Volltext Seite (XML)
liefert sauber stt«c keil kalten Glanz der Erde ergötz. Ader ich war zu müde, um die köstlichen Bilder des mondhellen Wintergefildes anders als mit schlaftrunkener Genugtuung aufzunehmen. Zn einer halben Stunde erreiche ich wieder die Stadt. Es ist halb eins, da stehe ich vor meinem Hause. Das ist ja unverschlossen? — Drinnen brennt das Licht. Mein müdes Auge nimmts doch wahr. Ich wundere mich wieder. Ich steige langsam die beiden Treppen zu meiner Wohnung hinauf. Ich nehme den Schlüssel aus der Tasche und will — aber die Tür ist ja offen! Erschrocken stoße ich sie weit auf, da kommt mir ein Mann, der einen blanken Helm auf dem Kopfe hat, entgegen und fragt unvermittelt: „Sind Sie Herr Seyfarth?" — Ich sage „ja", — «Da danken Sie Eoit. Vor anderthalb Stunden ist Decke und Wand ihres großen Zimmers einge stürzt. Zum Glück hats niemand geschadet. — Sie möchten wohl schlafen gehen? Ja, Sie dürfen heute höchstens in Lett Küche schlafen. Da wirds noch gehen!" Ich stehe unbeweglich. Meine Müdigkeit ist verflogen. „Der blaue Dunst", sage ich mit verlorener Stimme und schwer. Al» ich aber in der Mitte der Küche stehe, hebe ich beide Arme empor und rufe mit lauter Stimme: „Wo bist du, Wesenfremdes, das mir den Schlaf vertrieb, das mich hin auszwang aus dem Verderben mit sanfter Gewalt? Wo bist du? Aus dem Wirbel deiner Welt neige dich gnädig meinem verehrenden Herzen. Komm, ach komm, und bleibe bei mir!" Aber alles bleibt stumm und regungslos, und nur der Feuerwehrmann steht mich verwundert an. Bunies Allerlei. Drei Fraueuschönheiten des 18. Jahrhunderts. Drei wunderschöne Irinnen, die ums Jahr 17ö0 von Irland in die Hauptstadt Großbritanniens kamen, waren die drei Schwestern Maria, Kitty und Elisabeth Gunning. Ihr Ruhm ging in wenigen Wochen durch ganz London. Die hauptstädtische Bevölkerung des Jnselreiches benahm sich bei Spaziergängen der drei schönen Schwestern ost so auf dringlich, daß die Diener der Damen die Polizei in An spruch nehmen mutzten. Schließlich erhielten die Damen, die sich alsbald verheirateten, sogar eine Schutz- und Leib wache von Soldaten. Ter Chronist berichtet, dag die schönen Irinnen besonders in den öffentlichen Parks von großen Bolksmassen, die lediglich ihrer überwältigenden Schönheit huldigen wollten, umringt und belästigt wurden. Später zogen sich di« Damen, um endlich Ruhe zu haben, auf das Land zurück. Verkitte Trimenstrinue. Ist das nun eine Katastrophe oder ein Glück? Das mutz wohl individuell entschieden werden. Für die Frau, deren unwiderstehlichste Waffe ein Tränenstrom ist, bedeutet es gewiß eine Katastrophe, für Männer, die „keine Frau weinen sehen können", ist es sicherlich eine Erlösung. Jedenfalls steht fest: die Frauen sind einfach nicht mehr im Stande, sich, wie ihre Mütter und Großmütter es noch konnten, etwa im Theater bis zu Tränen rühren zu lassen. Das kommt von der modernen Erziehung, dem Freilufffport und Neroentraining. Die haben die jungen Mädchen so sehr gekräftigt, daß sie gelernt haben, äußere und innere Schmerzen und Erschütterungen schweigend und tränenlos zu ertragen. Eine Enkelin der Sarah Bernhard hat diese Feststellung gemacht und man wird ihr wohl glauben müßen. Auf jeden Fall werden Komplikationen die Folge sein. Früher ließ sich jede dra matische Situation auf der Bühne und im Leben so schön in einem Tränenstrom lösen. Darauf wird man jetzt ver zichten müssen, wenn man nicht als unzeitgemäß gelten will. Andererseits, was wird die Frau tun, wenn ihr die gegebenenfalls zur Durchsetzung eines „lebenswichtigen In teresses" notwendigen Krokodilstränen nicht mehr zur Ver fügung stehen? — Vielleicht, gute Schauspielerinnen sind sie ja alle, läßt sich der Schaden durch die Markierung eines heldenhaft gerade nur eben knapp unter Aufbietung über menschlicher Kräfte unterdrückten Schluchzens beheben. Das wird vielleicht sogar noch angreifender auf männliche Ner- vrnwlleme, als langweilig und schlcuscnlos fließende Tränen. Prakiische Winke. Behandlung von Bestecken. Tut man die Bestecke beim Reinigen in heißes Wasser, so lockert sich leicht das Heft. Auch werden Holzgrifje grau und die Schneiden der Mester stumpf. Um das zu vermeiden, füllt man einen irdenen Topf mit feuchtem Sand, in den man jedesmal gleich nach Gebrauch die Messer und Gabeln hineinsteckt, sie ein paar mal hinauf- und hinunterzieht und mit Zeitungspapier ab wischt. Danach putzt man sie wie gewöhnlich. Der Sand in dem Topfe ist etwa alle 14 Tage zu erneuern. Stockflecke in der Wäsche. Um Stockflecke aus Wäsche zu entfernen, vermischt man einen Eßlöffel recht feinen Koch salzes mit einem Teelöffel gepulvertem Salmiak und löst beides in zwei Eßlöffeln Wasser auf. Damit werden die Flecke wiederholt bestrichen und die Wäsche einige Stunden an die Luft gehängt. Sodann behandelt man die Wäsche, wie sonst üblich ist. Steppdecken zu waschen. Steppdecken, die bei längerem Liegen auf Betten schmutzig und unansehnlich werden, wäscht man in lauwarmem Seifenwaster. Nach gründlicher Wäsche läßt man sie über Nacht in reinem kalten Wasser liegen, wringt sie am anderen Tage aus und hängt sie zum Trocknen auf. Dabei muß man sie mehrere Male wen- den und an den Ecken und Enden wiederholt auswringen. Zuletzt klopft man die gewaschenen Decken mit einem festen Stocke durch, damit die Watte aufguillt. Auffrischung Heller Filzhüte. Helle Filzhüte, die unan sehnlich geworden sind^ werden wie neu, wenn man eine Paste aus kaltem Walser und Magnesia herstellt und sie auf die Hüte aufträgt. Nachdem die Paste eingetrocknet ist, bürstet man die Hüte mit einer weichen Bürste ab. Der Witzbold. Der Erfahr ins Antlitz schauen. „Was würden Sie tun, wenn ich Sie küssen würde?" —„Ich denke nie an dis Gefahr, bevor sie La ist!" — „Und wenn sie La ist?" -- „Dann schaue ich ihr unentwegt ins Antlitz." Die Bazillenangst. Der Prokurist A. von der L-Bank hat vor nichts solche Angst wie vor Bazillen. Er schickt deshalb stets, wenn er alte Geldscheine erhält, den Lehr ling zwecks Umtausches in neue Scheine zur Kaste. Einmal fragt er den Kleinen, ob er seine Bezüge nicht auch lieber in keimfreien Scheinen hätte. Da meint dieser wegwerfend: „Ich möchte den Bazillus sehen, der von meinem kleinen Gehalt leben kann!" Die Operation. „Wird die Operation gefährlich?" — „Unsinn, wie kann eine Operation für 106 Mark gefährlich sein?!" Rätsel-ES«. Wechselrätsel. Zur Sommerzeit, am Waldesrand, Ich beide nah' beisammen fand. Jede prangte als schöne Frucht, Bon vielen Leuten gerne gesucht. Auflösung aus letzter Nummer. Ziveisilbrige Scharade: Handtuch. Von jeder nahm zwei e ich mir, Gab als Ersatz ein g dafür; Und siehe, freundlich grüßten mich gleich Zwei Städte im großen Deutschen Reich, !k mittel