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U!»t »zu» tlv L! uisjiL "2 rs.tnranlZW I rg! ^vg quil SsUUllj uslpsrctjgv Wu znmuL tzinv rh! uvm Oie Schwiegermütter. Von Dr. B. S ch i d l o f. (Nachdruck verboten.) „Die Schwiegermutter ist gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter stets gegen die Schwiegermutter zum Verdachte geneigt," sagt ein arabisches Sprichwort; und ein anderes: „Ter Frau Mutter ist des Mannes Teufel." Das deutsche Sprichwort: „Schwiegermutter — Teufels Unterfutter" ist wohl am bekanntesten geworden und wird am häufigsten zitiert. Wie man sieht, kommt die Schwiegermutter in der Spruchweisheit der Völker — es gibt zahlreiche Aus sprüche unfreundlichster Art — sehr schlecht weg. Es wird in der Beurteilung wenig Unterschied gemacht, ob es sich um die Mutter des Mannes oder um die der Frau handelt; stets ist sie im Verhältnis zu dem jungen Ehepaar das böse, zanksüchtige und zankstistcndc Geschöpf. Aller Unfrieden in der Ebe wird ihr zur Last gelegt. Grausam und hart ist das deutsche Sprichwort, das besagt: „Die beste Schwiegermutter ist die, auf deren Nock die Gänse weiden," das heißt, die bereits unter der Erde liegt. Ter Volksmnnd ist zur Lästerung leicht geneigt. Die Masse Volk generalisiert nur allzugern. Man hat irgend eine einzelne persönliche Erfahrung gemacht — daraus wird bereits ciu Werturteil nicht nur geschöpft, sondern auch verbreitet, bis dieses Urteil Allgemcingeltung er langt. Ter Engländer, der an der schweizerischen Grenze im Bahnhossrcstanraut von einem stotternden rotbaarigen Kellner bedient und um einige Rappen übervorteilt wurde und dann in sein Rcisclagebuch schrieb: „Tie Schweizer sind rothaarig, sie stottern und betrügen die Reisenden," dieser Engländer lebt immer und überall. Tiefer Eng länder ist es auch, der eine böse Schwiegermutter hatte — vielleicht deshalb böse, weil er ciu schlechter Schwiegersohn War — und der nun sein Urteil über die Schwiegermütter verbreitete. Leider gibt es viele Menschen, die so einem Engländer — er kann natürlich ebenso ein Hamburger, Berliner oder Münchener sein — nur allzugern glauben, schon deshalb, weil es viel mehr Freude macht, das Böse zu glauben und nachzurcdcn als das Gute. Wie man ja täglich im privaten und auch im öffentlichen Leben beob achten und erfahren kann. Es ist das ein besonderer „Vorzug" der zivilisierten Völker. Die „Wilden" sind auch in dieser Hinsicht wirklich die „besseren Menschen". Sic revidieren ibr Urteil rasch, wenn sie die Erfahrung eines anderen belehrt. Darum sind die Wertungen bei den Naturvölkern meist wesentlich richtiger und darum hat bei den nicht zu den „hochkulti vierten" zählenden Rassen auch die Schwiegermuttcr nicht den bösen Ruf. Unter den Völkern, bei denen die Schwiegermutter eine ganz besondere Wertschätzung genießt, stehen China und Japan obenan. Tie Ehrfurcht, die man den Eltern «ntgegenbringt und die sich bis zur Religion, zum Ahnen kult, gesteigert hat, läßt cs als etwas ganz Selbstverständ liches erscheinen, auch der Schwiegermutter mit aller Liebe und mit dem größten Respekt zu begegnen. Das Berliner Museum für Völkerkunde besitzt ein Fahncnbildnis und eine Gruppe aus gebranntem Ton, die junge Frauen dar- stellcn, wie sie Greisinnen, ihren Schwiegermüttern, die Brust reichen, nm sic auf diese Weise zu ernähren. Gehor sam, Dienstwilligkeit, liebevolle Pflege gegenüber der Schwiegermutter, das sind die Pflichten, die jeder chinesi schen und jeder japanischen Braut eingcprägt werden. Und auch dem Manne wird es nicht einsallen, diese Pflichten zu verletzen. In Indien, dem Lande der Kinderehcn, ist die junge Braut auf die Schwiegermutter angewiesen. Sie ist cs, die der Schwiegertochter beistcht in den Tagen der Krank heit, und es gilt in vielen Gegenden Indiens als selbst verständlich, daß die Schwiegermutter Hebammcndienste leistet und die Wochenpflege übernimmt. Bei den Kirgisen setzt sich die Braut, nachdem sie das Zelt ihrer Schwiegereltern betreten hat, am Zelt eingang nieder. Die als Gäste anwesenden Frauen um ringen sie und singen ein Lied, in dem es unter anderem heißt: Ehre deinen Schwiegervater denn er ist dein Valeri Ehre deine Schwiegermutter denn sie ist deine Muttcrl Immerhin ist cs bemerkenswert, daß sich Schwieger vater und Schwiegertochter meist gut vertragen, ebenso auch — trotz der lächerlichen Volksmeinung — Schwieger, mutter und Schwiegersohn. Schlecht ist zumeist das Ver hältnis zwischen Schwiegermuttcr und Schwiegertochter. Die Mutter ist eifersüchtig auf den Sohn — daran ist nicht zu zweifeln. Diese Eifersucht wird am stärksten dann sein, wenn cs sich um den einzigen Sohn handelt, der bisher seine ganze Liebe der Mutter geschenkt hatte und dem die ganze mütterliche Zärtlichkeit und Sorgfalt zu- teil geworden war. Das Selbständigkeitsgefühl der jun- gen Frau wird oft allzusehr verletzt: die Mutter ver langt, daß der Sohn es in allem genau so habe, wie er es von zu Hause gewohnt sei. Der ständige Hinweis auch des Gatten: „Meine Mutter machte das so" ärgert die junge Fran, die ja auf ihre Weise es dem Gatten gut und hübsch machen will, und bringt sie mit der Zeit gegen die Schwiegermutter auf. Spitze Redensarten und erregte Zurückweisungen werden den Zwiespalt vertiefen, besonders dann, wenn räumliches Zusammensein häufig Gelegenheit zu Reibungen gibt. Solche Verhältnisse spitzen auch Gegensätze zwischen Schwiegermutter und Schwiegersohn zu, da ja die Mutter oft geneigt ist, in Streitfällen auf die Seite der Tochter zu treten. Mit ein wenig Nachgiebigkeit und vor allem mit ein wenig Ein- fühlungSwillcn haben sich aber die Schwiegermütter sehr oft als wertvolle Helferinnen und liebevollste Befchirme- rinncn so manchen Haushaltes erwiesen. Mancke Ebe, die schon zu zerbrechen drohte, ist durch die böse Schwiegermutter wieder neu und zuweilen noch schöner wieder aufgcbant worden. Viele Forschungsreisende haben geglaubt, daß die seltsame Sitte bei manchen Naturvölkern, die Schwieger- mutter nicht ansprechen, ja nicht einmal ansehen zu dürfen, dem Haß oder dem Abscheu entspringe. Tas ist ganz und gar nicht der Fall. Die Vorschrift, daß Schwiegereltern und Schwiegerkinder einander nicht sehen dürfen, beruht auf alten Überlieferungen, auf Ehen, die einst zwischen einem Manne und einer Mutter und ihren Töchtern ge schlossen worden sind. Bei der großen Scheu, die gerade Naturvölker vor Verwandtenehen besitzen, hat sich der Gebrauch, der Schwiegermutter eine Zeitlang — bis zur Geburt des ersten Kindes, zuweilen auch «och länger — aus dem Wege zu gehen, erhalten. Böses über die Schwiegermutter zu reden, ist aber ein trauriges Vor- recht der Zivilisierten. Sie allein vergessen, daß auch die Schwiegermutter in erster Linie Mutter ist, die, mag sie sich auch manchmal in der Form irren, doch das beste zu geben beabsichtigt: die mütterliche Liebe. Lcbensregeln. Rühre nicht an altem Haß oder an alten Vorurteilen, laß sic in der Tiefe der Vergessenheit ruhen. Ein Wort wirkt ost gleich einem Stein, der ins Wasser geworfen wird und den schlammigen Grund zur Oberfläche bringt. * Leuchte nicht ohne Not in dunkle Winkel hinein. * Schreib' dir den Zorn vom Herzen herunter, dann aber ins Feuer mit dem Brief. Willst du dir etwas Wichtiges merken, so schreibe es mit guter Tinte auf gutem Papier. * Welch eine Arbeit wäre das Leben — ohne Arbeit! * Die Menschen sollen einander bei den Händen fassen und nicht nur gut sein, sondern auch froh. Die Freude ist der Sommer, der die inneren Früchte färbt und schmilzt.