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Hohensiein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappcl, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nußdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, deS Finanzamts und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. M. 81 Der Preis der «tnwuttMe» Aii,etsrnzeil« beiriiot 15, der Rrllamtzetlr 45 Goldvlenxioe. Für den Nachwei« werden 15 Goldpkennlge berechnet. Mittwoch, den «. April 1827 V«»aSvrtiS holbmonatlich 80 Goldvteunla« «iuichliehlich rragerlob». 77. guhrg. MN AMMOlM Bo» uule rem Berliner Vertreter Rom, 5. April Heute nachmittag um 5 Uhr ist im Palazzo Chigi von Mussolini und Graf Bethlc» derita - lienisch-ungarische Freundschafts-, Ausgleichs- und Schicdsgcrichtsvcrtrag unter zeichnet morden. Gleichzeitig wurde ein Gutachten italieni scher und ungarischer Techniker unterzeichnet, das sich mit der Frage besaßt, dem ungarischen In teresse im Hafen von Fiume Erleichte rungen jeder Art zu gewähren. Weitere Ver handlungen der wirtschaftlichen Sachverständigen sollen demnächst ausgenommen werden. Die Neise des ungarischen Ministerpräsiden ten Graf Vethlen nach Rom hat also ihren Abschluß in der Unterzeichnung eines ungarisch-italienischen F r e u n d - schaftv-, Ausgleichs, und Schiedsgerichtsver trages gefunden. Dieses Abkommen stellt, nach der Auffassung der maßgebenden politischen Kreise Berlins, ein weiteres Glied in der Kette der italienisch-französischen Spannung dar und wird somit nicht geeignet sein, die Beziehungen zwischen Nom und Paris günstig zu beeinflussen. Die soeben abgeschlossenen Verträge zwischen Rom und Budapest sind aber gleichzeitig ein Zei chen dafür, daß Italien bestrebt ist, seinen Ein fluß in Osteuropa unter allen Umständen aus- zudehncn, wodurch zweifellos eine Beunruhigung innerhalb der Kleinen Entente hervorgerusen werden dürste. Namentlich auf Siidslawien wer den die Abmachungen zwischen Italien und Ungarn ihren Eindruck nicht verfehlen, heißt es doch, daß Italien nunmehr bereit sei, Ungarn im Adriahafen von Fiume gewissen Konzessionen zu zugestehen, die im Interesse des Auslandshandels von Ungarn von großer Bedeutung wären. Wenn jetzt die französische Presse erklärt, daß die Abmachungen Ungarns mit Italien eine Ge fahr für die Interessen Frankreichs und damit auch für die Kleine Entente nicht bedeuten, so will man mit dieser Stellungnahme lediglich eine Beruhigung in Prag, Warschau und Buka rest schaffen. In Frankreich befürchtet man ganz offensichtlich, daß die Vereinbarungen zwischen Rom und Budapest einen ungünstigen Einfluß in der Frage des Weiterbestehens der Kleinen Entente ausüben könnten. Wenn auch die italie nische Regierung die Anerkennung der Annexion Beßarabiens durch Rumänien ausgesprochen hat, so bedeutet das keineswegs, daß nicht irgend welche geheime Abmachungen anläßlich der An wesenheit des ungarischen Ministerpräsidenten Graf Bethlen in Rom getroffen worden sind, die die bekannten berechtigten Ansprüche Ungarns auf die ihm nach dem Weltkriege entrissenen siebenbürgischen Gebietsteile anerkennen. Aus diesem Grunde ist das Mißtrauen der Bukarester Negierung über den tatsächlichen Zweck der Reiie Bethlens nach Nom durchaus zu verstehen. Die soeben zwischen Ungarn und Italien unter zeichneten Abkommen hätten sehr wohl auch in Budapest abgeschlossen werden können, und zwar durch den italienischen Gesandten in der Haupt noch die Richtung im Hinblick auf zösische Nech^blätter immer einer lateinischen Entente stadt Ungarns. Zweifellos wird die Romreise Bethkens auf der nächsten Tagung der Kleinen Entente im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen. Die Be ratungen der Minister der Kleinen Entente auf der nächsten Konferenz werden somit sicherlich unter dem Einfluß der französischen Regierung stehen, um so mehr, als die italienische Politik den französischen Interessen in Osteuropa bisher schon erheblich geschadet hat. Die neuesten Pari ser Meldungen unterstreichen das in nicht mißzu- «erstehender Weise und so sehr auch einzelne fran Die Konkorbatsfrage im Reichstage Bo» imlerciii tmrlamcMarlscheii MUarbcltcr Berlin, 5. April Im Reichstag ging es heute »echt lebhaft zu. Zunächst gab es große Besprechungen in den Fraktionszimmern und Wandelgängen, denn die Aeußerungcn Stresemanns zur Konkordatssrage beschäftigte die Parteien so außerordentlich, daß man die Neigung vorfand, aus dieser Haltung Stresemanns eine Staatsaktion zu inszenieren. Als dann der Reichstag die dritte Etatsbe- ratung aufnahm, schnitt denn auch der erste Red ner, der Abg. Dietrich (Dem.) die bisherigen Aeußerungen Stresemanns zur Konkordatsfrage an. Er meinte, die Freude über dl« Rede Strese manns sei nur von kurzer Dauer gewesen, denn er habe sich gleich hinterher dementiert. Die Demokraten haben nun aber die Absicht, der Deutschen Volkspartei Gelegenheit zu einer kla ren Stellungnahme in der Frage des Konkordats zu geben und infolgedessen eine Entschließung eingebracht, in der klar zum Ausdruck kommen soll, daß der Reichstag kein Konkordat und keine Beschränkung seiner Schulgesetzgebung wolle. Ueber diese Entschließung wird erst nach 'r Verabschiedung des eigentlichen Etats ein« Ab stimmung erfolgen. Nur die Redner der Oppositionsparteien be teiligten sich im übrigen an der Debatte; die Mehrheitsparteien hielten sich der Aussprache völlig sern. Schon in der zweiten Nachmittags stunde war die Aussprache beendet, um so mehr, als die Ncgiernngsbonk leer blieb, was dem Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten An laß gab, die Vertagung der Sitzung zu bean tragen, bis sich die Eesamtregierung eingefundcn hätte. Dieser Antrag wurde angenommen, und die Sitzung unterbrochen. Der Reichskanzler und Stresemann erschienen, als in die Einzelberatungen der Etats cingetre- ten wurde. Die meisten Etats wurden ohne Debatte von der Regierung bewilligt. Schließlich nahm Reichsaußcnminister Ctrcscniann das Wort bei der dritten Beratung des Etats des Auswärtigen, wobei er einige Fragen des sozialdemokratischen Redners, die aus das Kon kordat, die albanische Frage und aus China Be zug hatten, beantwortete. Was das Konkordat anlangt, so äußerte er sich dahin, es bestehe kein Unterschied zwischen dem Außenminister und dem Parteiführer. Ich habe, so erklärt der Minister, gegenüber der Forderung einer grundsätzlichen Ablehnung eines Konkordats erklärt, daß es sich hier um eine ganz andere Situation handele, nachdem einzelne Länder Konkordate bereits ab geschlossen haben oder vorbcreiten. Ich habe ge beten, die Sache leidenschaftslos zu behandeln und die weitere Entwicklung in Preußen abzu warten. Meine Erklärungen decken sich mit der einerzeitigen Erklärung der Reichsregierung. Dr. Stresemann erklärt weiter, daß er im gegen wärtigen Augenblick über die albanische Frage öffentlich nicht sprechen könne. Es finden gegen wärtig Verhandlungen statt über eine Regelung, die die Sicherheit geben soll, daß der Frieden zwischen den beiden beteiligten Mächten nicht ge stört und die albanische Unabhängigkeit selbst ge sichert wird. Wir sind über diese Besprechungen unterrichtet und ich bin bereit, soweit dies mög lich ist. Dasselbe gilt von der chinesischen Frage. Waffenlieferungen nach China im Einverständ nis mit der Reichsregierung haben nicht stattge funden. Abg. Dietrich-Baden (Dem.) vermißt eine klare Stellungnahme Dr. Stresemanns in der Konkordatssrage. Reichsaußcnminister Dr. Stresemann erwidert, die ganzen Verhandlungen in dieser Frage befinden sich noch im Anfangsstadium der Ressorts. Er sei daher nicht in der Lage, eine amtliche Erklärung dazu abzugeben. Aus seiner persönlichen Auffassung mache er kein Hehl. Nach dem mit Bayern ein Konkordat abgeschlossen sei, und vielleicht auch mit Preußen eins zustande käme, sei er der Meinung, daß man auch ein Rcichskonkordat abschließen solle. (Lebhaftes Hört! Hört! links.) Es ist jedenfalls wünschens wert, Laß über gewisse Rahmcnbestimmungen auch Las Reich die Entscheidung trifft. Die Stel lungnahme im einzelnen wird davon abhängen, welchen Inhalt diese Abmachungen haben werden. Der Haushalt des Auswärtigen Amtes wird erledigt. Es folgt der Haushalt des Reichsmini steriums desInnern. Neichsfinanzminister Köhler gibt zu, daß ein in den Einnahmen übersättigter Reichsetat die kulturellen Fonds ganz anders bedenken könnte und müßte, und teilt mit, daß für das Hygiene-Museum in Dresden im Rahmen dieses Etats eine Beihilfe gewährt werden solle. Abg. Dr. Külz (Dem.) bittet, für das Hygienemuseum in Dresden wenigstens 600 000 Mar? einzustellen, nachdem man die zuerst einge setzte eine Million gestrichen habe. Im Auslande würde es unangenehmes Aufsehen erregen, wenn man sehen müßte, daß Deutschland so armselig sei, daß es nicht diesen Betrag für einen so wichti gen Zweck aufbringen könnte. Beim Haushalt des Reichsarbeits- m i n i st e r i u m s teilt Reichsarbeitsminister Dr. Bra u n s mit, daß bereits ein Wohnungs bauprogramm Im November fertiggestellt ge wesen sei. Es beruhte aber auf einer 20prozenti- gen Mietserhöhung am 1. April d. I. Dann kam die Regierungskrise und ein nur vorübergehend tätiges Kabinett konnte einen so wichtigen Be schluß wie die Mietsirhöhung nicht fassen. Das neue Kabinett hat aber beschlossen, die Miets erhöhung In zwei Etappen vorzunehmcn. Das Bauprogramm war daher überholt. Eine Denk schrift werde dem Reichstag vorgelegt werden. Es folgt der Haushalt des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Es folgen dann die A b st I m m u n g e n. Beim Reichsministerium des Innern wird eine Million Mark zur Förderung des Turn- und Sportwcsen? wieder eingestellt, ferner 800 000 Mark für die Studentcnhilfe und 600 000 Mark zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche. Für die Junglehrer enthält der Haushaltplan 2,5 Millionen Mark. Die Sozialdemokraten und Demokraten beantragen Erhöhung dieses Betra ges auf 6 Millionen Mark. Der Antrag wird ab gelehnt. Die Regierungsparteien beantragen Streichung der 2,5 Millionen Mark, da Lie Ver sorgung der Junglehrer Aufgabe der Länder sei. Der Streichungsantrag wird mit 194 gegen 185 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Auch der Baukostenzuschuß für das Leutsch e Hygiene museum in Dres den in Höhe von einer Million Mark wird mit 243 gegen 142 Stimmen bei einer Enthaltung g e st r i ch e n. Beim Arbeitsministerium werden 50 Millio nen sür produktive Erwerbslosenfürsorge gestri chen, 25 Millionen sür Kleinrentner neu einge setzt. Neu eingesetzt werden ferner 72 Millio nen Mark sür die Invalidenversicherung, di« unterstützende Erwerbslosenfürsorge wird von 200 auf 450 Millionen erhöht. Beim Ernäh rungshaushalt werden die Beihilfen für bäuer liche Wirtschaftsberatung mit 1,9 Millionen wie der hergestellt und 700 000 Mark zur Bekämp fung von Pflanzenschädlingen neu bewilligt. Einen sozialdemokratischen Antrag, sür K I n« verspeis ungen 5 Millionen auszusetzen, wird mit 218 gegen 170 Stimmen bei einer Ent haltung abgelehnt. Ein Antrag der Regierungs parteien, 4 Millionen sür diesen Zweck zu bewil ligen, wird angenommen. Beim Verkehrsetat wird ein demokratischer Antrag, 2 Millionen sür den Zeppelinbau zu ver wenden, abgelehnt. Beim Wehretat werden sozialdemokratisch« und kommunistische Kürznngsanträge abgelehnt. Zum Versorgungshaushalt schlägt der Aus schuß eine Erleichterung der Erlangung der Elternrente vor. In einer Entschließung wird eine Novelle zum Versorgungsgesetz verlangt. Darin sollen die Renten verbessert, den Hinter bliebenen Heilbehandlung und Berufsausbil dung gewährt werden. In einer Entschließung wird empfohlen, den geisteskranken oder sonst schwer leidenden Kriegsteilnehmern und Ihren Hinterbliebenen im Wege des Härteausgleichs zu helfen, selbst wenn der ursächliche Zusammen hang zwischen dem Leiden und dem Militärdienst nicht ausreichend nuchgewlesen ist. Die Ausschußbeschlüsse werden bestätigt. Die dritte Lesung des Reichshaushaltplanes wird zu Ende geführt. Die Schlußabstim mung wird auf Mittwoch vertagt. Die Regierungsparteien für rin Rcichskonkordat? Berkin, 6. April Gestern nachmittag trat der Interfrak tionelle Ausschuß der Regierungs parteien zusammen, um den demokratischen Antrag über die Stellung zum Reichskonkordat und zum Neichsschulgesetz zu erörtern. Es wurd« dem „Berliner Tageblatt" zufolge beschlossen, durch den Grasen Westarp eine Erklärung Ler Regierungsparteien gegen den demokratischen Antrag und für das R e i ch s k o n k o r d a t, sowie für das Neichsschulgesetz abzugeben. Deutschland weiter verfolgen und durch Ver öffentlichung sympathischer Berichte über den Faschismus in diesem Sinne zu wirken suchen, so wenig Bedeutung kommt doch ihrem Einflüsse in Wirklichkeit zu. Diese Auffassung teilt man auch in den diplomatischen Kreisen Berlins. Frank reich suche gewiß jeden Streit mit Italien zu ver meiden, da ein solcher keinesfalls in seinem In teresse liege, aber das Gefühl, daß von dort her eine Gefahr drohe, verbreitet sich doch immer mehr. Ausnahme der diplomatischen Verhandlungen zwischen Nom und Belgrad ICiaciie D r a b I m c l d u n a) Berlin, 0. April Die Sondierungsversuche der französischen Regierung in Belgrad und des britischen Außen ministers in Nom in der Frage der Auf- nah m e direkter Verhandlungen zwischen Nom und Belgrad Uber die Beilegung des Albanienkonfliktes sind nunmehr zu einem ge wissen Abschluß gelangt. Wie mir erfahren, hat die italienische Negierung sich zur Aufnahme diplomatischer Besprechungen mit der Belgrader Regierung bereit erklärt. Damit ist eine Haupt schwierigkeit für Lie in Aussicht genommen« direkte Aussprache zwischen Italien und Süd« slawien überwunden, um so mehr, als die Zu stimmung des Belgrader Kabinettcs bereits vor liegt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammen hang, daß die Belgrader Regierung zu erkennen gegeben hat, jetzt auch der Frage der Rati fizierung des südslawisch-italienischen Wirt schaftsvertrages wieder nähertreten zu wollen.