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Zn -er Straßenbahn. Von W. Berger. Die Elektrische, in der ich im fürchterlichen Gedränge einer Stehplatz im Innern des Anhängers erwischt hatte, sauste mit einem scharfen Ruck um ein Stratzenknie. und da ich auf diese Karussellbewegung des Magens nicht vor bereitet war, so fiel ich vornüber, mit der rechten Hand einen Halt suchend. Meine Hand landete, einen Damenhut streifend, am Fenster. Als ich mein Gleichgewicht wieder erlangt hatte, bemerkte ich, daß ich mich an einer Nadel, die sich zweifellos an dem Hute befunden, verletzt hatte. Aus einem leichten Hautritz perlten drei Tropfen Blut Die Dame und Besitzerin des scharfkantigen Hutes sah das Blut, stietz einen Schrei aus und fiel in Ohnmacht. Der Schaff ner, der dieses kleine Unglück beobachtet, schüttelte den Kopf, gab das Haltesignal, die anderen Passagiere reckten sensationslüstern die Hälse, der Wagen hielt und eine, in tiefer Ohnmacht liegende, Dame wurde in ein benachbartes Kaffee getragen. Ich begleitete den Transport und sorgte dafür, datz die Dame in das Alltagsleben zurückgerufen wurde. Ich hatte ihr den ominösen Hut von dem blonden Bubi kopf genommen. Der Bösewicht, der mir den kleinen Scha den beigebracht, wurde von mir bald gefunden. Es war eine Stecknadel, eine ganz gewöhnliche Stecknadel, mit der ein kleiner Veilchenstrautz an dem Hut befestigt war. Der Hut war hübsch, der Strautz reizend, doch viel schöner und bezaubernder war der Blick, den mir die Dame, als sie erwachte, zuwarf. „O, wie schrecklich, sind Sie sehr verletzt?" fragte sie. „Nicht der Rede wert, gnädiges Fräulein. Hoffentlich haben Sie sich von Ihrem Schrecken erholt." Darauf nahm ich den Hut zur Hand und erklärte: „Sehen Sie, diese kleine Stecknadel war es, ich werde sie entfernen." Ich zog die Nadel heraus, und der kleine Veilchenstrautz fiel zwilchen uns auf den Tisch. „Nehmen Sie den Strautz an sich," bat sie. „Ich kann kein Blut sehen, meine Nerven sind so schwach." „Ich würde nicht allein mein Blut, sondern auch mein Leben für Sie lasten," entgegnete ich ritterlich. Sie lachte eme kleine Tonleiter, und ich stellte fest, datz sie herrliche Zähne hatte. Wir plauderten noch eine Zeit miteinander, dann erhielt ich die Erlaubnis, sie nach ihrer Wohnung bringen zu dürfen. Frau Hammer war ihr Name; ich vernahm dies mit schmerzlichem Bedauern. — So ein alter Junggeselle, wie ich. ist immer neugierig, mit wem er eine neue Bekanntschaft angeknüpft hat. Ich lietz mir in dem Restaurant, in dem ich zur Nacht speiste, das Adretzbuch geben. Ein recht zufriedenes Gesicht mutz ich gemacht haben, denn der Herr Ober kam an meinen Tisch und fragte: „Wünschen der Herr noch etwas?" Und ich war so leichtsinnig, auf meine Entdeckung hin, mir eine Flasche Rüdesheimer 1921er trocken Beerenausleie zu bestellen. Ich hatte gelesen: „Hammer, Anna. Ww., Parkstratze 1811." Das war sie, deren Veilchenstrautz ich an meinem Her zen trug. Ich habe ein halbes Jahr später den Veilchenstrautz zu einem Mvrtenstrautz werden lasten und habe es nie bereut, mit der Elektrischen in einem fürchterlichen Gedränge ge fahren zu sein. Allerlei Wissenswertes für die Frau. In Persien werfen sich vornehme Damen bei gesell schaftlichen Besuchen zur Begrützung Rosen zu. Ein Frauenhaar kann das Gewicht von 178 Gramm halten, ohne zu zerreitzen. Der Menichenkopf hat durch- ichniMich 30 000 Haare, die zusammen alio eine Riesenlast von 5340 Zentnern zu tragen vermögen. Solon schrieb den Bräuten vor, einen Apfel vor der Hochzeit zu essen, um die Lieblichkeit ihres Kustes zu er höhen. Auf der ägäischen Insel Kos freit nicht der Mann um Vie Braut, sondern das Mädchen um den Bräutigam. Oer Dichter mit -en achtun-Sreißig pfeifen. Hat einmal einer das Arbeitszimmer eines modernen Dichters gesehen, so verlange er nicht, das Arbeitszimmer eines zweiten Dichters sehen zu wollen. Der Anblick ist nämlich immer derselbe. Die Dachkammer — in der heut nur noch die Pinselhelden Hausen, dort die lustigsten und amüsantesten „Atelierfeste" abhalten, mutzte "üum regel rechten Arbeitszimmer mit Diplomatenschreibtisch und Fernsprecher Platz machen. Der Schreibtisch ist zu ollen Tages- und Nachtzeiten mit einer Flut Papier bedeckt, aus der schüchtern und bescheiden das Tintenfah hervorlugt. Der Fernsprecher ist wie bei einem Börsenmakler immer in Tätigkeit, und man wundert sich, woher Lie Dichter noch Zeit nehmen, zu arbeiten. Zeitungen, Zeitschriften, Kor rekturbögen und verschieden hohe Briefstötze stapeln nch in den Arbeitszimmern der Dichter zu kunstvollen Gebilden. Die Höhe des täglich einlaufendcn Briefstotzes ist das Ba rometer des Ruhmes. Bernard Shaw erzählte einmal, datz er täglich volle fünf Stunden brauche, um die Korre spondenz zu erledigen, die nicht in das Bereich seines Se kretärs falle. So oder ähnlich steht es mit allen Dichtern, und man kann getrost die Dichter an den Schreibtischen vertauichen, ohne datz es besonders ausfiele. Allerdings mit einer Aus nahme. Da liegen vorn auf dem Schreibtisch ebenfalls die be kannten Dinge: Bücher, Manuskripte, Zeitungen und Stötze von Briefen. Dazwischen Federhalter und Bleistifte in allen Größen und Stärken. Aber neben diesen vielen Din gen liegen auf diesem Schreibtisch noch andere: Tabaks pfeifen! Und zwar so viele, datz man sie kaum zählen kann. Tabakspfeifen in allen Holzarten in Elfenbein und in allen Formen. Alte und neue Tabakspfeifen, kleine und große. Ein seltenes Durcheinander. Das ist nicht der Schreibtisch des Rusten Ilja spyrenvurg, der die herrlichen Pseifen- geschichten geschrieben hat, sondern dieser Schreibtisch ge hört dem deutschen Dichter Hans Z. Rehfisch. Fragt man aber Rehfisch nach dem Ursprung dieser vielen Pfeifen — man zählt beim flüchtigen Ueberzählen schon achtunddreitzig Stück, so hüllt er sich in geheimnisvolles Schweigen. Rätsel-Ecke. Vcrwandlungsaufgabe. Ehor Schah Nast Mast Zeile Paris Mais Tonne Aus jedem der obigen acht Wörter läßt sich durch Ver änderung eines Buchstaben ein anderes Wort bilden. Sind die richtigen Wörter gefunden, so nennen dis bei der Ver wandlung fortgelassenen Buchstaben einen beliebten Dichter. Die bei der Verwandlung neu aufgenommenen Buchstaben ergeben (aber in umgekehrter Reihenfolge) den Vornamen dieses Dichters. Schach-Aufgabe. Schwarz. Weitz. Weitz zieht und setzt mit dem dritten Zuge matt. 8 7 6 L 4 3 i 2 ! l Auflösung aus letzter Nummer. Ergünzungsrätsel: Fiume, Parade, Daniel, Diana — Urania