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DüsLebenünWorl 4924 ^e Schriftleiter: Paul Lindenberg 4924 L>er L>smsn / (Nn ^Nsmsn sus urr/errr ^TüAen v^n ^7su/ kNachdruck »erbott») (Schluß) Kurze Inhaltsangabe zu unserem bisher veröffentlichte» Romantcil. Renate, die zum Besuch bei Verwandten tn der Villenkoloni« Grunewald bei Berlin weil», ist Ikäl van einer GcflUschast beim Konsul Wulk deimuekommen. Lom ersten Schlaf umsanaen, schrickt ne durch ein GerLusch aus: ein Mann mit schwarzer Maske niihert sich ihrem Bett, sagt mit rerbaltener Stimme, daß sie nichts zu befürchten hatte, falls sie sich ruhig verhielte, und raubt ihre Schmuck- sacken, darunter alte wertvolle Familienstücke. — Zn Berlin anaekommen, um hier praktisch »Stig zu sein, macht der junge RegierungSbausührer Werner Heilders aus dem Bahnhol die Bekanmswast des Konsuls Wulk, dem er ge'Lllig sein kann. Werner führt zu feiner in der stillen Sopyienstraße eelegeuen Wohnung und lernt noch am selben Abend dal nächtliche Berlin kennen mit allerhand sragwiirdigen Gestalten; im Gegensatz Lazu in nächster Zeit das arbeitsame, emporftrebcnde Beilin mit fleißigen, tüchtigen Menschen, zu Lenen auchder Stubennachbar Werners, Ler ehemalige Ostaseikauer Siemens Trapp aehSrt, Ler Werner in die .Lcwenhöhle' einsüdrt, eine kleine Weinstube, in der sich stets am Sonntagabend ein enger Freundeskreis versammelt. Werner hat in seiner neuen Tätigkeit Erfolg, eine Heimftütten-Äolonie in Zehlendorf wird nach feinen Plänen auSgeführt, in feinen Mußestunden arbeitet er an einem Wettbewerbs-Entwurf, aber der Frühling macht sich auch bei ihm geltend und lockt ihn hinaus in« Freie. Sein Begleiter ist Clemen« Trapp, ein alter Ostafrikaner, und besten Braut Hede, die Tochter Jaromir Kolbs, der in der Rosenthaler Straße eine AnkauiSstelle für Gold, Sllber und Juwelen bat. Während Werner aus seinen Freund wartet, kann er eine jung« Dame von einem Zudringlichen befreien. Im selben Hause, in welchem sich jene Ankaussstelle befindet, Hal Hans Winter ein Jmpoit- und ErPoNgeschäst, -a« jedoch nur als Aushängeschild für allerhand Luntle Machenfchafien dient, einen Versteck bergend für geraubte Echmuckfachen usw. HanS Winter hat den Soh» Jaromir Kolbs vor dem Gefängnis lewadrt und dadurch Len Vater völlig in der Hand, den er zur Mittäterschaft seiner gefahrvollen Schliche zwingt, so sehr sich jener dagegen wehren mochte. An Lem obigen Abend macht ihn Han« Winter mit neuen Plänen bekannt, und zwar handelt cs sich um einen Einbruch in da« nahe Berlin gelegene Schloß des Herrn von Schöning. Denselben unheimlichem Einfluh wie ius den Vater übt Winter auf dessen ältere Tochter Hertha aus, die ibm in tiefer Liebe ergeben ist. — Werner Helldorf kommt endlich einer Einladung des Konsul« Wulk nach und besucht diesen in seiner vornehmen Grunewald-Villa, dort lernt er Gertie Praetcrlus kennen, dieselbe junge Dame, die ec vor d-r Auf dringlichkeit eines Frechlings bewahren konnte und Lie in letzter Zeit sein Innere« sehr beschäftigt hatte. Er findet sich bald darauf in der Ler Mutter Gertie« gehörenden Villa in Zehlendorf ein, ein freundliche« und friedliches Familien leben kennenlcrnend. mit leiser Vcr- Zärtlichkeit flüsterte Werner den Namen vor sich hin, .Gertie!" Wieviel sehnendes chens barg. „Gertie' VI. Helldorf saß am Schreibtisch, den er an geöffnete Fenster gerückt hatte, durch das die Juniluft hereindrang. Der Weiche Schein Lampe fiel auf eine Anzahl beschriebener Blätter, denn langaufgefcho- bene Brieffünden waren am heutigen Abend erledigt wor den und sollten noch erledigt werden. Jetzt lehnte sich Wer ner in den Stuhl zurück und schloß die Augen, wie um liebe Bilder festzuhalten, die den Lichtschimmer nicht ver- ' tragen hätten — von so zarter und schöner Anmut waren sie. Von ihnen, dem besten, was jetzt seine Gedankenwelt ausfüllte, konnte er den fer nen Freunden nichts berich ten, das war der nur ihni ge öffnete heilige Schrein, der das Bild des geliebten Mäd- langen lag in dem einen Wort! Aber durfte er hoffen, daß sich dieses Sehnen er füllte, daß er das teure Mäd chen einmal sein eigen nennen könnte fürs ganze Leben? — Daß sie ihn gern sah, dafür hatten ihm die letzten Wochen, in denen er des öfteren in der Zehlendorfer Villa der Professorin gewesen, manches k Zeichen gegeben — aber ob sie seine heiße, tiefe, hingebcnde x Liebe ebenso erwiderte? Sb sie ihni als geliebte Gefährtin Z in das eigene Heim folgen würde, zu dessen Gründung sich 8 gute Aussichten darboten, denn die Chefs der großen Bau- 8 firma, in der Werner tätig war, waren mit seinen Leistun- 3 gen so zufrieden, daß sic ihn unter sehr günstigen Bedin- gungen dauernd fesseln wollten, und vom Rhein her hatte I er erfahren, daß sein Nathaus-Entwurf die größte Aussicht tz hatte, deu ersten Preis zu erhalten. Die Zukunft, mit will- kommenen Aufgaben ernster Arbeit, lächelte ihm freundlich o entgegen — würde ihm aber der Stern aufgehen, der diese Zukunft mit goldenem, glückbringendem Glanz erfüllte? Ein Klopfen an die Tür riß Werner aus seinen Ge- danken, und auf sein „Herein" trat der weißhaarige Alte in das Zimmer, mit dem er am ersten Abend seines Ber liner Eintreffens eine Be gegnung gehabt und mit dem er bei gelegentlichem Zu- fammentreffen einige freund liche Worte gewechselt hatte. Es mußte ein besonderer Grund sein, daß der „Harf- ner", der sich sonst um nie- manden der „großen Jungen" Frau Kopjehans kümmerte, ihn aufsuchte. Werner hatte ihm die Hand gereicht und ihm einen Sessel hingerückt, auf den sich der Alte, der sichtlich ermattet war, niederließ. „Wo ist denn Ihr treuer Begleiter yeute, Ihr.Freund', der kluge Pudel?" fragte Werner. „Er liegt oben, ver wundet," kam die grollende Antwort. „Ein Rohling hat ihn dieser Tage niedergeschla gen, ich will's ihni hcim- zahlcn," und er erhob drohend die Faust. „Hören Sie schnell — es ist nicht viel Zeit zu verlieren! Vorgestern abend spät hatte ich mich mit .Freund' müde auf der Schwelle des Hauses, in dem Herr Kolb sein Ge schäft hat, aber am zweiten Eingang, hingesetzt. Die Tür wird von innen leise geöffnet, .Freund' bellt aus, der Mann, der heraustritt, schlägt sofort mit seinem Stock auf .Freund' ein und verletzt ihn schwer. Diesen Mann sah ich vorhin wieder, drüben auf dem Kirchhof; er traf mit zwei juugeu Burschen von bösem Aussehen zusammen. Halunken, zu allem fähig. Die drei flüsterten leise, ich saß, wie ost, auf einem Baumstumpf, von Gebüsch um geben; ich konnte nicht alles verstehen, aber doch so viel daß cs sich um einen Einbruch iu Schloß Althoff handelt