhallend zerbrach sich das Echo an der geschlossenen Maner des Hochholzes. — Für den Bruchteil einer Sekunde knickte der Basse zusammen, schlug um und wollte die Dickung wieder an- nehmen. Da blitzte das Mündungsfeuer des zweiten Schusses auf, mit dein Gebrech pflügte das Hauptschwein den Schnee, gischtender Schaum, vermischt mit Hellem, blasigem Lungen schweiß, flockte herab, klatschend, in ohnmächtiger Wut wetzte dec Keiler die breiten, gelblichen Gewehre, blieb auf der Hinterhanr sitzen. Ein Schatten flog heran, im nächsten Augenblick hatte „Wo tan" den todwunden Vassen am Teller gepackt, versuchte ihn zu Boden zu reißen. Oberförster Stephan hob die Mehrladebüchse. „Lassen Sie!" Graf zur Egede sprang zwei Schritte vor, ein mattes Aufblitzen, dann fuhr die blanke Klinge des Hirsch fängers hinter den verharzten Schild des Hauptschweines — lautlos brach der Keiler zusammen, noch einmal schnellten die seh nigen, muskulösen Läufe durch die Luft, ein smaragdgrüner Hauch breitete sich über die Lichter, stumm und ritterlich wie es ge kämpft hatte, war das wehrhafte Wild verendet. — „Weidmannsheil!" Auf dem abgezogenen Hut überreichte der Oberförster seinem Jagdherrn den Bruch: „Vier Zentner hat der Kerl gut und gern!" Hubertus strahlte. „Ja, es ist mein Stärkster, weiß Gott, wo der hergekommen sein mag, na, bis wir den auf dem Wildwagen haben!" (Fortsetzung folgt) Durch die Kronen der Kiefern fielen schräg die Strahlen der tiefstehenden Sonne, warfen schwere, schwarze Schlagschatten auf den Schnee und ließen die rauhen, rissigen Stämme gleich po liertem Kupfer aufleuchten. Droben im Gezweig nestelten, mit den Köpfen nach unten, ein paar Kreuzschnabel, krätschend strich im Bogenflug ein Eichelhäher über die Schneise, daß man die blaugebänderten Schwingenfedern erkennen konnte. Exzellenz von Dietfurth stakelte steifbeinig neben dem Jagd herrn her: „Sagen Sie mal, es ist ja indiskret, aber so'ne Jagd muß doch 'ne unheimliche Stange Geld kosten?" Graf zur Egede lächelte. „Ganz billig hat man das Vergnügen freilich nicht, dafür lebe ich auch sonst ziemlich bescheiden, halte mir keinen Rennsiall, kein Auto —" „Na, es gibt schließlich noch andere Passionen — in Ihren Jahren —" „Nicht, daß ich wüßte: Mir genügen Wild und Wald voll kommen, — wollen Exzellenz bitte gleich hier stehen bleiben und nur nach links schießen!" „Danke sehr!" — etwas verdutzt sah der alte Herr Huber tus nach. Doch da trat auch schon der dicke, joviale Amtsrat heran. „Exzellenz, wenn ich mir erlauben darf, darauf aufmerksam zu machen. Graf zur Egede hat gegen seine Frau die Scheidungs klage eingereicht " „Ei, Donnerwetter ja, daran habe ich im Augenblick wirklich nicht gedacht, na, da bin ich ja schon ins Fettnäppchen getreten" , Hubertus hatte den Oberförster untergehakt. „Und ich einen zweijährigen Keiler," meldete Graf Plaun, „Wollen wir beide den Nückwechsel nehmen? Ja? Wissen Sie, dessen weißer, wehender Schnurrbart seltsam von dem Bordeaux- > dort auf dem Grenzweg habe ich als dreizehnjähriger Bengel mit .Jawohl." Hubertus griff nach seiner Doppelbüchse. „Ich Blun berick Blüb Stad