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WWMMMUM Bei Klagen, Kvnttirjrn, Vergleichen ulm wird der Brutlo berrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebes der Zeitung, der Lieferanten »der der BeförderungSetnrich» tungen — Hai der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreise». ! un-AnftiM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Erschein« jeden Wochentag nachmittag». — Fernspr. Nr. 11. Postscheckkonto Leipzig 28 464 - Gemeindegirokont, 14. - Bankkenten: Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohen» stein - Ernstthal — Darmstiidter und Nationalbank Zweig» Niederlassung Hohenstein-Ernstthal. - Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickr - Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Aufnahme Generalanzeiger für Hohenstein»Ernstthal mit Hüttengrund. Oberlungwitz. Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen- bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim. Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grün«, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Dieses Blatt ist da- zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, deS Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein»Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 12t I ! Mittwoch, den 25. Mai 1927 s 77. FMg. England bricht mit Rußland Eine große Rede Baldwins im Unterhaus Memel vor dem VSklerbmid von uulerem Berliner Vertreter Berlin, 25. Mai Der deutsche Gesandte in Kowno hat nun- mehr der Reichsregierung einen umfangreichen Bericht über seine wochcnlangen Verhand lungen mit Ler litauischen Regie rung erstattet. Die Besprechungen sind in den wesentlichsten Punkten ergebnislos verlaufen. Nur in der Frage der Haltung der litauischen Behörden gegenüber dem deutschen Generalkon sul in Memel ist insofern eine Verständi gung erzielt worden, als das Kownoer Kabi nett seine Zustimmung gegeben hat, daß vor Er laß irgendwelcher Verordnungen, seien es solche, die sich auf die deutsche Minderheit beziehen, sijen es Verfügungen verwaltungstechnischer Art, zunächst der deutsche Generalkonsul verstän digt werden wird. Bemerkenswert ist immerhin, daß unabhängig von den Besprechungen über die Mindcrheitsfragen eine Einigung erzielt worden ist, die Wirtschaftsvcrhandlungen, die auf den Abschluß eines deutsch-litauischen Han delsvertrages Hinzielen, fortzusetzen. Es besteht tatsächlich begründete Aussicht, wenigstens auf diesem Gebiete mit Litauen zu einer Verein barung zu gelangen. Nachdem nun die Verhandlungen des Herrn v. Morath mit dem Kownoer Kabinett über das M i n d e r h e i t e n p r o b l e m ge scheitert sind, hat sich jetzt ein Ausschuß der deutschen Bevölkerung des Memellandes mit dieser Angelegenheit beschäftigt und einen um fassenden Bericht über die Verstöße der litaui schen Negierung gegen die Mcmelkonvention, insbesondere den Artikel 17, ausgcarbeitet. Diese Beschwerdeschrift ist nunmehr der Reichsregie rung übermittelt worden und diese hat von dem Dokument Kenntnis genommen. Auf Grund einer Ressortbesprechung kam man zu der Auffas sung, daß weitere Verhandlungen mit der litaui- ichen Regierung über die Minderheitenfrage im Memelgebiet doch zu keiner Einigung führen würden und die zuständigen Stellen beschlossen, die Beschwerdeschrift des Memellandes mit einem Begleitschreiben dem Völkerbund zur Ent scheidung zu unterbreiten. Beide Dokumente sind am Dienstag mittag dein Völkerbundssekre tariat übermittelt worden. Wie wir hören, hat die Reichsregierung in dem Begleitschreiben den Antrag gestellt, daß diese Angelegenheit noch auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Völkerbundes gesetzt werden möge, die am 18. Juni beginnt. Da der Völkerbund sich aus seiner nächsten Tagung auch mit Beschwerden des Dan ziger Senatspräsidenten über das Vorgehen des VölkerbunLkommissars van Hamel gegen die deutschen Eisenbahner und die Bedrohung der freien Stadt durch die umfangreichen Aufstape lungen polnischer Munition beschäftigen wird, nimmt man an, daß anschließend auch die Be schwerdeschrift des Memellandes zur Beratung gestellt wird. Was die mcmelländische Beschwerde selbst be- lrisft, so handelt es sich um eine Zusammen- sassung von Verstößen der Kownoer Regierung gegen das Memelstatut. Vor allem wird darauf hingewiesen, daß die litauische Re gierung entgegen den verbrieften Rechten sich noch immer weigert, die Landtagswahlen festzu setzen, und weiter eine Aenderung des Wahl rechts für das Memelgebiet in der Weife vorge nommen hat, daß den Eingewanderten und dort ansässigen Litauern besondere Wahlzugeständ nisse gemacht worden sind. Ein weiterer Verstoß gegen die Memclkonvention liegt darin, daß die Umstellung des Landesdirektoriums auf diktato rischer Basis erfolgt ist. Di« Suspendie rung der autonomen Landesgewalt ist damit er folgt. Weitere Verstöße gegen die Memelkon vention sind in der Beseitigung der finanziellen, der kulturellen und der Justiz-Autonomie er folgt. London, 24. Mai Wohl selten ist eine Erklärung de« Premier ministers Baldwin mit solcher Spannung erwar tet worden wie seine heutige Rode über die Be ziehungen zu Rußland. Der Sitzungssaal, die Diplomatenloge und die Galerien des Unter hauses waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Als der Sprecher kurz vor drei Uhr seinen Sitz einnahm, war das diplomatische Korps bis auf den russischen Geschäftsträger vpllständig ver treten. Vor der Regierungserklärung wurden zu nächst mehrere kleinere Anfragen be antwortet. Auf eine Anfrage des Abgeordneten Thurtle, der Auskunft verlangte, ob der Kriegsminister sagen könne, wie lange das Do kument, nach dein bei der Arkos gesucht wurde, im Kriegsministerium vermißt worden sei, erwiderte Sir Evans, daß es nicht im öffent lichen Interesse liegen würde, darüber eine In formation zu geben. Der Redner ließ sich jedoch nicht beirren und stellte folgende Frage: „Ist dieses Dokument ein wirklich physisches Instrument oder ein Erzeugnis der Einbildung?" Auf Seiten der Opposition wurden lebhafte Bei fallsrufe laut, die eine Antwort verlangten. Während der Fragezeit betrat Ministerpräsi dent Baldwin upter dem anhaltenden Beifall der Regierungsanhänger das Haus. Kennw^rthy stellte eine Frage über das Fehlen einer Reihe von Briesen, die an den Vor sitzenden der russischen Handelsdelegation wäh rend der Arcosdurchsuchung gerichtet waren. Der Innenminister erwid«rte, daß keine eingelaufenen Briefe geöffnet worden seien. Gewisse Briefe, die in den Safes der Arcos ge funden wurden, seien geöffnet und später durch einen Beamten zur Weiterleitung nach Rußland übergeben worden. Sodann führte Ministerpräsident Bald win aus, daß seit vielen Monaten die Poli zei in engster Zusammenarbeit mit den Militär behörden dia Aktivität einer Gruppe von Ge heimagenten untersucht habe, die damit beschäf tigt gewesen sei, selbst vertrauliche Dokumente in ihren Besitz zu bringen, die Bezug hatten auf die bewaffneten Streitkräfte Großbritanniens. Nach eingegangenen Informationen und auf Grund des erlangten Veweismaterials im Verlaufe Wenn auch Deutschland nicht Signatar der Memelkonvention ist, so steht doch der Regierung das Recht zu, mit dein Kownoer Kabinett zu verhandeln und eine Abstellung der Mißstände und Verstöße gegen die Memelkonvention zu verlangen, was ja inzwischen leider ohne Erfolg geschehen ist. Diese Tatsache muß noch entgegen gewissen Behauptungen der memelländischen Presse ausdrücklich unterstrichen werden. Ein Aufruf an das litauische Volk Kowno, 24. Mai Die litauische Regierung wendet sich in einem längeren, von allen Ministern unterzeichneten Aufruf an das litauische Volk. Der Aufruf legt die Gründe dar, die zur Auf lösung des Sejm geführt haben, und er klärt, daß eine Volksabstimmung über die Vorschläg» der Regierung zur Aenderung der Verfassung notwendig sei. Die Negierung wendet sich zunächst gegen die mrteiherrschaft. Die Gegensätze zwischen den itauischen Parteien seien in der letzten Zeit so groß geworden, daß eine Verständigung unmöglich gewesen sei. Eher sei eine Ver ständigung mit den nationalen Min. dieser Beobachtungen sei cs in zunehmendem Maße schwierig geworden, dein Schluß zu wider stehen, daß die Agenten im Auftrage der sowjetrussischen Negierung ar beiteten und daß sie ihre Instruktionen von Mitgliedern der russischen Handelsdelegation im russischen Botschaftsgebäude erlangt hätten, Lie für Lie Uebermittlung von Dokumenten und Photographien oder von Durchschlägen der in ihrem Besitz gelangten Dokumente gesorgt hät ten. Dieser Argwohn sei bestätigt worden, als Anfang dieses Jahres ein britischer Untertan, der bei den britischen Luftstreitkräften beschäftigt war, wegen des Diebstahls zweier solcher Dokumente verurteilt worden war. Die Dokumente seien wieder herbeigeschafft worden und das belastet« Individuum befinde sich zur zeit noch im Gefängnis. Die Organisation, in deren Auftrag der Mann die Dokumente erhal ten habe, sei bekannt. Ihre Verbindung mit einer ähnlichen russischen Organi sation sei erwiesen. Ein weiteres Dokument höchst vertraulichen Charakters, das mit einein entsprechenden Vermerk versehen war, sei kürzlich als vermißt gemeldet gemeldet wor den. Auf Grund von Informationen, die von dokumentarischen Beweisen unterstützt wurden, sei es klar geworden, daß dieses Dokument nach dem sowjetrussische,' Gebäude gebracht und dort in einem mit photographischen Appa raten versehenen Naum reproduziert wurde. Auf Grund dieser Informationen sei die Ausstellung des Durchsuchungsbe fehls gebilligt und am 12. Mai aus geführt worden. Besonders hierfür ernannte Polizeioffiziere hätten sich bei der Durchführung in den oben angeführten Naum begeben. Dort habe man einen älteren Angestellten namens Müller gefunden, der als eine der Personen bekannt war, die mit den Geheimagenten in Zusammenhang standen. Der unterirdische pho tographische Naum habe genau mit der Beschrei bung übereingestimmt, die vorher der Polizei gegeben worden war. Weiter habe nian in dem Naum einen Angestellten namens Kohling getroffen. Bei diesem habe man «ine Reihe von verschlossenen Briefen gefunden, deren Adressaten bekannte Kommunisten und kommu nistische Organisationen in England und Ame rika waren. Diese Briefe hätten Informationen derheiten, den Juden, Polen und Deutschen, zustandegekommen. Die Folge davon sei ge wesen, daß die MinLerheiten die Zusam mensetzung der Negierung, die Regelung der Ordnung im Lande und die Gesetzgebung bestimmt hätten. Aus diesem Grunde hätte sich die Regierung entschlossen, dem Sejm Ver fassungsänderungen vorzuschlagen, und zwar: 1. den Staatspräsidenten vom Volke wühlen zu lassen: 2. die Wahlzeit auf sieben Jahre auszudehnen: 3. dem Staatspräsidenten größere Rechte zu gewähren; 4. die Abgeordnetenzahl mindestens auf die Hälfte herabzusetzen und den Sejm statt auf drei Jahre auf fünf Jahre zu wählen. Da die Sejmmehrheiten nicht zugestimmt hät ten und auch ein neuer Sejm seine Zustimmung bierzu nicht gegeben haben würde, könne d,e Regierung die Wahlen zum neuen Sejm nach dem alten Wahlgesetz nicht gestatten, sie hält sich vielmehr für verpflichtet, das Volk Uber die grundsätzlichsten Zukunft7fragcn zu befragen. Die Regierung werde die Volksbeschlüsse durch fuhren. und Richtlinien der Moskauer International« und der ArbeUergewerkschaften an kommunisti» sche Organisationen in England und Amerika unv.an die nationale Minderheitsbcwegung ent halten. Es habe sich herausgestellt, daß da» Büro derArcos und der Hnndelsdcle - gation gewohnheitsmäßig gebraucht worden sei als ein Clearing House für wühle, rische Korrespondenzen. Nach weiteren Erklärungen über die Durch suchung bei der Arcos kam Baldwin zum Hauptteil seiner Ausführungen. Er stellte fest, daß das Beweismaterial in den Händen der englischen Behörden folgendes ergeben habe: 1. Militärische und umstürzleri sche Aktivität im ganzen britischen Welt reich und in Nord- und Südamerika sei geleitet und ausgeführt worden in dem sowjetrussischen Gebäude in London, 2. Zwischen den Mitgliedern der Handelsdele gation und den Angestellten der Arcos sei keine Differenzierung ihrer Pflichten zu beob achten gewesen. Beide Organisationen seien in antibritische Propaganda verwickelt gewesen. Die sowjetrussische Regie, rung könne der V e r a n t w o r t u n g für die Aktionen der Handelsdelegation und dem Vor» wurf nicht entgehen, ihr Erleichterungen geboten zu haben. Die englische Negierung sei mehrere Male gezwungen gewesen, die Aufmerk samkeit der sowjetrussischen Behörden auf Len Bruch der Bestimmung des Handelsabkommens zu lenken, wonach sich jeder Vertragschließende von feindlichen Handlungen gegen den Vertrags partner enthalten solle. Diplomatische Beziehungen, die auf diese Art systematisch untergraben würden, seien an und für sich schon eine Gefahr für den Frieden. Die englische Regierung hab« infolgedessen beschlossen, cs dein Unterhaus« zu überlassen, seine Mißbilligung auszudriicken, da« Handelsabkommen zu beenden, die Zurückziehung der Handelsdele gation und der sowjetrnssischen Kommission aus London zu fordern und die britisch« Kommission aus Moskau zurückzube« rufen. Die ungesetzliche Tätigkeit der Arco« sei durch diese Maßnahmen unberührt. Die eng lische Regierung sei gewillt, auf Grund der Ar tikel 4, 5 und K des Handelsabkommens all« Handelscrleichtcrungen zwischen den beiden Län dern zu gewähren. In der anschließenden Debatte fragte Ler Ab. geordnete Kennmorthy, ob der diplomatisch« Kommissar und der Sowjetgeschäftsträger in London aufgcfordert würden, England zu verlassen, ob ihnen ferner die Pässe ausgehän- Ligt würden und ob diese Tatsache gleichbedeu tend sei mit dem Abbruch aller Beziehungen. Baldwin erwiderte, diese Frage könn« ziveckmäßigerweise erst am Donnerstag gestellt werden. Zu einem Tumult kam es, als der Abg« ordnete Samuel fragte, daß das Unterhaus gern wissen möcht«, ob die Oppositionsführer Li« sowjetrussische Regierung im Unterhaus reprä- sentierten. Es erhob sich großer Lärm. Der Red ner erhielt vom Sprecher eine Verwarnung. Tschitscherin in Paris Paris, 24. Mai Der russische Außenkommisfar Tschitsche«» rin stattete heute in Begleitung Les russischen Botschafters in Paris, Rakowski, dem fran zösischen Ministerpräsidenten Poincaree einen Besuch ab. Die Unterhaltung war von sehr kur zer Dauer. Hierauf begab sich Tschitscherin wiederum in Begleitung Rakowskis zu Briand, bei dem er von 11.30 bis 12.30 Uhr weilte. Beim Verlassen des Quai d'Orsay weigert« Tschitscherin sich, den ihn erwartenden Journa listen auch nur di« geringste Auskunft über den