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IlNÜLMiM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. 77. gahrg. Rr. 135 Montag, den 13. Juni 1927 BtiuaSvreiS dalbmouaUich 80 Goldvteanlae eiulLlteblick» rräaerlvbn. Wiederaufnahme der 8 ! 2) UN na l r 3 A » 3 » s, s Bains in Genf ein. Vand.cr velde und Zaleski werden gleichfalls heute abend in Genf erwartet. Im Laufe des Vormittags stattete der Pari ser Botschafter v. Hoesch, der gegenwärtig zur Erholung in Bad Evian weilt, Dr. Stresemann einen Besuch ab. Für heute ist zunächst im Laufe des Abends eine Besprechung zwischen Dr. Strese mann und Briand vorgesehen. Ob -er eng lische Außenminister heute abend mit Dr. Strese mann zusammentreffen wird, steht zur Stunde noch nicht fest. Man nimmt an, daß bereits in der ersten Unterhaltung zwischen Dr. Strese mann und Briand der Modus der Inspektion der zerstörten O st f e st u n g e n zur Erörterung ge langen wird. Die Neichsregierung hat, wie mit geteilt wird, am Sonnabend der Botschafterkon- erenz offiziell die Durchführung des Restepunkt- abkommens über die Zerstörung der deutschen Ostfestungen notifiziert. Auf Grund dieser for mellen Anzeige werden nunmehr die Erörterun gen über die Inspektion der Zerstörungen ausge nommen werden. Es muß hierbei nachdrücklichst darauf hingewiesen werden, daß eine irgendwie geartete neue Kontrolle durch die Alliier ten nicht !m Nahmen der in den letzten Jahren zwischen Deutschland und Frankreich geschlossenen Verträge liegt. Insbesondere muß eine Beauf tragung der Jnspektionskommission des Völker bundes mit der Prüfung der Zerstörungen grundsätzlich abgelehnt werden. Die be sehenden Vertragssysteme dürften keine Veran lassung geben, den Bericht der Reichsregierung über die durchgeführten Zerstörungen anzuzwci- eln. In welcher Richtung die heute beginnen den Verhandlungen verlausen werden, ist gegen wärtig noch nicht zu übersehen, jedoch rechnet man vielfach damit, daß eine Uebcrtragung der Aufgaben an die Militärattachees der alliierten Botschaften in Aussicht genommen werden wird. Die eigentliche Tagung des Völkcrbundsrates wird am Montag vormittag 11 Uhr mit einer geheimen Sitzung beginnen, in der neben der Festsetzung der endgültigen Tagesordnung -er Antrag der litauischen Regierung auf Vertagung der m e m e l l ü n d i s ch e n Beschwerde er örtert werden wird. Anschließend findet eine öffentliche Sitzung statt, a'us der acht Punkte verhandelt werden dürsten, u. a. die Aufhebung der Danzig auft erlegten Beschränkung des Flugzeugbaues, die Ernennung des Präsidenten -es gemischten Danzig-polnischen Schiedsgerichtshofes für das Tabakmonopol, die Durchfuhr von Kriegsmate ¬ rial durch Danzig sowie der Antrag -er eng lischen Regierung auf Herabsetzung der Zahl der Ratstagungen. Die Beschwerde der memellän dischen Bevölkerung wird nach den bisherigen Dispositionen in der Dienstag-Sitzung zur Er örterung gelangen. WS § L den läßt und richtet daher an den Völkerbunds« rat nicht die Bitte, diesen Fall einer Prüfung zu unterziehen, da er, für sich betrachtet, nicht zur Begründung der Anwendung des Artikels 12 des Völkerbundspaktes ausreicht. Gleichwohl steht die südslawische Negierung, falls der Nat der Meinung sein sollte, daß diesem Zwischenfall im Zusammenhang damit und in Beziehung zu an deren Umstünden ernstere Bedeutung zukommen könnte, zur Verfügung des Rates zwecks Erwä gung und Prüfung dieses Probleines in seiner Gesamtheit, unter Einbeziehung des vorliegen den Zwischenfalles. Eise -rutsche Wurm«« an Moskau Eigene Dragt meld« na Berlin, 1.1. Juni Das Blutgericht i n M o s k a u, das sei nen Ausdruck findet in dem Rückfall verschärften Terrors gegen politisch Andersdenkende, und die Hinrichtung von Anhängern des zaristischen Sy stems löst auch in Berliner politischen Kreisen den größten Unwillen aus. Man erklärt hier, -atz cs durchaus nicht unwahrscheinlich sei, daß die Stimmung, die die Moskauer Regierung durch diese Hinrichtungen schafft, sich zu Gunsten der antirussischen Politik Englands in anderen Län dern auswirken muß. Wie wir von diplomati- cher Seite erfahren, ist in Gesprächen maßgeben der deutscher Persönlichkeiten mit dem russi schen Botschafter Krestinski und dam russischen Volkskommissar für Auswärtiges, Tschitscherin, in nicht mißzuvcrstehender Weise darauf hinge wiesen worden, daß auch die Neichsregierung den Rückfall der Moskauer Regierung in den ver schärften Terror nicht gebilligt, und in Deutsch land infolgedessen sehr leicht eine antirussische Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht«, des Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Bewegung einsetzen könne. Wie man hört, soll Tschitscherin zum Aufdruck gebracht haben, daß er sofort nach seiner Rückkehr nach Moskau eine Konferenz der maßgebenden Instanzen eiubcru- bcn wolle, um eine eingehende Untersuchung über die Mafsenhinrichtungen vorzunechmen. Man glaubt, daß jetzt auch in Frankreich ein Stimmungsumschwung gegen Sowjetrußland eintreten wird und sehr leicht zu einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Moskau füh ren kann. Wie ernst die Lage ist, geht schon dar aus hervor, daß die in Paris erneut ang-Zetzten französisch-russischen Schuldenverhandlungcn nach den Kommentaren der maßgebenden Pariser Presse zu keinem Erfolge führen werde. Jeden falls wird Frankreich jetzt derartige Forderun gen stellen, die von der sowjetruffischen Delega tion nicht angenommen werden können. Was der Aufenthalt Tschitscherins in Berlin betrifft, so bezweckt er vor allem, in Fühlung zu treten mit dem maßgebenden deutschen Wirt- chaftskreisen, um hier festzustellen, ob die russi- chem Ausfuhrprodukte, die bisher nach England gegangen sind, in Deutschland untergebracht wer den können. Als Gegenleistung hat Tschitsche rin die Bestellung deutscher Jndustrieprodukte, vor allem von Maschinen für die russische Indu strie und die Landwirtschaft, in Aussicht gestellt. Die Finanzierungsfrage ist naturgemäß sehr chwierig, da Rußland es vermeiden will, die ausländischen Lieferungen in bar zu bezahlen. Die Verhandlungen mit Tschitscherin, zu denen auch führende Vertreter der aus London ausge wiesenen russischen Handelsgesellschaft „Arvos" hinzugezogyn worden sind, bezwecken jetzt, ge wissermaßen einen Austauschverkehr deutscher und russischer Produkte in die Wege zu leiten. Die südslawische Note an den Völkerbund Genf, 12. Juni Die von der südslawischen Negierung dem Ge neralsekretär -es Völkerbundes überreichte Note betreffend den südslawisch-alba nischen Zwischenfall wurde heute abend bekanntgegeben. Sie enthält neben einer Dar stellung des Zwischenfalles Euraskowitsch vom südslawischen Standpunkt aus folgende Schluß wendung: Die südslawische Regierung ist der Auffassung, daß Artikel 12 des Völkerbundspak tes sich auf den vorliegenden Fall nicht anwen- Der Preis der «Inlvulttoeo S nietgen,eile detriial 18, der Reklame»etle 48 Goldvtenxtae. Fllr den Nawwel» werde» 18 Goldvfennlge berechnet. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, TirschHeim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. nen Realsteuern gleichfalls dem Reiche zu über tragen und auf Grund von jedesmaligen Finanz ausgleichen die Ansprüche der Länder auf einen gewissen Anteil zu beschränken. Diese Bestre bungen haben namentlich in Bayern große Er regung ausgelöst, um so mehr, als diese vorge sehene Neuregelung versassungsändernden Charakter hat und einer Zustimmung des Reichstags der Zweidrittelmehrheit bedarf. In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß, um den Gedanken der Arbeitsgemeinschaft mit der Bayerischen Volkspartei zu verwirklichen, das Zentrum darauf hinwirken wird, den vcr- fassungsändernden Charakter dieser Bestimmung zu beseitigen. LZ K 8 AZ Chamberlin und Levine die sich immer noch in Berlin feiern lassen am heutigen Montag über München r. SSL Vie Genfer Ratstagung Gens, 12. Juni Neichsaußenmiuister Dr. Stresemann ist in Begleitung des Staatssekretärs Schubert heute vormittag von der Musiknusstellung in Frankfurt am Main in Genf einzctrosfcn. Gleich falls traf heute vormittag der französische Außen minister Briand in Begleitung -es Völker- bun-srcferenten Graf Clauzcn und des Kabi nettschefs Dr. Leroy in Genf ein. Der englische Außenminister L h a mb erlain traf heute nachmittag um 5 Uhr im Auto aus Aix-les- 8T ß kV M Z' LI.» s s ZZ -r ss-s s* « - 3 2 I Z 2. m parlamentarischen Arbeiten von unterem Berliner Vertreter Berlin, 1.1. Juni Der Reichstag nimmt am Dienstag dieser Woche seine Arbeiten wieder auf. Den Sommer beratungen des Plenums liegt ein umfangrei ches Programm zugrunde. Zunächst wird sich -er Reichstag mit dem sogenannten Kriegs-! gerät cgesetz zu beschäftigen haben. Nach-s dem der Reichsrat dem Gesetzentwurf bereits zu- gestimnt hat, ist nicht daran zu zweifeln, daß auch der Reichstag den Entwurf annehmen wird. Der Gesetzentwurf setzt den Schlußstrich unter die jahrelang geführten Verhandlungen über die Ausführung der Bestimmung des Friedcnsver- trages, die Deutschland die Ein- und Ausfuhr rcn Kriegsmaterial verbietet. Sofort nach -er Annahme dieses Gesetzes durch das Plenum wird die Reichsregierung den Neichsaußenminister da- von in Kenntnis setzen, gehört doch diese Frage mit zu den abschließenden Verhandlungen über die deutsche Entwaffnung. Auch der Votschafter- konferenz wird dann von dem entsprechenden Be schluß -cs Reichstages Mitteilung gcmacbt wer den. Von ittnerpolitischen Fragen wird sich der Reichstag vor allem mit dem Arbeitslosen- 71- ? 2. Wien fliegen wollten, haben den Flug a ufg q« choben, da in zwei Zylindern die Ventil« tößelstangen ihres Fahrzeuges erneut werde« nüssen. Sie wollen den Flug nun am nächste» Sonntag, dein 19. Juni, zur Ausführung brin« gen. Inzwischen sind sie am Sonntag abend As Uhr mit der Dahn nach Baden-Baden gs-l fahren. Hier wollen sie sich zu ihrer „Erholung — von dem Berliner Rummel natürlich — vkA bis fünf Tage aufhalten und die Ankunft ihrov Frauen abwarten v e r s i ch e r u n g s g e s e tz, der sogenannten kleinen Zolltarifnovelle, die am 31. Juli «bläust, und mit dem M i e t e r j ch u tz g e - setz sowie mit dem Reichsmielengesetz zu beschäftigen haben. Erst in letzter Linie wird man an die Beratung des Stcuerverein- heitlichungsgesetzes gehen. Der Hauptkampf wird sich bei den kommen den parlamentarischen Beratungen aller Wahr scheinlichkeit nach bei der sogenannten kleinen Zolltarifnovelle abspielen, denn damit wird die Frage der Lebensmittelzölle akut. Es ist ja be kannt, daß beispielsweise in Agrarkrcisen die Forderung auf eine sehr erhebliche Erhöhung des Kartoffeleinfuhrzolles erhoben und von anderer Seite auch die Beseitigung des bisher zollfreien Gesrierfleischkontingents gefordert wird. Ange sichts der weitgehenden Meinungsverschiedenhei ten in der Frage der Verlängerung des Zollpro visoriums, die auch innerhalb des Zentrums be stehen, hat man im Reichsernährungsministe- rium davon abgesehen, bereits einen endgültigen Entwurf auszuarbeiten. Der Reichsernährungs- minister Schiele will sich zunächst mit den Ver tretern -er Regierungsparteien in Verbindung setzen, um ihre Ansichten zu hären. Soweit be kannt wird, dürfte das Zollprovisorium gleich auf mehrere Jahre verlängert werden. Im Reichsernährungsministerium will man die Vor lage bis auf etwa drei Punkte unverändert lassen. Was die Frage der Verlängerung des Für - stenabfindungs-Sperrgesetzes be trifft, so dürfte eine Verlängerung -cs am 30. Juni ablaufenden Gesetzes sich vermeiden lassen, weil die Streitigkeiten in Thüringen bis zum 30. Juni geregelt sein dürften. Im Laufe dieser Woche werden auch wichtige Fraktionsbefprechungen stattfinden, vor allem zwischen dem Zentrum und der Bayerischen Volkspartei. Es handelt sich hier zunächst um die von einer Kommission von Vertretern des Zentrums und -er Bayerischen Volkspartei in Nürnberg ausgestellten Richtlinien für eine Ar beitsgemeinschaft der Neichstagsfraktionen -er bei-en Fraktionen. Nachdem in unverbindlichen Besprechungen die Parteileitung der Bayerischen Volkspartei hierzu im Prinzip bereits ihre Zu stimmung gegeben hat, wird auch das Zentrum seine Zustimmung nicht versagen. Bevor diese Arbeitsgemeinschaft aber Wirklichkeit wird, wird zwischen beiden Fraktionen noch ein schwieriges Problem bereinigt werden müssen, nämlich die Frage der Neichsrahmengesetzgcbung für die Finanzgesetze. Der Neichsfinanzminister ist ja bestrebt, die den Ländern bisher noch verbliebe- Konsercnz SLrcscmann-Woldemaras Eta » nr D r a v » m e l d « n a Berlin, 1.1. Juni Die Tatsache, daß der litauische Staatspräsi dent Wold emaras sich nach Genf begeben hat, um an den dortigen Beratungen teilzuueh« men, erregt in politischen Kreisen großes Auf sehen. Man will wissen, daß die Reise Wolde maras vor allem bezweckt, eine Unterredung mit dem Reichsaußenminister hcrbeizuführen, de« naturgemäß die umfangreiche Beschwcrdcfchrift der Mcmelbevölkerung zugrunde liegen wird. Des litauische Staatspräsident wird aber weite» versuchen, die Absetzung der Mcmelbeschwerd« von der Tagesordnung des Rates zu erreichen. Er dürfte, wie verlautet, tatsächlich insofern da mit Erfolg haben, als die Mcmelbeschwerdc eine» Kommission zur Beratung überwiesen wird. Da mit wäre das Ziel der Kownocr Negierung, di« Angelegenheiet zu verschleppen, erreicht. Rußlands Antwort an Polen Moskau, 12. Juni In der russischen Antwort auf di« Note der polnischen Negierung vom 9. Juni nimmt die Sowjetregierung mit Befriedigung Kenntnis von dem Ausdruck des Bedauerns de» polnischen Negierung anläßlich der Ermordung Wijkows, erklärt aber, diese nicht lediglich al« individuellen Akt eines Wahnsinnigen an sehen zu können. Sie besitze Beweise für di« Duldsamkeit polnischer Autoritäten gegenübe» den die Sowjetregierung bekämpfenden Organi sationen und Personen, ja sogar für direkt« Unterstützung der letzteren in manchen Fällen. In der nächsten Zeit werde der polnischen Re gierung einiges Material zu dieser Frage vo»B gelegt werden. Vorher sei festgcstcllt, daß de« Mörder polnischer Staatsangehöriger sei. Di« Sowjetregierung erwartet, daß die polnisch« Regierung alle nötigen Maßnahmen zur Auf deckung und strengen Bestrafung der Schuldige« treffen wird. Außerdem erwartet sie, daß di polnische Regierung einen Vertreter der Sow« jctregierung zur Teilnahme an dem Unte»« suchungsverfahren zulassen wird. Die Sowjet regierung fordert weiter, daß die polnische R«- gierung die die Sowjetregierung bekämpfende« Organisationen und Personen zur Einstellung ihrer Tätigkeit auf polnischem Gebiet zwing? und sie aus Polen ausmeist. Die Sowjctregie- rung erwartet, daß die polnische Regierung ihr ohne Zögern die entsprechenden Mitteilung«« darüber machen wird. Bet Klagen, Konkursen, Vergleichen Mw wird der Brutto betrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung deS Betriebes der Zettung, der Lieferanten oder der BesörderungSeinrich» ningen — Hal der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zettung oder aus Rückzahlung deS Bezugspreises. Erscheint jeden Wochentag nachmittags. — Fernspr. Rr. U. Postscheckkonto Leipzig 23 464. — Gemetndegirokonto !4. — Bankkonten: Commerz» und Privat »Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmstfidter und Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt «ingcsandt« Manuskripte werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Aufnahme.