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Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdors, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und des StadtratS zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 142 Der Preis drr »inwaltiuen Anitlgcnzeile bcirnnt lv, f der Reklame,eil» 4S lAoldv!»n»tne. Fllr deu NaLweiS I werde» 1b woldvienntge berechnet. Dienstag, den 21. Juni 1927 s «-»uas-rew b-lb^n^ 77. gühtg. Die Seemächte - Konferenz in Genf Die Programme der drei Mächte Das Kabinett für die Fortsetzung der Locarnopolitik Dr. Stresemann wird Poincarce antworten Berlin, 20. Juni Das Rei chskabi nett nahm in seiner heutigen, unter dem Vorsitz des Reichskanzlers abgehaltenen Sitzung den Bericht des Reichsaußen- »lini st c r s über die Tagung des Völ- kerbundsrates und die in Genf geführ ten Verhandlungen entgegen. Es sprach der deutschen Delegation den Dank für ihre Bemühungen aus und stellte die Erundzüge fest, nach denen die einge brachten Interpellationen über die Außenpolitik beantwor tet werden sollen. Der Reichspräsident empfing heute den Reichsminister des Auswär tigen, Dr. Stresemann, zum Vortrag über die Tagung des Vöikcrbundsrates. * Wie man in unterrichteten Kreisen versichert, /etzte sich in dieser Kabinettsjitzung o? dec «eini* mal«« „LrgeLaist'cL" der Wilerbundstagung Dr. Stresemann ganz entschieden für die Fort setzung der Locarnopolitik ein. Man hatte zunächst erwogen, ein amtliches Communi- quee zu veröffentlichen, in dem ausdrücklich die Feststellung gemacht werden sollte, daß die Reichsregierung die Beibehaltung der Locarno politik auch weiterhin als eine Rotwendigkeit be trachtet! auf Wunsch der deutschnationalen Kabi- nettsmitglieder hat man jedoch davon abgesehen. Für die deutschnationnlen Minister und für das Gesamtkabinett überhaupt war hierfür ausschlag gebend, daß Briand und Chamberlain Dr. Stresemann gegenüber ausdrücklich betont hat ten, an den Richtlinien der Locarno-Politik fest halten zu wollen. Die außenpolitische Lage ist nun aber durch die Sonntagsrede des französi schen Ministerpräsidenten Poincaree zweifellos erschwert worden, vor allem aus dem Grunde, weil er in das Ressort seines Außenminsters ein gegriffen und aus eigener Machtvollkommenheit alte Gegensätze wieder aufgerührt hat. In den Berliner Regierungskreisen verstärkt sich immer mehr der Eindruck, Laß der französische Außen minister in seinem Handeln nicht mehr frei ist. Berücksichtigt man die reservierte Stellung des Pariser Kabinetts in der Frage der Verminde rung der Rheinlandbesatzung, jo liegt es auf der Hand, daß Poincaree in Gemeinschaft mit der französischen Heeresleitung die Locarno- politik Briands zu sabotieren ver sucht. Wie wir hören, wird der Reichsaußenmini- fber in seiner Rede vor dem Plenum des Reichs tages, die noch in dieser Woche stattfinden wird, die hetzerischen Darlegungen Poincarees ganz »ntschieden z u r ii ck w e i s e n. Wenn der franzö sische Ministerpräsident zum Beispiel behauptet, die deutsche Polizei sei nicht umorganisiert, die militärischen Verbände nicht aufgelöst, die Arse nale und Kasernen nicht privaten Hände» über geben und schließlich die Ostbefestigungen nicht niedcrgelegt, so erforderten diese unwahren Be hauptungen eine ganz entschiedene Zurückwei sung. Zn politischen Kreisen nimmt man an, daß die Reichsregierung außerdem durch die deut sche Botschaft in Paris am Quai d'Orsay schärfste Verwahrung gegendie verleumderischen Ausführungen des französischen Ministerpräsi denten einlegen wird, umsomehr, als gerade >n den führenden deutschnationalen Kreisen unter strichen wird, die Rede Poincarres bedeutet eine unerhörte Erschwerung der Locarno- Politik. Was die Haltung des Reichsaußenministcrs zu den Ausführungen des französischen Minister- Gens, 20. Juni In der Eröffnungssitzung der Drei-See- müchte - Konferenz legte der amerikanische Botschafter in Brüssel, Gibson, das amerikanische Programm vor, das folgende Punkte enthält: 1. Die im Washingtoner Abkommen festgesetz ten Grundsätze und Verhältnisse sollen auch für Kreuzer, Zerstörer und Unterseeboote gelten. 2. Jedes zwischen den drei Mächten zur Be schränkung des Baues von Kriegsschiffen, mit Ausnahme der großen Kampfschisfe, getroffene Abkommen soll die gleiche» Bestimmungen über die Ausdehnung und Aendernngen cashatten, wie dies im Washingtoner Abkommen vorge sehen ist. 3. Zwecks Einschränkung der Rüstungen zur See solle'» di« Kriegsschiffe, mit Ausschluß der großen Kampfschisfe, in folgende vier Klaffen eingeteilt werden: Kreuzer mit einer Ton nage von 3000 bis 10 000 Tonnen, Zerstörer mit 600 bis 3000 Tonnen, bei einer Geschwin digkeit bis zu 17 Knoten, Unterseeboote und schließlich alle anderen Hilfskriegs schiffe von geringerer Bedeutung ohne Fest setzung eines Tonnagcgehaltcs. Das amerikanische Abrüstungs-Programm sieht weiter die Festsetzung einer Gesamtton- nage der einzelnen Schiffsklasscn für jede der drei Mächte vor, und zwar: 1. In der Kreuzerklasse für die Vereinigten Staaten und England je 250—300 000 Tonnen, für Japan 130—180 000 Tonnen. 2. In der Zerstörerklaffe für die Vereinigten Staaten und England je 200—250 000 Tonnen, für Japan 120—150 000 Tonnen. 3. In der Unterseebootklasse sür Amerika und England je 60—90 000 Tonnen, für Japan 30- bis 54 000 Tonnen. Gibson erklärte weiter, daß die amerikanische Regierung eine Herabsetzung der Tonnagezahl der einzelnen Mächte begrüßen und einem allge meinen Uebereinkommen zur völligen Abschaf fung des Unterseebootbanes günstig gegenüberstehen würde. Zum Schluß erklärte der Botschafter, daß die Konferenz lediglich die Aufgabe habe, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den drei Mächten in einem lleberein- kommen festzulegen, das für die Zukunft jede Flottcnrivalität zwischen diesen drei Mächten ausschließe. Hierauf legte der erste Lord der britischen Admiralität, Sir Bridgeman, folgendes Programm der englischen Regierung vor: 1. Ausdehnung der Lebensdauer der Groß kampfschiffe von 20 auf 26 Jahre. Präsidenten betrifft, so soll er der Auffassung sein, daß Poincaree der nationalistischen franzö sischen Kreise wegen nicht umhin konnte, wieder einmal eine scharfe Rede gegen Deutschland zu halben, Man könne somit die Ausführungen des Leiters des französischen Kabinetts durchaus nicht tragisch nehmen. Rückschlüsse aus Ler Rede Poincarees auf die ergebnislosen Genfer Be sprechungen ziehen zu wollen, wäre gleichfalls durchaus verfehlt. Man müsse sich in Deutschland von dem Gedanken freimachen, Laß auf Mini sterbesprechungen in Genf stets nur etwas Gün stiges für Deutschland herausspringe. 2. Ausdehnung der Lebensdauer der Kreuzer mit achtzölligen Geschützen auf 24 Jahre, der Zerstörer auf 20 Jahre und der Unterseeboote auf 15 Jahre. 3. Herabsetzung der Höchsttonnage Ler in Zu kunft zu erbauenden Kriegsschiffe von 35 000 auf 30 000 Tonnen. 4. Herabsetzung des Kalibers der Kanonen auf Kriegsschiffen von 16 auf 13 Zoll. 5. Herabsetzung des Tonnagegehaltes der Flugzeugmutterschiffs von 27 000 auf 25 000 Tonnen. 6. Herabsetzung des Kalibers oer Geschütze auf Flugzeugmutterschisfen von 8 auf 6 Zoll. 7. Festsetzung des Ctärkeverhältnisses der Kreuzer von 1000 Tonnen mit achtzölligen Ge schützen auf 5:5:3. 8. Beschränkung bei sämtlichen Kreuzern von über 10 Osv Tonnen auf 7500 Tonnen mit sechs- zölligen Geschützen. 9. Herabsetzung des Tonnagegehaltes der Zerstörer-Führerschifse auf 1750 und der Zer störer a. f 1400 Tonnen mit fünfzölligen Ge schützen. 10. Festsetzung des Tonnagegchaltes der grö ßeren Unterjeeboottypen auf 1600 Tonnen, der kleineren Typen auf 600 Tonnen und des Ge- fchützkalibers auf flink Zoll. Ferner joll die Möglichkeit einer Veschrän- kung der Zahl der Unterseeboote in Erwägung gezogen werden. Bridgeman betonte zum Schluffe, daß er im Namen sämtlicher Domi nions des englischen Imperiums spreche und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die übrigen europäi schen Staaten dem Flottcnabrüstungsabkommen zwischen England, Amerika und Japan in abseh barer Zeit zustimmen. Schließlich gab der erste japanische Delegierte, Admiral Saito, folgendes Programm der japanischen Negierung bekannt: 1. In Zukunft solle von den drei Mächten kein neues Flottenbauprogramm angenommen, noch neue Schiffe erworben werden lediglich mit der Absicht einer Erhöhung Ler bestehenden Flottcnstärke. 2. Die Flottenstürke der drei Staaten wird einschließlich der im Bau befindlichen Schiffe auf der Basis des gegenwärtigen Flot te n st a n d e s festgesetzt. 3. Neuerwerbungen oder Neubauten von Schiffen sollen nur in Ergänzung des bestehenden Statusquo erfolgen. 4. Schiffe von geringerer Tonnage und klei nem Aktionsradius sollen nicht unter die Be schränkung fallen. Nach den programmatischen Erklärungen der Delegierten wurde die Eröffnungssitzung ge schlossen. Die „Tägliche Rundschau" schreibt über Lie Sitzung des Kabinettes: Man wird wobl in der Annahme nicht fehlgehen, daß der Dank, den das Kabinett der Delegation ausge sprochen Hal, zugleich eine Billigung für die Haltung der Dclegattion einschließt. Wie verlau tet, hat der Verlauf der Besprechung gezeigt, daß das Kabinett in allen wesentlichen Punkten mit der Haltung der Delegation einverstan den ist. Besondere Wichtigkeit wird man dem Schlußsatz der amtlichen Mitteilung beimeffen könne». Es geht aus ihm hervor, daß das Ka binett von vornherein die Verantwortung für die Erklärungen mitübernimmt, di« Ler Reichs außenminister in der bevorstehenden Aussprache des Reichstages über die Genfer Tagung abgeben wird. Im Anschluß an die Berichterstattung über die Genfer Tagung beschäftigte sich das Kabinett noch mit innerpolitischen Angele genheiten. Reichskanzler Dr. Marx ist gestern vom Reichspräsidenten zum Vortrag über die gegenwärtige innerpolitische Lage empfangen worden. Bor der außenpolitischen Debatte im Reichstag Berlin, 21. Juni Die Regierungsparteien haben, der „G e r m a« via" zufolge, im Reichstag folgende Inter pellation eingebracht: Ist die Reichsregie rung bereit, über die außenpolitische Entwicklung der letzten Monate in nächster Zeit Auskunft zu geben? Die Interpellation wird am Donnerstag zur Verhandlung kommen und von Dr. Stresemann beantwortet werden. FÄr tcien wird, wie verlautet, Abg. Dr. Haas (Ztr.) sprechen. ZAM 8V. Geburtstag des ReiÄsNeWheuSe« Aufruf zu einer Hindenburg-Spende Berlin, 20. Juni Amtlich wird mitgeteilt: In einer seiner letzten Sitzungen hat sich das Reichskabinett auch mit der Feier des 8 0. Ge burtstages des Reichspräsidenten v. Hin denburg am 2. Oktober d. I. beschäftigt. Es ging dabei von der Auffassung aus, daß das deutsche Volk es sich nicht nehmen lassen wird, dem Reichspräsidenten anläßlich seines Ehren tages erneut seine Anhänglichkeit und Verehrung zu bezeigen. Andererseits ist die Reichsregie rung aber überzeugt, inr Sinne des Herrn Reichs präsidenten zu handeln, wenn sie von kostspieli gen allgemeinen Feiern aus diesem Anlaß Ab stand nimmt und der Geburtstagsfeier eine Form gibt, die dem Ernst der Zeit und der Not unseres Volkes Rechnung trägt. Um jedem Deutschen daheim und draußen die Möglichkeit zu geben/ seiner dankbaren Verehrung für die Person des Reichspräsidenten Ausdruck zu verleihen, haben die Reichsregierung und die Regierungen der, deutschen Länder beschlossen, eine „Hinden burg-Spende" zu veranstalten, die dem Reichspräsidenten an seinem 80. Geburtstag übergeben werden soll. Sie glauben dem Wunsche des Herrn Reichspräsidenten entgegen« Zukommen, wenn sie ihm Vorschlägen werden, di» aufgekommenen Mittel in erster Linie dem Per sonenkreise zugute kommen zu lassen, der ihm be sonders nahesteht, nämlich den Kriegsbe schädigten und Kriegshinterbliebe nen. — Neben der Sammlung von Spenden, die in Verbindung mit den großen Spitzenorga- nisatione» des Wirtschaftslebens durchgesührt werden soll, ist die Ausgabe einer Hinden burg-Briefmarke in Aussicht genommen. Sie soll weiteren Kreisen die Möglichkeit der Be teiligung an dem Geburtstagsgeschenk für den Reichspräsidenten geben. Ihr Erlös ist vorzugs weise für schwer notleidende Mittel standsangehörige, Sozialrentner usw,, bestimmt. Nähere Mitteilungen, vor allem auch über die Annahmestellen von Spenden, werden erfolgen, sobald die in Gang befindlichen Besprei- chungen abgeschlossen sind. Ergänzend wird mitfi geteilt: Die Anschrifft der „Hindenburg-Spende" lautet: Hindenburg-Spende Berlin 40,' Scharnhorststraße 35 (Fernsprecher Amt Norden 2831 ff.).