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— und da dort jetzt Ihr Freund, Herr Trapp ist, und ich Licht in Ihrem Zimmer sah — so dachte ich —" 8 Werner war erregt aufgesprungen: „Was sagen Sie Z — Schloß Althoff — einen Einbruch — wann?" 8 „Ich vermute, heute nacht!" 8 „Heute nacht —" Werner versuchte ruhig zu bleiben, 8 es wirbelte in seinen: Kopf: Schloß Althoff, Gertie mit 8 ihrer Mutter dort, Herr von Schöning auf Jagd, die Damen ö allein, Clemens Trapp in feinem einsam in: Park ge- a lcgeneu Pavillon — natürlich mußte er hin, sofort — hastig « fragte er nochmals den Alten: „Ist kein Irrtum möglich ß — hörten Sie genau Schloß Althoff?" tj „Ganz genau, da mir ja der Name bekannt War. Und 8 es wurde noch ein Name genannt — warten Sie — v Schö " 8 „Schöning?" vervollständigte ihn Werner.. s „Richtig, ja, und daß der Besitzer fort und nichts zu g befürchten sei." x „Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen sehr," rief Werner und drückte dem Alten die Hand. „Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen, aber nun muß ich fort, gleich fort — jede Minute ist kostbar —." Werner war allein. Er steckte seinen Armeerevolver zu sich und hastete in den Ueberzieher. Mit einem guten Auto konnte er Althoff in einer Stunde erreichen, es waren glatte Chausseen bis dorthin, hoffentlich fand er schnell einen geeigneten Kraftwagen. Auf dem Flur Wurde der Hohenfriedberger Marsch ge pfiffen, der ,Leutnanll war's, der um die neunte Stunde zu seinem Dienst ging. Werner riß die Tür ans: „.Leut nant-, Sie schickt mir der liebe Himmel! Kommen Sie auf einen Augenblick herein — haben Sie für den Abend und die Nacht Verfügung über ein sicheres Auto?" „Selbstverständlich!" „Gott sei gedankt — hören Sie," und in fliegenden Worten berichtete Werner dem Tischgenossen aus der .Löwenhöhle- das eben Vernommene. „Natürlich müssen wir hin," rief der .Leutnant-, der seine Chauffeurkleidung trug. „In zehn Minuten geht's los, kommen Sie gleich mit. Das ist doch 'mal eine Hatz, Wir wollen die Kerls schon fassen!" „Bewaffnet? Und kennen den Weg?" „Nie ohne Browning," er schlug auf die Seitentasche des Lederjacketis. „Und der Weg ist mir durchaus ver traut — brachte doch unsern 'Ostasrikaner- mit seinen » Siebensachen hin!" Vom Kirchturm des nahen Dorfes schlug es elf Uhr, als das Anto mit Werner und dem .Leutnant- — er wurde auch von feinen nahen Freunden nur so genannt, obwohl man wußte, daß er ein früherer Gardeoffizier Freiherr von Bucheck war — das Vorwerk des Gutes Althoff er reicht hatte, in dem auch der Inspektor mit seiner Familie wohnte. Man weckte diesen und unterrichtete ihn schnell von den:, was geplant war. Das Auto brachte man hier unter, und Werner eilte in den nahen Park, um Clemens Trapp aufzusuchen. Er fand ihn noch beim Niederschreiben seiner ostafrikanischen Kriegserlebnisse, in seinem .Wigwam sitzend, der den größten Raum des ihm überwiesenen Häuschens einnahm; bald wollte er seine Hede hier als Hausfrau einführcn. „So'ne Lumpenhunde," rief der Ostafrikaner wild aus, „wart', euch werden wir kriegen, euch Banditen, keiner darf entwischen! Es ist gewiß dieselbe Bande, die schon in Falkenberg und Mülheim eingcbrochcn. Nun soll die Reihe an uns kommen, aber der Spieß wird umgedreht — halloh, meine Bohs euch soll's an den Kragen gehen!" Er riß einen ostafrikanischen Speer von der Wand und schwang ihn kriegslustig: „Wer den in die Rippen erhalt, ist geliefert, die Spitze ist vergiftet!" — Mau hielt einen kurzen Kriegsrat beim Inspektor ab, der noch zwei handfeste Knechte, die den Krieg mitgcmacht, herbeigeholt hatte; sie wurden mit Karabinern bewaffnet, während die übrigen sich auf ihre Revolver verließen. Man war zunächst unentschlossen, ob man die Damen im Schloß benachrichtigen sollte, war aber dann doch dafür, da es jedenfalls nicht ohne Geschieße abgehen würde, es also besser wäre, wenn sic den Grund vorher wüßten. Der kleine Trupp begab sich zum Schloß, das Musik zimmer war noch erleuchtet, man hörte gedänrpft die Töne Mozartscher Weisen. Wenige Minuten später standen Werner und der Ostafrikaner in dem anheimelnden Ge mach Margot und Gertie gegenüber, die verwundert die späten Besucher begrüßten, aber ihre Ruhe bewahrten, als sie vernahmen, um was es sich handelte. „Ich muß dabei sein," rief Margot blitzenden Auges, „geben Sie mir irgendeinen Schießprügel — halt, ich hol' eins von Papas Jagdgewehren " und sie wollte hinauswirbcln, ließ sich dann aber doch überzeugen, daß es am besten wäre, wenn sie mit Gertie in ihrem Zimmer bliebe, daß neben dem Schlafgemach lag, in welchem sich Frau von Schöning mit ihrer Schwester, der Professorin, schon zur Ruhe be geben hatte. Sie sollten die Schlafenden nur dann be nachrichtigen, wenn es unumgänglich nötig wäre, sich sonst ganz still in dem dunklen Zimmer, dessen hölzerne Läden geschlossen waren, Verhalten. „Wir bürgen für Ihre und der Damen Sicherheit," meinte Werner fest. „Aber Sie werden in Gefahr sein," rief Gertie angstvoll. „Wir haben im Feldzuge anderes überstanden, hier haben wir's jedenfalls mit feigen Gesellen zu tun," be ruhigte sie der Ostafrikaner. In der unteren Halle berieten die sechs Männer noch mals eilig. Man wollte das Schloß umstellen, jeder sich verborgen haltend, bis die Einbrecher am Werk waren, dann erst, auf einen Signalpfiff des Ostafrikancrs, sollte man hervorstürzen und sich ihrer bemächtigen, nur im Not fälle von der Waffe Gebrauch machend; jeder wurde noch schnell mit einem Strick versehen, um die Ergriffenen zu fesseln. Es war bereits Mitternacht geworden, als man die angewiesenen Posten bezog. Der Himmel war bedeckt, nur selten drang ein Heller Mondschimmer hervor, bald wieder hinter regenschwcreu Wolken verschwindend. In der Ferne das dumpfe Nollen von Eisenbahnzügen, gelegentlich ein leise herabraschelnder dürrer Zweig, der verhaltene Ruf eines Nachtvogels, das Anschlägen eines Hundes im Dorf. Eine Stunde war schon vergangen. Vielleicht war alles falscher Alarm, hatte sich der Alte geirrt oder die Ausführung war aufgeschoben worden. War es nicht eben gewesen, als ob ein Wagen in der Nähe fuhr? Nein, eine Täuschung, alles still! — Doch halt, da nahten doch leise Schritte? Zwei, drei dunkle Gestalten schlichen hinter den Bäumen der zum Schloßeingang sührenden Kastanienallee und wandten sich der Rückseite des Schlosses zu, an der sich für Edelobst ein hohes Spalier hinzog, das ein Eindringen in die Fenster des oberen Stockwerkes ohne Schwierigkeiten ermöglichte. Dort hielt der Inspektor mit den Knechten Wache. Plötzlich ein Schuß aus einem Karabiner, gleich ein zweiter. „Zu früh, diese Esel," fluchte der Ostafrikaner, und ließ die Pfeife gellen. Gestalten stürzten davon, Schüsse krachten, Hunde heulten, „schnell nach, wir kriegen sie noch," hörte man den Inspektor rufen. Werner schloß sich den Verfolgenden an, einen Pfad durch den Park einschlagend. Plötzlich tauchte eine fliehende Gestalt, die sich hier herangeschlichen haben mußte, vor ihm auf. „Halt ich schieße!" Werner stürzte mit erhobenem Revolver dem Fliehenden nach. Dessen Mantel verfing sich in einem Gebüsch, Werner erreichte und packte den Flüchtling, der sich umwandte. „Hier herbei, wir haben einen!" Werners Ruf hallte durch die Nacht; des Ostafrikaners nahe Stimme ant wortete. Der Ergriffene wollte sich losreißen, es gelang ihm nicht. „Ich ergebe mich," sagte er keuchend. „Wider stand ist nutzlos!" — Werner ließ mit seinem Griff nach, das genügte, daß der Verbrecher seinen Revolver abdrückte, ein-, zweimal. Werner taumelte, das Blut rann ihm aus einer Hals wunde — Clemens Trapp hielt ihn auf und ließ ihn lang sam niedersinken.