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»SIU — U-. 17^ LS ««LDSL 2 - - -o ^r .r: L - <u <2 - r: "! L 2 Lä '^'LAL-,2« LL-L-L. --§-Bs S >^L L>L««L » Siu-enientted. Von Lore Ley. Ein jeder Trunk, ein jeder Kuß Sagt mir, daß ich noch lebe. Daß ich noch heul' im Ueberslutz, Des gold'nen Daseins schwebe. Es blüht die Welt im Augenblick, Vergangenheit kehrt nicht zurück: Lsriculum in woru! Halt fest des Mägdleins blonden Zopf Und küß die ros'gen Wangen, Denn läßt du locker, armer Tropf, Geht dir's, wie's mir ergangen. Doch heut faß ich der Liebe Glück Als braver Bursch im Augenblick: Lsriculum in mors! Drum schlage funkelnd Terz auf Terz, Eh' Leine Kraft gewichen, Latz sprudeln dein verlangend Herz, Eh' dir die Zeit verstrichen! Die Welt blüht ja im Augenblick, Vergangenheit kehrt nie zurück: Lerloulum in ruora! Cifersucht. Skizze von Willy Zimmermann - Ssuslow. In einem rauchgefüllten Ncbengewölbe des Ratskellers waren die drei Ecktische für den üblichen Wochenskat voll besetzt. Der Forstasscssor ließ die Faust dröhnend auf den Tisch fahren, lachte, daß ihm der goldene Kneifer wie eine Reiherfeder auf dem Barett einer galoppierenden Amazone wackelte und hielt seine Karten offen den Mitspielenden hin. „Vier Jungens und alles andere steht. Da habt ihr den Kram. Schreiben Sie hundcrtsechzig an, Herr Steuersckrc- tarius Wenzel. Sie lieben ja die großen Zahlen." Und Wenzel schrieb, nicht ohne vorher noch einmal ge wissenhaft das Resultat dies«: glücklichen Karte errechnet zu haben. Er überschaute den Zettel und machte ein griesgrämiges Gesicht. Tief war er selbst in der Kreide. „Weitz der Teufel", knurrte er vor sich hin, daß cs die Kollegen wohl hören können, „manchmal ist es zum Ver zweifeln. Den ganzen Abenv über keine vernünftige Karte." „Beruhigen Sie sich", winkte der Forstassessor leutselig ab, „Pech im Spiel, Glück in der Liebe." „Das Kat er nicht mehr nötig", warf ein anderer da zwischen, „sein reizendes Frauchen läßt ihn nicht auf dumme Gedanken kommen". „Kann man's wissen", lachte der Forstasscssor hämisch. „Er scheint ein kleiner Nimmersatt zu sein. Ucbrigens — ein reizendes Frauchen erfordert scharfe Augen. Da mutz man oft ebensogut auspasscn, wie beim Solo mit neun Fausscn." Der Stuersckretär blinzelte mißvergnügt mit den Augen. Ls war da soeben etwas berührt worden, was ihm seit Wochen schon durch den Kopf ging. Seine Frau! Elly war seit einiger Zeit anders geworden. Ihr sonst so froher und klarer Blick hatte sich getrübt, ihre muntere Art in tiefes Nachdenken gewandelt. Kam er aus dem Büro zu rück, so schien sie in irgend einer Heimlichkeit unsicher zu werden, als verberge sie etwas vor ihm. Sie würde doch nicht etwa — aber nein, das traute er seiner Elly nicht zu, das war ja unmöglich. Und doch — Wie nun, wenn ich plötzlich heute abend eine Stunde früher vom Skatspiel nach Hause ginge? Sic erwartet mich um zwölf, und um elf bin ich vor der Wohnungstür. Der Stuersekrctär Wenzel war bei dem nächsten Spiel noch zerstreuter als vorher. Wahllos warf er die Karten auf den Tisch, ob sie zu dem Spiel patzten oder nicht. „Schluß", schrie plötzlich der Forstassessor wütend, „ich mache nicht mehr mit. Die ganze Hand hat er voll Däuser und wirft mir da ein paar schäbige Plinkeraugen zu. Eie mögen ein guter Musikant sein, aber Skat können sie nicht spielen." 3 Der dritte Mann, dem Wenzels Unaufmerksamseit eine« großen Gewinn zugeschanzt hatte, versuchte einzulenken. „Unser guter Wenzel ist verwirrt. Ihm will nicht aus dem Kopf, daß er morgen als ehrenwerter Philister ins dritte Dezennium steigt." „Was? Einen Geburtstag gibts hier?" Von allen Seiten drängte man sich herzu, um den an gehenden Jubilar Glück zu wünschen und durchblicken zu lassen, daß ein so hoher Tag trotz des Skatverlustes begossen werden müßte. Trotzdem wollte während der nun folgenden fröhlichen Tafelrunde Wenzels Stimmung sich nicht aufheitern. We niger die Schmälerung seines durch die wiederholten Lagen zusammengeschrumpften Kassenbestandes als der Gedanke an Elly drückten ihn nieder. Kurz vor elf erhob er sich, schützte Kopfschmerzen vor, beauftragte den Wirt, noch einige weitere Flaschen unter die Kollegen zu verteilen, und verabschiedete sich. Draußen war es bitterkalt. Wenzel schlug den Mantel kragen hoch und eilte fast im Laufschritt seinem Hause zu. Und wieder mar es nicht die Kälte, die ihm die Beine in Bewegung setzte, sondern immer nur der eine Gedanke: was werde ich in den nächsten Minuten Fürchterliches er leben. s Nun machte sich Wenzel an der Haustür zu schaffen. Knarrend drehte sich der Schlüssel im Schloß, ohne oen Niegel zu heben. Die Tür war offen. „Ha", zischte Wenzel vor sich hin, „ist das das erste Glied der langen Beweiskette, die ich jetzt aus dem Schlamm grunde einer schlechten Frauenseele hochzuwinden habe?" Er stürmte die Treppe empor und lauschte lange an der Wohnungstür. Kein Laut war zu vernehmen. Weiber sind schlau, dachte er. Ich muß es geschickt und geräuschlos anfangen. Als er den Schlüssel langsam dem Wohnungsschlosse näherte, gaukelte ihm die Eifersucht die verrücktesten Bilder vor den Geist. Er sah einen halbbeklei deten Menschen, der sich mit verrenkten Gliedern durch den Schornsteinschacht zum Himmel quälte. Dann wieder war ihm. als gewahre er ein langes schlampiges Tau aus dem Fenster hangen, an dem sich ein flüchtiger Liebhaber mit Affengcschicklichkeit auf die Straße hinabhangelte. Nun glaubte er sogar aufgebauschte Vorhänge, knarrende Fal staffkörbe. niesende Schränke vor sich sehen. Sein Blick umdunkelte sich trotz der Hellen Treppenbeleuchtung, eins maßlose Wut kroch ihm in die Kehle. Leise schnappttc das Schloß, die Tür gab nach — aber nur einige Zentimeter, denn die Sicherhcitskette war vor- gelegt. „So", wütete Wenzel, „das ist das zweite Glied der Kette. Die andern folgen." „Hallo —" Ein unterdrückter Schrcckensruf aus den Tiefen des Korridors ließ Wenzel kurz aufhorchcn. Das war die Stimme seiner Frau. „Das dritte Glied", raste Wenzel los. „Oeffne die Tür, sofort, ich bin's, dein Mann. Und Schornstein, Fensterseil, Falstaffkorb, Tücher und Schränket wchtcn und pruschten durcheinander, daß Wenzel eine blinde Wut faßte und er seinen Körper wie ein ge reizter Königstiger gegen die Türfüllung schmetterte. Nun stand Wenzel im dunklen Korridor. „Licht", brüllte er. „Licht. Ich will sehen, was hier vor geht. was geschehen ist." „Aber um Gotteswillen, Mann", umfaßte die zitternd« Elly sein kochendes Handgelenk, „hier, geh ins Wohn zimmer, nicht hier herein, bitte." „Tas vierte Glied und nicht das letzte", schäumte Wenzel auf. „Wer ist hier Herr im Hause, du oder ich? Hier in dein Zimmer will ich hinein, schließ auf, ich werde dich dazu zwingen." Mit bebenden Händen gehorchte Elly ihrem Manne. Und als er nun schweratmend auf der Schwelle stand und in das lichtdurchflutete Zimmer sah, das eben noch in seiner Phantasie ein Schauplatz von Falschheit und Tücke gewesen war, fühlte cr sich wie aus Aequatorgegcnden in die eis- erstnrrtcn Regionen des Nordpols versetzt.. Der Tisch schaute aus wie ein Schlachtfeld von bunten WollfäLcn, in deren Mitte, als Fcldherrnhügel, eine eben beendete Schlummerrolle thronte. Noch andere handgestickte Ueberraschungen für den morgigen Geburtstag lagen um her' hilflos, weinend, voller Angst betrachtete Ello