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u-jzsU ßsAs^quiyPv U-H )M, ugvgustzv^s as<; Wie man früher Feuer machte. Von Berta Witt. (Nachdruck verboten.) Prometheus wollte den Menschen das Feuer auf die Erde herabholen: dafür wurde er von den Göttern an den Fels geschmiedet, erzählt die uralte Sage. Welch ein Wunder, welch eine Himmelsgabe mutz danach für die Alten das Feuer gewesen sein, das sie durch den Blitzes- funken vielleicht zuerst kennenlerutcn. Feuer zu besitzen und Hervorrufen zu können, war ein früher kühner Menschheitstraum. Im Tempel der Vesta brannten die Römer das geheiligte ewige Feuer, das nie erlöschen durfte, auch im altgermanischen Neligionskultus spielte das Feuer eine wichtige Rolle. In den Heimstätten suchte s man beständig Feuer zu halten, das vermutlich aus dem Tempel stammte. Solcher Feuerkult konnte nur dadurch entstanden sein, daß es anfangs mehr ein Wunder war, ' sich das Feuer herabgezwungen zu haben, und cs nie mals eben leicht war, es nach Belieben hervorzurufen. Das lernte man dann freilich, je mehr das Feuer sozu sagen ein Gegenstand des täglichen Bedarfs geworden war. Die älteste und primitivste Art, Feuer zu machen, auf die sich noch heute alle wilden Völkerschaften verstehen, ' war das rasche Aneinanderreiben leicht brennbarer Hölzer. Rach Plinius galt das Efeu- und das Lorbeer holz als am brauchbarsten; amerikanische und afrikanische Eingeborene nahmen Kakaoholz und ähnliche Sorten und nannten alles derartige Holz Feuerholz. Man bohrte in eines der Hölzer ein Loch, spitzte das andere zu und drehte die Spitze solange in diesem Lock, bis Feuer ent stand. Es war aber keineswegs eine zuverlässige Me thode, denn sie versagte leicht, wenn das Holz nicht trocken genug war. Aber kultiviertere Völker machten doch schon früh zeitig einen Fortschritt, sie lernten sehr rasch, Feuer durch Brenngläser hervorzurufen. Dieses Brcnnglas war eine rundgeschliffcne Kristallkugel; man legte sie über Kien holz, ließ die Sonne so darauf scheinen, daß die Strahlen gebrochen wurden, so daß sick in kurzer Zeit aus dem Holz Rauch und danach ein Alämmcheu entwickelte. Ver mutlich war diese Methode eine reine Zufallserfiudung, wie sie so ost den Menschen zu Hilse kam; jedenfalls war sie sehr alt, denn in den Srphischcn Liedern, 700 Jahre v. Ehr., wird sie bereits erwähnt. Tas Feuer -er Vesta in den römischen Tempeln, wenn es durch die Unachtsamkeit der Priesterinnen erloschen war, durfte nur an der Sonne, also durch das Kristallglas, wieder entzündet werden. In England sind häusig solche Kugeln ausgegrabcn worden; kamen sie vielleicht auch durch die Römer dorthin, so beweist das doch, daß sie dort stark in Gebrauch gewesen sein müssen. Eine dritte Art, Feuer zu schlagen, lernte man Wohl wieder durch Zufall an dem aus "dem Kieselstein ent springenden Funke», wenn Eisen dagegen schlug, und zwar vermutlich ebenso früh, wie man die Brenngläser kannte. Alan fing den Funken in trockenem Pflanzen mark auf und diese Art, Feuer zu entfachen, diente später der Menschheit durch alle Jahrhunderte bis weit über das Mittelalter hinaus, nur freilich in sich verbessernder und vervollkommnender Form. Zum alten Feuerzeug ge hörten Stahl, Feuerstein, Zunder und Schwefel. Heute mag uns ein solcher Apparat freilich eher als ein Ge duldspiel Vorkommen, befriedigend könnte er nach heuti gen Begriffen jedenfalls nicht sein, und man suchte sich Wohl auch damals unabhängig von ihm zu machen, in dem man in den Haushaltungen beständig das Herd feuer unterhielt. Daß man weiter darauf sann, den Funken des Feuers auf eine bessere Art zu zwingen, versteht sich von selbst. Tic Versuche, die man niit der Elektrizität machte, führten dann auch hier zu einem Ergebnis. Tas Pro blem war, durch den elektrischen Funken sogenannte brennbare Luft und dadurch ein Lickt, einen Fidibus u. dergl. zu entzünden. Von derartigen elektrischen Lampen, auch Licht- oder Blitzmaschinen genannt, tauchte seit 1780 in Teutsck'and eine ganze Reihe auf und sie erregten großes Aufsehen. Aber sie waren nicht ganz ungefähr lich, da leicht eine Explosion eintrcten konnte, auch waren sie zu kostspielig, um im allgemeinen die alten Feuer- zeuge verdrängen zu können; dennoch fanden sie, da sie so hübsch gearbeitet wurden, daß sie sich selbst im Salon aufstellen ließen, in vornehmen Häusern Eingang. Da man ihnen alle mögliche Aufmerksamkeit zur beständigen Verbesserung widmete, erhielten sie sich in der Tat so lange, bis die Erfindung der Zündhölzer sie verdrängte. Die ersten Versuche, Phosphor zur Feuerbereitung zu verwenden, wurden schon 181« gemacht, teilweise in Ver- bindung mit den Blitzmaschinen. Aber es wurde 1833, bis die ersten brauchbaren Phosphorhölzchen hervor- kamcn; man zog sie durch ein zwischen zwei Fingern zu sammengepreßtes Stück Sandpapier, um sie zu entzünden. Das zunächst dafür verwandte chemische Präparat, Phos phor und Kaliumchlorat, war aber nicht ungefährlich, es gab kleine Explosionen, und so wurden die Phosphor- Hölzchen in vielen deutschen Ltaaten verboten. Man ver suchte nun, eine weniger gefährliche Mischung herzu- stellen, und nahm Bleisuperoxyd und Blcisalpeter; das bewährte sich bester und nun nahm die Zündholzher stellung einen riesigen Aufschwung. Im Jahre 1848 ge lang es dann dem Professor Böttger in Frankfurt, die sogenannten Sicherhcitszündhölzer zu erfinden, die man, da sic von Schweden aus verbreitet wurden, Schweden hölzer nannte, und seitdem war es mit allem Behelf der alten Feuerzeuge und der Blitzmaschinen vorbei. Das Problem, um das Prometheus einst mit den Göttern rang, war durch ein Schwefelhölzchen gelöst. Kamille. Von Käthe Langenmayr. (Nachdruck verboten.) Ter Weg nach Buchfcld führte durch die Heide. Die Kiefern standen schlank und dunkel an beiden Seiten, es ging sich mühsam im tiefen Sand. Der Mann, der langsam am Stock daherkam, war müde. Wollte der Wald denn immer noch keine Ende finden? Früher war der Weg nicht so weit gewesen. Früher — cs war lange her, daß er hier gegangen war. Da mals scllle sein Leben erst so recht beginnen. Gerade war er mit dem Studium fertig, da rief ihn der Doktor Eich bolz, sein Verwandter, zu seiner Unterstützung nach Buch feld. Ter alte Eichholz war ein angesehener Mann, der oberste Rat in Krankheitsfällen. Wenn die Klawifchen mit ihrem Besprechen und der Kuhhirt Knak mit seinem Ameisenspiritus nicht mehr helfen konnten, dann ging man zu ihm. Er wußte immer Hilfe — oder es gab keine. Doch es war ein anstrengendes Leben, so immer im offenen Korbwagen — andere gab es damals nur beim Amtsrat in Krausnick und beim Grafen Adlersschild in Schildhose — bei allem Wind und Wetter, bei Nacht und bei Tag, auf den tiefen Landwegen fahren, und darum ließ sich der Doktor Eichholz, als er in die Jahre kam, den Verwandten kommen; der sollte das Auswärtige be sorgen und er selbst blieb zu Hause. Beide hatten tüchtig zu tun, der junge Doktor, Michael Müller hieß er, verstand seine Sache; und wenn der alte Eichholz etwa noch weiter gedacht hatte und ge meint, das wäre auch ein Schwiegersohn — er hatte näm lich eine Tochter, die Frau war längst tot —, so hatte er auch damit richtig gerechnet, denn der Michael Müller heiratete die Kamille Eichholz. Es war das einzige Kind. Der Vater erzählte gern, daß sie eigentlich Rose hatte heißen sollen, nach dem Wunsch der Mutter. Und das wäre auch ganz richtig ge wesen, wenn sie so zart und fein wie die Mutter gewesen wäre. Aber das hätte er gleich gesehen, daß dies nicht der Fall war. Sie war Eichholzsche Art, nicht schön, aber tüchtig. Da hätte Rose nicht gepaßt. Er nannte sie Kamille. Mal früher als Kind halt« cr in einem Bilderbuch das Versehen gelesen: Dies ist die Blume Kamille, die macht alle Schmerzen stille. Den Vers hatte er nicht vergessen und da er ja auch mit Schmerzenstillmachen zu tun hatte, fand er diesen Namen für sein Kind recht passend. Und sie machte ihrem Namen Ehre. (Schluß folgt.)