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WWMMM AM un-An^M Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Erscheint jeden Wochentag nachmittags. — Fernspr. Nr. II. Postscheckkonto Leipzig 23464. — Genieindegirokonto 14. — Bankkonten: Commerz, und Privat. Bank Zweigstelle Hohen- stein - Ernstthal — Darmstädter und Nattonalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandie Manuskripte werden nicht zuriickgeschickt. — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme. Bet Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brutto- detrag in Rechnung gestellt. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de- Betriebes der Zeitung, der Lieseranten oder der BesörderungSetnriM- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung »der aus Rückzahlung des Bezugspreises. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdors, Langenberg, MeinSdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleifia und Rufidorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und des Stadtrals zu Hohenstein«Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 93 Der Preis der «InwoMoeo Amelsen»»«!» detrüat w, der Reklame»»» 45 Goldoieouiae. Für den Nachweis werden >5 Golbvlcnmae berechnet. Freitag, den 22. April 1927 VeiuaSsretS volvmunailtch 60 Goldoieomoe etuichliciUich TrSuerlopn. 77. gahtg. Ser KM III WS W EWS Vor einem englisch-japanischen Bündnis? Vo» unlerem Berliner Vertreter Berlin, 22. April Die reservierte Haltung der amerikanischen Negierung gegenüber den Vorgängen in China hat in London starke Verstimmung hervorge- rusen. Das Washingtoner Kabinett hat schon lange erkannt, daß das militärische Abenteuer Englands in China zu keinem Erfolge führen wird und hat aus diesem Grunde wiederholt ent schieden abgelehnt, sich vor den Wagen der briti schen Interessenpolitik spannen zu lassen. Aus diesem Grunde scheint sich nun eine neueKon - stellation der am Stillen Ozean interessier ten Mächte anzubahnen. Bemerkenswert ist, daß die Londoner Presse jetzt ganz offen von dieser Möglichkeit spricht und darauf vorbereitet, dass England sich genötigt sehen könnte, trotz der Ver träge von Washington aus dem Jahre 1922 wie der ein Bündnis mit Japan einzugehen. Die Ereignisse in China und ihre diplomatische Rückwirkung nehmen langsam neue und bestimm tere Gestalt an und es ist wahrscheinlich, dass dies unter gewissen Umständen zu einer Revision der britischen Politik führen wird. In den Londoner Blättern wird in diesem Zusammenhang unter strichen, dass die wichtigste Frage dieser Verände rung ein endgültiger Schritt in Richtung auf eine Annäherung zwischen Großbritannien und Japan sein würde, die größer wäre, als sie seit der Aus hebung des englisch-japanischen Bündnisses be standen hat. Während Amerika im allgemeinen abgeneigt ist, in eine kriegerische Aktion in China oder in bewaffnete Repressalien verwickelt zu werden, verfolgt Japan eine durchaus bestimmte Politik, die mit der britischen konform geht. Das tokioter Kabinett hofft anscheinend auf die Ent stehung einer stabilen und gemäßigten Macht in China. Tatsächlich bestehen jetzt Anzeichen, daß diese Macht im Werden ist, nachdem Tschangkai- sthek sich von den Extremisten getrennt hat. So bald es zu einer Kombination zwischen den Ge mäßigten in Südchina mit den Nordchinesen kommt, die China von den bolschewistischen Ele menten befreien wollen, so werden Großbritan nien und Japan durch eine enge Zusammenarbeit der Freiheitsbewegung ihre moralische Unter stützung geben. Nach den hier vorliegenden Nach richten soll jetzt zwischen England und Japan ein Abkommen zustande gekommen sein, nach dem sich beide Mächte verpflichten, Tschangtsolin mili tärischen Beistand zu leisten, unter dem Vor wand, die ausländischen Kolonien'in Peking und Tientsin zu schützen. Durch dieses Zusammengehen Großbritan niens und Japans ist nun, wie man in diploma tischen Kreisen erklärt, die Vorbedingung für einen weiteren Ausbau der beiderseitigen Jnter- esscnpolitik in Ostasien gegeben, und der Abschluß eines Bündnisses zwischen Tokio und London dürste nunmehr in nicht zu ferner Zeit Tatsache werden. Wie schon die Moskauer Regierung das Schwergewicht ihrer Politik zunächst von Europa nach Ostasien verlegt hat, so scheint England jetzt gleichfalls eine Neuorientierung seiner osteuro- päiichen Politik dahin vorzunehmen, indem es Nusland in Ostasien zu isolieren versucht. Japan geht mit diesen Bestrebungen Englands durchaus konform, da es ja ein eingeschworener Gegner des Bolschewismus ist. Man wird also die weitere Entwicklung der Dinar in Ost-Asien mit großer Aufmerksamkeit verfolgen muffen. Irgendwelche entscheidenden Schritte Englands hinsichtlich seiner Politik der Isolierung Rußlands in Osteuropa sind somit in der nächsten Zeit nicht erwarten. Das hat auch Polen bereits erkannt, denn es wendet sich jetzt wieder mehr Frankreich zu, was schon daraus hervorgeht, daß die französische Regierung be strebt ist, die Wünsche des Warschauer Kabinettes auf den Abschluß eines Ostlocarno mit Einschluß Polens zu unterstützen. Kapitulation der Radikalen? Schanghai, 21. April Einem hier umlaufenden Gerücht zufolge, soll die Spaltung innerhalb der chinesischen Nationa listen durch die Kapitulation der Hankauer Extremisten vor der Gegenregierung des Generals Tschangkaischek demnächst ihre Erledi gung finden. Von maßgebender Seite in Hankau verlautet, es werde erklärt, daß Borodin und die Kom munisten zusammenpacken und Chinaverla s- s e n werden, um die nationalistische Bewegung nicht weiter zu behindern. Es werde erklärt, Tschangkaischek habe die Lage falsch dargestellt, indem er behauptete, es handele sich um einen Kampf zwischen den Konservativen und den Bol schewisten, während es sich um die Frage handle: Mi litärregierung oder Zivilregie - rung. Der Einfluß Tschangkaischeks beruhe nur darauf, daß er augenblicklich den größten Teil der nationalistischen Einkünfte kontrolliere und Unterstützung von ausländischen Quellen erwarte. Non selten des rechten Flügels der Kuo-Min- Tang verlautet, daß der Außenministerposten in Nanking Wu, einem durch die amerikanische Schule gegangenen Diplomaten, angeboten wor den sei und daß dieser sich dazu bereit erklärt habe, wenn Tschangkaischek die gegen ihn erhobene Beschuldigung zurückziehe, daß er im Solde des Imperialismus stehe. Diese Beschuldigung grün det sich angeblich auf die Entdeckung von Briefen zwischen Wu und den Engländern im Zusammen hang mit den Bemühungen, den antibritischcn Boykott in Hongkong zu beenden. Schanghai, 21. April Die neue Negierung Tschangkai schek in Nanking hat die H a n k a u e r N e g i e- rung vollständig verdrängt. Tschankaffchek hat Borodin und alle seine Mitarbeiter, sowie drei kommunistische Minister entlassen. Das nächste Ziel Tschangkaischeks besteht darin, die Mächte zu besänftigen, die Kommunisten zu ent fernen und der Drohung des Vormarsches Tschangtsolins zu begegnen. Tschangtsolins Truppen haben die Grenze von Honan und Hupe erreicht, wo ihnen die Hauptarmee der Südtrup pen gegeniibersteht. Die Nationalisten erklären, Tschangtsolin befinde sich in schwerer Geldnot, und seine Armee sei durch innere Zwistigkeiten gespalten. Besetzung des russischen Gesandtschastsarsenals in Peking Berlin, 21. April Die Blätter geben eine Reutermeldung aus Peking wieder, wonach die Protokoll mächte das russische Gesandtschafts arsenal durch bewaffnete Posten haben be- etzen lassen, nachdem amerikanische Seeleute, die über die Mauer geklettert waren, das geschlos- ene Tor von innen geöffnet hatten. Rußland protestiert und schließt das Konsulat Moskau, 21. April Die Sowjetregierung wird gegen die Be setzung des russischen Botschaftsgebäudes in Peking durch amerikanische Truppen bei den Protokollmächten Einspruch erheben. Die Sowjetregierung werde zum Zeichen des Pro testes nunmehr auch ihr in Peking befindliches Generalkonsulat schließen. Japan finanziell am Ende? Schließung der Banken — Füns-Tage- Moratorium? Neuyork, 21. April Nach einer Meldung aus Tokio hat die 1 5. Bank, die mit einem Eesamtkapital von 368 Millionen Pen zu den größten Japans gehört, für drei Wochen ihre Schalter geschlossen. Neuyork, 21. April Die Washington Street News Agence berich tet aus Tokio die Schließung aller Ban - k e n um Mitternacht des heutigen Tages auf An ordnung des Ministeriums für 2 Tage. Neuyork, 21. April In Wallstreet laufen Gerüchte um, daß die japanische Regierung ein fünftägiges Moratorium erlassen habe. Ei» Attentat auf de» amerikanischen Botschafter in Tokio verhindert London, 21. April Aus Tokio wird gemeldet, daß die Polizei einen Studenten verhaftet hat, der er klärt hatte, er wolle den amerikanischen Botschafter töten und die amerikanische Botschaft in die Luft sprenge», weil die Vereinig ten Staaten Japan nicht in der ihm gebührenden s Weise behandelten. GAkeral Seps kn» die RMSeattvÄ^V Liaene Drabtm»Iduna Berlin, 22. April Die englische und die französische Negierung haben vor einigen Tagen ihren Botschaften in Berlin neue Militärattaches zugeteilt. Diese Herren haben jetzt bei dem Chef der Heeresleitung, General Heye, ihren An trittsbesuch gemacht. Der Berliner Korrc- spondeent der „Neuyork Times" hat jetzt sei nem Blatte einen sentationellcn Bericht über mittelt, in dem erklärt wird, cs sei anläßlich des Besuches der beiden Militärattachees bei Gene ral Heye zu einem Zwischenfall gekom men, der noch Weiterungen nach sich ziehen werde. Der Chef der Heeresleitung habe die Militärattachees ungebührlich lange warten lassen und sie in formloser Weis« abgesertigt. Wie wir von zuständiger Stelle dazu erfah ren, handelt es sich bei dieser Nachricht um eine grobe Tondenzmeldung, Tatsache ist, daß der zu ständige Oberst die Militärattachees empfing und sie zu Eenral Heye geleitete. Da der Ches der Heeresleitung zu dieser Zeit gerade eine M- sprechung hatte, mußten die Attachees einige Minuten warten, und wurden dann sofort vor gelassen. Ju Verlauf der kurzen Unterredung hat der General zum Ausdruck gebracht, er hoffe auf eine angenehme Zukammenarbeit mit den Attachees und schüttelte beiden beim Abschied die Hand. Da die Militärattechees gegenwärtig nicht in Berlin weilen, konnte noch nicht festgestellt werden, ob diese von sich aus die Nachricht nach Neuyork lanziert haben. Es steht jedenfalls fest, daß ein diplomatischer Schritt der französischen oder englischen Botschaft in die ser Angelegenheit nicht erfolgt ist und auch nicht mehr zu erwarten ist, weil ein Anlaß hierzu ja nicht vorliegt. Die deutsch-französischen Handelsvertragsver- handlnngen Berlin, 21. April Entgegen der Meldung des „Berliner Tage blattes" erklärt der „L o k a l a n z e i ger", daß von einer Unterbrechung der deutsch französischen Handelsvertrags verhandlungen aus Anlaß erheblicher Schwierigkeiten nicht gesprochen werden könne. Die Aussetzung der Beratungen sei lediglich im Zusammenhang mit dem Osterfest erfolgt. Die Mitglieder der deutschen Delgation, die sich während der Ostertage in Berlin aufgehaltc» haben, haben die Gelegenheit ihrer Anwesenheit in Berlin auch dazu benutzt, sich mit weiteren Instruktionen zu versehe». Vee evangelische ReiOsettsrntag fordert die evangelische Bekenntnisschule Hildesheim, 21. April Am heutigen Verhandlungstag nahm der R e i ch s e l t e r n t a g zur sthulpolitijchen Lag« folgende Entschließung an: Der zum fünften Reichselterntag in Hildes- Heini versammelte Reichsverband evangelischer Eltern- und Volksbünde fordert, daß ihm endlich ein in gewissem Sinne unveräußerliches versaffungsmäßiges Recht gegeben wird, und er wartet daher, daß die Reichsregierung nunmehr ohne Verzögerung das angekündigte Reichs schulgesetz verlegt. Die evangelische Eltern schaft verlangt für ihre Kinder die evange lische Bekenntnisschule. Es ist uns dar um Gewissenspflicht, zu erklären, daß wir nicht länger auf das Reichsschulgesetz warten können, das der Bekenntnisschule Gleichberechtigung und volle Entfaltungssreiheit gewährleistet. Die Um wandlung der Gemeinschaftsschule in eine Schule mit christlicher Marke lehne» wir ab, weil da durch für die christliche Erziehung eine innerlich unklare und unzureichende Grundlage geschaffen würde. Der Charakter der S t a a t s s ch u l e soll auch bei der Bekenntnisschule unangetastet blei ben, aber zugleich im Rahmen der Schulverfas sung die Rechte des Eltcrngewissens unbedingt sicher stellen. An alle Parteien, die sich für di« Erhaltung unserer deutschen christlichen Kultur, verantwortlich wissen, wenden wir uns mit der dringenden A u f f o r d e r u n g, alle Kräfte ein- znsetzen und nunmehr unter allen Umstände» di« Reichsschulgesetzgebung zum Ziele zu führen. Wenn wiederum die Neichsschulgesetzgebung ver schleppt würde, so wäre damit der Lösung der Schulfrage durch Konkordatsvertrag die Bahn frei gemacht. Der italienisch-fiidfiawfiche Konstitt Kein neuer Schritt der Großmächte Berlin, 21. April Wie die TU. vo» unterrichteter Seite erfährt» ist die Meldung des „Daily Telegraph", wo nach ein neuer Schritt der Groß mächte Deutschland, England und Frankreich in der Albanienfrage erfolgen soll, unzu treffend. In Berliner diplomatischen Kreisen ist von einer derartigen Absicht bisher nichts bekannt. Die Meinung Englands London, 21. April (WTV.) Wie verlautet, hat während der letzten Tage ein weiterer Meinungsaustausch zwi schen den interessierten Hauptmächten über den italienisch-südslawischen Kon flikt wegen Albanien stattgefunden. Wi« verlautet, hält die britische Regierung an de» Ansicht fest, daß der beste Weg für Italien und Südslawien zur Regelung ihrer Meinungsver- schiedenheiten die direkte Verhandlung ist, und will das Ergebnis der Besprechungen abwarten, die, wie gehofft wird, bald in Rom zwischen der italienischen Regierung und dem südslawischen Gesandten eingeleilet werden.