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Oas alte Mädchen. Von Franz de Paula Rost. Ich wandere mit guten Freunden Lurch die wunder schöne Waldheimat, und auf unserem Wege durch ein Dörs- !ei», weit draußen, kommt uns, bunt und lachend, Jugend, rr^che, rosige Jugend, entgegen. Zu zweit, zu dritt, zu viert, lange fröhliche Weivlein, Sprühen in den Augen, Rojen auf den Wangen, ziehen an uns vorbei. Hei, wie die Blicke sich kreuzen, und wie die Köpfe fliegen! Weiler, weiter, nimmer rasten.... Wir wandern wieder im Walde, meine Gedanken aber sind weit fort geflogen. Ein altes Mädchen ist's, bei dem sie weilen. Dich grüßten niemals freundliche Augen, Mecht hild. denn du bist häßlich. Niemand hat Lich in den Arm genommen oder auch nur mit den Blicken gestreichelt. Deine Stirn ist grau wie die Augen, deine Lippen welk und die Nase breit und stumpf. Die Brust ist eng und glart und deine Beine sind allzu arg gerundet. Die Jugend spottete hinter dir her, wenn du an den Häusern entlang schlichst, und deine Augen suchten vor den rohen Worten der Menge scheu den Boden. Warum nur? Auch dir hatte Cott Schönes mit auf den Weg gegeben. Ich habe es erfahren, wenn wir zusammen uns ausmachten und über Berg und Tal Wälder durchzogen. Dann straffte die welken Züge der irische Zug der Bergluft, dann hob die beleidigte Brust der mutige Atem, dann lag das Rot jener Mädchenscharen zau berisch auch auf deinen Wangen, und die armen Beinchen stampften wacker und freudig durch den Sand und schienen straffer gebildet zu sein. Wenn du dann mit mir hoch oben auf einem Berge standest und weit in das Land hinein schautest, dann trat ein so bezwingend glückliches Leuchten in deine beseligten Augen, daß mir warm und sonnig in der Brust ward, und ich blickte dich heimlich staunend von der Seite an. Du schienst mir nicht mehr Mechthild zu sein. Deine Züge waren in eine feine Verklärung getaucht, ein überirdisches Wesen hatte eine gar feine Lieblichkeit über dich ausgegossen. Wie wenn in die verödeten Oeffnungen einer Vrandruine Sonne aus klarem Himmel Frohsinn malt, und glitzernde Fäden des Altweibersommers in den Fensterhöhlen auf- und nicderschweben — so schön könntest auch du sein, auch du, Mechthild. Spotte mir keiner mehr über die alten Mädchen, die scheu und vergrämt durch die Straßen hasten. Ihre Schön heit bedarf, ach, nur eines Zauberwortes, um sich zu zeigen. Ruft nur! Wie Anton Kuh einen Revolver erbte. Bei dem Berliner Schriftsteller Anton Kuh, der durch seine Apologien für das Monokel bekannt geworden ist, er schien einmal ein junger Mensch und erklärte, er habe Un glück beim Spielen gehabt. Da er aber ein guter Freund von einem Freunde Kuhs sei, möchte Kuh ihm doch die Kleinigkeit von 5000 Mark, leihweise zur Verfügung stellen. „Geben Sie mir Bargeld oder einen Scheck. Wenn Sie mir den Gefallen nicht tun wollen," sagte der Fremde und zog seinen Revolver, „dann jage ick mir hier vor Ihren Augen eine Kugel durch den Kopf/ Kuh blieb völlig ruhig, spielte lässig mit seinem Ein glas, erhob sich dann aber plötzlich und ging an seinen Schreibtisch. Er entnahm einem Fach ein Heft und schrieb einige Zeilen. Der junge, unglückliche Erpresser freute sich: Meine Drohung hat gewirkt, dachte er. Anton Kuh riß die eben beschriebene Seite aus dem Heft heraus und über reichte sie höflich dem jungen Mann. Dieser las: „Ich, Endesunterzeichneter, erkläre, völlig freiwillig in der Woh nung des Herrn Kuh aus dem Leben gegangen zu sein, und es war nicht meine Absicht, dem Wohnungsinhaber dadurch irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten. Ich habe es nur deshalb in seiner Wohnung getan, weil Herr Kuh nit einer staunenswerten Ruhe zusehen kann, wie sich jemand er schießt." Der junge Mann wurde blaß. „Man kann nicht vorsichtig genug fein," erklärte Kuh, „unterzeichnen Sie, und Sie können sich dann ruhig in meiner Wohnung lelbst- morden." Es ist unnötig zu erwähnen, daß der junge Mann einen plötzlichen Rückzug aus verschiedenen Gründen durchaus für angebracht hielt. Allerdings erfolgte der Rückzug so überaus schnell, daß der Verzweifelte vergaß, seinen Revolver mitzunehmen. So kam Anton Kuh zu einem Revolver. Guter Appetit. Eisbären haben vor nichts Respekt. Nicht einmal vor englischen Pfunden! Das konnte man vor einiger Zeit im Edinburger Tiergarten feststellen, der einen prachtvollen Eisbären namens Freddy besitzt. An einem schönen Nach mittag war sein Zwinger von einer großen Menschenmenge umlagert, die von oben auf das liebe Kerlchen hinunler blickte. Eine Dame lehnte sich weit über die Brüstung, um besser zu sehen. Plötzlich ein Schrei: ihr Handtäschchen war hinabgestürzt, direkt Freddy vor die Nase. Der besah sich das komische Ding, roch daran und schien zur Erkenntnis zu gelangen, daß es etwas besonders Gutes zum Fressen sein müsse. Er begann, die Ledertasche zu zerbeißen — da öffnete sie sich, und ihr Inhalt rollte heraus: eine Puder quaste, ein Lippenstift, ein braunes Geldtäschchen Wäh rend er aber Puderquaste und Lippenstift verächtlich bei seite schob, machte er sich sofort über das Geldtäschchen aus Leder her. „Zehn Pfund sind darin!" jammerte oben die verzweifelte Dame — aber das rührte Freddy nicht, er fraß alles: das Geldtäschchen, die zehn Pfund und zum Schluß das Handtäschchen. Hierauf zog er sich stillvergnügt und befriedigt zurück, nicht ahnend, daß er eben eine der teuersten Mahlzeiten gehalten habe, die einem Eisbären wohl je beschieden gewesen sein mögen. Nun setzte die Dame ihre Hoffnung auf die — Verdauung Les Tieres und ver sprach dem Wärter einen guten „Finderlohn", wenn es ihm gelänge, ihr die zehn Pfund wiederzubringen, die Freddy ja nur im ganzen geschluckt und nicht zerbissen hat. Sie wartet aber heute noch. Rätsel-Ecke. R»N°l. Ich bin kein Ding, und doch verbind' ich alle Dinge. Was wohl der Literat Ganz ohne mich anfinge? Dem hochgelahrten Mann, Dem dümmsten Fibelschützen — Erstaunlich klingt's — ich muß In gleicher Weise nützen. Ob ohne Kopf ich bin? Verschiedene mir passen, Mit M, K, F, S, L Kann ich mich sehen lassen. Vereint mit E und r. Bin ich oft hoch an Wert, Doch wertlos allemal, Werd' ich mit Sch begehrt. Kreuz-Rätsel. 1—2 alte Waffe, 3—4 tropischer Wiederkäuer, 1—3 Waffe der Gauchos, 1—4 Befestigung in Anika 4—2 Kör perteil, 4—5 Larve, 3—5 altes Hausmöbel, 5—2 Stoßwaffe, 5—6 geistlicher Würdenträger. L I 4 b L Auslösungen aus letzter Nummer. Verwanvlungsausgabe: Thor, Schar, Rest, Bast, Zelle, Paria, Maid, Tanne — Adalbert Lhamisso. Schach-Aufgabe: Weiß. Schwarz. 1) v. 61 - K 1 . . . . 1) X. L4 n. st5 2) v. ä 1 — .4 4 . . . . 2) 8. .4 5 - 6 4. X 5 - X 4 oder anders. 3) l). 4 — 8, — L 5 oder X 3 — X 4 malt. K) 1) 1) L6 n. 1)5. 2) v. ä 1 - 8 1 -s- . . . 2) 8. X 1 - v 3 (6 2). 3) st L 1 — lll oder n. 6 2 matt. (Wenn 1) . 1> Springerzüge geschehen, die den Bauer L5 decken, folgt 2) st. 1 n. X5 f und 3) 1. st 5 — st 4 matt.)